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Der rosa Riese

Wolfgang Schmidt, geboren in Lehnin und aufgewachsen in einem kleinen Dorf nahe bei Beelitz im Land Brandenburg, ist ein verurteilter Totschläger und Mörder. Man darf seinen Namen gewiss nennen, denn er ist durch seine Taten eine relative Person der Zeitgeschichte geworden. Ohnehin dürfte der Allerweltsname Schmidt bei der Mehrzahl der Menschen in Deutschland kaum im Gedächtnis verhakt sein. Eher wohl sind ihnen zwei Pseudonyme geläufig: der »Rosa Riese« und die »Bestie von Beelitz«. Die Medien, allen voran die Boulevardpresse, haben sie geprägt. Wolfgang Schmidt hat im Zeitraum von knapp zwei Jahren sechs Menschen getötet und drei weitere schwer verletzt. Es war Glück, dass diese bei den Angriffen des Serienmörders mit dem Leben davonkamen.

Den Beinamen »Rosa Riese« kann man durchaus als zutreffend bezeichnen, zum einen ob seiner Körpergröße von über 1,90 Metern und zum anderen wegen der Fetische, die er an den Tatorten hinterlassen hat: Damenwäsche, Höschen, Unterröcke, Büstenhalter, vorzugsweise in der Farbe Rosa und um seine Opfer drapiert. Doch sollte man von »Bestie«, einem Barbar, Scheusal, Unmensch, Bluthund reden? Und davon, dass nur die Todesstrafe, ein »Aufhängen« oder »Kopf kürzer«, als gerechte Strafe in Frage käme und dass die Verlobte das Baby unter ihrem Herzen, gezeugt von der »Bestie«, abtreiben müsse? Das jedenfalls fordern aufgebrachte Teile der Bevölkerung. Ein renommierter Psychiater der Freien Universität Berlin kam nach eingehender Untersuchung von Wolfgang Schmidt zu dem Schluss, dass der Mörder trotz auffälliger Persönlichkeitsstörungen strafrechtlich für seine Taten verantwortlich ist. Allerdings sei aus psychiatrisch-psychologischer Sicht eine erhebliche Verminderung der Schuldfähigkeit anzunehmen.

Was aber hat Wolfgang Schmidt zur »Bestie«, zum »Rosa Riesen« gemacht? Wären seine Verbrechen in diesem kaum zu ertragenden Ausmaß zu verhindern gewesen?

Vielleicht. Vielleicht nicht. Die Antwort ist spekulativ. Bezüglich des Ausmaßes der Verbrechen wären sie es jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit gewesen.

Die mörderischen Taten begannen im Oktober 1989, und sie endeten am 1. August 1991. Gesellschaftliche Strukturen in der DDR zerbröselten, auch die bei Polizei und Justiz. Spuren, die spätestens nach dem zweiten Mord auf ein gleiches Tatmuster hinwiesen, wurden nicht erkannt. So war es letztlich »Kommissar Zufall«, der zur Ergreifung des »Rosa Riesen« führte. Doch schon viel früher deutete manches auf Abnormes in der Entwicklung des Wolfgang Schmidt hin.

Am 5. Oktober 1966 meldet Säugling Wolfgang in Lehnin mit einem Schrei sein Erdendasein an. Später wird die Familie in dem kleinen Dorf Rädel in der Nähe von Beelitz im DDR-Bezirk Potsdam sesshaft. Es ist beschaulich in dieser Gegend, in der es viele Wiesen, Wälder und Seen gibt und kleine Orte, wie eben Rädel einer ist. Drei Jahre nach ihm wird sein Bruder Jürgen geboren. Danach kommt ein weiteres Kind zur Welt. Wie alt seine Mutter bei seiner Geburt war, weiß er nicht. »Solche Daten behalte ich selten im Kopf«, sagt er nach seiner Verhaftung dem Psychiater.

Der Familie geht es gut in ihrem Zuhause. Dass Mutter und Vater Arbeit haben, ist in der DDR nahezu selbstverständlich. Die Mutter ist Reinemachfrau in einem Kinderheim, der Vater Traktorist in der Landwirtschaft. Nach Feierabend ist zu Hause viel zu erledigen, zumal noch ein Garten zu bewirtschaften ist und Tiere zu versorgen sind. Mit Obst, Gemüse und den Kaninchen kann man gut verdienen, wenn man alles an den Handel veräußert. Erst recht, wenn man als Kleintierhalter Kaninchen »hinten« teuer verkauft und »vorn« an der Ladentheke für das geschlachtete Tierchen nur die Hälfte bezahlen muss. Das Geld für das abgelieferte Kaninchenfell gar nicht mitgerechnet.

Wolfgang muss als Ältester der drei Geschwister mitarbeiten, um die Nebenwirtschaft am Laufen zu erhalten. Die Mutter führt das Regime, und das ist streng. Bruder Jürgen hat es besser. Er ist kränklich und wird von Mutti eher mit »Samthandschuhen« angefasst als mit Schlägen, die Wolfgang kassiert, wenn er nicht spurt wie gewünscht. Während die Dorfkinder am See, auf Wiesen und Wäldern herumtollen, baden oder Höhlen bauen, baut Wolfgang Gemüse an, jätet Unkraut, gräbt Beete um. Mehr und mehr fühlt er sich isoliert von Gleichaltrigen. Er ist es auch. Darf er in der Sommerhitze doch einmal baden gehen, dann höchstens eine halbe Stunde. Mit Klassenkameradinnen und -kameraden gibt es kaum Kontakt. Wie auch. Will er mit Gleichaltrigen mitreden, rümpfen diese nur die Nasen. »Ach Schmidt, du hast doch sowieso keine Ahnung, du darfst ja kein Fernsehen gucken.« Nach dem »Sandmann« geht es für Wolfgang ins Bett, auch dann noch, als er dem Sandmännchen-Alter längst entwachsen ist. Es hagelt bei kleinsten Vergehen Stubenarreste; manchmal zwei Tage oder drei, zuweilen eine Woche oder gar zwei Wochen. »Das hat weh getan«, gibt er beim Psychiater zu. »Der Vater wollte keinen Streit, wollte Ruhe haben, wollte die Mutter nicht verlieren«, beschreibt er das häusliche Milieu. Und Unterstützung gab es schon gar nicht, auch nicht bei Angriffen von Klassenkameraden. »Wenn se dir verprügeln wollen, dann lass dir eben verhauen, aber komm nach Hause und erzähl das. Nicht dass de zurückschlägst«, so die Ansage des Vaters.

Der Junge fühlt sich einsam. Dann entdeckt er etwas, was ihn zunächst nur neugierig macht, dann mehr und mehr anzieht, ihn befriedigt: den Kleiderschrank seiner Mutter. Er sieht und fühlt deren Unterwäsche, die Schlüpfer, Unterröcke, Büstenhalter. Der Kleiderschrank lockt ihn an, vor allem aber diese Wäsche, die er angezogen bei seiner Mutter kaum gesehen hat. Sieben Jahre alt ist er da, oder auch acht, so genau weiß er es nicht mehr. Irgendwann lässt er alle Kleidung von sich abfallen, steht nackt da und zieht das Verbotene von der Mutter an, das Höschen, den Unterrock, den BH, der natürlich an seinem dürren Oberkörper schlaff herumhängt. Sexuelles spielt in dem Alter noch keine Rolle. Es passiert anderes. Er »strullt ein«, wie er es ausdrückt, und auch sein Darm entleert sich. Ein »wahnsinniges Gefühl« hat er dabei, sagt er dem Gutachter. »Ich habe mich richtig wohlgefühlt.« Später, bei der Erörterung der Taten mit dem Psychiater, wird dieses »wahnsinnige Gefühl« immer wieder eine Rolle spielen.

Er kann sich der magischen Anziehungskraft des Wäscheschranks im Schlafzimmer seiner Eltern nicht erwehren. Oft kann er sich das Begehrte nur anschauen, schließlich weiß die Mutter, was sie an Unterwäsche besitzt. Doch richtig befriedigt ist er erst, wenn er darin »einstrullen« und einkoten kann. Dann muss er die Intimwäsche verstecken. Er tut es in der Scheune.

Es kommt, was nicht ausbleiben kann. Die Scheune wird zu seiner Intimfalle, als er wieder einmal in Mutters Wäsche flaniert. Sie erwischt ihren Jungen, der zehn Jahre und noch immer Bettnässer ist, in ihrem Schlüpfer und dem BH, der an seiner Brust schlackert.

Das Donnerwetter der Mutter ist wortgewaltig. Natürlich setzt es auch Schläge. Dieser Schmerz vergeht. Ein anderer, viel schlimmerer Schmerz, der der Erniedrigung, nicht. Der Knabe wird hochnotpeinlich verhört. Beschämend ist, dass andere, fremde Leute, davon erfahren. Nicht auszuhalten für Wolfgang ist, dass er keinen Zugang mehr hat zu den Fetischen, die ihn so sehr befriedigen.

Die Mutter geht mit ihrem Sohn zum Arzt, weil der immer noch ins Bett pullert und auch in die Hose. Sie hat Angst, dass er krank ist. Der Mediziner aber wiegelt ab. Das sei noch normal in dem Kindesalter, dieses Einnässen. Ob er etwas von dem abartigen, fetischhaften Drang des Jungen nach Frauenwäsche erfahren hat? Wohl kaum. Die Mutter mag davon ausgegangen sein, dass ihr Junge ablässt von dieser Lust, wenn sie ihren Wäscheschrank und damit den Zugang zur Intimwäsche verschließt.

Das Gegenteil ist der Fall. »Im Laufe der Zeit hat sich das alles noch gesteigert«, wird Schmidt später gestehen, vor allem mit der einsetzenden Pubertät. Davon bekommt aber niemand etwas mit, auch nicht die Mutter. Er wechselt auf die Schule in Lehnin, die er mit siebzehn Jahren erfolgreich abschließt, wie später auch seine Maschinisten-Lehre im Stahl- und Walzwerk Brandenburg.

Er ist zurückhaltend, hat noch keine Freundin, besucht zum ersten Mal mit achtzehn Jahren eine Disko. Dann lernt er doch ein Mädchen kennen. An einem der vielen Seen in der Umgebung trifft er Moni. Sie ist dreizehn und damit fünf Jahre jünger als Wolfgang. Es ist eher eine platonische Liebe, die sich nur langsam entwickelt: Händchen halten, schmusen, Küsschen, mehr zunächst nicht. Er hat natürlich sexuelle Gelüste, und er hat dennoch seine sexuelle Befriedigung. Die Fetische von Frauen.

Im Wäscheschrank der Mutter sind die Objekte der Begehrlichkeit eingeschlossen. Doch es gibt sie. Sie sind woanders zu finden. Auf Müllkippen.

Die gibt es zuhauf in der DDR, vor allem in den Dörfern, aber auch an den Rändern kleinerer und größerer Städte. Keine Mülldeponien, wie man sie heute kennt, sondern aufgeschüttete Berge, meistens illegal, aber beliebt: als Orte billiger Entsorgung von Trödel, den die einen nicht mehr brauchen und loswerden wollen und den andere durchforsten auf der Suche nach Nutzbarem für den eigenen Bedarf oder den Verkauf.

Hier, auf diesen »Müllkuten«, wie es Schmidt ausdrückt, sucht er, was ihm daheim verwehrt wird. Auf solch einer Kutte entdeckt er eines Tages einen prall gefüllten Sack. Als er ihn öffnet, quillt Damenwäsche heraus. Fortan wecken Müllhalden Begehrlichkeiten und erfüllen sie. Denn er findet, was er sucht. Vor allem solcherart Damenwäsche, die Frauen direkt auf der Haut tragen, interessiert ihn. Diese zieht er an. Die Büstenhalter füllt er wegen fehlender Oberweite mit allerlei Material zu Busen auf, zieht sich Höschen und Unterröcke an, nachdem er sich seiner Männerbekleidung entledigt hat, flaniert mit Röcken darüber herum, »strullt« in die Höschen und bekotet diese. In dieser Verkleidung erlebt der Heranwachsende den Samenerguss eines Jünglings, der vom Knaben zum Manne heranreift. Immer weiter zieht er seine Kreise, legt vielerorts Depots an mit Frauenwäsche und Damenkleidung: mehr und immer mehr.

Der »Rosa Riese« ist geboren.

Noch einmal gibt es eine Chance, dem Unheil Einhalt gebieten zu können. Über berufliche Umwege zur Bereitschaftspolizei gelangt, weil ihm »Recht und Ordnung schon immer am Herzen gelegen« hätten, sieht er dort seine Zukunft. Doch es kommt zu einem Vorfall, den die Staatsmacht nicht tolerieren kann. Die Schmidt-Kameraden in Uniform planen zum hundertsten Geburtstag von Adolf Hitler am 20. April 1989 eine heimliche Feier, man kann auch sagen: ein Besäufnis. Doch was bleibt schon unentdeckt? Die Vorgesetzten erfahren von der Hitlerverehrung und handeln. Spinte werden nach Verdächtigem durchsucht, auch der von Schmidt. In einem Fach des schmalen Schrankes wird Damenwäsche gefunden. »Ich sammle die, seit ich klein bin. Ich bin aber nicht schwul«, erklärt er seinen Vorgesetzten. Die empfehlen ihm, einen Arzt aufzusuchen. Mehr nicht. Dann wird der Obermeister Schmidt in Unehren entlassen.

Der geschasste Polizist findet Arbeit im Walzwerk Brandenburg, seinem Lehrbetrieb, und zieht zu seiner Moni, die noch bei ihren Eltern in einem Nachbarort von Rädel wohnt. Fünf Jahre kennen sich die jungen Leute nun schon seit ihrer ersten romantischen Begegnung am Ufer eines Sees. Mehr als Händchen halten, Küsschen und Fummeln mit der Hand an Geschlechtsteilen ist bisher nicht passiert. Sie ist jetzt achtzehn, er dreiundzwanzig Jahre alt. Sie verloben sich und haben zum ersten Mal richtigen Sex. Sie probieren vieles aus, und es befriedigt beide. »Aus der Freundschaft ist eine wahnsinnige Liebe entstanden«, sagt er später dem psychiatrischen Gutachter. Moni überredet den Verlobten sogar, einmal einen ihrer String-Tangas anzuziehen. Erinnerungen an den kleinen Wolfgang in der Wäsche der Mutter ruft das bei ihm hervor. Nein, das will er nicht tun vor seinem Mädchen.

Er will anderes. Der »Rosa Riese« ist groß geworden. In ihm wird der Wunsch – bei aller »wahnsinnigen Liebe« zu Moni – unbeherrschbar, es auch mal mit einer anderen Frau zu machen. »Der Drang danach, jetzt det mit jemand anders noch durchzuführen, war zu groß«, sagt er später dem Psychiater. Der »Rosa Riese« ist nicht mehr aufzuhalten.

Tagelang durchstreift er Wälder rund um Beelitz. Geht seine Verlobte Moni aus dem Haus, macht sich der Mann auf zu Deponien, auf denen er nach weiblicher Reizwäsche sucht. Es gibt genug davon. Die Verstecke mit BHs, Unterhöschen, Unterkleidern, Röckchen wachsen an in Zahl und Umfang. Den Zwang, mehr und immer mehr zu sammeln, das Intime zu besitzen, es zu fühlen mit den Händen und es auf seiner nackten Männerhaut zu spüren, kann er nicht unterdrücken. Er zieht sie sich an, spaziert als Frau verkleidet um die Bäume, lässt seinen Exkrementen freien Lauf in die Schlüpfer, säubert sich, so gut es geht, im Wald mit dem, was die Natur dafür liefert, und ist oft spätabends daheim. Er fährt nahezu täglich mit dem Fahrrad oder dem Moped seiner Verlobten herum, nur aber nicht zur Arbeit. Mehrfach hat er inzwischen seine Arbeitsstelle verloren, doch was der Bummelant tagsüber draußen treibt, davon ahnen weder seine Verlobte noch die Eltern und angehenden Schwiegereltern noch die Chefs in den Betrieben, in denen er meist kurzfristige Anstellungen hat, etwas. Die Spirale des Abnormen dreht sich immer schneller Richtung Gewalt. Die Mordserie nimmt ihren schrecklichen Anfang.

Dienstag, 24. Oktober 1989.

Tat eins: Mord an Gisela Dörfler

Wolfgang Schmidt hat seit kurzem wieder Arbeit im Elektrostahlwerk Brandenburg. Er hat an diesem Tag Spätschicht. Die beginnt um 14 Uhr. In den Vormittagsstunden ist er wieder einmal mit dem Moped unterwegs. Er kennt sich in der Mülldeponie-Landschaft der Umgebung bestens aus. Wieder ist er dort fündig geworden, hat begehrte Kleidungsstücke eingesammelt. Gegen 11.30 Uhr ist er am Fuße des Götzer Berges eingetroffen, der sich in der Osthavelniederung gut hundert Meter über das flache Landschaftsschutzgebiet erhebt. Es drängt ihn, die aufgelesenen neuen Trophäen zu tragen. Bei seinem Herumstromern gelangt er an eine Bungalowsiedlung in Deetz, einer Gemeinde, die heute Ortsteil von Groß Kreutz und herrlich an der Havel gelegen ist. Schmidt erhofft sich, in den Bungalows weitere Damenwäsche zu finden. Er ist inzwischen süchtig danach.

Bereits im ersten Gartenhäuschen, in das er eingebrochen ist, hat er Glück und findet mehrere Schlüpfer. Mit einem Hammer bewaffnet, den er im Geräteraum der Laube gefunden hat, setzt er seine Suche ein Stück weiter entfernt im Bungalow der Familie Dörfler fort. Die Tür des Häuschens steht einladend offen. Der Dieb findet einen Bikini, Frauenunterwäsche und eine braune Ledereinkaufstasche, in der Zigaretten und 10 DDR-Mark stecken. Gisela Dörfler, die draußen mit dem Kopf nach unten und dem Hintern nach oben mit einer Hacke Beete bearbeitet, sieht er nicht. Dafür bemerkt die einundfünfzig Jahre alte Frau den Eindringling an der Rückfront des Grundstücks. Als Gisela Dörfler aus Angst, Empörung, Wut über den Einbruch am helllichten Tag ihr Entsetzen herausschreit, würgt sie der riesenhaft erscheinende Dieb, der blitzschnell bei ihr ist, mit beiden Händen. Das Opfer bekommt keine Luft mehr und sackt zu Boden. Schmidt registriert in einiger Entfernung einen hellen »Trabant Kombi«, den er zuvor dort nicht gesehen hat. Er schleift die leblos wirkende Frau in den Bungalow. Als diese drinnen im Sommerhäuschen wieder zur Besinnung kommt, schlägt er ihr mit dem mitgebrachten Hammer mehrfach auf den Kopf. Das Opfer überlebt diese Tortur nicht. Von seinem Vorhaben, Sex mit der Frau zu haben, rückt der Täter nicht ab. Er entkleidet den Unterleib der Toten, und als eine Erektion bei ihm ausbleibt, manipuliert er mit einer Kerze an ihr herum.

Schmidt will die Leiche in der Havel verschwinden lassen. Aus dem Schlafzimmer holt er eine gelbe Steppdecke, breitet diese auf dem Wohnzimmertisch aus, wickelt den Leichnam darin ein und verschnürt ihn wie ein Paket mit einem Draht und dem Gürtel eines Bademantels. Die »Entsorgung« der Toten misslingt. Der Fahrer des »Trabant«, der in einer Entfernung von fünfundzwanzig Metern geahnt haben mag, dass in der Nachbarschaft etwas nicht stimme, nähert sich dem Dörfler-Grundstück. Wolfgang Schmidt hastet davon und fährt mit dem Moped in Richtung Götzer Berg. Dort säubert er sich, legt die Damensachen ab, zieht seine eigene Kleidung an und fährt zum Elektrostahlwerk Brandenburg. Er tritt mit einer Stunde Verspätung seine Spätschicht an.

Donnerstag, 24. Mai 1990.

Tat zwei: Totschlag an Monika Neufeld

Es ist »Männertag«, Wolfgang Schmidt hat sich, kostümiert mit einem Schlafanzug, mit Freunden zu einer Fahrradtour verabredet. Ob die Kumpel zu zeitig am Treffpunkt sind oder er zu spät eintrifft, lässt sich späterhin nicht mehr feststellen. Auf jeden Fall steht Schmidt einsam und verlassen da. Er beschließt, sich allein einen schönen Tag zu machen – auf einer Mülldeponie, wo sonst, und der Suche nach zarter Unterwäsche.

Er radelt nach Ferch. Er will den öffentlichen Weg benutzen, doch der Bauwagen, der an der Seite des Weges am Rande der Müllkutte steht, ist besetzt. Dort wohnt Monika Neufeld. Er macht kehrt und fährt auf einem Schleichweg zurück an den Ort der Begehrlichkeit. Wieder wird er bei der Suche gestört. Aus Richtung des Bauwagens vernimmt er Schreie, Schläge und Geräusche von splitterndem Holz. Neugier treibt ihn in Richtung Bauwagen, der in der Tat lädiert aussieht. Als er die Tür der primitiven Behausung öffnet, sieht er darin die ihm unbekannte Monika Neufeld sitzen. Sie scheint, vorsichtig ausgedrückt, nicht mehr ganz nüchtern zu sein. Für die Beschädigungen an ihrem Holzgefährt macht sie den in dieser Beziehung Unschuldigen als Schuldigen aus und droht mit der Polizei. Die Frau lässt sich durch nichts beruhigen, zetert wieder und immer wieder in zunehmender Lautstärke. Verbal ist sie von Schmidt trotz dessen Bemühungen nicht zu beruhigen. »Um ihre Stimme zu mildern«, wie er später sagt, schlingt er seinen rechten Arm um den Hals der Tobenden, fest, aber nicht zu fest. Monika Neufeld kann sich losreißen und flüchtet Richtung Deponie-Ausgang. Schmidt holt sie ein, schlingt ein Elektrokabel, das er sich aus dem Müll gegriffen hat, um den Hals der Frau und zieht zu. Leblos sackt die Überfallene auf den Boden. Er schleift die inzwischen Tote an den Händen über die Deponie bis zu einer Böschung, wo er sie auf einer ausrangierten Campingliege ablegt. Dann geht er auf die Suche nach Frauenwäsche. Nur eine halbe Stunde braucht er, dann hat er genug eingesammelt. Schmidt kehrt zu Monika Neufeld zurück, steigt aus seiner Männertagkostümierung, dem Schlafanzug, in die eingesammelte Unterwäsche, entblößt die Brust der toten Frau und führt mit ihr den Geschlechtsverkehr bis zum Samenerguss durch. Schließlich drapiert er die Damenwäsche um die Leiche.

Montag, 9. Juli 1990.

Tat drei: Versuchter Mord an Erna Stricker

Wieder ist es ein Tag, an dem es Wolfgang Schmidt hin-

auszieht zu seinen Lieblingsorten. Zeit hat er, denn ihm ist wieder einmal gekündigt worden. Gegen

11 Uhr erreicht er die Deponie in Wust. Er sucht die von ihm so verehrte weibliche Kleidung und nach Katalogen, in denen schöne Frauen in herrlichen Dessous abgebildet sind. Zur gleichen Zeit klappert die achtundfünfzigjährige Erna Stricker den Müllberg auf der Suche nach Brauchbarem ab. Schmidt, der durch die ergatterte Intimbekleidung sofort sexuell stimuliert ist, will seine Begierde mit der Frau »teilen«, wie er es empfindet. Er träumt von Geschlechts- und Analverkehr, wobei auch gegenseitiges Urinieren und Bekoten in seiner Gedankenwelt rumoren. Der von dieser Vorstellung Besessene nähert sich von hinten der Frau, umschlingt mit dem rechten Arm deren Hals und drückt zu. Sein Opfer kämpft mit Entschlossenheit ums Leben, schreit und wehrt sich mit allen Kräften. Der Kampf ist ungleich. Schmidt klappt sein Taschenmesser auf, sticht der Frau in den Hals und in die Brust und reißt sie nieder. Vom Boden ergreift er einen etwa eineinhalb Meter langen Holzpfahl und schlägt der wehrlosen Frau mehrfach auf den Kopf und zerrt sie in ein angrenzendes Waldstück. Er geht davon aus, dass Erna Stricker tot ist. Ein näher kommendes Motorengeräusch fährt ihm in die Glieder. Aus Angst vor Entdeckung stapelt er Bretter über das Opfer. Um die Frau kümmert er sich nicht, wohl aber um die Wäschestücke, die er zuvor erobert hatte. Er kann nicht anders, sondern muss sich die Kleidung anziehen, was ihn sexuell derart erregt, dass er auf Umwegen zu Erna Stricker zurückkehrt. Als er Personen sieht, die sich um die Frau kümmern, und dann auch noch die Sirene eines Fahrzeugs ertönt, verlässt Schmidt in panischer Angst vor Entdeckung den Ort des Verbrechens.

Erna Stricker wird auf die Intensivstation des Bezirkskrankenhauses gebracht. Sie überlebt.

Drei schwere Verbrechen aus sexuellen Motiven innerhalb eines Dreivierteljahrs in einer begrenzten Region –

doch Zusammenhänge werden von den Ermittlern noch immer nicht erkannt. Wie überall nach der Wende in der DDR sind auch bei Justiz und Polizei gut funktionierende Strukturen zerbrochen und neue sind erst im Aufbau.

So tickt die Zeitbombe ungestört weiter. Wolfgang Schmidt hat regelmäßig Sex mit seiner Verlobten, die beiden jungen Leute sind dabei durchaus experimentierfreudig. Doch innerlich befriedigt ist der Mann nicht. Seine Phantasievorstellungen werden nicht erfüllt. Beim psychiatrischen Gutachter bekennt er später: »Der Drang, es endlich zu einer Erfüllung zu bringen, der wurde immer größer und immer stärker, deswegen denn ooch die Zeiten zwischendurch immer kürzer. Ick hab det ja manchmal kaum vierundzwanzig Stunden zu Hause ausgehalten.«

Ist seine Verlobte Moni aus dem Haus und auf Arbeit, schwingt sich der »Rosa Riese« aufs Fahrrad oder Moped. Es drängt ihn in den Wald zu seinen Wäschedepots, auf Müllkippen, um die Sammlung seiner »Schätze« zu vergrößern. »Je mehr Wäsche, wie ick gefunden habe, desto größer waren manchmal ooch die Gefühle«, gibt Schmidt zu. Er legt seine Männerkleidung ab und schlüpft in die von ihm geliebte Frauengarderobe. Darin geht er stundenlang spazieren und lebt in seiner anderen, emotional transvestitisch geprägten Welt. Er ist vorsichtig, sucht nie ein zweites Mal die Orte seiner Taten auf.

Mittwoch, 13. März 1991.

Tat vier: Mord an Ilse Förster

Der »Rosa Riese« ist wieder unterwegs. Kurz hinter Borkheide, einer Gemeinde zwischen den Städten Beelitz und Bad Belzig gelegen, biegt er mit seinem Moped in einen Waldweg ein. In der Waldschonung ist er ungestört. In Slip, ausgestopftem BH, rosa Rock und einer Bluse fühlt er sich wohl. Es kribbelt, pornografische Bilder formen sich im Geist. Sein Glied ist steif, die Erektion lässt nicht nach. Er wünscht sich eine Frau, mit der er den Sexualtrieb befriedigen kann. Gegen 17.30 Uhr läuft ihm die vierunddreißig Jahre alte Ilse Förster über den Weg, die bei einer Freundin zu Besuch war und nun nach Hause will. Er fällt über sie her, würgt die sich heftig wehrende Frau und rammt ihr sein mitgebrachtes Fahrtenmesser mehrfach in Hals und Körper. Die junge Frau verblutet. An den Fußgelenken zerrt er das Opfer zehn bis fünfzehn Meter weit in eine angrenzende Kiefernschonung, entkleidet es und zieht ihm ein blaues Bikinioberteil an. Dann vergeht er sich an der Toten anal und oral. Derart sexuell befriedigt, durchsucht er anschließend den Beutel von Ilse Förster und entwendet aus dem Portemonnaie 10 Mark. Er deckt das Opfer mit Gras und Moos ab. Dessen Bekleidungsstücke und auch die von ihm getragene Intimwäsche sowie den Damenrock legt er wie ein Ritual um die Leiche. Er schlüpft in seine eigene Bekleidung und fährt nach Hause zu seiner Moni.

Auch dieser Mord wird von der Polizei als Einzeltat behandelt. Die Bevölkerung ist aufgeschreckt. Mädchen und Frauen trauen sich kaum noch in die Wälder oder in verlassene Gegenden. Dem »Rosa Riesen« bleibt das nicht verborgen. Ihm fällt es immer schwerer, Opfer zu finden, mit denen er seine gefährlichen sexuellen Veranlagungen ausleben kann. Doch es gelingt ihm immer noch.

Freitag, 22. März 1991.

Tat fünf: Mord an Irina Maschenkowa und

Igor Maschenkow

Nur eine reichliche Woche nach dem Mord an Ilse Förster führt der Zwang, seine schier nicht zu befriedigende sexuelle Gier, den »Rosa Riesen« in einen Wald südwestlich der Ortschaft Beelitz-Heilstätten. Dort trifft er auf Irina Maschenkowa, die mit dem Kinderwagen unterwegs ist, in dem Igor, ihr drei Monate alter Säugling, satt und zufrieden in der erfrischenden Waldluft schläft. Sie ist Russin, ihr Mann dient bei der russischen Armee, die noch nicht vollständig vom Territorium im Osten Deutschlands abgezogen ist.

Der »Rosa Riese« ist, natürlich wieder als »sexy Frau«, auf das Äußerste erregt. Irina hat gegen den Mann, der ihr an Kraft und Körperbau gewaltig überlegen ist, keine Chance. Ehe sie die Gefahr auch nur erahnen kann, umfassen seine kräftigen Hände ihren Hals und drücken zu. Irina wehrt sich verzweifelt. Da dem Mann die »Hände schmerzten«, wie er später zugab, nutzt er einen mitgebrachten Büstenhalter zum Strangulieren und zieht ihn so lange zu, bis die Frau und Mutter tot zu Boden fällt. Igor wird durch den Kampf auf dem Waldweg aus dem Schlaf gerissen und tut das, was ein Säugling nur machen kann: Er schreit, was seine kleinen Lungen hergeben. Es sind Schreie, die für das Baby den Tod bedeuten. Der Mörder schiebt, aus Angst vor Entdeckung, den Kinderwagen ein paar Meter weiter weg in eine Kiefernschonung, nimmt den Jungen heraus und wirft den winzig kleinen Knaben aus Schulterhöhe mit Wucht auf den Boden. Dort trifft das kleine Köpfchen auf einen Baumstamm. Die Schreie verstummen sofort. Schmidt will das später nicht zugeben, sagt, dass der Säugling aus dem umgestürzten Kinderwagen gefallen sei. Das Brandenburgische Landesinstitut für Rechtsmedizin nennt im Ergebnis der Obduktion eine »massive stumpfe Gewalteinwirkung auf den Schädel mit schwerem geschlossenem Schädelhirntrauma« als Todesursache.

Zur Besinnung hat das Geschehene den Täter nicht gebracht. Er befriedigt sich an der toten Irina Maschenkowa, deckt die Leiche mit Kiefernzweigen ab und fährt nach Hause.

Einen Tag nach dem Verschwinden von Irina Maschenkowa und Baby Igor startet ein Trupp russischer Soldaten eine Suchaktion. Sie entdecken die Leichen der Gesuchten. Der Kinderwagen, der sich fünfzig Meter neben dem Waldweg befindet, ist umgestürzt. Drei Meter davon entfernt liegt der kleine Junge. Zehn Meter davor finden die Soldaten die mit gefällten Kiefern bedeckte Leiche der Frau. Deren Oberbekleidung ist aufgerissen, der Unterkörper ist nackt.

Freitag, 5. April 1991, 17.30 Uhr.

Tat sechs: Versuchter Mord an Sandra Kurzweg

und Sandra Wichert

Die Spirale der Gewalt und des Todes dreht sich inzwischen rasend schnell. Nach dem Doppelmord an Irina Maschenkowa und ihrem kleinen Igor ist Wolfgang Schmidt wieder unterwegs. Am Vormittag hat er sich bei verschiedenen Betrieben im Industriegebiet in Potsdam und in Drewitz erfolglos um Arbeit beworben. Zu Fuß macht er sich in Richtung Sputendorf, einem Ortsteil von Stahnsdorf, auf den Weg. Auf verschiedenen Müllkippen ist er fündig geworden. Wäschestücke und Kataloge mit bunten Bildern von Frauen in Dessous sind seine Ausbeute, die er – gut in Säcke verpackt – in eine Kiefernschonung schleppt, wo er sich ein neues »Lager« einrichtet.

Im Anschluss an die »schwere Arbeit« will er sich Erleichterung und Genuss verschaffen. Er entkleidet sich und zieht die neu »erworbenen« Kleidungsstücke über, die er zuvor mit seinen Exkrementen besudelt hat: einen BH, einen Damenslip, eine lilafarbene Jogginghose, einen Pullover und eine Kittelschürze, in deren Tasche er ein Küchenmesser steckt. So bekleidet und sexuell hoch erregt, durchforstet er das Unterholz. Nun ist Wolfgang Schmidt wieder der »Rosa Riese«, der sich schon lange wünscht, mal mit zwei Frauen Gruppensex zu haben.

Und er handelt so. Es ist 17.45 Uhr, als er weibliche Stimmen vernimmt. Es sind die von Sandra Kurzweg und Sandra Wichert. Die zwölfjährigen Mädchen wollen sich ein totes Reh ansehen, das dort in der Nähe liegen soll. Dazu kommt es nicht. Der als Frau verkleidete Täter stürmt aus dem Unterholz und stürzt sich auf sie. Er holt sofort das Küchenmesser aus der Kittelschürze und rammt es Sandra Kurzweg in den Bauch. Das Mädchen ist allerdings zu flink für den Mann. Es kann sich aus der Umklammerung befreien und entkommt in Richtung der Rieselfelder, in denen Abwasser versprüht werden und wo es mächtig stinkt. Auch Sandra Wichert wehrt sich heftig gegen den »Räuber«, der sie von hinten würgt und ihr mit dem Messer in den Bauch und in die Brust sticht. Dennoch kann auch sie entfliehen, weil der »Rosa Riese« plötzlich von ihr ablässt. Er hat erkannt, dass er diesmal sein perverses Verlangen nicht erreichen kann, und nimmt Reißaus in dichte Kiefernschonungen.

Freitag, 5. April 1991, 21.45 Uhr.

Tat sieben: Mord an Margarete Schneller

Nach der Flucht der beiden Mädchen, die für den Täter ein Desaster mit allerhöchster Gefahr ist, irrt der »Rosa Riese« durch den Wald, den er bei Rehbrücke verlässt. Vom dortigen Bahnhof aus fährt er mit dem Zug nach Beelitz-Heilstätten. Dann macht er sich mangels eines direkten Anschlusses zu Fuß auf den Weg zum Wohnort seiner Verlobten. Der führt ihn vorbei an einem in die Jahrzehnte gekommenen Einfamilienhaus. Das Anwesen sieht unbewohnt aus. Mit einem Brikett, das in der Gegend liegt, schlägt er im Erdgeschoss eine Scheibe ein und gelangt in die Küche. Bei der Suche in der unteren Etage entdeckt er im Wohnzimmer einen Schrank. Seine sexuelle Erregung ist noch immer nicht abgeklungen und steigert sich ins »Wahnsinnige«, als er im Schrank eine Damenunterhose und ein Mieder findet. Im Obergeschoss hängen auf einer Leine neben anderer Wäsche ein BH und ein Unterrock. Was für eine Beute! Als er das Haus verlassen will, vernimmt er Geräusche. Sie kommen von der sechsundsechzig Jahre alten Rentnerin Margarete Schneller, die in ihrem Schlafzimmer aufgeschreckt von dem Einbrecher auf ihrer Liege sitzt. Das Entsetzen der alten Frau steht auch Wolfgang Schmidt ins Gesicht geschrieben. Nach der Flucht der Mädchen soll es nicht noch eine weitere Zeugin geben. Schmidt würgt die alte Dame erst mit beiden Händen. Als die Kraft in seinen Fingern nicht ausreicht, erdrosselt er sein Opfer mit einem langärmeligen Unterhemd. Er schneidet das Nachthemd der Frau über der welken Brust auf, entkleidet sich, manipuliert nackend mit einer Kerze an seinem Opfer herum und erleichtert sich durch Geschlechtsverkehr mit der vermutlich schon toten alten Dame. Schmidt zieht seine Männerbekleidung an und lässt die von ihm getragene Unterwäsche und die manipulativ benutzte Kerze neben dem Leichnam zurück.

Nach diesem Verbrechen fahndet die Polizei, die endlich eine Sonderkommission gebildet hat, nach dem Serienmörder. Nach Angaben der beiden geflüchteten Mädchen wird ein Phantombild erstellt. Allerdings ist es, was die Haarlänge angeht, nicht korrekt. Wer wollte es den Kindern verdenken. Auch Schmidt sieht die Fotos, doch er ist sich sicher, dass er nicht der »Rosa Riese« sein kann, der so Schreckliches getan hat. In seiner Phantasie hätten die Frauen alle noch gelebt, alles auch mitgemacht bis zu seiner Erregung, wird er später dem Gutachter sagen.

Die öffentliche Fahndung zeigt Wirkung. Die Mordserie reißt ab. Zwar treibt sich der »Rosa Riese« – stets weiblich gekleidet – weiter in den Wäldern herum, doch Frauen, mit denen er seine abnormen sexuellen Vorlieben befriedigen kann, findet er nicht mehr. Keine Frau traut sich mehr in die Wälder um Beelitz.

Letztlich hilft »Kommissar Zufall«, den »Rosa Riesen« zu fassen. Am 1. August 1991 entdecken zwei Freizeitsportler, die durch den Wald joggen, einen Mann, der onaniert und dabei rosafarbene Frauenfetische trägt. Sie überwältigen ihn und bringen ihn zur Polizei.

Der »Rosa Riese« gesteht noch am Tag seiner Verhaftung die Taten.

Das Landgericht Potsdam verurteilt Wolfgang Schmidt im November 1992 wegen Mordes im Zustand verminderter Steuerungsfähigkeit zu fünfzehn Jahren Haft und weist ihn in eine geschlossene psychiatrische Anstalt, in den Maßregelvollzug, ein. Dort sitzt er noch immer.

Ihm wird später eine hormonelle Geschlechtsumwandlung und eine Namensänderung zugestanden.

Das Feuerdrama von Cottbus

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