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Über 2.000 wilde Ponys in Dublin

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Sie ziehen in kleinen Herden durch die Vororte oder sie kommen in abenteuerlichem Tempo über die Straßen galoppiert, stehen angepflockt auf einer schlammigen Wiese, grasen auf Grünstreifen, Schulhöfen und Sportplätzen – Dublins Ponys sind aus dem Stadtbild nicht mehr wegzudenken. Über 2.000 dieser struppigen Connemaras und Tinkers gibt es neuesten Schätzungen zufolge in Vororten wie Ballyfermot oder Palmerston. Sie sind gleichzeitig Statussymbol und Kuscheltier für die Jugendlichen, denen es so gut wie an allem fehlt: Bis zu 80% der Eltern sind arbeitslos, es gibt keine Ärzte, keine Kinos, keine Jugendklubs – und kaum Perspektiven für die Zukunft. „Unsere Pferde sind alles, was wir haben“, sagt ein Jugendlicher aus den Wohnblocks am Gallanstown Drive in Cherry Orchard, „sie geben unserem Leben Sinn.“ Und sein Freund ergänzt: „Ohne die Pferde hätten wir nichts zu tun. Dann würden wir nur rumhängen und Drogen nehmen oder trinken. Die Pferde halten uns davon ab, Ärger zu machen!“

Die Jugendlichen holen sich ihre Ponys vom Pferdemarkt in Smithfield oder – immer häufiger, weil ihnen das nötige Geld fehlt – aus den Wicklow-Bergen. Sie reiten ohne Sattel und Zaumzeug, ein einfacher Strick ersetzt oft genug das Halfter. Stroh und Heu kaufen sie in Rollen auf dem Land, „da ist es billiger“, und sie bezeichnen sich selbst als „Stadtindianer“.

Gleichwohl vermag die Zuneigung, die manche der Jugendlichen ihren Ponys gegenüber zeigen, nicht über die offensichtlichen Missstände hinwegzutäuschen: Gut die Hälfte der Bewohner in den genannten Vororten sind Kinder unter 14 Jahren, die noch kaum das nötige Verantwortungsgefühl besitzen. Immer wieder hört man deshalb von Ponys, die völlig verwahrlost sind, die im Sommer verdursten oder im Winter jämmerlich an Krankheiten zu Grunde gehen. Das hat bereits zur Folge gehabt, dass verschiedene Tierschutzorganisationen aktiv geworden sind. Vor den Sommerferien sind Freiwillige in die Schulen geschickt worden, um den Kindern im Unterricht beizubringen, wie man artgerecht und verantwortungsvoll mit den Tieren umgeht. Es ist jedoch zu befürchten, dass solche vereinzelten Aktionen wenig dazu beitragen werden, die grundlegende Situation zu verbessern. Zunehmend werden in letzter Zeit auch Stimmen laut, die konkrete Maßnahmen seitens der Stadtverwaltung fordern. Stadtrat Hugh O’Malley hat gestern in einer ersten Stellungnahme dazu geäußert: „Das Problem ist uns bekannt. Und wir werden eine Lösung finden.“

Brief an Abigail

Hallo, du alte Mistbiene, wie geht’s, wie steht’s? Danke, bei mir auch. Habe ich dir eigentlich schon das Neueste vom Neuen erzählt? Oder haben sie es vielleicht schon in den Abendnachrichten durchgesagt? Nein, wahrscheinlich nicht. Wahrscheinlich kriegt ihr ja noch nicht mal ein Fernsehprogramm rein, da oben in Dirty-old-Sligo! Aber mach dir nichts draus, ich sag’s dir auch so: Deine süße kleine Schwester hat seit genau fünf Stunden und siebzehn Minuten ein Pferd!!! Jawohl, du liest richtig: EIN PFERD! Ein richtiges, echtes Pferd, und es ist fast weiß und heißt Johnny-Gut-Drauf. Ist aber trotzdem kein Hengst, sondern eine Stute. Die Frauen sind jetzt also eindeutig in der Überzahl in unserer Familie! Und das wünscht auch dir

deine Schwester (die mittlere, die, die jetzt ein Pferd hat!)

PS.

Billy und Eileen wissen noch nichts davon. Und ich muss schnell wieder rüber in den Schuppen, der jetzt ein PFERDESTALL ist! Drück mir die Daumen, dass sie nicht völlig ausflippen. Unsere Erzeuger, meine ich.

PPS.

Wann kommst du, um dir Johnny-Gut-Drauf anzusehen???

Die wilden Ponys von Dublin

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