Читать книгу Fiona - Reloaded - Zsolt Majsai - Страница 10
ОглавлениеIrgendwie hat es etwas Vertrautes, Askan nicht bei mir vorzufinden, wenn ich aufwache. Nicht vertraut ist hingegen das große, weiche Bett. Die Kissen, in denen ich so herrlich versinken kann.
Und die Frau.
Ich setze mich auf, mit der Decke meine Brüste bedeckend, und sehe sie fragend an. Sie hat rote Haare, die zu einem Zopf gebunden sind, und trägt ein einfaches, grünes Kleid.
„Bist du die Kammerzofe?“
„Ich bin Siana. König Askan hat mir befohlen, nur für dich da zu sein.“
„Aha. Du meinst, mir beim Ankleiden zu helfen?“
„Auch das. Und alles, was Ihr wünscht, Lady Kyo.“
„Lady Kyo?!“
„Der König wünscht, dass wir Euch so anreden.“
Uns? Dann wird mir klar, dass ich diese Anrede bereits gehört habe gestern. Auch einige Soldaten reden den König so an. Nicht alle. Gaskama ja auch nicht. Allerdings glaube ich, dass Gaskama ein Vertrauter von Askan ist. Von mir sowieso. Das bedeutet, die Anrede, als wäre jemand viele, ist die übliche, wenn jemand nicht so vertraut ist. Aber wen muss ich so anreden? Muss ich jemanden so anreden, wenn ich schon zum König Du sage?
Ich bekomme das Gefühl, das Leben auf einem Königshof könnte ganz schön kompliziert sein. Und das alles für den Akt der Liebe?
Ja! Das und noch viel mehr!
Ich wende mich Siana zu, die geduldig wartet: „Hat der König dir auch gesagt, wo ich ihn finde?“
„Er hat gesagt, dass Ihr das fragen werdet. Ich soll Euch ausrichten, dass er bis zum Sumba dem Volk gehört.“
„Bis zum was?!“ Was ist das denn schon wieder?
„Bis zum Sumba“, wiederholt sie, dann wird ihr bewusst, dass ich es wohl nicht falsch verstanden habe, sondern gar nicht, und fügt hinzu: „Das ist die mittlere Quon des hellen Teils. Meist wird um diese Zeit gegessen, so auch am Hofe. Der König erwartet Euch im Speisesaal.“
„Aha. Und wo ist der?“
„Das werde ich Euch zeigen.“
„Na gut. Und was mache ich bis dahin?“
„Was Ihr möchtet.“
Ich habe das dumpfe Gefühl, das sie mir nichts Anderes sagen wird. Ich bin die Herrin, sie die Dienerin. Eine für mich sehr ungewohnte Situation, und eine etwas unangenehme dazu. Obwohl, gestern habe ich Gaskama auch zum Teil herumkommandiert, und so schwer ist mir das gar nicht gefallen. Vielleicht kann ich das besser, als ich glaube.
„Dann möchte ich baden!“
Sie nickt und verlässt das Schlafgemach, kehrt aber bald darauf mit einer ganzen Truppe von Zofen zurück, die das Wasser zum Baden tragen. Ich beobachte den Aufmarsch vom Bett aus. Nachdem sie alle bis auf Siana weg sind, tritt Letztere neben das Bett.
„Euer Bad ist angerichtet.“
Ich mustere sie. „Wie ist es üblich? Siehst du deine Herrin nackt?“
„Ja, wie sollte ich Euch sonst abtrocknen? Oder Euch nach Erledigung Eurer Bedürfnisse beim Säubern helfen?“
„Bitte, was?! Nein, nein, bei mir brauchst du das nicht zu tun. Das kann ich auch alleine!“
„Sehr wohl, Herrin.“
Ich beschließe, dass sie mich dann auf jeden Fall nackt sehen darf, werfe die Decke von mir und gehe in den anderen Raum, in dem die Badewanne steht, aus der heißer Dampf aufsteigt. Ich stelle mich auf die Stufe daneben und halte vorsichtig einen Zeh hinein. Die Temperatur ist gerade so erträglich. Ich lasse mich langsam und mit angehaltenem Atem ins Wasser gleiten.
„Soll ich Euch die Schulter massieren, Lady Kyo?“
„Das ist nicht nötig. Sag mal, wenn ich plötzlich ein Bedürfnis habe, muss ich wohin?“
„Groß oder klein?“
„Äh ...“ Ich überlege kurz. Eigentlich ist es leicht zu erraten, was sie meint. „Klein.“
„Dann könnt Ihr entweder Euch über diese Öffnung neben der Wand stellen oder hocken oder ins Badewasser erledigen.“
Ins Badewasser? Ich spare mir den Ausruf aber. Irgendwie sagt mir mein Gefühl, dass ich heute noch viele Gelegenheiten zum Staunen haben werde. Und eigentlich hat sie recht. In der Wanne ist so viel Wasser, das bisschen mehr oder weniger spielt sicher keine Rolle. Und da ich gerade überhaupt keine Lust habe, das warme Wasser zu verlassen, erledige ich es in der Wanne sitzend.
Nach dem Baden reibt mich Siana mit einem Öl ein, das herrlich gut duftet. Nach Rosen, wie sie auf meine Nachfrage erklärt. Rosen mag ich jetzt schon. Dass sie das Öl wirklich auf meinem ganzen Körper verteilt, daran muss ich mich aber erst noch gewöhnen. Als sie es selbst dort tun will, wo mich bisher nur Askan berühren durfte, ohne dafür von mir getötet zu werden, halte ich ihre Hand fest. Sie versteht lächelnd und macht an den Innenseiten meiner Beine weiter. Selbst das sorgt für dieses warme Gefühl in meinem Unterleib, und das ist unangenehm, wenn Askan nicht in der Nähe ist.
Siana scheint es zu bemerken, denn sie schaut hoch und sagt: „Ich kann Euch helfen. Das gehört zu den Aufgaben der eigenen Kammerzofe.“
„Wie helfen? Was meinst du?“
„Euch beim Entspannen helfen, damit es Euch nicht mehr so heiß ist.“
Ich starre sie entgeistert an. „Das macht ihr auch?“
„Nur wenn es gewünscht ist.“
„Aha. Ich wünsche es nicht.“
„Sehr wohl, Herrin. Darf ich dann an den Füßen weitermachen?“
„Du darfst“, erwidere ich und hebe den rechten Fuß.
Nachdem auch das erledigt ist, kommt das Ankleiden. Siana erklärt mir, dass Askan einen Teil der Kleider seiner verstorbenen Frau herbringen ließ, in einen Raum neben unserem Gemach. Wir gehen hinüber und mit ihrer Unterstützung suche ich ein hellgrünes Kleid aus, das bis zu den Waden reicht und kurze Ärmel hat. Dazu soll ich Strümpfe anziehen, die mir in der kalten Numoa die Stiefel ersetzen könnten, das verweigere ich sehr bestimmt. Zu einer Art Hose unter das Kleid lasse ich mich überreden. Und schließlich bringt mir Siana Schuhe mit etwas erhöhtem Absatz. Nach kurzem Überlegen beschließe ich, dass ich das gut finde, denn dadurch verringert sich der Abstand zwischen Askans Mund und meinem.
Danach lasse ich mich in den Garten führen. In der Schule sind jetzt Kinder, die mir zuwinken. Ich winke zurück, bevor ich mit Siana durch die Obstgärten streife. Hier zeigt sie mir auch Rosen und ich stelle beim Berühren fest, dass sie sich wehren können. Siana erklärt mir, dass Rosen Dornen haben.
An einigen Stellen streichelt das hohe Gras meine nackten Beine, wie früher, als ich noch nichts von einem König Askan und Kammerzofen wusste.
Plötzlich fällt mir Grauhaar ein.
„Bring mich zu Gaskama!“, befehle ich Siana.
Sie führt mich in den Teil des Schlosses, in dem sich auch der kleine Sitzungssaal befindet. In einem der Zimmer sitzt Gaskama hinter einem Tisch und liest etwas. Als wir eintreten blickt er hoch und lächelt.
„Kyo, nun bist du standesgemäß angezogen!“
„Ist gut“, erwidere ich nach einem Moment der Überraschung.
„Und dein Humor ist auch noch da. Sehr schön. Was kann ich für dich tun?“ Zugleich kommt er um den Tisch herum zu mir und küsst meine rechte Hand.
„Ich möchte, dass sich jemand um Grauhaar kümmert.“
„Wer ist das?“
„Die alte Frau, die in dem Haus wohnt, wo ihr mich gefangen genommen habt.“
„Ah, ich weiß, wen du meinst. Was soll mit ihr geschehen?“
„Weiß ich nicht. Würde es ihr helfen, sie herzubringen?“
„Das bezweifle ich, wenn ich ehrlich sein soll. Ich glaube auch nicht, dass sie noch lange leben wird. Ich kann ihr Leute schicken, die sich um sie kümmern, in einem Haus in der Stadt. Soll ich das tun?“
Ich nicke. „Ja, bitte.“
„Ist gut. Ich werde das veranlassen.“
„Danke, Gaskama.“
„Sie scheint dir wichtig zu sein.“
„Ja, das ist sie. Sie war die Erste, die sich um mich gekümmert hat. Sie hat mir geholfen, als ich nicht einmal wusste, was ich bin. Sie war es auch, die mir den Namen Kyo gegeben hat.“ Ich erzähle kurz die Geschichte mit dem Alten. Gaskama hört aufmerksam zu. Als ich schildere, wie ich die drei Männer getötet habe, wird Siana bleich und rennt hinaus.
„Nicht alle Frauen vertragen solche Erlebnisse, nicht einmal nur erzählt“, bemerkt Gaskama.“Du bist in der Tat eine sehr ungewöhnliche Wildkatze. Ich finde es zunehmend interessant und bin immer neugieriger, wo du das Kämpfen gelernt hast.“
„Du denkst, ich habe das gelernt?“
„Auf jeden Fall. Die Art und Weise, wie du gegen Moyto deine Beine und Hände eingesetzt hast, das deutet auf viel Übung hin. Allerdings ist mir keine Armee bekannt, in der das gelehrt wird. Erst recht nicht Frauen.“
„Hm. Schade. Das könnte ein wichtiger Hinweis sein.“
„Das sehe ich genauso.“ Er blickt zur Tür, durch die Siana herein geschlichen kommt.
„Ist die Erzählung vorbei?“, fragt sie schüchtern.
„Ja, und ich werde in deiner Gegenwart nicht mehr solche Sachen erzählen“, erwidere ich freundlich.
„Bitte verzeiht mir.“
„Da gibt es nichts zu verzeihen. Ich bin dir nicht böse.“
„Ich danke Euch, Lady Kyo.“
Gaskama wendet sich wieder mir zu und sagt: „Ich werde herumfragen, vielleicht hat jemand etwas gehört, was uns helfen könnte, etwas über deine Herkunft zu erfahren.“
„Das würde mich freuen. Und jetzt lasse ich dich in Ruhe. Arbeiten.“
Gaskama schüttelt den Kopf. „Das ist keine Arbeit, die mich davon abhalten könnte, dir die Stadt zu zeigen. Selbstverständlich nur, wenn du das möchtest.“
„Ich würde mich sehr freuen! Allerdings … Askan wollte mit mir essen, wenn … wenn ….“
„Zum Sumba“, ergänzt Siana hilfsbereit.
„Ja, genau, zu diesem komischen Ding.“
„Sag lieber nicht Ding, Kyo“, meint Gaskama, ohne eine Miene zu verziehen. Und fährt sofort fort: „Ich bin mir nicht sicher, ob wir es rechtzeitig schaffen würden. Vielleicht sollten wir die Stadtbesichtigung auf morgen verschieben.“
„Wird es dann nicht wieder regnen?“
„Erst danach.“
„Ist gut. Dann morgen.“
Gaskama verabschiedet sich grinsend und wir verlassen den politischen Teil des Schlosses. Der heißt nicht wirklich so, falls er überhaupt einen Namen hat. Aber ich nenne ihn jetzt so. Anscheinend darf ich fast alles machen, was ich will, also das auch.
Da es noch einige Quons bis zum Sumwasauchimmer sind, lasse ich mich von Siana weiter herumführen. Ich habe den Eindruck, es gibt noch viel zu entdecken für mich. Das bestätigt sich, als sie mir im Gewölbekeller das große Badebecken zeigt, in dem sich jetzt niemand befindet. Da in dem Becken wirklich eine Armee Platz hätte, will ich wissen, wie das Wasser geheizt wird.
„Es ist ein Thermalbad“, erklärt Siana.
„Ein was?!“
„Das Wasser kommt aus dem Boden und wird aus dem Boden geheizt. Wir wissen nicht, wie das funktioniert. Mazota, unser Hohepriester und Sohn einer Samenfrau sagt, das Wasser wird aus dem Atem vom Elixa erzeugt und ist deswegen so warm, genau wie die Luft, die uns umgibt.“
„Wer ist Elixa? Wohnt sie auch hier?“
„Elixa ist die Lebensgöttin“, flüstert Siana. „Sie ist überall.“
„Aha. Beobachtet sie uns?“
„Nein, nein, sie ist eine Göttin, kein Mensch. Wie soll ich das erklären? Die Luft ist ja auch überall, ohne sie könnten wir gar nicht existieren. Aber sie beobachtet uns nicht.“
„Und was ist Luft? Gibt es sie überhaupt? Hast du schon mal von jemandem gehört, der ohne Luft war? Wie soll das denn überhaupt gehen? Ich denke, das ist nicht zu verstehen. Der Hohepriester erzählt das nur, weil er es auch nicht besser weiß und das nicht zugeben will.“
Siana hält sich erschrocken die Hand vor den Mund. „Das dürft Ihr nicht sagen! Wenn er es hört, wird er Elixa bitten, Euch zu bestrafen!“
„Ich denke, sie ist überall? Dann hat sie es doch sowieso gehört. Siana, das ist Unsinn. Jedenfalls weiß demnach niemand, wieso das Wasser warm ist, aber es ist warm. Richtig?“
„Das ...“
Ich sehe sie streng an und sie verstummt. Ich beschließe, dass ich baden will. Siana hilft mir, mich auszuziehen und sagt, dass sie für danach ein Öl zum Einreiben holt. Ich teile ihr mit, dass ich nur diese Rosen auf meiner Haut dulden werde, dann gehe ich über mehrere Stufen ins Wasser, das tatsächlich warm ist. Ich tauche unter, zumal ich gerne wüsste, wo das Wasser denn nun herkommt. Aber leider finde ich keine Quelle.
Ich lasse mich dann einfach auf dem Wasser treiben, was seltsamerweise ganz einfach ist. In einem Fluss muss ich mir richtig viel Mühe geben, aber in diesem Wasser kann ich mich auf das Wasser legen und schwebe.
Seltsames Wasser.
Irgendwann sagt Siana leise: „Lady Kyo … Herrin ...“
Ohne mich zu bewegen, erwidere ich: „Ja, Siana?“
„Bald ist der Sumba. Ihr solltet jetzt aus dem Wasser kommen, damit ich Euch noch einreiben kann.“
Ich denke an Askan und schwimme schnell an den Rand. Es fällt mir schwer, ruhig zu stehen, während Siana das Öl verteilt, andererseits glaube ich, dass Askan das gefallen wird. Nachdem sie fertig ist, hilft mir Siana, mich anzukleiden. Danach eilen wir zum Speisesaal.
In der Tür bleibe ich dann wie angewurzelt stehen. Es mag ja sein, dass Askan jetzt nicht dem Volk gehört. Aber er gehört ganz sicher noch seinen Ministern. Für einen kurzen Moment habe ich das Bedürfnis, ihm irgendetwas an den Kopf zu schmeißen. Zum Beispiel das halbe Schwein, das mitten auf dem Tisch liegt.
Dann atme ich tief durch und nähere mich ihm lächelnd. Ich bin jetzt eine Dame, hat er gesagt, vielleicht sollte ich mich auch dementsprechend benehmen.
Das wird schwer. Sehr schwer.
Askan sitzt in der Mitte und neben ihm ist noch ein Platz frei. Die beiden Stühle, auf dem er sitzt und der freie, haben viel höhere Lehnen als alle anderen. Das hat sicher eine Bedeutung, und wenn ich mich nicht irre, auch die Blicke der Minister, die möglicherweise unter anderem damit zu tun haben, dass ich ebenfalls einen Stuhl mit einer hohen Lehne bekomme.
Der König springt auf, als er mich sieht, und kommt mir entgegen. Das ist ja auch das Mindeste, was er tun kann. Wie bereits gestern, nimmt er meine Hand und küsst sie. Im Gegensatz zu Gaskama berührt er sie nicht nur flüchtig mit den Lippen.
„Meine Liebe, dein Rosenduft erfüllt den ganzen Speisesaal, so wie dein Glanz alles erstrahlen lässt.“
Ich bleibe stehen und starre ihn an. Gehört das etwa auch zum Damesein? Hilfe!
Jetzt grinst er auch noch. „Ich habe meinen Ministern gesagt, dass man dich mit so was entsetzen kann und musste es doch beweisen. Davon unabhängig gefällt mir dein Duft tatsächlich.“
Ich atme wieder aus und kann ihm nicht einmal vorwerfen, dass er nicht gelächelt hätte, denn er hat ja. Mein eigenes Lächeln war vorübergehend geflüchtet, jetzt hole ich es zurück.
„Sei vorsichtig, mein Lieber, du weißt ja, Rosen haben Dornen.“
Das Lachen der Minister beweist, dass die Antwort gut war. Ich finde sie sogar sehr gut, strahle Askan an und gehe mit ihm an unseren Platz.
Beim Setzen beugt er sich zu mir herüber und flüstert in mein Ohr: „Ich liebe dich für diese Antwort, Wildkatze.“
„Ich liebe dich auch für vieles, aber nicht für den Satz vorhin“, erwidere ich lächelnd.
Er zwinkert mir zu, dann nimmt er sein Messer, schneidet ein ordentliches Stück vom Schwein ab und legt es mir auf den Teller.
Während des Essens beobachte ich die Männer am Tisch. Hinter jedem steht ein Diener, der ihm sofort jeden Wunsch erfüllt. Hinter mir steht Siana, was mich zuerst irritiert, aber irgendwann gewöhne ich mich daran. Als sie mir allerdings den Mund mit einem Tuch abwischen will, wie den Ministern ihre Diener, halte ich sie unauffällig am Handgelenk fest und flüstere ihr zu: „Ich möchte, dass du mich an keiner Stelle säuberst. Niemals, außer ich bitte dich ausdrücklich darum.“
„Jawohl, Herrin“, haucht sie. „Verzeiht mir.“
„Du konntest es ja nicht wissen. Ach ja, ich möchte noch etwas. Entschuldige dich bitte nur noch, wenn du absichtlich etwas sehr Dummes getan hast. In Ordnung?“
„Ja, Herrin ...“
Askan ist der Zwischenfall nicht entgangen und er mustert mich nachdenklich. Vielleicht machen Damen so etwas nicht, aber dann ist mir das egal. Wenn es sein muss, ändere ich die Regeln fürs Damesein. Irgendwann zwischen kurz vor dem Höhepunkt und dem Höhepunkt wird er mir diesen Wunsch ganz sicher nicht abschlagen können.
Ich glaube, es ist vielleicht doch besser, dass ich eine Frau bin und kein Mann. Und mir wird plötzlich klar, dass ich über Männer noch viel mehr Macht habe, wenn ich ihr Ding … ihr Glied sehr liebevoll behandle.
Ich schenke Askan ein Lächeln, das er vermutlich falsch versteht, aber das macht nichts.
Ein Diener, der zu keinem Minister zu gehören scheint, geht herum und füllt Becher aus einem Krug. Der Inhalt ist rot, als ich daran rieche, erkenne ich, dass es Wein ist. Askan beobachtet mich, sagt aber nichts.
Ich nehme einen Schluck. Von Grauhaar weiß ich, wie man Wein kostet. An Askans Gesichtsausdruck merke ich, dass er ziemlich erstaunt ist.
„Der Wein ist gut“, bemerke ich und trinke den Becher leer.
„Ja, das ist er“, murmelt er. „Und du verblüffst mich.“
„Das wird dir bestimmt noch öfter passieren.“
„Ganz sicher sogar“, nickt er.
Von dem, was am Tisch geredet wird, verstehe ich ansonsten nichts. Das muss Politik sein. Ich überlege kurz, ob Damen etwas von Politik verstehen müssen. Aber zur Not kann ich ja auch diese Regel ändern lassen.
Alles ist gut.
Die restlichen Quons, bis Askan in unsere Gemächer kommt, verbringe ich damit, dass ich mir von Siana erklären lassen, wie das mit den Damen geht. Sie erzählt mir ziemlich viel und nicht alles kann ich mir merken. Aber mir wird immer klarer, dass die Regeln so nicht bleiben können.
Ich erhebe mich, als Askan den Raum betritt, bleibe aber ruhig stehen und erkläre Siana, dass ich sie für heute nicht mehr benötige. Mit einem Kopfnicken entfernt sie sich, ohne den König anzusehen.
Erst als die Tür sich schließt, renne ich zu Askan und küsse ihn wild. Lachend erwidert er den Kuss, dann hebt er mich sogar hoch.
„Du hast großen Eindruck auf das Kabinett gemacht“, sagt er nach einer Weile.
„Habe mich ja auch bemüht!“
„Und es ist dir gelungen. Trotz meines Scherzes.“
„Pah! Ich habe mich gewehrt!“
„In der Tat, das hast du, Wildkatze.“
Er geht mit mir zum Bett und lässt sich einfach seitlich fallen. Eine Hand lässt er unter den Rock wandern, bis diese plötzlich erstarrt.
„Du trägst keine Strümpfe, aber eine Unterhose?“, fragt er.
„Ich weigere mich, etwas anzuziehen, was mir in der kalten Numoa sogar bei Schnee reichen würde!“
„So? Du weigerst dich?“
„Ja!“
„Also gut. Und warum dann die Unterhose?“
„Siana hat mir klargemacht, dass es besser ist, falls ich mich zum Beispiel auf eine Schaukel setzen sollte.“
„Ich verstehe. Ein nachvollziehbares Argument.“
„Sogar für mich.“
Er küsst mich wieder, doch diesmal so, dass ich mich in seinen langen Haare festkralle. Es ist nur ein Kuss, dennoch lässt er plötzlich gewaltige Hitzewellen von meinem Unterleib hochsteigen.
Es gelingt uns nicht mehr, uns vollständig zu entkleiden. Er zerrt die Unterhose herunter, ich seine Hose, dann setze ich mich auf ihn. Bis er das erste Mal kommt, hat er es geschafft, das Kleid aufzuschnüren und meine nun nackten Brüste zu halten.
Erst viel später gelangen wir ins Bett, ziemlich erschöpft, aber zufrieden. Als ich einschlafe, liegt mein Kopf auf seiner Brust, als ich aufwache, auf einem Kissen. Und natürlich ist er nicht mehr da.
Ich grabe mein Gesicht in sein Kissen, um seinen Duft zu spüren. Das reicht bereits, um mich nass werden zu lassen. Keine gute Idee. Ich kann ihm ja schlecht zum Sitzungssaal hinterherlaufen.
„Siana!“
„Ja, Herrin?“
Oh! Sie ist schon da und hat vermutlich alles mitbekommen. Ich denke kurz darüber nach, mir von ihr helfen zu lassen, entscheide mich aber dagegen.
„Was tun eigentlich andere, wenn … wenn ... Also, wenn sie die Hitze spüren, aber nicht möchten, dass du … oder sonst jemand … Du weißt schon.“
„Dann benutzen sie ihre eigenen Hände. Das kommt oft vor. Viele Damen möchten nicht, dass wir ihnen helfen. Aber einige schon.“
Ich drehe mich im Liegen um und sehe sie an. „Hast du schon …?“
Sie nickt.
„Na gut. Ich möchte jetzt aufstehen.“
„Soll ich Badewasser einlassen?“
„Nein. Geh zu Gaskama und sag ihm, dass ich spätestens in einer Quon so weit bin und wir aufbrechen können.“
„Sehr wohl, Lady Kyo.“ Als ich sie strafend ansehe, lächelt sie leicht. Sie ist ja gar nicht dumm und hat nachgedacht. Ich erwidere das Lächeln, dann stehe ich auf und gehe, mein Bedürfnis zu erledigen.
Heute ziehe ich ein einfaches, hellbraunes Kleid an, das vorne zugeknöpft wird. Dazu leichte Stiefeln, in denen ich bequem laufen kann. Während wir in die Halle gehen, esse ich ein Stück Brot.
Gaskama wartet bereits.
„Hast du gut geschlafen, Wildrose?“, erkundigt er sich.
Das klingt, als würde über mich gesprochen werden. Ich schenke ihm ein Lächeln und nicke nur. Er bittet mich nach draußen. Vor der Treppe steht ein Wagen mit zwei Pferden davor. Gaskama befiehlt dem Mann auf dem Wagen, abzusteigen, dann nimmt er seinen Platz ein und deutet neben sich. Siana zögert, bis ich ihr befehle, sich dorthin zu setzen, wo üblicherweise anscheinend ich sitzen müsste.
„Das ist eine Kutsche“, erklärt Gaskama. „Sonst sitzen hier der Kutscher, den ich gerade weggeschickt habe, und gelegentlich auch die Diener. Zumindest sitzen die Diener aber sonst nicht allein hinten.“
„Ich mache ungern etwas so, wie es üblich ist.“
„Das weiß ich, darum sitzen wir beide hier.“
„Gaskama, ich mag dich, wusstest du das?“
„Ich ahnte es bereits“, erwidert er nickend, dann lässt er die Pferde antraben.
Wir fahren über die Brücke und dann durch den geschlungenen Weg im Wald hinunter. Es ist angenehm warm. Ich kann bereits die Geräusche der Stadt hören. Nachdem wir die ersten Häuser erreichen, lenkt Gaskama die Kutsche nach rechts. Bald darauf fahren wir erneut über eine Brücke.
„Das ist der Fluss Ohmea“, erklärt Gaskama.
„Sind darin auch so schreckliche, fleischfressende Ungeheuer?“
„Nein. Die sind nur in dem Burggraben, der mit dem Fluss nicht verbunden ist. In diesem Fluss kann unbesorgt gebadet werden. Schau mal.“
Er deutet nach vorne. Wir fahren über einen breiten Weg. Rechts von uns stehen Häuser, links geht eine grasbewachsene Böschung zum Wasser hinunter. An mehreren Stellen gibt es Holzstege, die ins Wasser hineinragen. Auf vielen von ihnen hocken Frauen.
„Das sind die Waschfrauen. Sie haben die Aufgabe, die Wäsche zu waschen und bekommen dafür Geld. Es ist eine harte Arbeit, daher sind es meistens junge, kräftige Frauen.“
„Wieso Frauen?“, erkundige ich mich.
„Männer würden es nicht tun. Dafür müssen Frauen nicht kämpfen.“
„Ich habe damit kein Problem.“
Gaskama wirft mir einen nachdenklichen Blick zu. „Du bist auch eine sehr ungewöhnliche Frau. Üblicherweise sind Männer den Frauen im Kampf überlegen. Bei dir wäre selbst ich vorsichtig.“
„Demnach bist du ein guter Kämpfer?“
„Ja.“
Ich glaube ihm das. Er bewegt sich kraftvoll und geschmeidig. Er ist nicht viel größer als ich, aber seine Schultern sind breit und die Arme muskulös. Askan ist auch kräftig, aber anders. Er ist groß und durch seine schulterlangen, dunkelblonden Haare hat er etwas Geheimnisvolles an sich. Gaskama wirkt hingegen gar nicht geheimnisvoll, sondern wie jemand, der weiß, was er will und das auch in die Tat umsetzt.
„Kyo?“
„Ja?“
„Alles in Ordnung?“
„Ich habe nur nachgedacht. Ich habe viel zum Nachdenken, seitdem ich hier bin. Und viel zu lernen.“
„Das ist wahr. Ist es zu anstrengend, wenn ich dir die Stadt zeige?“
„Im Gegenteil, Gaskama.“ Ich schenke ihm ein Lächeln. „Zeige mir mehr. Ich bin sehr neugierig.“
„Ist gut.“
Wir folgen dem Fluss und erreichen nach einer Weile den Mühlenpark. Es sind ziemlich viele Mühlen, die alle am Fluss stehen. Das Wasser treibt sie an, wie mir Gaskama erklärt. Er erklärt mir auch, was Mühlen überhaupt machen. Wir halten neben einer an und gehen hinein. So lerne ich, wie Mehl entsteht. Und dass daraus das Brot gemacht wird. Da die Stadt groß ist und viele Menschen darin leben, wird auch sehr viel Mehl gebraucht. Das Mehl wird aus Getreide gemacht und Getreide wächst auf den Feldern, die ich bei der Ankunft vor der Stadt gesehen habe. Dort wächst nicht nur Getreide, wie ich erfahre, aber auch Getreide. Ziemlich viel Getreide sogar.
„Und wie wachsen sie überhaupt?“
Gaskama zuckt die Achseln. „Elixa lässt sie wachsen.“
„Elixa lässt sie wachsen?“
„Elixa ist die Samengöttin.“
„Das hat mir Siana schon erzählt. Trotzdem verstehe ich das nicht.“
„Ich auch nicht. Mazota kann das besser erklären.“
„Der Hohepriester?“
„Genau.“ Gaskama grinst. „Siana hat dir wohl schon viel erzählt?“
„Ja, ich will ja auch viel wissen. Und wo finden wir Mazota?“
„Wahrscheinlich ist er auf dem Marktplatz. Da ist er oft.“
„Obwohl heute gar kein Markt ist?“
„Oh, da ist fast immer irgendetwas. Der richtige Markt ist zwar nur am Tag nach dem Oseum, aber irgendetwas ist immer. Die Menschen arbeiten hart und feiern dann auch gerne.“
„Ich verstehe. Dann bring mich zum Marktplatz.“
Gaskama nickt, trotzdem steuert er die Kutsche zunächst aus der Stadt heraus. Wir fahren neben Feldern her, auf denen aber nicht gearbeitet wird, sondern wo es viele Tiere gibt. Es sind Kühe und Schafe, erklärt Gaskama. Sie gehören überwiegend Askan, aber auch einige Bauern, die auf Höfen außerhalb der Stadt wohnen, besitzen Tiere, die hier stehen und gemeinsam weiden. Sie sorgen für Milch und Fleisch. Und für Wolle und Leder, aus denen Kleidung und Schuhe gemacht werden.
„Und wer kümmert sich um das alles?“, erkundige ich mich.
„Dafür gibt es viele Leute. Und die Minister. Die Minister erzählen Askan, was er wissen muss und wenn er Entscheidungen treffen muss. Und weil Askan aber auch vom Volk erfahren will, ob alles so stimmt, gibt es die öffentlichen Sitzungen. Da können alle Stadtbewohner hinkommen und ihr Anliegen vortragen.“
„Ich verstehe. Das hört sich nach viel Arbeit an. Und nach vielen Regeln.“
„Ja, die Regeln sind notwendig, damit alle wissen, was sie zu tun haben.“
„Aber wer erstellt die Regeln und sorgt dafür, dass alle das Richtige tun?“
„Das ist die Aufgabe der Regierung, also der Minister. Askan trifft die Entscheidungen, die grundsätzlich wichtig sind. Die Minister müssen dafür sorgen, dass sie umgesetzt werden. Das ist Politik.“
„Das ist Politik? Ich dachte, Politik ist, dass die alle in dem Kabinett sitzen und reden.“
„Ja, das gehört auch dazu“, erwidert Gaskama grinsend.
„Hm. Gibt es denn da wirklich so viel zu bereden? Ich dachte, die Regeln stehen bereits fest.“
„Ja, aber es gibt viele Fragen, die auftauchen, immer wieder. Und es muss besprochen werden, was in den nächsten Numas und Numoas gemacht werden soll. Zum Beispiel sterben Menschen, andere werden geboren. Die Menge vom Getreide ändert sich. Es gibt auch Krankheiten. Und viele, viele Kleinigkeiten, aber auch die sind wichtig. Die Menschen müssen auch wissen, dass die Regierung und der König sich darum kümmern, was wichtig ist für die Menschen.“
„Hm. Dann ist der König ja auch nur ein Sklave.“
„Askan sicher. Aber er tut es freiwillig. Nicht alle Könige sind so. Es gibt viele Könige, denen es egal ist, was mit den Menschen passiert. In den Ländern herrscht viel Leid. Schon Askans Vorfahren hielten es für wichtig, dass es den Menschen gut geht. Askan findet das besser.“
„Ich auch.“
„Das weiß ich.“
Wir erreichen nach kurzer Zeit die Hauptstraße, über die ich vor einigen Nums angekommen bin. Bei der Erinnerung daran muss ich lächeln, weil seitdem so viel sich für mich verändert hat. Da hatte ich immer noch diese Angst, dass Askan es gar nicht so ernst meint, wie ich das geglaubt habe. Inzwischen weiß ich es besser, denn er zeigt es offen, was er für mich empfindet. Und dass ich ihn mit dem Volk teilen muss, finde ich in diesem Moment gar nicht mehr so schlimm, weil ich es verstehe. Ich sehe und höre all die Menschen auf dieser Fahrt und spüre, dass sie ihm genauso vertrauen wie ich. Auch ich würde diese Menschen nicht enttäuschen wollen.
Irgendwie liebe ich Askan gerade sehr dafür, dass er auch dem Volk gehört. Und ich beschließe, dass ich ihm das nie wieder vorwerfen werde, nicht einmal in Gedanken. Im Gegenteil, ich werde ihn dabei unterstützen, denn es gefällt mir.
„Woran denkst du?“, erkundigt sich Gaskama. „Du hast so friedlich gelächelt.“
Ich sehe ihn an. „Ich liebe Askan. Weil er ein guter König ist.“
„Nur darum?“
Ich werde rot, das kann ich spüren. „Nein, nicht nur deswegen. Aber das geht nur ihn und mich was an!“
Gaskama lacht. „Schon gut, Kyo. Ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen. Ich kenne Askan gut. Er liebt dich auch, vom Anfang an. Es hat ihn irritiert, aber er hat dich darum vor dem Tod bewahrt und mitgenommen. Er hat gespürt, dass du etwas Besonderes bist. Und wenn ich ihn mir so ansehe, ist er inzwischen sehr froh. Ich habe ihn schon sehr lange nicht so viel lächeln sehen wie in den letzten Nums.“
„Wirklich?“
Er nickt. „Was denkst du, wieso ich mich so um dich kümmere? Als Kommandant der Leibgarde ist das eigentlich nicht meine Aufgabe. Aber du bist wichtig für Askan, darum mache ich das. Und außerdem mag ich dich wirklich.“ Er zwinkert mir dabei zu.
„Ich mag dich übrigens auch, Gaskama“, erwidere ich, dann starre ich nach vorne. Wenn wir uns weiter darüber unterhalten, muss ich weinen, und das will ich nicht.
Außerdem kann ich schon bald den Marktplatz sehen. Heute steht ein großes, offenes Zelt darauf, in dem viele Menschen an Tischen sitzen und essen. Außerhalb des Zeltes wird das Essen zubereitet, auch Getränke werden angeboten. Einige Frauen sind damit beschäftigt, leere Becher und Teller abzuräumen.
„Sumba“, sagt Siana und lacht.
„Hast du etwa schon wieder Hunger?“, erkundige ich mich, obwohl ich genau verstanden habe, was sie meint.
„Ja. Ihr auch, Lady Kyo?“
Gaskama zieht eine Augenbraue hoch, sagt aber nichts. Wir gehen gemeinsam zu dem Stand, an dem das Essen zubereitet wird, und Gaskama gibt die Bestellung ab, wie er es nennt. Danach suchen wir einen freien Platz für uns drei. Siana will erst abseits sitzen, bis ich schließlich ein Machtwort spreche und ihr befehle, neben mir zu sitzen.
Ich sehe mich dann um. Am nächsten zu mir sitzt ein Mann, der sicher kein Kämpfer ist. Er ist fast so groß wie Askan, hat aber mehr Gewicht. Seine Haare sind grau und wohl nicht mehr so kräftig, wie sie früher mal waren.
Er mustert mich gründlich, dann wendet er sich an Gaskama. „Seid gegrüßt, Gaskama.“
Dieser nickt. „Seid gegrüßt, Mazota.“
Mazota? Ist das etwa der Hohepriester? Dieser Kerl, der mich mit den Blicken auszieht?
„Darf ich Euch Lady Kyo vorstellen? Ihr habt wahrscheinlich schon von ihr gehört.“
„Ja, das habe ich tatsächlich. Ich habe sogar einiges über sie gehört.“
Er starrt jetzt in meine Augen. Ich erwidere den Blick und bin gespannt, wie lange er durchhält. Erstaunlich lange, doch schließlich ist er es, der zuerst den Blick abwendet.
„Man erwähnte auch Eure Schönheit, Lady Kyo. Ihr wisst sicherlich, dass dieses Geschenk lediglich ein vergängliches von unserer aller Schöpferin Elixa ist.“
„Wenn ich ehrlich sein soll, das wusste ich nicht.“
„Ich habe bereits vermutet, dass ich Euch noch viel über unsere Schöpferin Elixa beibringen werde. Denn es ist sehr wichtig, sie zu ehren und zu respektieren. Von ihr haben wir alles erhalten, selbst unser Leben.“
„Oh. Ich kenne mich da nicht so gut aus, aber ich habe gedacht, unser Leben erhalten wir von unseren Eltern.“
„Selbstverständlich werden wir von unserer Mutter geboren, und der gemeinsame Akt der Liebe von Mutter und Vater ist notwendig, damit der Samen der Liebe, den Elixa uns geschenkt hat, zu einem Menschen heranreifen kann. Aber ohne Elixa wäre all das nicht möglich. Denn wie sollen die ersten beiden Menschen ohne sie entstanden sein?“
Das ist allerdings eine berechtigte Frage. Ich habe trotzdem das Gefühl, dass dieser Mann sehr gerne den Samen der Liebe verbreiten würde, insbesondere bei den Mädchen und Frauen, die das erwähnte Geschenk der Schönheit erhalten haben. Ich kann seine Erregung sogar spüren, denn kleine Gesten und sein Gesichtsausdruck verraten mir, worüber er wirklich nachdenkt, während er seinen Text aufsagt, als wäre er auswendig gelernt.
„Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht“, antworte ich.
„Das ist auch nicht nötig, Lady Kyo, denn die Nachfahren von Samenfrauen, zu denen auch ich gehöre, haben sich darüber bereits viele Gedanken gemacht und sind zu der Erkenntnis gelangt, dass Elixa das erste Menschenpaar aus einem einzigen Samenkorn erschaffen hat, indem sie ihnen ihren Atem eingehaucht hat.“
Ich versuche mir das vorzustellen, aber das will mir nicht gelingen. Eine Frau hält einen Samenkorn in der Hand und pustet ihn an? Was ist das überhaupt für ein Samenkorn?
Mein Gesicht scheint meine Ratlosigkeit zum Ausdruck zu bringen, denn der Hohepriester fährt fort: „Gewöhnliche Sterbliche können sich das natürlich gar nicht vorstellen, aber Elixa ist ja auch kein Mensch, sondern eine Göttin.“
„Aha“, sage ich nur. Vor allem, weil unser Essen gebracht wird.
„Ich wünsche Euch ein gutes Mahl“, sagt der Hohepriester und wendet sich anderen Dingen zu. Dazu gehört, das stelle ich bald fest, das Beobachten von jungen Frauen und Mädchen.
„Ich habe Euch ja gesagt, der Hohepriester kann es Euch erklären“, flüstert mir Siana zu.
„Du glaubst diesen Schwachsinn ernsthaft?“
„Herrin! So was dürft Ihr nicht einmal denken!“
Ich werfe Gaskama einen Blick zu und habe den Eindruck, dass er sich eher meiner Meinung anschließen würde als Sianas. Doch halte ich die Umstände für eine Diskussion über dieses Thema für ungeeignet und beende sie, indem ich einfach nichts mehr sage. Siana versteht und konzentriert sich auf ihre Mahlzeit.
Danach kehren wir zurück auf die Burg. Gaskama erzählt, dass es in einigen Nums ein Stadtfest geben wird, mit vielen Attraktionen und wohl auch einigen Hinrichtungen. Letzteres irritiert mich etwas und ich beschließe, Askan danach zu fragen.
Nachdem wir einige Zeit schweigend nebeneinander gesessen haben, bemerkt Gaskama: „Der Hohepriester wird wohl nicht dein Freund werden.“
„Nur wenn Elixa mich dazu zwingt.“
„Sag das nicht, sonst macht sie das noch“, sagt Gaskama und grinst dabei.
„Dann würde ich sofort alle Zweifel zurücknehmen. Aber nur dann. Wie dem auch sei, ich mag ihn nicht. Können wir über etwas anderes reden?“
„Selbstverständlich. Worüber denn?“
„Was mir durch den Kopf geht, ist die Frage, was eigentlich die Frauen immer machen. In der Leibgarde sind ja nur Männer.“
„Meinst du die Frauen auf dem Hof oder allgemein?“
„Beides.“
„Nun, Frauen haben ihre Aufgaben in der Gemeinschaft. Sie bekommen Kinder, ziehen sie auf. Es gibt auch viele Arbeiten, die sie erledigen. Was denkst du, wo die Kleidung herkommt? Sie wächst nicht auf irgendwelchen Bäumen.“
„Nicht?“
„Ich habe noch keinen solchen Baum gesehen, aber vielleicht gibt es irgendwo welche. Bei uns werden sie von Frauen genäht.“
„Und warum kämpfen sie nicht? Und sag jetzt nicht, weil die Männer stärker und daher besser dafür geeignet sind, sonst musst du hier und jetzt gegen mich kämpfen.“
„Ich sagte dir ja schon, dass du nicht zählst. Sieh dir Siana an. Sie ist nicht viel zierlicher als du, nur etwas kleiner, aber was denkst du, wie lange würde sie in einem Kampf überleben?“
„Ich weiß nicht, wie gut sie kämpfen kann.“
Gaskama dreht sich um, ohne die Zügel loszulassen. Mit einer Hand ergreift sie blitzschnell den Hals der Dienerin, die erschrocken aufschreit, ansonsten aber nicht viel unternimmt. Eigentlich gar nichts.
„Würdest du dich auch so verhalten, Kyo?“
„Versuch es gar nicht erst. Ich müsste dir wehtun.“
„Genau. Du wehrst dich sofort und du kannst es auch. Aber auch bei dir ist es nicht die Kraft. In einem reinen Kräftemessen würde ich gegen dich gewinnen. In einem Kampf zwar auch, aber nicht so leicht.“
„In einem Kampf würdest du gegen mich gewinnen? Hast du Wein getrunken?“
Gaskama grinst. „Ach, Kyo, wir wollen das gar nicht erst herausfinden, einverstanden?“
„Einverstanden. Und die Frauen auf der Burg, was machen die?“
„Das sollen sie dir lieber selbst erzählen. Ich mache dich gleich mit jemandem bekannt, in Ordnung?“
„Woher soll ich denn wissen, ob das in Ordnung ist, wenn ich sie noch gar nicht kenne? Das beantworte ich dir nachher, in Ordnung?“
„Ich liebe deinen Humor“, murmelt Gaskama.
„Aber nur den! Der Rest gehört Askan!“
„Ja, ja.“
Auf der Burg überlässt Gaskama die Kutsche und die Pferde zwei Dienern und führt mich im Schloss nach oben. Siana folgt uns schweigend. Sie sieht nachdenklich aus. Vermutlich ist ihr bewusst geworden, dass sie mich falsch eingeschätzt hast. Sie hat ja auch nicht wissen können, wie ich dem König begegnet bin und dass ich auch kämpfen kann.
Wir begeben uns diesmal und für mich das erste Mal auf die zweite Etage. Ich höre entfernt Stimme, Frauenstimmen. Gaskama hält auf eine etwas größere Tür zu und öffnet sie.
Sofort verstummen die Stimmen und etliche Augenpaare richten sich auf uns.
Der Raum ist groß und hell. Vor den Fenstern hängen Stoffe. Stühle mit Stoffen stehen überall herum,und Tische, kleine Tische, auf ihnen Gläser und Karaffen. Die meisten Stühle sind besetzt. Frauen aller Altersgruppen, zumeist aber jüngere, in meinem Alter, sitzen auf ihnen, in Gruppen.
Jetzt sehen sie uns an, insbesondere mich. Aber auch an Gaskama hängen einige Blicke, manche nur verstohlen. Eigentlich wundert es mich nicht, als Mann ist er sicher interessant. Für mich nicht, aber vielleicht erleben manche der Frauen zur Zeit keinen Akt der Liebe und würden es gerne mit ihm. Das könnte ich verstehen.
„Meine Damen“, sagt Gaskama mit seiner tiefen, kräftigen Stimme. „Darf ich Euch Lady Kyo vorstellen?“
„Aber natürlich!“, ruft jemand, andere lachen. Einige stehen auf und kommen näher.
„Wir haben schon auf Euch gewartet“, sagt eine andere.
„Ich … ich muss mich noch an die vielen neuen Eindrücke gewöhnen“, erwidere ich verwirrt.
„Das ist nachvollziehbar, nach dem, was so erzählt wird“, bemerkt eine Rothaarige. Sie hat nicht so leuchtend rote Haare wie Siana, eher etwas ins Bräunliche gehend, und hellblaue Augen. Die haben viele, das ist mir bereits aufgefallen. Sie hält mir ihre Hand entgegen. „Ich bin Shaka, Askans Cousine.“
„Eine Cousine!“, ruft eine andere und alle lachen.
„Genau, Askan hat ja eine große Familie“, bemerkt Shaka.
Ich sehe Gaskama an. Er nimmt meine Hand, legt meine Handfläche an Shakas Hand und als diese ihre Finger um meine Hand schließt, mache ich das genauso.
„Was ist eine Cousine?“, erkundige ich mich und konzentriere mich auf Shaka, denn sonst müsste ich schreiend wegrennen. Die vielen Augen, die mich betrachten, die Geräusche der Kleider, all das hallt in meinem Kopf wider.
„Askans Mutter und meine Mutter waren Geschwister.“
„Waren?“
„Askans Mutter ist schon verstorben“, erklärt Gaskama.
„Ich verstehe. Also, ich bin Kyo.“
„Wissen wir“, sagt Shaka grinsend. Sie gefällt mir. Sie scheint etwas größer als ich zu sein und ist weiblicher, was durch ihr Kleid durchaus betont wird. Ich wundere mich, dass mir das als Erstes auffällt. Auch die Berührung ihrer Hand empfinde ich als angenehm. Dennoch bin ich froh, als sie meine Hand loslässt.
„Ich könnte mir vorstellen, dass Lady Shaka die Richtige ist, dir deine Fragen zu beantworten“, sagt Gaskama.
„Welche Fragen hast du denn?“ Es gefällt mir, dass Shaka mich wie einen Menschen anspricht, nicht wie viele. Ich beschließe, dass sie wirklich die Richtige ist.
„Ich war noch nie auf dem Hof eines Königs und würde gern alles über den Hofstaat erfahren.“
„Das mache ich gerne“, erwidert sie. „Aber wir wollen auch alles über dich wissen. Wir haben schon viel über dich gehört. Es wird darüber geredet, wie Askan dir verfallen ist.“
Ich muss an unsere Beschäftigung vor dem Einschlafen denken und werde rot.
Gaskama lacht auf. „Das hast du nicht ganz so verstanden, wie es gemeint war, Kyo.“
„Ich … ich glaube auch.“
Shaka hält sich die Hand vor den Mund und ruft: „Bei Elixa, nein, so meinte ich das wirklich nicht! Entschuldige, ich wollte dich nicht verlegen machen.“
„Ist gut.“ Nur ich verstehe, warum Gaskama schon wieder lacht. „Ich freue mich schon. Wäre es dir recht, wenn wir morgen beginnen?“ Ich freue mich, dass es mir gelungen ist, diese Formulierung zu verwenden, von der ich den Eindruck habe, dass man sie gerne hier verwendet.
„Das wäre mir sehr recht“, erwidert Shaka. „Wollen wir uns morgen zum Frühstück treffen?“
„Vor dem Sum... Sumba?“
„Das macht man für gewöhnlich so mit dem Frühstück“, nickt sie.
„Ist gu... in Ordnung. Mir wäre es recht.“ Ich werfe einen strafenden Blick auf Gaskama, dessen Heiterkeitsausbrüche den anderen sehr seltsam anmuten müssen. Überhaupt, Heiterkeitsausbruch. Ich würde das Lachen nennen, aber von Askan weiß ich, dass viel und langes Lachen ein Heiterkeitsausbruch ist. Na, meinetwegen.
„Dann machen wir es doch so“, sagt Shaka. „Grüßt meinen Cousin von mir, er verirrt sich sehr selten hierher.“
„Wieso sollte er sich verirren? Er kennt sich in seinem Schloss sicher sehr gut aus.“
Warum lachen jetzt denn alle? Ich blicke verwirrt zu Siana, aber selbst sie ist am Lachen.
„Du sagst gerne lustige Sachen, das gefällt mir gut“, erklärt Shaka schließlich. „Bis morgen dann.“
Ich nicke und gehe mit Siana und Gaskama wieder nach unten. Gaskama ist immer noch am Grinsen.
„Was war zuletzt eigentlich so lustig?“, erkundige ich mich.
„Nun ja, das ist nur so ein Spruch, dass sich jemand irgendwohin verirrt. Damit ist nicht gemeint, dass sich jemand nicht auskennt, sondern dass man so selten irgendwohin kommt, als wüsste man nicht, wo der Ort ist, obwohl man es eigentlich doch weiß.“
„Oh!“, erwidere ich und werde wieder rot. Für wie blöd müssen die mich jetzt halten?
„Gräme dich nicht, Wildkatze. Die Damen gehen davon aus, dass du einen gekonnten Scherz gemacht hast. Wirklich gekonnt, denn du hast bis zum Schluss mit keiner Miene verraten, dass es nur ein Scherz war.“
„War ja auch kei...!“ Ich halte inne, als mir bewusst wird, was er meint. Dann sage ich nur: „Du kannst das übrigens auch ziemlich gut.“
„Das ist wohl wahr. - So, Wildkatze, ich denke, für heute hast du genug von meiner Gesellschaft. Vielleicht möchtest du dich etwas ausruhen, bevor Askan seine Regierungsgeschäfte beendet.“
„Ja, von dir muss ich mich wirklich erholen.“ Dann nehme ich ihn in die Arme. „Danke, Gaskama.“
„Sehr gerne, Wildkatze.“ Er zwinkert mir zu, bevor er sich umdreht und davongeht.
„Ein stattlicher Mann“, sagt Siana leise. Als ich sie ansehe, errötet sie und senkt den Kopf. „Verzeiht!“
„Du hast ja recht, Siana. Hör zu, wenn wir allein sind, brauchst du nicht so mit mir zu reden, als wäre ich mehr als eine, einverstanden? Und du kannst auch gerne sagen, was du denkst. Wenn wir nicht allein sind, dann natürlich besser nicht.“
„Das ist wohl wirklich besser, La... Wildkatze.“
Ich mag sie. Ich mag sie wirklich. Ich glaube, ich mag alle, die es schaffen, mich zum Lachen zu bringen.
„Warum nennt dich Gaskama eigentlich ständig Wildkatze?“, erkundigt sich Siana, während wir zu unseren Gemächern gehen.
„Weil Kyo eine Wildkatze ist.“
„Das weiß ich, aber das ist doch dein Name, oder?“
„Ja, aber nicht mein richtiger. An den erinnere ich mich nicht. Und weil ich manchmal wie eine Wildkatze bin, bekam ich diesen Namen. Und Gaskama findet ihn wohl treffend.“
„Hm. Was machst du denn, wenn du wie eine Wildkatze bist?“
Ich werfe ihr einen Seitenblick zu. „Ich kratze und beiße. Und ich töte die Männer, die mich vergewaltigen.“
Siana starrt mich erschrocken an. „War das auch ein Scherz?“
„Nein, Siana, das war ganz sicher kein Scherz. Es ist mehrmals geschehen.“
Wir erreichen das Schlafgemach. Siana wirkt nachdenklich.
„Der König weiß davon?“
„Allerdings. Ohne ihn wäre ich tot. - Siana, mach nicht so ein ernstes Gesicht. Mir geht es gut.“
„Das scheint mir auch so. Du hast heute viel gelacht.“
„Ja, trotz der Begegnung mit Mazota.“
„Du magst ihn wirklich nicht?“
„Weißt du, warum er in dem Zelt war? Wegen der vielen Mädchen. Ich hoffe für ihn, ich erwische ihn nicht bei etwas, wofür ich zur Wildkatze werde, denn das würde er nicht überleben.“
Siana sagt nichts, aber ich sehe ihr an, wie sie nachdenkt. Ich überlege, ob ich baden soll, aber eigentlich würde ich das lieber mit Askan tun. Unten, im großen Bad. Ich glaube, ich werde es ihm tatsächlich vorschlagen.
„Komm, Siana, wir haben noch etwas Zeit. Erzähl mir etwas mehr über den Hofstaat und Shaka.“
Wir setzen uns in der Nähe der Fenster an einen Tisch und Siana beginnt mit ihrer Erzählung. Ich höre ihr aufmerksam zu, denn ich möchte solche Fehler wie vorhin nicht mehr machen. Auch wenn ich inzwischen selber darüber lachen würde.
Ich beobachte Mauka, Shakas Dienerin. Sie ist noch einen Hauch kleiner als Siana und deutlich jünger. Ihre dunkelblonden Haare sind kurz, die braunen Augen groß und betrachten aufmerksam ihre Umgebung. Sie ist irgendwie verwandt, aber nicht verwandt genug, um nicht Shakas Dienerin zu sein. Ihr Verhältnis miteinander ist herzlich, darum darf Siana auch in ihrem Dabeisein so mit mir reden, als wären wir allein.
Heute findet das Stadtfest statt, das Gaskama erwähnte. Ich weiß inzwischen, dass dieses Stadtfest nur alle zwei Numoas stattfindet, immer in der warmen Numoa. Die Menschen kommen aus weiter gelegenen Gebieten hierher, manchmal sogar andere Könige. Für diesmal sind keine angekündigt, und Gaskama erzählt mir belustigt, dass Lord Sakumo seine Teilnahme kurzfristig abgesagt hätte.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich freuen soll oder nicht. Angst vor ihm brauche ich ja keine zu haben, aber vielleicht ist es trotzdem besser so. Wer weiß, ob ich ihn nicht getreten hätte, wie schon mal vorgehabt. Und so viel weiß ich inzwischen, dass ich damit Askan keinen Gefallen täte.
Also freue ich mich am besten.
Auf Sianas Rat hin trage ich ein einfaches, fast bodenlanges Kleid in hellgrauer Farbe, dazu kurze Stiefeln. Auch Askan wird auf dem Fest sein, und zumindest zeitweise werden wir zusammen sitzen. Aber für ihn bedeutet das Fest auch, dem Volk nahe zu sein. Er meinte aber nach dem Aufwachen, als ich ganz erstaunt war, dass er noch neben mir lag, dass wir uns heute öfter sehen werden als sonst und dass sein Volk spätestens heute sehen wird, dass ich zu ihm gehöre. Wenn ich wollte, könnte ich ihn auch die ganze Num begleiten, allerdings würde es mir möglicherweise langweilig werden. Aber es wäre meine Entscheidung.
Als ich ihn fragte, wie lange ich Bedenkzeit hätte, sagte er, bis nach meinem Höhepunkt.
Es war das erste Mal dann, dass ich auf dem Rücken lag und er auf mir. Allerdings stützte er sich auf seinen kräftigen Armen ab, erst beim Höhepunkt gelang ihm das nicht. Ich schlang die Beine um ihn und drückte ihn an mich. Sein Gewicht störte mich überhaupt nicht.
Nach einer Weile hob er den Kopf. „Hattest du auch einen Höhepunkt?“
„Du willst ja bloß wissen, ob ich mich langweilen will“, erwiderte ich grinsend. „Und überhaupt, hast du das nicht gemerkt?“
„Natürlich habe ich das gemerkt. Es ist unmöglich, den Höhepunkt einer Wildkatze nicht zu bemerken.“
„Ich würde mich freuen, bei einigen Anlässen an deiner Seite zu sein.“
„Wildkatze, das war ja eine richtig politische Antwort.“
„Ich lerne eben schnell!“
„Das ist wohl wahr. Du lernst tatsächlich sehr schnell. In Ordnung. Und wer begleitet dich?“
„Shaka und unsere Dienerinnen.“
Er musterte mich nachdenklich, dann nickte er und ging, um seine Bedürfnisse zu erledigen.
Wir sitzen nun in Shakas Gemächern und frühstücken. Shaka meinte, es sei wichtig, gut gestärkt auf das Fest zu gehen. Zwar gebe es dort Essen und Trinken, aber ich würde sicher erst einmal alles ansehen wollen, und das dauert eben. Ich verschweige lieber, dass ich es sehr lange aushalten kann, ohne zu essen. Während ich Brot und Butter esse, halte ich die Erinnerung an Askans Küsse und seinen Geruch fest, so lange, wie es geht.
Dann ist es endlich so weit. Wir brechen auf. Wir fahren mit einer Kutsche, und diesmal sitze ich gemeinsam mit den drei Damen dort, wo ich zu sitzen habe. Auf dem Bock, denn so heißt es, wie Shaka erklärt, sitzt der Kutscher, ein junger Bursche. Shaka und ich sitzen in Fahrtrichtung, Siana und Mauka uns gegenüber.
Schon von Weitem ist der Lärm zu hören, den das Fest verursacht. Noch lange, bevor wir am Marktplatz ankommen, fahren wir an Ständen vorbei. Hier wird alles Mögliche angeboten, aber vor allem Fleisch und Waffen. Und Schmuck. Und Kleidung. Einfach alles.
Mir fällt auf, dass alle anderen zu Fuß unterwegs sind. Shaka erklärt, dass die anderen ihren Wagen außerhalb abstellen müssen. Nur einige wenige dürfen bis zum Marktplatz fahren, dazu gehören direkte Verwandte des Königs und natürlich seine Braut.
„Braut?“, erkundige ich mich. „Was ist das? Sollte ich sie kennen?“
„Du bist das!“, erwidert Shaka lachend.
„Ich?!“
„Eine Braut ist eine Frau, die zu einem Mann gehört, also eine Frau, die er vielleicht heiratet.“
„Heiratet?!“ Was das bedeutet, weiß ich ja, aber ich? Und der König?
„Was denkst du denn? Der König teilt seine Gemächer mit dir, er wird dich irgendwann um deine Hand anhalten müssen. Es gibt sowieso schon Gerede, weil er das noch nicht getan hat.“
Ich starre sie fassungslos an. Wir kennen uns doch kaum! Ich meine, ich finde den Gedanken an sich überhaupt nicht schlimm, aber ich meine, wir kennen uns doch erst seit Kurzem!