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Roberto spähte über das öde Land. Die flimmernde Luft ließ die Konturen verschwimmen. Hinter sich hörte er die aufgeregten Rufe und Fragen der verängstigten Touristen. Er spürte eine Bewegung neben sich, dann hörte er ihre Stimme.

„Was hat das zu bedeuten?“

Ohne den Kopf zu wenden sagte er: „Ich weiß es nicht, Eileen.“ Robertos Interesse konzentrierte sich auf einen flachen Schutthügel, der von zwei Saguaros flankiert wurde, die dort wie Wächter standen. Hinter dem Hügel musste der Heckenschütze liegen. Von dort aus hatte er direktes Schussfeld.

Als ob der Gangster Robertos Überlegungen bestätigen wollte, jagte er zwei Schüsse aus seiner Waffe. Die Kugeln pfiffen über die Rinne hinweg.

„Kriechen Sie nach vorn zu Ringo“, sagte Roberto zu dem Mädchen. „Sagen Sie ihm, wenn ich pfeife, soll er mir Feuerschutz geben. Der Heckenschütze liegt hinter dem Hügel dort im Westen.“

Eileen zog sich zurück. Braves Mädchen, dachte Roberto. Sie stellte keine überflüssigen Fragen. Er wartete zwei Minuten, dann stieß er einen schrillen Pfiff aus.

Sofort krachten die Schüsse aus Ringos Karabiner, und Roberto schnellte sich über den Rand der Rinne. Im Zickzack rannte er durch die Senke, auf deren anderen Seite sich die Geröllhalde erhob. Wie von selbst glitt die Pistole in seine Hand.

Der Schweiß rann ihm in die Augen, die Hitze brannte in seiner Lunge. Vor seinen Füßen sprangen Sandfontänen auf. Die Schüsse des Cowboys lagen also nicht nah genug am Versteck des Killers. Roberto warf sich zu Boden und rollte hinter einen kantigen Felsbrocken, wo er sich zusammenkrümmte.

Seine Brust arbeitete wie ein Blasebalg. Die Schüsse aus dem Karabiner des Cowboys waren verstummt. Scharf bellte die Waffe des Killers. Eine Kugel prallte gegen den Felsen, hinter dem Roberto notdürftig Deckung gefunden hatte. Er blickte zurück. Er konnte den Verlauf der Rinne ausmachen. Die Köpfe der Pferde, die noch nicht die Flucht ergriffen hatten, standen wie abgeschnitten in der Landschaft.

Dann erkannte Roberto eine andere Bewegung am Rand der Rinne. Ringo hatte den Karabiner nachgeladen, jetzt schob er die Waffe zurecht. Roberto sah den hageren Kopf des Reiters, dann brüllte die Waffe auf und spuckte Blei.

Roberto flankte über den Stein und hetzte auf den Hügel zu. Eine Weile konnte er einen Saguaro als Sichtschutz benutzen, ehe er die Richtung änderte und sich jetzt in geradem Lauf dem Versteck des Banditen näherte.

Ringo stellte das Feuer ein, um Roberto nicht zu gefährden. Der Mafia Jäger stürmte die Hügelflanke. Wieder warf er sich zu Boden. Keuchend lag er da, die entsicherte und schussbereite Pistole in der Faust. Seine Handfläche war feucht und glitschig vom Schweiß. Wenn er es nun mit zwei Gegnern zu tun hatte? Er war noch gar nicht zum Nachdenken gekommen. Alles war so schnell abgelaufen. Irgendwie musste der Killer auch hier herausgekommen sein. Bis zur National Straße 19, die von Nogales nach Tucson führte, waren es von hier aus gut zwölf Meilen über unwegsames Gelände.

Roberto hörte ein Geräusch in seiner unmittelbaren Nähe. Er wälzte sich auf den Rücken. Die Sonne blitzte grell in seine Augen. Er brachte die Pistole in Anschlag, doch er sah kein Ziel.

Er veränderte seinen Standort um ein paar Körperlängen nach rechts, zog die Knie unter den Bauch, schnellte sich in die Höhe. Nach zwei langen Sprüngen warf er sich wieder auf den Boden. Eine Kugel furchte fast seinen Rücken, der Detonationsknall betäubte sein Ohr, und er glaubte, den Pulverdampf riechen zu können. Er jagte zwei Schüsse aus seiner Luger, um den anderen in Deckung zu zwingen, dann robbte er weiter.

Er hatte jetzt den Kamm des Hügels erreicht. Überrascht hielt er inne, denn auf der anderen Seite fiel der Steinhaufen fast senkrecht ab. Der Schütze hatte seinen Standort sehr geschickt ausgesucht. Er hatte die Sonne im Rücken gehabt.

Doch jetzt floh er nach Westen, genau in die Sonne hinein, und sein Schatten hob sich scharf gegen das gleißende Licht ab.

Roberto sah die wirbelnden Füße. Er streckte die rechte Hand aus, stützte das Gelenk mit der Linken, dann schoss er zweimal.

Eine Kugel traf den linken Fuß des Killers und schleuderte ihn nach vorn. Der Mann stürzte und überschlug sich zweimal, um dann reglos liegenzubleiben. Das Gewehr lag in der verkrampften rechten Hand des Gangsters.

Roberto lief verhalten auf den Mann zu. Er beschrieb einen Halbkreis, so dass er sich zuerst dem Kopf des Killers näherte. Vielleicht war der Bursche besinnungslos, vielleicht auch nicht.

Der Kerl war nicht bewusstlos. Er riss, als er Roberto nah genug wähnte, das Gewehr herum und wälzte sich auf den Bauch. Die Mündung wies drohend auf den Mafia Jäger.

Roberto ließ sich auf seine Knie fallen. Er zielte auf den Killer, sein Finger am Abzug zuckte. Die Augen des anderen schienen zu brennen.

„Lasse es!“, stieß Roberto hervor. Seine Stimme war nur ein unverständliches Krächzen. Der Gangster bewegte die rechte Hand. Der Zeigefinger geriet an den Abzug des Gewehrs.

Roberto veränderte ein wenig die Zielrichtung der Pistole, und schoss zuerst.

Die Waffe flog vom Rückstoß in die Höhe. Der Gangster riss den Mund auf. Doch kein Schrei drang aus seiner Kehle. Erst als er die blutende Hand schlenkerte und sie gleich darauf gegen seinen Körper presste, brüllte er wie ein verwundeter Stier.

Im nächsten Augenblick war Roberto über ihm.

Auswahlband 11 Top-Krimis Herbst 2018 - Thriller Spannung auf 1378 Seiten

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