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3 KAPITEL

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»Das kann doch nicht sein, dachte ich, als ich in der Times ihre Zeichnung sah. Mary was sucht Mary in der Zeitung. Ich sagte zu meiner Gattin: Mrs. Henderson, das kann nicht Mary in der Zeitung sein. Nein, es kann nicht Mary sein, oder?«

»Das müssen Sie uns schon sagen, Mister Henderson«, erwiderte Littlewood.

»Ich meine, ich habe sie erst vor ein paar Tagen putzmunter wie ein Fisch im Wasser gesehen.«

Das Mädchen hieß Mary Daniels und war im Oktober zwanzig Jahre alt geworden. Sie saßen auf der Wache der Lehman Street in Littlewoods und Nichols Raum und rauchten ihre Pfeifen. Mister Henderson ein Fisch und Austernhändler aus Paddington rauchte kleine Zigarren. Er war aufgeregt am Morgen in die Wache gekommen und hatte erklärt, er wisse, wer die Tote aus der Zeitung sei. Er hatte gesagt, die Frau aus der Morgenzeitung sei Mary Daniels. Er war bereit, mit ihnen in die Leichenhalle zu fahren, um die sterbliche Hülle zu identifizieren. Sie fuhren mit ihm in einer der vergitterten Polizeikutschen zur Leichenhalle in die old Montague Street.

»Ich habe sie erst gesehen, so vergnügt sie hat gesungen.«

»Wo?«, fragte Nichols.

»Im London Hospital. Mister Henderson macht rapide Fortschritte, sagte der Doktor zu mir.«

»Gratulation Mister Henderson. London Hospital, aber was hat, Mary dort gemacht?« Nichols fand es bedenklich, dass Frauen Zugang zum Herrentrakt des Hospitals erlaubt wurde, die Tote hatte keinen Ehering gehabt.

»Sie hat gearbeitet«, sagte der Fischhändler.

»War sie Krankenschwester?«

»Nein eine hervorragende Krankenschwester, ein Engel sie hatte immer ein nettes Wort für Mister Henderson Senior, was mein Vater ist. Oh Gott diese Nachricht wird meinen alten Herren mitnehmen.«

»Wann haben Sie sie gesehen?«

»Vor vier Tagen, Freitag, als ihr Dienst zu Ende war. Ich sah sie, wie sie fein angezogen mit einem feinen Lächeln das LH verließ.«

»LH? London Hospital? Und dann?«

»Bin ich zur Metropolitan Railway gegangen und zur Paddington Bishops Road gefahren.«

»Wohin ist sie gegangen?«

»Keine Ahnung. Ich nehme an, sie ist nach Hause gegangen oder zur Untergrundbahn. Es wird im November schnell Dunkel und Whitechapel ist nicht mehr dasselbe, wie noch vor 1870, bevor die Wirtschaftskrise Whitechapel und die Docks auffraß.«

»Wie lange kannten Sie sie?«, fragte Littlewood.

»Im Dezember liegt Mister Henderson Senior drei Monate und drei Tage im Krankenhaus. Also seit drei Monaten. Mister Henderson, also mein Vater hatte eine sehr komplizierte und schwere Operation. Durch die viele Arbeit, die der Fischhandel macht zog, er sich einen Bruch zu.«

»Wie ist sie mit den anderen Patienten zurechtgekommen? Gab es Beschwerden über ihre Arbeit?«

»Oh, nein.« Henderson sah Littlewood entsetzt an, als hätte der ihm einen unzüchtigen Antrag auf der öffentlichen Herrentoilette im Hyde Park gemacht.

»Ist Ihnen zu Ohren gekommen, dass einer der Patienten in ihr mehr, als nur eine Krankenschwester sah. Mit ihr anbandeln wollte?« Nichols hielt einen abgewiesenen Galan für den Mörder. Denn wer konnte schon so etwas Schönes kaputt machen, doch nur ein rasend Eifersüchtiger.

»Wissen Sie, sie war ein sehr nettes Mädchen. Die Patienten machten Scherze und ... aber nie etwas Unanständiges. Das hätte Mister Henderson senior, also Papa niemals zugelassen. Er sagt, tue nur das, was du auch von anderen erwartest und das ist unsere Maxime. Jeder Mensch braucht eine Maxime im Leben. Wir Hendersons sind ehrlich und versuchen unser Bestes, mehr kann man nicht geben. Zumal im schwierigen Fischhandel in dem leider nicht alle Menschen so, wie die Hendersons denken und handeln.«

Littlewood war erstaunt, konnte man diese Welt so sehen und konnte man so in ihr überleben, hatte er das früher nicht auch gedacht, bevor die ersten Leichen und die ersten auf offener Straße vor Hunger sterbenden Menschen ihm klar machten, er war im Zentrum eines grauen Wirbels, der alles verschlang? Eine böse Macht hatte London vergiftet und Arme und Reiche korrumpiert?

»Und die anderen Angestellten?«

»Sie kam mit jedem gut zurande, besonders mit einem jungen Doktor. Mister Henderson mein Vater sagte noch, Junge, wenn ich nicht die Kirchenglocken höre, wenn ich die liebe Mary und Michaelis sehe. Es war eine feine junge Dame. Die Ärzte kümmern sich kaum, um Mister Henderson die Arbeit bleibt an den Krankenschwestern und Pflegern hängen, stimmt doch?«

»Ja. Als Sie das Krankenhaus verließen, um zur Tube zu, gehen. Ist Ihnen da aufgefallen, dass jemand sie beobachtet hat oder hinter ihr her ging, Mary verfolgte?«

»Nein.«

»Ist sie immer zu Fuß gegangen oder mit dem Pferdeomnibus gefahren oder hat eine Droschke genommen?«

»Sie ging zu Fuß.«

»In welche Richtung?«

»Um die Ecke und dann wohl Richtung Chapel Street.«

»Richtung Whitechapel Road?«

»Ja Sir ich denke das so.«

»Hatte sie etwas dabei?«

Mister Henderson dachte nach, »Nein, nicht dass ich wüsste.«

»Keinen Regenschirm?«, fragte Nichols.

»Natürlich! Sie war eine anständige und feine Lady und ich glaube mich zu erinnern, dass es geregnet hat, der Regen ist an sich eine gute Sache, aber am Freitag waren es schon ununterbrochen und drei Tage Regen.«

»Mister Henderson wir müssen unsere Pflicht tun die Kutsche ist bereit uns zum Leichenschauhaus zu fahren.«

»Deswegen bin ich hier, Sir.«

Mister Nathanael Henderson wirkte nicht wie ein Mann, der zart besaitet war, er war keine Mimose, aber als man ihn in die Leichenhalle führte, zitterten seine Hände. Er folgte seinen Bowlerhut fest an die Brust gedrückt den beiden Inspektoren in den Raum, in dem an einer Ecke sieben offene Särge standen. Er beugte sich über Sarg Nummer drei hinab und sah auf das Gesicht, sagte: »Ja, das ist Mary Daniels!«, und ging hinaus, um zu weinen.

Als Nichols an die Tür kam, sprach Walter gerade leise mit dem Mann, seine Hand auf dessen Schulter, wie ein guter Freund, denn offensichtlich war Mister Henderson ohnmächtig vor Schmerz und Mitleid, die er für Mary empfand. Nichols wollte ihn nicht unterbrechen, er zog sich zurück und hörte Littlewoods leise Stimme.

»Sie haben das Richtige getan, Sir. Jetzt nehmen ich und Inspektor Nichols das in unsere Hände. Es wird alles gut. Von jetzt an ist der Mörder ein toter Mann. Vermutlich spürt seine verdammten Seele bereits, wie sich der Strick immer enger um seinen Hals zuzieht. Ich verspreche es Ihnen.«

Nichols konnte das nicht, ihm fehlten die Worte und die Zuversicht. Littlewood sprach, als garantiere er ihm, dass alles wieder gut werde. Dass mit dem Vollstrecken des Todesurteils der Verlust und Schmerzen verschwinden. Vielleicht war Rache ein gutes Mittel, um das Leid nicht so stark zu spüren, der Gedanke an Rache dämpfte den Schmerz wie eine Arznei. Ja, Rache war etwas Gutes, fand Nichols.

Die arme Seele nickte mit dem großen runden Kopf, und seine Tränen perlten wie Wasser an einer Glasscheibe die feisten Wangen entlang und tropften auf den Boden. Es gab nicht viele wie Mister Henderson, nicht viele tüchtige und rechtschaffene Männer mit einer Seele.

»Es ist ein Verbrechen! Ein verdammtes Verbrechen gegen … Gegen uns alle ... Sie war doch ein Engel!«, stieß Mister Henderson aus und weinte den bulligen Kopf auf der Schulter von Littlewood gelegt.

Nichols konnte sehen, wie Walter dem Mann sanft auf den Rücken klopfte. Nichols schluckte seine eigenen Tränen und brauchte einige Sekunden, um sich zu fassen. Sie hatte einen Namen – Mary – und eine Familie, Freunde, von der sie geliebt worden war, wenn selbst der dicke Fischhändler, der sie kaum kannte, sie in sein Herz geschlossen hatte. Es sollte einfach nicht ihr Schicksal sein, nicht dieses junge Ding. Nichols seufzte und dachte an seine Tochter und dann kam er, als sei nichts vorgefallen aus seinem Versteck hervor. Ihm war, als hingen schwere Gewichte an seinen Armen und Beinen und das schwerste hing um seinen Kopf, als er versuchte zu lächeln.

Schlechtes Blut

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