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Abb. 1: Umschlag der 1961 erschienenen Erstausgabe von Katz und Maus. Die Grafik auf dem Umschlag stammt von Günter Grass selbst. – © Steidl Verlag, Göttingen 1993 (Erstausgabe bei Luchterhand Verlag: September 1961)

Unter einem Katz-und-Maus-Spiel lässt sich zweierlei verstehen. Zum einen ist es das Spiel des Starken mit dem Schwachen, des Jägers mit dem Gejagten. Der starke Jäger bleibt dem schwachen Gejagten auf den Fersen. Der Gejagte hat keine Möglichkeit, die Jagd durch einen Kampf zu beenden, auch an Geschwindigkeit ist ihm der Jäger weit voraus. Die Chancen der Maus sind daher gering und liegen in möglicher Begünstigung durch Situation oder Terrain. Aber auch das Tändeln der Katze mit der bereits gefangenen Maus ist das Spiel von Katze und Maus. So wie eine Katze die gerade gefangene Maus bisweilen nicht gleich tötet, sondern sie immer wieder scheinbar entkommen lässt, um sie dann, bevor sie weit genug gekommen ist, wieder einzufangen, ist die Situation Urbild für das Hinauszögern einer Entscheidung, die wegen der ungleichen Chancen von Anfang an kaum Zweifel an ihrem Ausgang lässt. Beiden Deutungen des Katz-und-Maus-Spiels ist eigen, dass es nur auf der Seite des Jägers im eigentlichen Sinne ein Spiel ist. Für die Katze geht es um einen Einsatz, den sie ständig vor Augen hat, für die Maus geht es um alles, ums Leben.

In der Literatur ist die Geschichte von Katze und Maus in der einen wie der anderen Ausprägung ein sehr Die Stoffgeschichte altes Thema. Bereits die antiken Sagen berichten von Menschen, die sich den Launen der Götter ausgeliefert fühlen, und Göttern, die mit den ihnen ausgelieferten Menschen spielen. Die christliche Passionsgeschichte verfügt ebenfalls über den Aspekt der Aussichtslosigkeit eines Verfolgten. Sie ist ein besonders wichtiger Bezugstext für Katz und Maus. Später findet sich das Thema des ungleichen Kräfteverhältnisses in verschiedenen Fabelsammlungen, stets mit Verweisfunktion auf menschliches Leben und Erleben. Ein später Höhepunkt dieser Linie ist die kurze Erzählung Kleine Fabel aus Franz Kafkas Nachlass. Auch mit dieser knappsten Form einer Fabel ist ein wichtiger Prätext zur Grass-Novelle gegeben. Mit dem Titel Katz und Maus nennt Günter Grass sowohl den allgemeinen Topos als auch die literarische Tradition, in der er steht.

Die Novelle Katz und Maus von Günter Grass, erschienen 1961 in der Nachfolge der schon damals sehr berühmten Blechtrommel, ist ein Werk, das sehr schnell sowohl begeisterte als auch heftig ablehnende Reaktionen hervorgerufen hat. Sorgfältige Beschäftigung mit feineren Strukturen des Werkes in der Folge ergab, dass mit Katz und Maus ein auf verschiedenen Ebenen aussagekräftiges Buch vorlag. Noch heute kommt es zur Entdeckung neuer Aspekte der Novelle. Sie ist damit einerseits ein sehr zugängliches Werk, das sich gut liest und eine nachvollziehbare Geschichte erzählt, andererseits aber eine Herausforderung an eine anspruchsvolle Interpretation im Detail. Grass zeigt sich hier nicht nur als außergewöhnlicher Erzähler, sondern auch als Grass als Strukturkünstler Strukturkünstler und Meister der kurzen Form.

Der Zum vorliegenden Lektüreschlüssel Lektüreschlüssel Katz und Maus ist keine in sich geschlossene Untersuchung der Novelle. Er will vielmehr den Zugang zu Form und Gehalt des Textes erschließen, indem er einerseits Zusatzinformationen zum Text liefert und ihn strukturieren hilft, zum anderen Deutungsvorschläge macht, die eine eigene Interpretation auf verschiedenen Ebenen erleichtert. Er beginnt mit einer Inhaltsangabe, eingeteilt nach der Abfolge der Kapitel. Darauf folgen kurze Darstellungen und Charakterisierungen der zentralen Figuren in der Novelle. Die sich anschließende Darstellung von Form und literarischer Technik zeigt Besonderheiten der formalen Struktur von Katz und Maus auf. Dort geht es vordringlich um den Novellencharakter des Werkes, aber auch um Möglichkeiten, das Werk zu gliedern und Schlüsselstellen aufzufinden. Das Kapitel 5 »Quellen und Kontexte« bietet Ansätze zu einer Einordnung des Werkes in die Stoffgeschichte und in sein literarisches wie geschichtliches Umfeld. Das Kapitel 6, »Interpretationsansätze«, bietet mehrere mögliche Zugänge zu einer Gesamtdeutung des Werkes an. Zwar hängen die einzelnen behandelten Aspekte miteinander zusammen, können aber getrennt voneinander verfolgt werden. Der nachfolgende Abschnitt »Autor und Zeit« erweitert den Informationshorizont und hilft, den Text sowohl dem Autor als auch dessen Gesamtwerk in seiner Zeit zuzuordnen. Daran schließt sich eine kürzere Darstellung der Reaktionen an, die die Novelle in der Öffentlichkeit hervorgerufen hat. Mit den Wort- und Sacherläuterungen endet der vornehmlich referierende Teil. Die sich anschließenden »Prüfungsaufgaben mit Lösungshinweisen« bieten einerseits Übungsmöglichkeiten typischer Prüfungsformate mit Lösungshilfen, andererseits formulieren sie Fragen zu vielen von den in diesem Band behandelten Aspekten des Werkes. Hier kann zum einen überprüft werden, wie erfolgreich die Lektüre gewesen ist, zum anderen versuchen einige der Fragen, das Leserinteresse auf Ungeklärtes in der Novelle zu lenken und so zur weiteren Beschäftigung mit einem reichhaltigen Text anzuregen. Anschließend finden sich einige Lektüretipps, die es ermöglichen, sich weitergehend und vertiefend über Katz und Maus sowie über Grass und sein Werk zu informieren. Abschließend sind einige der in dem Bändchen verwendeten Fachbegriffe angeführt und erklärt.

Katz und Maus von Günter Grass: Reclam Lektüreschlüssel XL

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