Читать книгу Von Zentauren - Zuzanna Ginczanka - Страница 10

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CANTICUM CANTICORUM

Weinbeeren schäumen,

eine duftende Narde

durchströmt schwer die Gärten –

Ich hütete für meine Brüder die Herden

in sonnendurchfluteter Hitze –

deshalb bin ich dunkelhäutig;

Die marineblaue Nacht surrt.

Von gelben Sternen

äscherte sich der Himmel glutrot ein.

Die glühenden Augen verberge ich,

in den Wimpern ein Zypressenwald,

wie die Teiche zu Hesbon.

„O meine Geliebte, öffne –

ich habe den Garten umrundet –

ich habe eine lose Rose in den Locken –

Ruf mir deinen Mund in Erinnerung,

ich errate erneut,

ob du am Abend vom Apfel getrunken hast“ –

„Wie soll ich dir öffnen

die quietschende Tür –

Da ich meine Kleider schon abgelegt habe,

verfluchen mich die Mütter dreifach,

und die Herden von Ziegen

geben keine süße Milch.“

Die marineblaue Nacht surrt

und die wogenden Stämmchen der Weinberge

und Feigenblätter –

Und ich kann überhaupt nicht einschlafen.

Ich öffne die Holztore –

– doch der Geliebte war verschwunden.

Der Duft von Safran und Kassie.

Öl war ausgelaufen

und Myrrhe fließt an den Griffen des Türriegels aus.

Der Pfad verweht langsam

wie eine aufgetrennte Naht –

schwarzäugiges Dunkel hinter der Veranda.

Ich suchte ihn – ich fand ihn nicht.

Ich rief ihn

— doch er antwortete mir überhaupt nicht.

(Und er ist schön wie ein Stern

Wie der Himmelsgrund —

Jeder wird ihn daran erkennen).

Ich beschwöre euch Jungfrauen in Düften

bei dem Reh im Dickicht,

bei der wie im Anschwung drängenden Hirschkuh:

Sucht nicht beizeiten die Liebe

Weckt sie nicht,

solange sie nicht von selbst zu euch kommt.

Von Zentauren

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