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Mitgegangen, mitgefangen, mitgeraucht

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Meine Karriere mit Nikotin fing mit etwa 14 Jahren – also Anfang der 80er Jahre an.

Damals wurde ich in der angesagtesten Clique meines ca. 4000 Seelen zählenden Heimatdorfes aufgenommen. Alle meine neuen Freunde rauchten und die zwei Jahre ältere Birgit hatte sogar schon einen obercoolen Raucherhusten. Wenn sie hustete klang es als hätte ihr - tatsächlich schmächtiger Brustkorb - das Volumen einer Regentonne. Dieser tiefe, uralt klingende Husten, dass leicht mit dem Bellen einer deutschen Dogge zu verwechseln gewesen wäre, galt damals als absolut ”in“ und wir hörten mit offenstehendem Mund zu, wenn Birgit von ihren morgendlichen Hustenerlebnissen berichtete. Kurz gesagt: Rauchen war einfach endgeil und somit ein MUSS wenn man dazugehören wollte!

Das spärliche Taschengeld wurde selbstverständlich in Zigaretten umgesetzt. Da nicht mehr als maximal 2 Päckchen pro Woche finanzierbar waren - und das obwohl sie damals nur schlappe 2,- DM kosteten - , wurden die ”Fluppen“ behütet wie der Tintenkiller in der Schule.

Meine Freundin Myriam und ich teilten uns stets eine Zigarette oder schnorrten, wenn wir keine mehr hatten, ein paar Züge z.B. bei unserem großen Vorbild Birgit“. Da die ”Erwachsenen“ (also die, die schon ca. 15 Jahre alt waren) in unserer Clique mehr Taschengeld und somit mehr Kippen zur Verfügung hatten, hielten wir uns meist in deren Nähe auf, um noch ein/zwei Züge abzubekommen bevor sie die Zigarette austraten. Die Frage: ”Lässt du mir mal was dran“? wurde sehr oft am Tag gestellt.

Heute würde ich die Situation mit einem Hund der um den Zerlegetisch des Metzger herumschleicht vergleichen. Leicht unterwürfig aber dennoch gierig!

Mit nach oben verdrehten Augen und abgenervtem Seufzen verzichteten dann die ”Großen“ oftmals auf die letzten beiden Züge - vor der Schrift - und gaben die Zigarette an uns ”Schnorrer“ weiter. So befriedigten wir auch in Zeiten der finanziellen Dürre unsere, sich schnell eingestellte, Sucht nach Nikotin.

An ganz mutigen Tagen wagte ich sogar - mit zitternden Händen und pochendem Herzen - eine ”Lord extra“ aus dem Päckchen meiner Mutti zu mopsen. Die Marke Lord war eine derart leichte Zigarette die zwar qualmte – jedoch mit ihrer ”Leichtigkeit“ in keinster Weise befriedigte. Also war das quasi wie ein mit Wissen eingenommenes Placebo. Auf diese Lösung griff ich allerdings nur in absoluten Ausnahmesituationen zurück. Diese Not-Aktionen stellte ich gänzlich ein, als meine Mutti plötzlich ein Gesundheitsbewusstsein entwickelte und beschloss nur noch die ”leichten“ von Lord zu rauchen. Ab diesem Tag inhalierte sie ausschließlich Lord Ultra. Der Sog, den sie, nun da die Zigarette noch leichter als ohnehin schon war, verursachte hätte einen Golfball durch einen Gartenschlauch saugen können. Die Innenseite ihrer Wangen schienen sich in der Mitte ihres Mundes zu berühren wenn sie

- mit nun gutem Gewissen - ihrer Sucht frönte. Ab dem Tage des Wechsels von ”leicht“ auf noch ”leichter“ konnte sie ihre Lord wieder alleine konsumieren.

Meine Freundin Myriam bekam mehr Taschengeld als ich. Da sie netterweise alles mit mir teilte, war das nicht zu meinem Nachteil und wir konnten an ”Zahltagen“ unseren Zigarettenkonsum soweit ausdehnen, dass Kopfweh am Abend garantiert war. Das waren die paradiesischen Zeiten meiner Jugend!

Rauchzeichen

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