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Roberto sah den weißen Camaro heranzischen. Er befand sich im östlichen Abschnitt des Wilshire Boulevard, im Bereich der hohen Highway-Kreuze, die den Himmel verdunkelten. Links und rechts der Straße verunzierten Autofriedhöfe und Wellblechhütten das Stadtbild. Der Verkehr war dünn.

Roberto versuchte, etwas von dem Fahrer zu erkennen, doch die schräge Windschutzscheibe wirkte wie ein Spiegel.

Der Wagen röhrte vorbei. Roberto sah ein flatterndes Kopftuch und ein angespanntes Gesicht, das zum größten Teil hinter einer mächtigen Sonnenbrille verschwand.

Unvermittelt scherte der Wagen nach rechts hinüber und schnitt den Kurs des Kombi. Roberto, dessen Sinne schon Entwarnung gegeben hatten, weil das Coupe von einer Frau gesteuert wurde, trat etwas zu heftig auf die Bremse. Der Buick brach hinten aus, und im nächsten Augenblick trieb der Kombi wie ein Steuerloses Schiff über die Fahrbahnen. Mit der vorderen Ecke erwischte er den Camaro an der hinteren Stoßstange. Er hörte einen Knall, als das Metall aus der Halterung gerissen wurde. Der Camaro schlingerte leicht.

Roberto trat auf die Bremse. Als die Räder blockierten, nahm er den Fuß wieder hoch, pumpte, brachte das Lenkrad in mittlere Stellung. Da ging ein Ruck durch den Wagen, als ein Hinterrad gegen den Bordstein knallte. Der Aufprall ließ den Buick wie eine Billardkugel zur Mitte des Boulevards zurückschnellen. Robertos Kopf schlug gegen die Seitenscheibe. Mechanisch reagierte er auf die neue Richtung. Als er jetzt bremste, gehorchte der Wagen.

Roberto wich einem entgegenkommenden Laster aus, dann riss er wütend das Lenkrad herum. Der Camaro stand unter dem Viadukt des Santa Monica Freeway.

Roberto hielt hinter dem Sportwagen an, sprang heraus und rannte auf das andere Fahrzeug zu.

„Was ist denn in Sie gefahren?“, brüllte er. „Wollen Sie mich umbringen?“

Die Frau nahm das Kopftuch ab und schüttelte das lange blonde Haar auf, dann schob sie die Brille die Stirn hinauf.

„Das wollte ich nicht, bestimmt nicht“, sagte sie.

„Eileen Hamilton!“, sagte Roberto überrascht. „Was wollten Sie nicht?“

„Sie in Schwierigkeiten bringen“, sagte sie. Ihre Augen zeigten ein irritierendes Funkeln. Roberto legte die Hände auf die Türkante. Sein Gesicht schwebte nahe vor ihrem. Er war gespannt, welche Story sie ihm jetzt auftischen würde.

„Welch ein Zufall“, sagte er. Verdammt, schalt er sich, warum fällt dir kein markiger Spruch ein? Warum führte er sich linkisch wie ein Collegeboy auf, wo er doch wusste, dass er es mit einem Gangstergirl zu tun hatte.

„Ich wollte Sie anhalten, aber nicht so.“ Ihre Lippen bebten. „Ich muss Sie sprechen ... Sie sind doch Tardelli, nicht wahr?“

„Erwarten Sie darauf eine Antwort?“

„Es ist keine erforderlich. Ich hatte gleich auf Sie getippt, war meiner Sache aber nicht sicher. Charles Lavery kam auch in Frage ... Ihm geht es übrigens besser. Der ... Schütze war ein Stümper. Welch ein Glück!“ Die angebliche Eileen Hamilton ließ ihn nicht aus den Augen. Roberto wartete. Sie würde schon damit herausrücken, was sie wollte. Was sie wirklich wollte. Als sie es dann sagte, war er wieder überrascht.

„Ich will aussteigen“, sagte sie heftig. „Ich meine, ich will dieses Geschäft nicht länger mitmachen. Die Sache in der Wüste, wie Lavery vom Pferd fiel und wie Sie dann diesen blutenden Mann anschleppten, das alles hat mir die Augen geöffnet.“ Roberto nickte. „Ihr Wagen tut’s sicher noch. Fahren Sie zum Federal Building und erzählen Sie den Boys vom FBI Ihre Lebensgeschichte.“

„Das kann ich nicht, und das wissen Sie. Nur ein Mann wie Sie kann mir helfen. Ein Mann, der weiß, wie man den Killern ausweicht.“

„Ich weiche ihnen nicht aus“, berichtigte Roberto sie, aber insgeheim musste er zugeben, dass an der Ansicht dieses Girls etwas dran war.

„Sehen Sie, als ich Sie erkannte und sah, dass Sie wieder einmal entkommen waren, da habe ich geglaubt, selbst eine Chance zu haben ...“ Die Augen begannen zu schwimmen.

Roberto Tardelli, der keine Frau weinen sehen konnte, öffnete die Tür des Camaro. „Kommen Sie in den Kombi. Mit dieser weißen Kutsche bilden Sie ein auffälliges Ziel.“

Eileen – er nannte sie immer noch so – lief neben ihm her und sprang dann in den Kombi. Roberto startete und fuhr weiter.

„Ich heiße Brenda Paine, und ich bin mit einem Mann ... liiert, der Ihr Feind ist.“

„Wie heißt er?“

„Der Name würde Ihnen nichts sagen. Aber Sie kennen den Namen seines Bosses. Er heißt Gino Lucci ...“ Don Gino aus Florida.

„Ich lebe in Palm Springs“, erläuterte Brenda Eileen. „Man vertraute mir, deshalb schickte man mich auf die Ranch. Ich sollte versuchen, Sie, als Roberto Tardelli zu identifizieren, um dem ...“ „Killer“, half Roberto aus.

„... eine zusätzliche Hilfe zu geben. Die haben mich in der Hand, verstehen Sie?“

„Wie haben Sie mich hier gefunden?“

„Ich habe mich in der Nähe von Freeds Haus aufgebaut und auf Sie gewartet.“

„Was wissen Sie noch?“

„Dass man Sie erledigen will. Sie und diesen Freed gemeinsam.“

„Wissen Sie, wer dieser Freed ist?“

„Nein.“

„Ein G-man. Plancata hat dessen Sohn entführen lassen.“

„Mein Gott! Das habe ich nicht gewusst! Roberto, ich darf Sie doch so nennen? Was soll ich tun?“ Ihre Bestürzung wirkte echt.

Bei dem, was er vorhatte, konnte er sie nicht brauchen. Ganz gleich, wer oder was sie war. Er bog vom Boulevard ab, passierte den Campus der University of South California und scherte in die, Nebenstraße ein, die zum Geschäftsviertel von Wrigley führte. Über die Vermont Avenue konnte er sehr schnell in Richtung Beverley Hills oder Los Angeles Downtown gelangen, je nachdem. Er stoppte vor einem Drugstore, aber er machte keine Anstalten auszusteigen. Ruhig abwartend sah sie ihn von der Seite her an, aber sie störte ihn nicht beim Nachdenken.

„Haben Sie schon ein Hotel?“, erkundigte sich Roberto schließlich.

Brenda schüttelte den Kopf. „Ich habe gleich den Wagen gemietet und bin zu Freeds Haus rausgefahren. Die Adresse stand im Telefonbuch.“

„Nehmen Sie ein Taxi und lassen Sie sich ins Holiday Inn Santa Monica bringen. Ich werde mich mit Ihnen in Verbindung setzen.“

„Ja, danke, Roberto.“ Wenn sie enttäuscht war, ließ sie es sich nicht anmerken.

„Haben Sie Geld?“

„Ja, es wird reichen.“ Sie öffnete die Tür, zögerte noch. „Was werden Sie tun?“, erkundigte sie sich. „Ich meine ... wie lange muss ich warten?“

Roberto zuckte die Achseln. Brenda stieg aus. Roberto fuhr zum Boulevard zurück. Bevor er abbog, blickte er noch einmal in den Rückspiegel. Brenda stand am Straßenrand und sah ihm nach.

Auswahlband 11 Top-Krimis Herbst 2018 - Thriller Spannung auf 1378 Seiten

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