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Roberto Tardelli fuhr über die schnurgerade Straße, die die Wüste in zwei gleiche Teile zu zerschneiden schien. Das Mondlicht tauchte das öde Land in hartes, silbriges Licht. Adam Petrie war in sich zusammengesunken.

Ein Schild glitt vorbei. Tucson – 34 Meilen,

Xavier – 22 Meilen. Vielleicht gab es in Xavier ein Hospital. Je eher er den Gangster loswurde, desto eher konnte er versuchen, ein Flugzeug zu bekommen, das ihn nach LA brachte.

Roberto war hellwach. Er stand unter Hochspannung.

Er kurbelte die Scheibe herab und hielt seinen Kopf in den kalten Wind.

Als er den Kopf wieder einzog und mechanisch den Rückspiegel mit einem Blick streifte, sah er die Scheinwerfer.

Sie kamen rasend schnell näher. Zu schnell für einen normalen Verkehrsteilnehmer. Einen Augenblick lang beherrschte den jungen Mann am Steuer so etwas wie Panik.

Wie sind sie dir so schnell auf die Spur gekommen?

Er senkte den Fuß aufs Gas. Der Ramcharger beschleunigte langsam, die Nadel kletterte auf die Siebzig Meilen Marke, zitterte, blieb dort hängen. Der Wagen dröhnte. Die Maschine gab nicht mehr her. Roberto ließ ihn auf die vorgeschriebene Geschwindigkeit von 55 Meilen zurückfallen.

Die Scheinwerfer des fremden Wagens wurden heller und größer, und bald erfassten sie den Dodge und füllten die Fahrerkabine mit grellem Licht, das vom Rückspiegel direkt in Robertos Aussagen geworfen wurde.

Der fremde Wagen blieb beharrlich hinter ihm. Roberto riskierte einen Blick aus zusammengekniffenen Augen in den Rückspiegel.

Hinter dem gleißenden Lichtvorhang erkannte er die Konturen eines flachen Wagens. Über dem Dach bemerkte er die Umrisse eines Dachbügels und darauf die dunkel glotzenden Augen der roten Dachlichter und die weißen Trichter der Sirenen.

Polizei! Die Burschen in dem Wagen langweilten sich garantiert. Da kam ihnen ein Fremder in einem staubüberkrusteten Ramcharger gerade recht. Roberto hatte keine guten Erfahrungen mit den Angehörigen der County Sheriffs Offices gemacht.

Noch achtzehn Meilen bis Xavier. Der Streifenwagen machte keine Anstalten zu überholen. Die Deputys überlegten wahrscheinlich noch, was sie mit dem Fahrer anstellen sollten, oder was sie ihm anhängen könnten.

Doch dann überfiel es Roberto siedend heiß. Die Gesetzeshüter hatten bestimmt das Kennzeichen des Ramcharger an ihre Dienststelle gegeben, um das Fahrzeug überprüfen zu lassen. Jemand rief jetzt in Nogales an, wo er auf die Autovermietung stieß. Dort würden die Deputys den Namen des Mannes erfahren, der den Wagen gemietet hatte.

Dieser Mann hing bewusstlos neben Roberto im Gurt, mit zwei übel aussehenden Schussverletzungen.

Verdammt, die Kerle würden ihn auf keinen Fall weiterfahren lassen. Sie würden ihn erst einmal einlochen und versuchen, alles über ihn herauszufinden. Okay, er konnte über Umwegen Colonel Myer informieren, aber er würde mindestens acht Stunden verlieren.

Der Wagen des County Sheriffs klebte unverwandt hinter der Stoßstange des Ramcharger. Bis Xavier waren es jetzt nur noch fünfzehn Meilen.

Er musste sie abschütteln, bevor sie ihn anhielten. Mit jeder Meile, die er näher an die nächste Stadt herankam, stiegen seine Chancen.

Elf Meilen vor Xavier schienen sie alles abgecheckt zu haben.

Die roten Dachlichter begannen jäh zu kreisen, und die Sirenen pumpten Schallwellen gegen die Rückfront des Dodge, gleichzeitig riss der Fahrer den Streifenwagen nach links und setzte zum Überholen an.

Die Straße vor und hinter Roberto war leer. Das war gut. Denn für das, was er vorhatte, brauchte er Platz.

Und schnell musste er sein, denn die Männer im Radio Car durften nicht zu früh dazu kommen, über Funk Alarm zu schlagen. Sonst hatte er in Minuten alle Streifenwagen der Staatspolizei auf dem Hals.

Roberto fuhr noch weiter rechts ran. Der Streifenwagen erschien neben dem Dodge. Das heißt, er beschleunigte zunächst einmal. Der Wagen schien schwer auf Touren zu kommen, vermutlich hatte die Kiste lange Zeit keine Werkstatt mehr von innen gesehen.

Roberto passte genau auf. Als die lange Motorhaube des anderen Wagens sich auf der Höhe der hinteren Radkästen befand, riss er das Lenkrad urplötzlich nach rechts herum. Gleichzeitig stieg er mit seinem ganzen Gewicht auf die Bremse.

Die starre Hinterachse machte diese Tortur nicht mit. Während der Bug tief eintauchte und die Vorderräder die Spur noch hielten, verloren die Hinterräder den Kontakt mit dem von feinem Sand überwehten Asphalt.

Das Heck schlingerte zur Straßenmitte. Und wie die Schwanzflosse eines Riesenwals schlug es gegen den Streifenwagen.

Und zwar ziemlich genau dort, wo sich das rechte Vorderrad befand.

Das Blech des Kotflügels riss. Es wölbte sich nach innen, wo es vom Reifenprofil erfasst, kreischend verbogen und zerfetzt wurde. Der Reifen platzte mit einem lauten Knall. Der Streifenwagen fiel ein paar Fuß zurück, aber seine Geschwindigkeit lag immer noch über fünfzig Meilen. Wegen der schwabbeligen Servolenkung hatte der Mann am Steuer kein Gefühl für die Vorderräder, von denen das eine über die Felge rumpelte und den Wagen unwiderstehlich nach rechts hinüberzog.

Die Scheinwerfer verschwanden hinter der Heckklappe des Ramcharger und hinter der mächtigen, mit stählernen Bügeln versehenen Stoßstange.

Roberto bat die Gesetzeshüter im Stillen um Verzeihung, als er seinen Fuß erneut mit voller Wucht auf die Bremse rammte.

Der Fahrer, der noch wie ein Wilder am Lenkrad kurbelte, erkannte die Gefahr zu spät. Der Anprall warf den schweren Ramcharger ein Stück nach vorn. Es krachte laut, und Roberto spürte den Anprall in seinem Rücken. Sein Kopf wurde gegen die Nackenstütze geschleudert. Glas klirrte, die Lichtflut hinter ihm erlosch, auch die Sirenen erstarben mit einem heiseren Röhren, als ein Kurzschluss die Stromversorgung des Radio Car lahmlegte.

Roberto ließ die Bremse los und senkte den Fuß erneut aufs Gas, nachdem er zurückgeschaltet hatte. Träge kam der Dodge wieder auf Touren.

Robertos Augen hingen am Außenspiegel. Er sah, wie der Streifenwagen von der Straße schlitterte und mit der Schnauze in den Graben sackte.

Er atmete auf und gestattete sich ein leichtes Lächeln. Erst ein raues Stöhnen erinnerte ihn an seinen Fahrgast.

„Was war das?“, keuchte Petrie verwirrt. Er rieb seinen schmerzenden Nacken und starrte Roberto aus fieberglänzenden Augen an.

„Nichts weiter“, sagte Roberto kurz angebunden. „Du hast es gleich geschafft.“ Er deutete nach vorn, wo sich die blassen Lichtpunkte über einer schlafenden Stadt gegen den mondhellen Himmel abzeichneten. Als Roberto die Scheinwerfer ausschaltete, verschmolz er mit seiner Umgebung. Wie ein Chamäleon.

Auswahlband 11 Top-Krimis Herbst 2018 - Thriller Spannung auf 1378 Seiten

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