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Saarbrücken, der Tatort.

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Karin Siebert hatte den Auftrag zum nochmaligen Sortieren des Containerinhalts an ihre Kollegen weiter gereicht. Kommissar Grewe war sichtlich erfreut, dass er nicht zum Müllkommando gehörte. Mit Karin Siebert, erreichte er den Flur, auf dem der Raum lag, aus dessen Fenster geschossen worden war. Das Türschloss ließ sich vermutlich auch durch ein lautes Husten öffnen. In dem Raum, Grewe hatte einen Nachschlüssel, fand sich nur ein Schrank, in dem Reinigungsmaterialen und Besen aufbewahrt wurden. Dann der kleine Wagen, zwei Etagen, vier Räder, vollgepackt mit Spraydosen für dies und Fläschchen gegen jenes. Tücher, Lappen aus Leder, aus Stoff und Papiertücher. In dem Raum war sonst nichts. Aber für den Mörder war er perfekt gewesen. Mehr brauchte er nicht. Perfekte Sicht. Durch den Vorbau kann man den Schützen nur sehr schwer von außen ausmachen. Die Nachbarn hatten nichts gehört. Der Raum interessierte die Mieter alle nicht. Die Reinigungsfirma sandte zweimal in der Woche ihre Leute.

Grewe und ein uniformierter Kollege klingelten noch mal an den Türen, wo bei der ersten Befragung niemand anzutreffen gewesen war. Die Siebert stand in dem kleinen Raum. Weshalb sind hier zwar Spuren der Räder des Wagens sichergestellt worden, aber keine Fußspuren des Täters? Der konnte doch nicht fliegen. Nur die Reifenspuren des Wagens...?

Sie holte das mitgebrachte Zielfernrohr aus der Tasche. Visierte in Richtung des Tatortes.

Ein Mann kam aus der Nummer 87, ging zu einer Garage. Öffnete, fuhr rückwärts ein Trike heraus und setzte sich drauf. Drei hübsche Mädchen, zwischen sechs und 10 Jahren alt, kamen zu ihm und kletterten auf dem Trike rum. Alle lachten herzlich. Die Haustür der Nummer 87 öffnete sich wieder. Ein lauter Pfiff erscholl. Die Frau in der Tür winkte die aufmerksam gewordenen Kinder in das Haus. Der Mann versendete einen Luftkuss in Richtung der Frau und beschäftigte sich wieder mit dem Trike.

Familienidyll, denkt sie. War ihr nie vergönnt.

Sie konnte dem Mann direkt ins Gesicht sehen.

Italienische Brille, dezent unrasiert, lockiges, nicht zu kurzes Haar, längliches Gesicht, buschige Brauen, ein faszinierendes, feinsinniges Lächeln. Interessant. Die Gedanken an ein Date wurden schnell verworfen. Konzentration auf den Job.

Der Schütze konnte also definitiv die Mimik des Opfers erkennen. Wenn es ein gedungener Killer war, dann hätte ein Schuss gereicht. Weshalb schoss er zweimal? Weswegen saß erst der zweite Schuss? So kam sie nicht weiter. Das Problem war die Diskrepanz zwischen ihrem Gefühl und den Fakten.

Ihr Handy summte in der Tasche. Es war der Leiter der Spurensicherung. Einer der routinierteren Ermittler. Beinahe hätte dieser damals den Posten von Karin bekommen, wäre da nicht ein altes Problem mit der Mischung aus Alkohol und Frauen.

„Was haben Sie Neues?“

„Wir haben ein weiteres Paar Handschuhe gefunden. Hauchdünne Seidenhandschuhe. So was tragen wohl Kampfpiloten unter ihren eigentlichen Druckhandschuhen. Gibt es bei eBay für 10 Euro. Aber der eigentliche Hammer kommt jetzt. Wir haben die Aussagen der Zeugen durchgesehen, deren Auswertung Grewe und die Streifenpolizisten am Wochenende nicht mehr geschafft haben. Ein Zeuge aus dem Nachbargebäude, der mit am Container stand, als unser mutmaßlicher Täter die Sachen entsorgte, sagte aus, dass der Typ die Handschuhe auszog. Darunter aber trug der Mann noch solche Silikonhandschuhe. Solche „Erste Hilfe“ oder OP-Dinger. Er ist sich sicher. Chefin, ich sage Ihnen, das war ein Profi. Der vermied es nicht nur, Spuren zu hinterlassen, der vermied sogar, Spuren am Tatort aufzunehmen. Die Spurensicherung hat vorhin angerufen. Die sind mit der Auswertung dessen fertig, was wir gefunden haben. Diese gebogene Plastikplatte ist oben eingeschnitten und durch Wärme so verformt worden, dass man sie am Schirm einer dieser Sportmützen, dieser Basecaps, befestigen kann. Nirgendwo verbleiben Hautpartikel oder Haare. Die Schmauchspuren der Waffe kommen nicht an den Körper. Der wusste sehr genau, was er tat.“

Siebert antwortete erst, nachdem sie zweimal deutlich ausgeatmet hatte.

„Lassen Sie es gut sein. Mein Problem bei der Sache ist, dass der Mann inzwischen drei Paar Handschuhe getragen hat. Damit kann ich doch nicht mehr ordentlich schießen. Verstehen Sie mich nicht falsch. Aber darüber müssen wir alle noch einmal nachdenken. Und weshalb, verdammt, finden wir in dem Abstellraum Reifenspuren des kleinen Wagens, aber keine Fußspuren des Schützen? Denn so sauber ist der Fußboden hier nun auch wieder nicht.“

Kollateraldesaster

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