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Angelsächsische Mission

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Neben dem irischen strahlte auch das stark an Rom gebundene angelsächsische Mönchtum auf den Kontinent und insbesondere ins Frankenreich hinein aus. In den Jahren nach der Versammlung von Whitby kamen Wilfrid (gest. 709), Willibrord (658–739) und Winfrid (um 675–754) ins Frankenreich. Wilfried und Willibrord übernahmen mit herrscherlichem Auftrag die Mission der soeben von den Franken unterworfenen Friesen. Willibrord übertrug dabei explizit das angelsächsische Modell des Kirchenaufbaus auf Friesland: Er ließ sich vom Papst zur Mission beauftragen sowie zum (Erz-)Bischof weihen und errichtete an dem ihm von der weltlichen Autorität zugewiesenen Utrecht seinen Erzbischofssitz. Von hier sollte die Mission ausgehen. Politische Unterstützung, päpstliche Beauftragung und enge Rombindung finden sich auch im Wirken Winfrids wieder.

Bonifatius

719 wurde er von Papst Gregor II. mit der Mission beauftragt und zugleich mit dem lateinischen Namen Bonifatius angesprochen (ähnlich führte Willibrord den lateinischen Namen Clemens). Nach anfänglicher Tätigkeit unter Willibrord trennten sich die beiden Männer 722 und Bonifatius wählte das Grenzgebiet des Frankenreichs im heutigen hessisch-thüringischen Raum als Missionsgebiet. Sein Eid, den er anlässlich seiner Bischofsweihe gegenüber dem Papst leistete, zeigt, wie sehr für Bonifatius Mission und Einsatz für die römische Kirche zusammenfielen. Freilich war Bonifatius weder der erste Missionar in seinem Gebiet, noch war mit seinem Wirken das Evangelium fest verwurzelt. Bonifatius’ Leistung besteht vielmehr darin, dass er zum einen vielfältige Leitlinien für christliches Leben vorgab, was sich in seinen Briefen und den von ihm abgehaltenen Synoden spiegelt; zum anderen geht auf Bonifatius ein Großteil der Kirchenstruktur im östlichen Frankenreich zurück. Bonifatius folgte ebenfalls dem angelsächsischen Modell einer von Stützpunkten wie der Amöneburg oder dem Kloster Ohrdruf ausgehenden Mission. Die entsprechende päpstliche Bestätigung erhielt er in Gestalt des Palliums und des Titels eines Legaten für Germanien. Freilich waren die damit verbundenen Rechte ausdrücklich auf die Person des Bonifatius begrenzt. Seine organisatorische Arbeit bestand nicht zuletzt in der Etablierung von Bistümern und der Schaffung einer bischöflichen Struktur: So 739 in Baiern, wo er in Regensburg, Freising und Salzburg Bischöfe einsetzte, nachdem der Papst dies bereits in Passau vorgenommen hatte. Teilweise konnte man hier an ältere Bemühungen durch Korbinian anknüpfen. In Hessen und Thüringen hatte Bonifatius weniger nachhaltigen Erfolg als in Baiern, da sich nur das Bistum Würzburg dauerhaft halten sollte, nicht aber Büraburg und Erfurt.

Stichwort

Pallium

Ein breiter Streifen aus Lammwolle, der mit drei Kreuzen versehen ist und seit dem 7. Jahrhundert von den Päpsten an Erzbischöfe verliehen wird. Es bringt die besonderen Vorrechte des Metropoliten in seiner Kirchenprovinz und ihre Gemeinschaft mit dem Papst zum Ausdruck.

Organisation der fränkischen Kirche

In den 740er Jahren verlagerte sich die Tätigkeit des Bonifatius stärker ins Innere des fränkischen Reichs. Auf dem Concilium Germanicum (743) und der Synode von Soissons (744) sollten die Kirchenverfassung abgesichert und eine Reform des Klerus durchgeführt werden, damit sich Kleriker in ihrer Lebensführung deutlich von Laien unterschieden (z.B. durch das Tragen langer Gewänder oder durch das Verbot des Waffentragens). Die Abrundung seiner organisatorischen Arbeit erreichte Bonifatius als Bischof von Mainz ab 743, wozu auch die Gründung der Abtei Fulda als benediktinisches Musterkloster gehörte. Da Bonifatius direkt dem Papst unterstand, war er in den hohen fränkischen Klerus kaum integriert, in dem etwa der Metzer Bischof Chrodegang (742–766) oder Abt Fulrad von St. Denis (750–784) zunehmend führende Rollen beanspruchten. Möglicherweise veranlassten diese Rivalitäten Bonifatius dazu, wieder nach Friesland zu gehen, wo er das Bistum Utrecht übernahm, aber auch im Jahr 754 bei Dokkum das Martyrium erlitt.

Bonifatius steht damit für eine Übergangsphase in der Christianisierung des Frankenreichs, in der an den Grenzen noch grundlegende Missionsarbeit zu leisten ist, im Innern aber an der organisatorischen Ausgestaltung und Absicherung der Kirche gearbeitet wird. Damit werden auch die Voraussetzungen für eine tiefere Verankerung der christlichen Religion im alltäglichen Leben geschaffen. Nicht zuletzt Chrodegang von Metz führte in dieser Hinsicht das Werk des Bonifatius weiter.

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