Читать книгу Schattenreich - Azura Schattensang - Страница 5

Kapitel 2

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Sie rannte. Schon wieder. Es war immer das Gleiche.

Tränen liefen ihr über die Wangen, aber sie achtete nicht darauf. Auch nicht auf den Schmerz in ihrem linken Oberschenkel oder das Blut, das erneut aus der Wunde floss und eine Spur aus Tropfen hinterließ. Sie hetzte durch verwinkelte Gassen, hinaus aus dem Dorf und auf die weite Ebene. Für einen kurzen Moment blieb sie stehen und orientierte sich.

Vor ihr lag eine weite Graslandschaft. Zu ihrer Rechten zeichnete sich der Schatten eines Waldes ab und dahinter, weiter im Osten, der dunkle Rücken des Schattengebirges, welches sich bis weit in den Norden erstreckte. Wenn sie in nordöstlicher Richtung weiter lief, immer an der Flanke des Gebirges entlang, konnte sie es vielleicht in zwei Wochen zur Grenze nach Arthenholm schaffen.

Ein raues Lachen entfuhr ihrer Kehle. Sie gab sich keinen Illusionen hin. Das war nahezu unmöglich. Die Männer des Königs würden sie finden. Vielleicht nicht heute Nacht, aber morgen oder den Tag danach.

Warum nur? Diese Frage dröhnte in ihrem Kopf, schon seit sie die Männer vom Dach des Gasthauses gesehen hatte.

Was, um alles in der Welt, hatte sie getan, um vom Leben so gestraft zu werden? Doch es hatte keinen Sinn darüber nachzudenken. Wenn sie zumindest den nächsten Morgen erleben wollte, musste sie weiter.

Mit zusammengebissenen Zähnen hielt sie auf den Wald zu. Ihr blieb nicht mehr viel Zeit. Sie musste schnell ein sicheres Versteck finden, bevor sie die Erschöpfung übermannte. Noch konnte sie sich auf den Beinen halten, aber sie merkte bereits, wie sich ihre Sicht zu vernebeln begann. Sie hatte zu viel Magie verbraucht.

Magie war faszinierend, schön und tückisch zugleich. Sie steckte in jedem Lebewesen, in jeder Pflanze, in jeder Zelle die lebte. Es war die Energie des Lebens selbst. Wenn man sich stark genug konzentrierte, konnte man sie um sich herum spüren. Wie Blut, dass durch die Adern rann. Ein ständiger, schwacher Pulsschlag. Einige Lebewesen besaßen mehr Magie, als zum Überleben nötig war und konnten diese für sich nutzen. Doch wenn man zu stark danach griff, zu sehr an den Reserven zehrte und dem Körper die notwendige Energie zum Leben nahm, starb man.

Es war eine gefährliche Gratwanderung. Ein Schritt in die falsche Richtung, ein einziges Mal die eigenen Fähigkeiten überschätzt und der Ausgang war fatal. Ohne Aussicht auf Rettung. Das war es, was jeder Zauberer, jedes Wesen das Magie benutzte, als Erstes lernen musste. Aurelia war heute gefährlich nahe an diese Grenze gestoßen. Ihr Körper würde sich dafür rächen. Es war, als würde man versuchen, mehrere Meilen im Dauerlauf hinter sich zu bringen. Die Muskeln versagten einem den Dienst. Der Körper schrie nach Ruhe und Regeneration.

Sie erreichte den Wald, stolperte über Wurzeln und Äste und riss sich die Hände blutig, als sie Sträucher zur Seite drückte. Ihr Atem wurde flacher und ihre Beine fühlten sich bereits bleischwer an. Gehetzt sah sie sich nach einem Versteck um. Dann sah sie eine Gruppe von niedrigen, moosbewachsenen Felsen. Erleichterung durchströmte sie.

Mit letzter Kraft fand sie eine kleine, höhlenartige Vertiefung zwischen den Felsen. Nicht, dass es das perfekte Versteck gewesen wäre, aber so musste man schon genauer hinsehen, um sie zu entdecken.

Sie ließ sich mit dem Rücken gegen den Felsen sinken und zog ihren Mantel eng um sich. Ihr Körper war ein einziger Schmerz. Vorsichtig betastete sie den Riss an ihrem linken Oberschenkel. Blut benetzte ihre Finger. Sie schloss die Augen und konzentrierte sich. Ihre Magie war nur noch ein kleiner Funke. Trotzdem nahm sie einen winzigen Teil und regte das Gewebe um die Wunde herum zur Regeneration an. Es war nicht viel, nur gerade soweit, dass die Blutung aufhörte. Ihr Kopf sackte kraftlos zurück. Sie konnte nicht einmal mehr die Augen öffnen. Dann verlor sie das Bewusstsein.


Vögel zwitscherten und Sonnenlicht fiel durch das dichte Blätterdach. Blinzelnd öffnete Aurelia die Augen. Sie saß noch immer in der schmalen Vertiefung zwischen den Felsen. Scheinbar hatten die Männer des Königs sie nicht gefunden. Noch nicht. Sie dachte an die vergangene Nacht.

Dem Nekromanten dürfte es nicht viel besser gehen als ihr. Auch er hatte sehr viel magische Kraft verbraucht, als er den Aranpyones beschworen hatte. Sie wusste nicht, wie groß sein magisches Potential war, aber sie konnte sich kaum vorstellen, dass er in der Lage war, zwei solcher Monster in kurzer Zeit zu rufen.

Langsam streckte sie ihre Glieder. Jeder Muskel schmerzte. Die Wunde an ihrem Oberschenkel sah im Tageslicht schlimmer aus, als sie befürchtet hatte. Die Wundränder waren rot und geschwollen. Da ihr linkes Hosenbein eh in Fetzen hing, riss sie es vollständig ab, trennte einen halbwegs sauberen Streifen heraus und legte einen provisorischen Verband über die Wunde. Mühsam krabbelte sie aus ihrem Versteck und sah sich um.

Sie war mitten im Wald. Die Bäume standen so dicht, dass sie nur wenige Schritte weit sehen konnte. Sie versuchte sich daran zu erinnern, aus welcher Richtung sie gekommen war, doch die Erinnerungen waren ziemlich verschwommen und ihr Kopf begann zu schmerzen. Das machte sie darauf aufmerksam, wie ausgedörrt ihre Kehle war. Wenn sie den Tag überstehen wollte, sollte sie sich als Erstes nach etwas Wasser umsehen.

Suchend ließ sie den Blick über den Waldboden schweifen. Für ihren geplanten Marsch würde sie einen Ast als Gehstütze benötigen. Zum Glück ließ etwas Passendes nicht lange auf sich warten und sie machte sich auf den Weg durch den Wald.

Schnell fand sie einen Wildwechsel und folgte ihm.

Sie warf einen Blick nach oben. Das Blätterdach war so dicht, dass sie den Stand der Sonne nicht bestimmen konnte. Sie hoffte einfach darauf, dass die Richtung einigermaßen stimmte.

Nach einer gefühlten Ewigkeit hörte sie ein leises Plätschern. Der Wildwechsel hatte sie tatsächlich an einen kleinen Bach geführt. Sie kniete an seinem Rand nieder und tauchte das Gesicht in das kalte Wasser. Gierig trank sie in tiefen Zügen.

Ein plötzliches Geräusch ließ sie jäh auffahren.

Mit angehaltenem Atem beobachtete sie die gegenüberliegende Seite. Holz knackte, Büsche bewegten sich, dann tauchte ein brauner Kopf auf, gefolgt von einem ebenso braunen Körper. Aurelia lachte auf. Es war ein Pferd.

Dem Sattelzeug, das es trug, nach zu urteilen, gehörte es einem der Männer, die sie verfolgten. Es musste sich hierher verlaufen haben, nachdem sie die Pferde in der Nacht so verängstigt hatte. Vorsichtig näherte es sich dem Bach. Seine Ohren spielten nervös hin und her. Der Sattel saß schief auf seinem Rücken und die Zügel schliffen über den Boden. Dass es sich damit noch nicht verheddert hatte, wunderte sie. Langsam senkte das Pferd den Kopf und begann zu trinken.

Der Bach war nicht sehr breit und auch nicht sehr tief, also zog Aurelia ihre Stiefel aus und stieg hinein. Das Wasser reichte ihr bis zu den Knien. Langsam watete sie durch das kalte Nass. Da sie das Tier nicht erschrecken wollte, bewegte sie sich so vorsichtig wie möglich.

Am anderen Ufer angekommen, näherte sie sich behutsam dem Pferd. Sie streckte eine Hand aus und lockte es leise. Neugierig stellte es die Ohren auf. Mit einem Schnauben kam es näher und ließ sich von ihr streicheln. Lächelnd fuhr sie ihm mit der Hand über Maul und Nüstern. Sein Atem war angenehm warm auf ihrer Haut. Prüfend fuhr sie mit den Händen die Beine entlang und untersuchte Hals und Bauch auf Wunden, fand jedoch keine. Mit einem erleichterten Seufzen löste sie den Sattelgurt und begann das Pferd neu zu satteln. Danach stöberte sie in den Satteltaschen nach etwas Brauchbarem.

Erfreut stellte sie fest, dass sich darin etwas Brot und Trockenfleisch befand. Sie schob sich einen Streifen Fleisch zwischen die Zähne und stöberte weiter. Zu ihrem Glück befand sich auch ein Beutel mit Heilkräutern und frischen Bandagen im Gepäck.

„Hin und wieder ist uns das Glück doch einmal gewogen, nicht wahr, mein hübsches Pferd?“

Das Pferd sah sie aufmerksam aus seinen tiefbraunen Augen an. Dann schüttelte es den Kopf und begann an einigen Ästen zu knabbern.

„Na, wenn du es anders siehst?“ Seufzend entfernte sie den provisorischen Verband und ersetzte ihn durch einen neuen. Die Kräuter hinterließen einen scharfen Geruch und brannten in der Wunde, aber nach einiger Zeit verschwand das Brennen und eine angenehme Taubheit setzte ein.

In der Satteltasche auf der anderen Seite fand sie außerdem einen Unterarm langen Dolch. Es war nicht viel, aber immerhin ein Anfang. Sie zog ihre Stiefel an und machte sich wieder auf den Weg. Zum Reiten war das Gelände zu unwegsam, also führte Aurelia da Pferd an der Hand. Zusammen setzten sie ihren Weg durch den Wald fort. Irgendwann erreichten sie eine Lichtung. Der Himmel hatte ein dunkles Blau und gemessen am Stand der Sonne war es bereits Nachmittag. Plötzlich hielt das Pferd inne und blieb stocksteif stehen. Seine Ohren spielten nervös und es begann aufgeregt zu schnauben.

„Oh mein Kleines. Alles ist gut.“ Sie legte dem Tier beruhigend eine Hand auf den Hals und wollte es zum Weitergehen ermutigen. Doch das Pferd dachte nicht daran.

Mit einem gewaltigen Satz sprang es herum und starrte in den Wald. Seine Flanken zitterten. Mit einem wilden Schnauben, das fast wie ein Fauchen klang, stieg es in die Höhe und warf sich herum. Aurelia musste den Kopf einziehen, um nicht von den Hufen getroffen zu werden und ließ die Zügel los. Dreckbrocken flogen umher, als es im vollen Galopp davonjagte und im Wald verschwand. Enttäuscht sah sie dem Tier hinterher, bis das unheimliche Heulen an ihre Ohren drang und es ihr kalt den Rücken hinunterlief.

Langsam drehte sie sich in die Richtung, aus der das Heulen kam. Aus den Schatten der Bäume trat etwas hervor, dass aussah wie ein Hund. Aus dem Maul des riesigen, schwarzen Hundes ragten lange, spitze Fangzähne und seine Augen leuchteten rot. Witternd sog er die Luft ein und heulte erneut. In einiger Entfernung blieb er stehen und beobachtete sie. Es wirkte, als würde er auf etwas warten und im nächsten Moment wurde Aurelia klar auf was, oder besser gesagt, auf wen.

Der Nekromant erschien auf der Lichtung und tätschelte dem Hund den Kopf.

„Das hast du gut gemacht. Braver Junge.“ Ein schmieriges Lächeln legte sich auf seine Lippen. „So trifft man sich wieder. Ist heute nicht ein herrlicher Tag, um zu sterben?“

„Sterben? Ich dachte der König wollte mich lebend?“

„Oh, das. Leider sind wir alleine und du hast mir keine andere Wahl gelassen, als dich zu töten. Es war ein schrecklicher Unfall.“ Er hob theatralisch die Arme. „Und was ich danach mit deinem Körper mache, bleibt unser kleines Geheimnis.“ Er zwinkerte ihr zu.

Aurelia wurde schlecht. „Na, dann komm und hol mich doch.“

„Liebend gern.“ Er nahm die Hand vom Kopf des Hundes. „Los. Fass!“

Wie ein von der Sehne gelassener Pfeil, schoss das Untier auf sie zu. Sie wehrte seinen Angriff mit der flachen Seite des Dolches ab und schlug mit der Faust gegen seinen Schädel. Jaulend wich das Hundewesen einige Schritte zurück, nur um erneut auf sie zu zuspringen. Seine Zähne packten die Mitte der Schneide, als sie ihm den Dolch ins Maul rammte und sich auf den Rücken fallen ließ. Mit einem Fußtritt katapultierte sie den Hund über sich hinweg. Es gab einen dumpfen Knall, als er auf dem Boden aufschlug. Benommen blieb das Wesen einen kurzen Moment liegen, doch lange genug, damit sich Aurelia auf ihn werfen und den Dolch in sein Herz rammen konnte. Kreischend ging sein Körper in Flammen auf.

Das Gesicht des Nekromanten hatte sich hochrot verfärbt. Hass brannte in seinen Augen. Er würde sie töten, egal um welchen Preis. Schwarze Flammen erschienen in seinen Händen. Reflexartig griff Aurelia nach ihrer eigenen Magie und musste entsetzt feststellen, dass sie sich kaum regeneriert hatte. Mit vor Schreck geweiteten Augen, starrte sie den Nekromanten an. Dieser schien zu erraten, was in ihr vorging und grinste breit. Plötzlich veränderte sich sein Gesichtsausdruck zu purem Erstaunen und dann zu blankem Entsetzen, als er auf seine Brust hinunter starrte. Eine silbrig glänzende Klinge ragte aus seinem Brustkorb hervor. Ein gurgelnder Laut entrang sich seiner Kehle, dann brach er tot zusammen.

Hinter der Leiche ragte der General auf. Mit unlesbarer Miene fixierte er sie aus seinen grünen Augen. Er wischte sein Schwert an der Kleidung des toten Nekromanten sauber und schob es zurück in die Scheide. Gemäßigten Schrittes kam er auf sie zu. Kurz vor ihr blieb er stehen und reichte ihr seine behandschuhte Hand. „Komm mit.“

Sie starrte ihn an. Das sollte wohl ein Witz sein. „Warum sollte ich?“

„Weil ich dich sonst dazu zwingen werde.“

„Versuch es doch“, fauchte sie und kam auf die Beine. Herausfordernd hob sie ihren Dolch. „Wieso hast du deinen Kameraden getötet?“

Er musterte ihr Gesicht und blieb ihr eine Antwort schuldig. „Loyalität wird heutzutage wohl nicht mehr groß geschrieben?“, sagte sie abfällig.

Ein freudloses Lachen entfuhr ihm. „Loyalität. Was hat sie noch für einen Wert?“

Verdutzt legte sie den Kopf schief und trat einen Schritt zurück. Er beobachtete ihre Bewegungen. „Versuche es erst gar nicht. Du kannst mich nicht töten. Niemand vermag das.“

Sie verengte die Augen zu schmalen Schlitzen. „Und dieses Märchen soll ich dir glauben?“

„Glaube, was du willst. Aber du wirst nun mitkommen.“

„Das werde ich nicht.“ Aurelia machte auf dem Absatz kehrt und spurtete los. Sie war nur wenige Schritte weit gekommen, als er sie an ihrem Mantel packte und zu Boden warf. Die Kordel spannte sich über ihrer Kehle und raubte ihr die Luft. Sein Gesicht erschien über ihr und er packte sie an den Handgelenken. Mit Schwung warf sie die Beine in die Höhe und schlang sie um seinen Hals. Durch eine Drehung ihrer Hüfte warf sie ihn auf den Rücken. Sie tastete nach dem Dolch, fand ihn aber nicht. Der General packte sie am Kragen, wälzte sich herum und riss sie mit sich, sodass sie unter ihm zum Liegen kam. Er hatte ihre Beine zwischen die seinen geklemmt und fixierte ihre Arme an den Handgelenken am Boden.

Sie spuckte ihm ins Gesicht. Keine Reaktion. Nur dieser unergründliche Blick. Ihre Finger tasteten über den Boden und fanden etwas Hartes. Mit einem Ruck riss sie ein Knie hoch und traf ihn an einer empfindlichen Stelle zwischen den Beinen. In sein Gesicht trat ein überraschter Ausdruck und für eine Sekunde lockerte er den Griff um ihre Handgelenke. Blitzschnell griff Aurelia zu und knallte ihm einen Stein gegen die Schläfe. Sein Kopf flog zur Seite, doch es spritzte kein Blut. Immerhin verschaffte es ihr die Gelegenheit, sich unter ihm hervor zu wälzen. Mit einem Satz war sie wieder auf den Beinen. Aus dem Augenwinkel sah sie etwas im Sonnenlicht funkeln. Es war der Dolch. Ohne lange zu zögern, stürzte sie hinüber und hob ihn auf.

Der General hatte sich inzwischen ebenfalls aufgerappelt. Gelassen sah er ihr entgegen, breitete die Arme aus und stand einfach nur da.

„Na, los! Trau dich! Töte mich!“, rief er ihr auffordernd zu.

Diese Einladung ließ sie sich nicht entgehen. Mit wenigen Schritten war sie bei ihm und zog ihm den Dolch vom Nabel aus quer über die Brust. Stofffetzen flogen zu allen Seiten, doch seine Haut blieb unberührt. Dann schmetterte er seine Faust gegen ihren Kopf. Benommen landete sie auf dem Boden. „Verdammt. Warum bist du nicht tot!?“ Ihre Worte waren wenig mehr als ein Flüstern.

Er packte ihre Haare und zog sie auf die Beine. Mit einem schnellen Handgriff hatte er ihr die Arme auf den Rücken verdreht und zog so fest daran, dass es in ihren Gelenken schmerzte.

„Schön. Der unsterbliche Schoßhund des Königs hat gewonnen. Ich hoffe, du freust dich.“ Ihre Stimme hätte Stahl durchtrennen können.

„Ich mache das hier nicht aus freien Stücken“, erwiderte er trocken und stieß sie vorwärts.

„Das soll ich dir glauben? So ein Leben als unsterblicher Lakai ist bestimmt die wahre Wonne. Hast du dich freiwillig gemeldet? Bestimmt hast du das! Du warst wahrscheinlich einer von diesen elenden Speichel leckenden...“

Er riss ihren Kopf an den Haaren zurück und zwang sie ihn anzusehen. Sein Gesicht war vor Wut verzerrt.

„Pass auf, was du sagst“, zischte er. „Ich wurde verflucht. Für etwas, dass ich nicht begangen habe. Ich hasse seitdem jeden einzelnen verdammten Tag auf dieser Erde. Du hast keine Vorstellung, wie das ist. Nicht essen zu müssen, nicht schlafen zu müssen. Zu wissen, dass du eine Ewigkeit in Knechtschaft zu fristen hast!“ Er ließ ihre Haare los und stieß sie wieder vorwärts. „Vielleicht kann meine Seele sterben. Dieser Körper kann es jedenfalls nicht.“

Seine Reaktion hatte sie überrascht. Verstohlen warf sie ihm einen Blick über die Schulter zu. Er hatte wieder diese unlesbare Maske aufgesetzt. Ein Fluch also. Davon hatte sie bisher noch nie gehört. Scheinbar lagen die Dinge am Hofe des Königs deutlich mehr im Argen, als man vermuten mochte.

Während er sie durch den Wald trieb, versuchte sie noch einige Male ihr Glück mit einer Flucht, doch es stellte sich als zwecklos heraus. Nachdem sie beim dritten Versuch einen heftigen Schlag ins Kreuz einstecken musste, gab sie ihre Bemühungen schließlich auf. Ihre Magie erholte sich langsam, doch sie verwarf den Gedanken auf einen Einsatz. Wahrscheinlich hätte dies auch keinen Effekt.

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