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Das historische Problem des digital-finanziellen Komplexes

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Obwohl der digital-finanzielle Komplex eine in der Menschheitsgeschichte beispiellose Machtposition erobert hat, sind auch ihm Grenzen gesetzt. So wie wir alle der Schwerkraft unterliegen, ist auch er gewissen Gesetzmäßigkeiten unterworfen, auf die er keinen Einfluss hat. Auf den einfachsten Nenner gebracht lauten diese Gesetzmäßigkeiten:

 In einer endlichen Welt ist unendliches Wachstum nicht möglich.

 Permanente Geldschöpfung führt zur Entwertung des Geldes.

 Die Anhäufung von Schulden kann nicht unbegrenzt ausgeweitet werden, ohne dass die Menschen das Vertrauen in das Geldsystem verlieren.

 Negativzinsen und Bargeld können auf Dauer nicht nebeneinander existieren.

 Die fortschreitende Geld- und Machtkonzentration in immer weniger Händen lässt sich nicht mit der Herrschaftsform der parlamentarischen Demokratie vereinbaren.

 Explodierende soziale Ungleichheit führt zu gesellschaftlichem Aufruhr.

Genau diese Probleme haben in den Jahren seit dem Beinahe-Crash von 2007/08 kontinuierlich zugenommen. Wir sind Zeitzeugen der ausgiebigsten Geldschöpfung, des höchsten Schuldenbergs, der niedrigsten Zinsen, einer nie da gewesenen Machtkonzentration und einer explodierenden sozialen Ungleichheit. Wollen die Machthaber an den Hebeln der Macht bleiben, müssen sie diese Probleme angehen und lösen. Genau hier aber liegt das Dilemma: Der digital-finanzielle Komplex hat das bereits versucht und ist gescheitert.

Am besten lässt sich das am Beispiel der FED, der größten und wichtigsten Zentralbank der Welt, zeigen: Sie hatte den Leitzins im Rahmen der Krisenbekämpfung im Dezember 2008 bis auf 0,25 Prozent gesenkt. Da die Verantwortlichen sich darüber im Klaren waren, dass sie bei einer Fortführung der lockeren Geldpolitik schon bald in den Bereich von systemzerstörenden Minuszinsen geraten würden, rissen sie ab Dezember 2015 das Ruder herum, hoben den Zinssatz wieder an und trieben ihn in neun Schritten bis zum Dezember 2018 auf 2,5 Prozent – mit verheerenden Folgen. Innerhalb von wenigen Tagen nach der letzten Zinserhöhung brachen die Aktienmärkte weltweit stärker und schneller ein als je zuvor. Um einen noch schlimmeren Absturz zu verhindern, wandte sich Janet Yellen, die damalige Präsidentin der FED, an die Öffentlichkeit und versprach, die Zinsen nicht weiter anzuheben. Daraufhin stabilisierte sich die Lage, allerdings nur vorübergehend.

Obwohl Yellen ihr Versprechen einlöste und die Zinsen 2019 zweimal um jeweils 0,25 Prozent senkte, brach im September des Jahres der US-Repo-Markt in historisch einmaligem Ausmaß ein. Am US-Repo-Markt versorgen sich die großen Wall-Street-Banken über Nacht mit frischem Geld. Der Einbruch zwang die FED, die Zinsen ein weiteres Mal zu senken und über Monate mit mehreren hunderten Milliarden US-Dollar einzugreifen, um den Kollaps des Bankensystems zu verhindern. Gleichzeitig bahnte sich im Hintergrund ein noch größeres Problem an: Ab Herbst 2019 zeichnete sich eine weltweite Rezession ab, die nach zwölf Jahren ständiger Geldinjektionen und Zinssenkungen verheerendere Folgen als alle bisherigen Rezessionen erwarten ließ.

Schöne Neue Welt 2030

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