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Die drei Festgenommenen verweigerten die Aussage. Der Anwalt, den sie anriefen, war in anderen Verfahren auch schon für Claas Jordan tätig gewesen. Ein Umstand, der niemanden von uns verwundern konnte.

Für den Abend verabredeten wir uns mit Dirk Lührsen in Lords Bar auf St. Pauli. Lührsen kam mit der Maschine aus Frankfurt, wo er seine begehrte Unterschrift unter einen Fernsehvertrag gesetzt hatte.

»Das Leben geht weiter«, meinte er, während er seinen Whiskey on the Rocks zum Mund führte. Er grinste dabei. »Das mit dem HENGST ist natürlich tragisch, aber wir Lebenden müssen sehen, dass wir auch weiterhin unsere Brötchen verdienen...«

Er trank das Glas in einem Zug leer.

»Mario Amato soll sich kurz vor seinem Tod mit Claas Jordan überworfen haben.«

»Wer sagt das?«

»Es hat so die Runde gemacht, Herr Lührsen.«

»Ich dachte, Sie sind von der Kriminalpolizei - und nicht von irgendeinem Klatschblatt, das alles druckt, was interessant klingt. Aber ohne Rücksicht auf den Wahrheitsgehalt.«

Jetzt mischte sich Roy ein.

»Und wir dachten, Sie wären jemand, dem auch daran liegt, dass der Mord an Amato aufgeklärt wird.«

»Und Sie denken, dass Claas Jordan etwas damit zu tun hat?«

»Wir stellen einfach nur klare Fragen«, sagte ich. »Und wir erwarten Antworten. Die Schlüsse daraus ziehen wir schon selbst, Herr Lührsen.«

»Wissen Sie eigentlich, was Herr Jordan alles für den Wrestling Sport getan hat? Er spendet jährlich einige hunderttausend Euro an den Verband, er tritt als Sponsor von Wrestling-Veranstaltungen auf und er hat schon einige ganz groß herausgebracht.«

»Sie wollen ihn nicht belasten«, stellte ich fest.

Er zuckte mit den Schultern.

»Ich muss weiter mit ihm auskommen.«

»Wir können Sie auch offiziell vorladen, Herr Lührsen«, kündigte ich an. »Und es könnte doch sein, dass Herr Jordan davon erfährt ...«

»So etwas würden Sie tun?«

»Und Sie würden Amatos Mörder decken. Vor Gericht könnte Ihnen das sehr übel ausgelegt werden.«

»Das ist Erpressung!«

Unsere Blicke begegneten sich. Seine Augen wurden sehr schmal. Auf seiner linken Wange zuckte ein Muskel.

»Jetzt hören Sie mir gut zu, Herr Lührsen«, sagte ich dann. »Wir sind ausschließlich an Amatos Mörder und seinem Auftraggeber interessiert. Es geht uns nicht um irgendwelche kleinen Betrügereien, um abgesprochene Kämpfe und so etwas. Und wir kommen auch nicht vom Finanzamt. Sie wissen, warum Amato sich mit Claas Jordan überworfen hat. Also packen Sie aus!«

»Claas wird es nicht erfahren?«

»Nein. Jedenfalls nicht, wenn wir es vermeiden können.«

»Vor Gericht werde ich abstreiten, je mit Ihnen gesprochen zu haben!«

»Tun Sie das! Aber falls es soweit kommt, sprechen Sie besser erst mit Ihrem Anwalt darüber!«

Er atmete tief durch, ließ sich vom Barkeeper noch einen Drink geben und sagte dann: »Es gab einen Vertrag zwischen Claas Jordan und Amato. Keinen seriösen Vertrag. Amato hatte ihn abgeschlossen, bevor er sich unter meine Fittiche begab und sich endlich professionellen Rat holte.«

»Wie sah der Vertrag aus?«

»Vierzig Prozent von Amatos Einnahmen für Claas Jordan. Na ja, Jordan hatte natürlich auch erhebliche Investitionen getätigt, um Amato groß rauszubringen. Es ist nicht so einfach, einen Wrestler in einem großen Kampf unterzubringen. In dem Punkt stimmt der schlechte Ruf dieser Branche. Sie müssen schon ein gut gefülltes Portemonnaie mit Bestechungsgeldern haben, sonst kommt nichts dabei heraus. Außerdem hatte Jordan natürlich die ganze Ausbildung von Amato bezahlt, ihn jahrelang quasi ausgehalten, bis er soweit war. Jetzt begann sich alles auszuzahlen. DER HENGST lächelte einen aus Illustrierten an und hält ein Glas Milch in die Kamera oder testet in einem Fernsehspot, wie große Blasen man mit einem bestimmten Kaugummi machen kann. Amato hatte es geschafft - und Claas Jordan dachte, dass er jetzt absahnen könnte.«

»Wo war der Haken?«, fragte ich.

»Amato wollte aussteigen.«

»Ich bin kein Jurist«, sagte ich. »Aber ist Vertrag nicht Vertrag?«

»Genau das hat Claas Jordan auch gesagt. Wenn einer wie der nämlich einem einzigen seiner Schützlinge erlaubt, aus der Reihe zu tanzen, kann er morgen sein kleines Schmuddel-Imperium dichtmachen. Claas ist bekannt dafür, sehr auf Disziplin zu achten.«

Das hatten wir an Mahlert gesehen.

Lührsen drehte sich zweimal um, trank sich dann noch einmal kräftig Mut an und rutschte etwas näher zu mir. Es sollte wirklich keiner mithören. »Amato hat Claas Jordan mit irgendetwas in der Hand gehabt.«

»Woraus schließen Sie das?«

»Weil Claas schließlich bereit war, Amato aus dem Vertrag herauszulassen. Nur den Zeitpunkt, den hat er immer wieder hinausgezögert, und deswegen war Amato schließlich auch sehr ungehalten. Kurz vor dem Kampf - an dem Tag, als er ermordet wurde - war Claas bei ihm in der Umkleide. Die beiden haben sich furchtbar angeschrien. Ich lass dich hochgehen, du verdammter Blutsauger!, habe ich Amato immer noch im Ohr. Wir hatten schon Angst, dass DER HENGST Jordan an den Kragen geht und ihn zu Mus haut - so, wie er es mit seinen Gegnern macht. Mahlert und ich sind dann reingegangen, um das Schlimmste zu verhindern. Claas war völlig außer sich.«

»Mahlert ist heute von Unbekannten krankenhausreif geschlagen worden«, berichtete ich. »Haben Sie keine Angst, dass Ihnen dasselbe passiert?«

»Natürlich. Was glauben Sie, warum ich mich hier mit Ihnen treffe und ich nicht in meinem Büro.

»Sie haben früher für Jordan gearbeitet ...«

»Ja, und manchmal denkt er immer noch, dass er mich am Gängelband führen kann. Wir haben eine Menge an gemeinsamen Interessen, aber ab und zu gehen sie auch auseinander.«

»Zum Beispiel, was Amato betraf.«

»So ist es. Jordan meinte immer, dass ich Amato gegen ihn aufhetzen würde.«

»Und haben Sie das?«

»Ich habe ihn auf seine Rechte aufmerksam gemacht und dafür gutes Geld kassiert. Natürlich hat Jordan das nicht gerne gesehen. Allerdings wird er sich zweimal überlegen, ob er etwas gegen mich unternimmt.«

»Wieso?«, fragte Roy.

»Ich habe einflussreiche Kontakte im Deutschen Wrestling Verband. Wenn ich wollte, könnte ich dafür sorgen, dass nie wieder einer seiner Leute bei irgendeinem dieser Spektakel seinen Auftritt bekommt.«

»Mahlert scheint weniger wichtig gewesen zu sein«, stellte ich fest.

Er hob die Augenbrauen.

»Sind Sie denn sicher, dass es Claas Jordans Leute waren, die ihn vermöbelten?«

»Wäre der Gedanke denn so abwegig?«

Lührsen schüttelte den Kopf. »Nein, ganz und gar nicht.«

Ich hob die Augenbrauen. »Das müssen Sie uns erklären!«

»Mahlert hat die Wrestling-Schule gegründet. Eines Tages tauchte dann Claas Jordan auf und hat ihm eine Beteiligung aufgezwungen. Jordans Angebote können manchmal recht handfest sein ...«

»Ich verstehe.«

»Der Laden expandierte natürlich, nachdem Jordan sein Geld hineinpumpte. Aber Mahlert wäre den guten Claas lieber früher als später wieder losgeworden. Ich bin mir sicher, dass er wusste, was Amato gegen Claas in der Hand hatte.«

»Wie kommen Sie darauf?«

»Die beiden waren sehr vertraut miteinander. Mahlert war wie ein Vater zu Amato.« Er zuckte die Achseln. »Na ja, nur 'ne Vermutung von mir. Ich muss mir keine grauen Haare wachsen lassen wegen der Sache ...« Er grinste schief. »Das ist Ihr Job!«

»Noch eins: Besitzen Sie Kopien des Vertrags zwischen Amato und Jordan?«

»Nein, tut mir leid. Suchen Sie in Amatos Sachen nach.«

»Das haben wir.«

»Meines Wissens hatte er ein Schließfach für solche Sachen.«

»Sie wissen nicht zufällig wo.«

»Nein.«

8 Krimis fürs Fest: Krimi Paket

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