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Kapitel I - Die Lehre der Elemente Mikrokosmos und Makrokosmos

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„Alle Menschen haben das Potential, sich selbst zu erkennen.”1

Die ersten Zeilen der Tabula Smaragdina, des uralten Textes, der die philosophischen Grundlagen der traditionellen und modernen hermetischen Lehre liefert, enthalten das berühmte Motto „wie oben, so unten”. Es reflektiert die Erkenntnis, die im menschlichen Geist immer gegenwärtig war: Das ganze Universum ist eins und alle Dinge enthalten dieselben Prinzipien und Elemente. In den alten Schulen des Denkens wurde das menschliche Wesen als das wichtigste von allen lebenden Geschöpfen im Universum betrachtet, und man glaubte deshalb, dass der Mensch von den Göttern als ein lebendes Abbild des Kosmos und der ganzen Natur erschaffen wurde. So setzten diese Lehren den Menschen über alle anderen Lebewesen. Er war der Knotenpunkt der gesamten Schöpfung und ein Prinzip, das jedes Element enthielt, aus dem das Universum zusammengesetzt war. Erde, Feuer, Wasser und Luft – sie alle spiegelten sich im menschlichen Körper und Geist. Als Abbild der Götter war der Mensch der Vermittler zwischen der unteren (dem Reich der Pflanzen und Tiere) und der oberen Welt (der Domäne der Götter) und enthielt Aspekte von beiden, wodurch er die kosmische Kluft zwischen den gegensätzlichen Prinzipien Materie (der sterbliche Körper) und Geist (die unsterbliche Seele) überbrückte.

Die pythagoräische Lehre beschrieb den Menschen als eine „kleine Welt”, weil er die Fähigkeiten des Universums besaß: Die gottgleiche der Vernunft sowie die Natur der Elemente in den Prinzipien der Ernährung, des Wachstums und der Fortpflanzung. Gleichzeitig war der Mensch unvollkommen in jeder dieser Fähigkeiten, ganz so wie „der Wettkämpfer im Fünfkampf, der dem Athleten unterlegen ist, der sich auf nur einen Teil spezialisiert.”2 Und so wurde die Gabe der Vernunft weniger bedeutend gesehen als die heiligen Eigenschaften der Götter. Die Elemente waren im Menschen nicht so üppig vorhanden wie in den Elementen selbst, die menschlichen Energien und Wünsche waren schwächer als die der Tiere und die Kräfte der Ernährung und des Wachstums waren geringer als die der Pflanzen. Deshalb fand der Mensch als ein Gemisch aus vielen und verschiedenen Elementen sein Leben schwierig zu beherrschen:

Denn jedes andere Geschöpf wird von einem Prinzip geleitet, aber wir werden von unseren verschiedenen Fähigkeiten in unterschiedliche Richtungen gezogen. Zum Beispiel werden wir einmal vom gottgleichen Element zum Besseren hingezogen, und ein andermal von der Herrschaft des tierischen Anteils in uns zum Schlechten.3

Diese komplexe Natur des Menschen stellte von der frühesten Vorzeit bis heute eine Quelle des Interesses dar. Philosophen und Ärzte analysierten die möglichen Korrespondenzen zwischen dem Menschen (Mikrokosmos) und dem Universum (Makrokosmos). Analog zur Lehre der Elemente, die den ganzen Kosmos einschloss, schufen sie die Lehre der Säfte (Humoralpathologie) im menschlichen Organismus, die, wie sie dachten, die vier Elemente der Natur widerspiegelten. Die vier grundlegenden Säfte waren Blut (Luft), gelbe Galle (Feuer), Schleim (Wasser) und schwarze Galle (Erde).

Der Gelehrte und Okkultist der Renaissance Agrippa von Nettesheim schrieb in seinem berühmten Buch De occulta Philosophia, „die Knochen ähneln der Erde, das Fleisch der Luft, der Lebensgeist dem Feuer.”4 Dies kennzeichnet auch menschliche Qualitäten: Erde sind langsame und sichere Bewegungen, Wasser Furchtsamkeit, Trägheit und Nachlässigkeit bei der Arbeit, Luft Fröhlichkeit und ein freundliches Wesen und Feuer ein aufbrausendes, schnelles und zorniges Temperament. Die ganze Philosophie des Menschen, einschließlich seiner Wesensart, seines Aussehens und seiner Lebensweise, wurde durch dieselben Elemente bestimmt, die die Grundlagen des Universums bildeten.

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