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5. Der Geist des neuen Bundes

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Im Alten Testament finden wir gleich nachdem die Zehn Gebote gegeben wurden eine schöne Anordnung, die Gott den Israeliten gab, die den Unterschied zwischen dem alten und dem neuen Bund treffend beschreibt. Dort, in 2. Mose 21,1-6 lesen wir von dem hebräischen Sklaven, der sechs Jahre diente, weil er ein Sklave war und zum Dienst gezwungen wurde; und der dann seinem Herrn auf einer anderen Grundlage diente – weil er seinen Herrn liebte (2. Mose 21,5). Das war Gottes Nachtrag zum Gesetz, der auf prophetische Weise das Kommen des neuen Bundes darstellte.

Der sechs Jahre dauernde obligatorische Dienst bedeutet, Gott gesetzlich zu dienen. Das siebente Jahr und die Zeit danach entspricht der „Sabbatruhe“, die Gott für sein Volk bestimmt hat (Hebräer 4,9). Unter dem Gesetz konnten die Israeliten nur ruhen, nachdem sie sechs Tage gearbeitet hatten. Aber als Gott Adam erschuf, gab er ihm zuerst einen Ruhetag und dann sechs Arbeitstage (denn Gottes siebenter Tag war Adams erster Tag seiner Existenz). Dies sollte uns lehren, dass jede menschliche Arbeit für den Herrn aus einer Beziehung der Liebe und der Gemeinschaft mit ihm fließen sollte. Sonst wird sie legalistisch und wertlos sein.

Die Tatsache, dass wir im Zeitalter des neuen Bundes leben, bedeutet nicht, dass wir nach dem Geist des neuen Bundes leben. Es ist möglich, dass man die Botschaft des „Sieges über die Sünde“ verstanden hat, aber dennoch nach legalistischen Prinzipien lebt. In Römer 7,1-6 sehen wir, dass sogar wenn ein Mensch die Lehre von Römer 6 (das Kapitel, welches das Evangelium des Sieges präsentiert) versteht, er noch immer ein Sklave der Gesetzlichkeit sein kann. Wir stellen auch fest, dass dies in der Praxis zutrifft. Viele, die ein aufrichtiges und gutes moralisches Leben erreicht haben, leben noch immer nach den Prinzipien des Gesetzes.

Es ist möglich, ein äußerlich gerechtes Leben zu führen – aus falschen Motiven heraus. Unter dem alten Bund mussten die Israeliten das Gesetz halten, aber das Motiv, mit dem sie es hielten, konnte nicht vom Gesetz gerichtet werden. Die meisten Menschen hielten das Gesetz aus Furcht vor dem Gericht. Andere hielten es, weil sie auf eine Belohnung hofften. Diese beiden Motive sind aber mit dem Geist des neuen Bundes unvereinbar. Im neuen Bund ist der Geist von größerer Bedeutung als der Buchstabe (Römer 7,6). Es ist möglich, dass wir all die Gebote halten und dass uns der Herr trotzdem mit den Worten tadelt: „Ich habe etwas gegen dich. Du hältst meine Gebote nicht mehr länger aus Liebe zu mir wie am Anfang. Tue daher Buße“ (Offenbarung 2,4; frei übersetzt). Wenn Liebe nicht das Motiv war, war das unter dem Gesetz kein Vergehen. Aber unter dem neuen Bund ist das so ernst, dass der Gemeindeleiter von Ephesus Gefahr lief, seine Salbung zu verlieren, wenn er nicht Buße tat. Erkennst du, dass es nicht ausreicht, die Gebote zu halten, wenn unsere Motive dabei nicht richtig sind?

Wenn wir uns von der Befleckung des Fleisches reinigen, erhalten wir ein gutes Zeugnis vor den Menschen. Aber nur wenn wir uns auch von der Befleckung des Geistes reinigen, gibt Gott ein gutes Zeugnis über uns. Das ist der Weg, die Heiligung zu vollenden, wie 2. Korinther 7,1 deutlich macht. Es gibt „Ungerechtigkeit in unseren heiligen Dingen [Gaben]“ (2. Mose 28,38). Was ist diese Ungerechtigkeit außer der Verkehrtheit unserer Motive in unserem Streben nach Gerechtigkeit?

Hinter dieser Ungerechtigkeit liegt das weit schlimmere Übel, nach der Ehre von Menschen zu trachten. Wenn wir die Ehre anderer suchen (besonders in der Gemeinde), sind wir sorgsam darauf bedacht, unser äußerliches Leben in Ordnung zu halten. Das ist das Übel, das wir hinter unserer Gesetzlichkeit rasch aufspüren müssen, sonst wird es uns zerstören.

Im Gleichnis von den zehn Jungfrauen (Matthäus 25,1-13) wird deutlich, dass keine von ihnen eine „Hure“ war. Sie waren alle Jungfrauen. Sie hatten sich alle von der Befleckung des Fleisches gereinigt. Daher gab der Herr ein gutes Zeugnis über sie ab. Ihre Lampen brannten und Menschen sahen ihre guten Taten und priesen sie (vgl. Matthäus 5,16). Die Menschen wussten wenig davon, dass einige dieser Jungfrauen kein inneres Leben hatten. Obwohl alle zehn in den Augen der Ungläubigen, die kein Unterscheidungsvermögen hatten, geistlich erschienen, konnte Gott doch sehen, dass nur fünf von ihnen Wahrheit (Wirklichkeit) in ihrem Innersten hatten (Psalm 51,8). Die anderen fünf waren legalistisch, sie hielten den Buchstaben des Gesetzes und waren mit ihrem Zeugnis vor den Menschen zufrieden. Der Bräutigam sagte zu ihnen: „Ich kenne euch nicht.“ Er nannte sie nicht „Übeltäter“, wie er eine andere Gruppe nannte (Matthäus 7,23), denn diese fünf waren keine Übeltäter. Doch hatten sie in ihrem inneren Leben keinen Anteil am Geist Christi. Der Herr sagte ihnen (quasi): „Ich habe mit eurem Geist keinerlei Gemeinschaft. Euer Geist ist der Geist der Gesetzlichkeit, auch wenn euer äußeres Leben rechtschaffen ist. Ihr seid die Pharisäer des neuen Bundes.“ Das ist die Schlussfolgerung hinter der Aussage „Ich kenne euch nicht“.

Es ist möglich, den Buchstaben der neutestamentlichen Gebote zu halten und dennoch nicht den Geist Christi auszustrahlen. Wenn etwa beispielsweise ein anderer uns etwas Böses angetan hat, können wir dem Wort gehorchen, das besagt, dass wir Böses mit Gutem vergelten sollten. Wir können zu diesem Mann hingehen, vielleicht sogar mit einem teuren Geschenk, um ihm unsere Liebe für ihn zu zeigen und ihm gemäß dem Gebot Gutes zu tun. Aber unser Geist kann, wenn wir uns ihm nähern, diese nicht ausgesprochenen Worte sagen: „Hier bin ich, der große Heilige, der zu dir kommt, um dir, einem bösen Sünder, Gutes zu tun.“ In einer solchen Situation, auch wenn wir viel Geld ausgegeben haben mögen, um dieses Geschenk zu kaufen und wir uns große Mühe gegeben haben, diese „gute“ Tat zu tun, ist unser Opfer dennoch kein lieblicher Geruch, denn unser „Ich“ ist nicht geopfert worden (Epheser 5,2).

Betrachte eine andere Situation. Ein Bruder mag in einem Augenblick, wenn seine Frau über ihn aufgebracht und zornig ist, still dasitzen, ohne seinen Mund aufzutun. Für einen unbeteiligten Außenstehenden mag es scheinen, dass der Ehemann der „Heilige“ und die Frau die „Sünderin“ ist. Aber Gott, der die Gesinnung der Menschen prüft, mag über sie beide eine ganz andere Meinung haben. Denn die nicht ausgesprochenen Worte im Geist des Ehemanns mögen Folgende sein, auch wenn er seinen Mund hält: „Herr, ich danke dir, dass ich, anders als meine Frau, den Sieg über den Zorn erlangt habe.“ Er mag es nicht erkennen, dass seine besiegte Frau für Gott akzeptabler als er, der selbstgerechte Pharisäer, sein mag. Wahrlich, die Huren und Diebe werden vor den Pharisäern ins Reich Gottes eingehen. Die Beherrschung zu verlieren ist für einen Christen sicherlich etwas Unziemliches. Aber dasselbe gilt für Pharisäertum. Wir müssen unseren Geist von der Befleckung des Pharisäers, mit dem er in solchen Situationen beschmutzt werden kann, reinigen. Das ist der Weg des Heils.

Im Gleichnis vom verlorenen Sohn sehen wir die Einstellung Christi und des Pharisäers in den Personen des Vaters und des älteren Sohnes klar dargestellt. Der Vater war hocherfreut zu sehen, dass sein jüngerer Sohn Buße tat und nach Hause zurückkehrte, obwohl der Junge über seine Sünden noch keinen Sieg erlangt haben mag. Der pharisäische ältere Sohn konnte jedoch seinen jüngeren Bruder nicht auf dieselbe Weise willkommen heißen. Hätte er seinen Willen durchsetzen können, hätte er seinen jüngeren Bruder mindestens ein Jahr lang in das Viertel, wo die Knechte waren, gesteckt, um zu prüfen, ob seine Buße echt war oder nicht.

Dieser pharisäische Geist in unserem Fleisch tritt in unserer Einstellung gegenüber den Menschen, die uns auf irgendeiner Weise Schaden zugefügt haben, am deutlichsten zutage. Auch wenn sie sich für ihren Fehler entschuldigen, können wir sie dennoch für eine Weile ins „Knechts-Viertel“ stecken, um ihre Buße zu prüfen. Doch Jesus sagte uns, dass, sogar wenn jemand alle zwei Stunden während eines Zwölfstunden-Tages gegen uns sündigte und jedes Mal mit den Worten zu uns zurückkäme, dass es ihm leid tue – dann sollten wir ihm vergeben, ohne die Echtheit seiner Buße in Frage zu stellen (Lukas 17,4). Wir sollen seine Worte unbesehen glauben. Er mag vielleicht nicht aufrichtig sein. Aber das zu beurteilen obliegt Gott – nicht uns. Wir können nur das Äußerliche sehen. Gott sieht das Herz.

Am Tag des Gerichts werden wir alle feststellen, dass der Grund, warum wir etwas taten weit wichtiger war, als das, was wir taten (1. Korinther 4,5). Der ältere Bruder hatte „nie auch nur ein einziges Gebot seines Vaters übertreten“ (Lukas 15,29). Doch finden wir ihn am Ende der Geschichte außerhalb des Vaterhauses (der Gemeinde), weil sein Geist ein Geist der Gesetzlichkeit war. Er war eine Jungfrau, aber er hatte kein Öl in seinem Gefäß. Seine Motivation wurde schließlich offenbar. Er hatte für Belohnung gedient. Er sagte zu seinem Vater: „Obwohl ich all deine Gebote gehalten habe, hast du mich nie belohnt!“

Jesus warnte seine Jünger vor dieser Einstellung, als Petrus ihn fragte (nachdem der reiche Jüngling sich von ihm abgewandt hatte): „Was werden wir bekommen, die wir (anders als der reiche Jüngling) alles aufgegeben haben?“ Jesus antwortete darauf mit dem Gleichnis vom Hausherrn, der Arbeiter in seinen Weinberg einstellte. Fünf Gruppen von Arbeitern wurden vom Hausherrn eingestellt. Vier von ihnen wurden auf Grundlage eines spezifischen Vertrages angeheuert. Nur die fünfte Gruppe kam ohne irgendeinen Vertrag (Matthäus 20,1-16). Das ist der Punkt dieses Gleichnisses. Die erste Gruppe arbeitete für einen spezifischen Lohn, für einen Silbergroschen (Vers 2). Die zweite, dritte und vierte Gruppe arbeiteten auch für Lohn, obwohl der Betrag nicht spezifiziert wurde (Verse 3-5). Diese vier Gruppen von Arbeitern symbolisieren alle jene Menschen, die die Gebote halten oder die Gott dienen oder die äußerliche Opfer für ihn bringen, die aber im Geheimen dafür auf irgendeinen Lohn hoffen – vielleicht die weltliche Freude, im Millennium auf einem Thron zu sitzen oder eine „Krone“ auf ihrem Haupt zu tragen; oder vielleicht, was wie ein „geistliches“ Verlangen aussieht, ein Teil der Braut Christi zu sein. Alle solchen Christen arbeiten für eine Belohnung. Das ist der Geist des alten Bundes.

Die einzige Belohnung, die ein wahrhaft geistlicher Mensch begehrt, ist die Belohnung, mehr an Gottes heiliger und liebevoller Natur und an einer engeren Gemeinschaft mit ihm teilzuhaben. Das ist die „Krone“, die er erwartet; und das ist die Belohnung, mit der Christus wiederkommt (Offenbarung 22,12). Diese Belohnung wird exakt der Treue entsprechen, mit der ein Mensch sein Heil verwirklicht und sich selbst gereinigt hat, nicht nur von der Befleckung des Fleisches, sondern auch von der Befleckung des Geistes – besonders von der Befleckung des Pharisäertums in seinem Geist. Das ist der Grund, warum der Grad unserer Herrlichkeit, wenn wir von den Toten auferweckt werden, so verschieden voneinander sein wird, so wie sich der Glanz der verschiedenen Sterne voneinander unterscheidet (1. Korinther 15,41-42). Denn ein gerechter Gott wird jede „Jungfrau“ gerecht belohnen – nach dem, was er sah, nicht nach dem, was die Menschen sahen (2. Korinther 5,10).

Im obigen Gleichnis trat nur die letzte Gruppe von Arbeitern ihre Arbeit ohne irgendeinen Vertrag oder irgendein Versprechen oder irgendeine Hoffnung auf Belohnung an (Matthäus 20,7). Sie kamen im Geist des neuen Bundes. Daher wurden sie als Erste belohnt – und sie empfingen (im Verhältnis) weit mehr als alle anderen (siehe Matthäus 20,16). Die erste Gruppe von Arbeitern war andererseits genau wie der pharisäische ältere Bruder des verlorenen Sohnes – selbstgerecht, legalistisch und in der Erwartung auf eine Belohnung.

Jesus ist in diesem neuen Bund unser Vorbild und unser Vorläufer. Er hielt die Gebote seines Vaters gewiss nicht, um irgendeine Belohnung oder irgendeine Position oder irgendeine Ehre zu erlangen – entweder jetzt oder in der Ewigkeit. Wir lesen, dass er das Kreuz erduldete, nur weil er an die Freude dachte, die ihn erwartete – diese höchste Freude der Gemeinschaft mit dem Vater. Nur in der Gegenwart des Vaters ist Freude die Fülle (Psalm 16,11). Es war die Gemeinschaft mit dem Vater, was Jesus alle Tages seines Lebens begehrte. Daher betete er mit lautem Schreien und unter Tränen, damit er vom Tode „errettet“ würde – d.h. von einem Bruch der Gemeinschaft mit dem Vater (Hebräer 5,7). Er hatte sich auf Erden 33 Jahre lang vor dem „Tod“ bewahrt. Schließlich, in Gethsemane, als Jesus sah, dass seine Gemeinschaft mit seinem Vater am Kreuz für drei Stunden doch gebrochen werden würde (als er den Schmerz erlitt, für unsere Sünden von Gott verlassen zu werden), schrie er erneut zu Gott, um herauszufinden, ob es nicht einen anderen Weg gab. Aber es gab keinen anderen Weg. Und aus Liebe zu uns, nachdem er die Kosten überschlagen hatte, ging er ans Kreuz und zahlte den höchsten Preis, den er je bezahlen konnte.

Nur wenn wir an diesem Geist Christi teilhaben, der ein ernstes Verlangen nach Gemeinschaft mit dem Vater hat, können wir von Gesetzlichkeit befreit werden. Freiheit vom Legalismus – davor, „Mücken zu sieben und Kamele zu verschlucken“ – kann niemals durch irgendeine Technik oder Methode erreicht werden. Es gibt nur einen Weg. Das ist der Weg, der in 2. Korinther 3,18 beschrieben wird. Dort stellt Paulus, nachdem er im ganzen Kapitel den alten und den neuen Bund miteinander verglichen hat, fest, dass der Heilige Geist gekommen ist, um uns die Herrlichkeit Jesu im Spiegel von Gottes Wort zu zeigen und uns dann in dasselbe Bild zu verwandeln.

Der Heilige Geist verlangt zuallererst danach, uns zu zeigen, wie Jesus auf dieser Erde gelebt hat. Er wurde unter dem Gesetz geboren (Galater 4,4). Doch als Jesus über diese Gebote im Gesetz meditierte, sah er in diesen Geboten mehr, als irgendein Israelit vor ihm je gesehen hatte. Und wie wir uns im letzten Kapitel angeschaut haben, sah Jesus, dass das Gebot, keinen Ehebruch zu begehen, auch bedeutete, dass man im Herzen nicht nach einer Frau begehren darf, und dass das Gebot, nicht zu morden, auch bedeutete, keinen Zorn im Herzen zu tragen usw. Als er auf Erden war, gab es in Jesu Seele ein großes Verlangen, dem Vater vollkommen und nicht nur gemäß dem Buchstaben des Gesetzes zu gehorchen. Somit führte er einen neuen Bund ein, obwohl er unter dem Gesetz geboren war (Galater 4,4). Das ist der Eine, den uns der Heilige Geist auf den Seiten der Heiligen Schrift zeigt.

Jesus auf diese Weise zu folgen bedeutet, dass wir über die Heilige Schrift meditieren so wie er es tat. Dann werden wir in Gottes Geboten mehr finden als andere dies tun.

Die Worte, die Jesus sprach, waren Geist und Leben (Johannes 6,63). Das ist der Grund, warum viele ihn nicht verstehen konnten, als er auf der Erde war, und das ist auch der Grund, warum viele ihn heute nicht verstehen können. Gott gibt nur denen Licht, die die Wahrheit lieben. Er lässt zu, dass alle anderen verführt werden. Das ist die klare Bedeutung von 2. Thessalonicher 2,1-12. Wenn wir über Gottes Wort mit einer von Herzen kommenden Liebe zur Wahrheit nachdenken, werden wir uns nicht mehr länger gratulieren, dass wir den Buchstaben des Gesetzes halten, sondern wir werden uns oft dafür richten, dass wir es nicht im richtigen Geist gehalten haben.

In den Zehn Geboten war es für Menschen möglich, neun von ihnen zu halten, aber es war unmöglich das zehnte zu halten – denn das zehnte Gebot hatte mit der Begierde zu tun, was eine innerliche Angelegenheit war. Das Gesetz konnte niemals feststellen, ob ein Mensch in seinem Herzen eine Begierde hatte und konnte einen Menschen daher nicht bestrafen, auch wenn er begehrte. Das ist der Grund, warum Paulus, obwohl er sagte, dass er nach der Gerechtigkeit, die das Gesetz fordert, untadelig war, jedoch zugab, dass er das zehnte Gebot nicht halten konnte (vgl. Philipper 3,6 mit Römer 7,7-10). Er war einer der wenigen, die ehrlich genug waren, um dies anzuerkennen. Daher konnte Gott ihn tiefer in den neuen Bund führen.

Das zehnte Gebot wurde von Gott dort platziert, um die Ehrlichkeit der Menschen zu testen. Diejenigen, die ehrlich genug waren, anzuerkennen, dass sie darin versagt hatten, konnten weitergeführt werden. Nur für solche wurde das Gesetz zu einem „Zuchtmeister“ [Erzieher], um sie zu Christus und zum neuen Bund zu führen (Galater 3,24). Der Rest, der die innerlichen Sünden verbarg, blieb unter dem alten Bund. Das ist der Grund, warum so viele Christen heute besiegt bleiben. Sie sind nicht ehrlich genug, um ihr innerliches Versagen zuzugeben. Sie sind zufrieden damit, Ehre von Menschen zu empfangen. Sie lieben die Wahrheit über sich selbst nicht. Daher lässt Gott es zu, dass sie verführt werden.

Es war nie Gottes Absicht, dass der Mensch nach Regeln und Vorschriften leben sollte. Das Gesetz wurde nicht gegeben, um die Menschen zum Leben zu führen, sondern nur um die Ohnmacht des Menschen zu zeigen und um seine Ehrlichkeit zu testen (wie wir gerade gesehen haben). Daher wurde, nachdem Christus gekommen war, das Gesetz aufgehoben und ein neuer Bund eingeführt (Hebräer 8,7-8.13).

Als Gott Adam in den Garten Eden stellte, befahl er ihm, nicht vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen zu essen. Mit anderen Worten sollte der Mensch nicht nach einem Regelbuch von „Gut und Böse“ leben, indem er alles vermied, was böse war, und alles tat, was gut war. An diesem Punkt unterscheidet sich das wahre Christentum vom falschen und auch von allen anderen Religionen.

Nach Gottes Absicht sollte der Mensch nach dem Baum des Lebens leben – unter der Leitung des Heiligen Geistes, der ihm sagen würde, was Gott gefällt und was nicht (siehe 1. Korinther 6,12 und 10,13). Nach der Erkenntnis des Guten und Bösen zu leben bedeutet, nach dem Gesetz zu leben. Das kann uns, ohne ein Verständnis des Geistes hinter dem Gesetz, nur in die Knechtschaft führen.

Wir können äußerlich zu einem gerechten Leben kommen („wir können Jungfrauen werden“), indem wir die Gebote äußerlich halten. Aber der einzige Weg, auf dem wir Öl in unsere Gefäße bekommen, besteht darin, dass wir uns von der Befleckung des Geistes, die kein Mensch sehen kann, reinigen.

Paulus wusste, dass seine Worte ihnen keine Offenbarung geben konnten, als er den Christen in Ephesus über die Wahrheiten des neuen Bundes schrieb. Daher betete er, dass ihre Augen vom Heiligen Geist erleuchtet werden sollten (Epheser 1,17-18).

Dasselbe müssen wir auch für uns selbst erbitten.

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