Читать книгу Rauchzeichen - Yvonne Platz - Страница 5
Was für´s eine gut ist......
ОглавлениеMit etwa 16 Jahren kam mein Asthma wieder. Ich bekam immer schlechter Luft und musste nach einer Untersuchung meiner Lunge regelmäßig Medikamente nehmen. In den folgenden Jahren versuchte ich, wie von Ärzten empfohlen, immer wieder mit dem Rauchen aufzuhören.
Als das Medikament zur Raucherentwöhnung ”Zyban“ auf den amerikanischen Markt kam, war ich sofort bereit einen dicken Batzen Geld zu bezahlen um die Wunderpillen zu erstehen. Ich bestellte die Tabletten über eine internationale Apotheke und holte sie in einer deutschen ab. Die Apothekerin schaute mich mit einem solch mitleidigen Blick an, dass ich mir schlagartig selber Leid tat und mich fühlte wie ein Fixer bei der Methadonausgabe.
Laut allgemeinen Berichten sollte das Medikament direkt auf das Gehirn wirken und die Sucht auch dort – sozusagen an der Quelle - ausschalten. Zyban half mir tatsächlich für etwa 2 Wochen auf Zigaretten zu verzichten.
Man, war ich stolz auf mich!
…....dann kam Fasching und ich ging zum Feiern in die Kneipe. Ab einem gewissen Level der ”Fröhlichkeit“ stieg die – seit Stunden durch meine Adern kriechende - Lust auf eine Kippe. Fröhlichsein ohne Nikotin ging einfach nicht. Wie konnte es sein, dass jemand an Fasching mit schlechter Laune unterwegs war? Irgendwann siegte die Unvernunft und ich beugte mich meiner ”Lust“.
Jedoch gab ich nicht ohne eine gewisse Einschränkung auf. Ich kaufte keine Zigaretten, sondern erwarb einen einzelnen Zigarillo namens ”krummer Hund“. In der Erwartung vom Geschmack und der Stärke angewidert, den ”Hund“ in die Ecke zu feuern, zündete ich das komisch aussehende Ding an.....
Es war so dermaßen gut!
Eigentlich hasste ich Zigarren und deren trocken-verstaubter Geruch erinnerte mich an die Mumie des Tutanchamun. Dieses ”Kind einer Zigarre“ jedoch schmeckte mir wirklich lecker und streichelte meine seit Wochen geschundene Seele. Ich genoss und war glücklich! Nach einiger Zeit hatte ich so viele ”Hunde“ konsumiert, dass ich damit ein ganzes Tierheim hätte auslasten können.
Dann kam die Erkenntnis: Ich hatte wieder geraucht! Oh mein Gott. Alles Leid der letzten 2 Wochen war umsonst ausgestanden. Die Enttäuschung wurzelte so tief, dass ich beschloss mich mit richtigen Zigaretten zu bestrafen.
Also eilte ich zum Automaten und bestrafte mich den Rest der wunderschönen Abends mit Marlboro. Am Aschermittwoch packte ich die Kopfschmerztabletten im Arzneischrank wieder nach vorne und Zyban ganz nach hinten. Ich war erneut Fahrgast im Zug der Krebsanwärter.
Da ich mein Kostüm der Faschingstage eher luftig gewählt hatte, der Kalender aber auf „Winter“ stand, zog ich mir eine anständige Erkältung an Land. Meine Mandeln schwollen auf kürbisgröße an und zwangen mich nach jedem Schlucken nachzuschauen ob nicht doch Scherben in meinem Speichel schwammen. Da stand ich wieder vor einem Problem: Wie sollte das denn mit dem Rauchen gehen? Beim Versuch, den Tagesablauf wie üblich zu gestalten, musste ich feststellen, dass das Inhalieren des Rauches so dermaßen weh tat, dass ich beim ersten Zug so zusammenzuckte, dass ich mir zusätzlich zu der üblen Erkältung noch eine Muskelzerrung im Nacken zuzog. Mit einer höllischen Wut im Bauch, weil einfach alles schief zu gehen schien, setzte ich meinen allseits bekannten Dickkopf auf und quälte mir Zug um Zug, an den jammernden Mandeln vorbei, in die Lunge. Nach einer halben Zigarette gab ich auf. Mit schweißnasser Stirn entfernte ich die Glut an der angerauchten Kippe und legte den Stummel an den Rand des Aschenbechers – für später. Da ich nicht begreifen konnte warum das mit dem Rauchen nicht klappte und gelernt hatte, dass eine halbe Zigarette gerade noch mit meiner Schmerztoleranz zu vereinbaren war, einigte ich mich mit Marlboro darauf halbe Kippen zu rauchen, solange mehr einfach nicht auszuhalten war. War es denn nicht schon genug Leid, dass ich nichts essen konnte und diese fiesen, fetten Penicillin-Tabletten an meinen Mandeln vorbei quälen musste?
Auch diese Zeit des Leidens und dem erzwungenen reduzieren des Nikotins fand ein Ende und alles ging weiter wie immer.
Der Zustand meines Asthmas verbesserte sich wie erwartet nicht, obwohl in meinem Hinterkopf die Theorie wohnte, dass ich mit Nikotin besser Husten und somit besser atmen könne.
Schließlich startete ich einen weiteren Versuch. Mittlerweile gab es Zyban auch auf dem deutschen Markt. Ich brauchte nur ein Rezept (selbstverständlich privat). Meine Ärztin war begeistert von meinem Plan endlich mit dem Rauchen aufzuhören und übergab mir, mit einem ermutigendem Augenzwinkern, das Rezept. Der Preis sorgte für ein großes Loch im Portemonnaie einer Alleinerziehenden..... aber welch Unmengen an Knete würde ich erst einsparen, wenn ich dieses widerwärtige Laster los war!
Am nächsten Morgen verabreichte ich mir die erste Pille und wartete auf den Verlust meiner Sucht. Glaube kann Berge versetzen. Ich rauchte nicht, obwohl es mich heftigst quälte. Am dritten Tag mit Zyban und ohne Zigaretten bemerkte ich – beim Toilettengang -, dass ich - außer verdauten Speisen – auch Blut ausschied. PANIK!!!
Da meine Cousine Carmen irgendwann in ihrem Leben mal bei einen ”Popoarzt“ gearbeitet hatte und sich auch sonst immer als das allwissende Orakel ausgab, rief ich sie an. Mit rasendem Herzen und zugekniffenen Pobacken schilderte ich ihr die Situation - soweit es aus ethischen Gründen möglich war. „Dr. Carmen“ erteilte mir sofortiges Zyban-Verbot und riet mir ins Krankenhaus zu fahren um meinen Darm untersuchen zu lassen. Dankend lehnte ich ab und versprach die Pillchen abzusetzen.
Jetzt war er wieder da der Moment der höheren Gewalt. Wer auch immer das steuerte, wollte offensichtlich nicht, dass ich dem Staat die Steuereinnahmen auf Tabak strich. Es war von ganz oben gesteuert, dass ich die Tabletten nicht vertrug und es ohne Hilfsmittel leider nicht schaffte vom Tabak abzulassen. Also..............auf zum Automaten! Wenn der liebe Gott wirklich wollte, dass ich damit aufhöre, dann würde er mir die Kraft und jede erdenkliche Hilfe zuteil werden lassen, oder nicht? So, jetzt war der Mann im Himmel schuld. Erstklassige Lösung und so unwiderlegbar!