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Grasland in der Naturlandschaft

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Während große Teile Europas von Natur aus Waldland sind, bestehen in vielen außereuropäischen Regionen auch boden- sowie klimaabhängig ausgedehnte natürliche Graslandflächen, in denen Gehölzoder Baumwuchs nicht möglich ist. Nach einem russischen Stammwort bezeichnet man solche Pflanzenverbände als Steppe. Ihre Standorte zeichnen sich durch kontinentales Klima mit kalten Wintern und sommerlicher Trockenheit aus. Die ungleiche jahreszeitliche Niederschlagsverteilung lässt aktives Pflanzenwachstum meist nur im Frühjahr und im Herbst zu. Bei nur mäßiger Niederschlagsversorgung zeigt sie sich gewöhnlich als niedrigwüchsiges, allenfalls bis 0,5 m hohes lückiges Grasland, während sie bei etwas höherem jährlichem Regen- oder Schneefall auch mit bis zu 2 m hohen blumigen Beständen als Langgras- oder Wiesensteppe entwickelt ist. Viele hier vorhandene Arten kommen auch in den mitteleuropäischen Wirtschaftswiesen vor, beispielsweise Wiesen-Salbei, Kriech-Klee und Wiesen-Wucherblume.

Wenn von Steppe die Rede ist, meint man fast immer die ausgedehnten eurasischen Grasländer, die sich vom östlichen Österreich (Burgenland) über die ungarische Puszta und die Ukraine bis in die östliche Mongolei erstrecken. Aus den erwähnten klimatischen Gründen überwiegend von Gräsern dominierte Pflanzenverbände gibt es dagegen auch in anderen gemäßigten Gebieten der Erde. Die in Nordamerika vorhandene Ausprägung einer Steppe ist die üblicherweise (nach einem französischen Stammwort) so bezeichnete Prärie – die kennzeichnende Vegetationszone im Mittleren Westen der USA sowie der nördlich anschließenden Prärieprovinzen Kanadas. Die das Pflanzenwachstum begrenzende Kontinentalität mit ihrer auffälligen Niederschlagsarmut geht auf die Regenschattenwirkung der Rocky Mountains zurück. Von Ost nach West lässt sich hier eine kennzeichnende Typenserie mit Langgras-, Mischgras- und |14|Kurzgrasprärie beobachten. Viele ihrer Teilregionen werden heute allerdings großflächig künstlich bewässert und landwirtschaftlich vor allem für den Anbau von Weizen und Mais genutzt. Zum Pflanzenkleid der Prärien gehören nicht nur Gräser unterschiedlicher Wuchshöhen, sondern auch zahlreiche blumige Arten. Nicht wenige von ihnen haben den Weg in unsere Gärten gefunden und sind beliebte Sommerblumen, beispielsweise Prachtscharte (Liatris), Sonnenhut (Rudbeckia) und Mädchenauge (Coreopsis), ferner Indianernessel (Monarda) und Nachtkerzen (Oenothera). Auch die als Bienen- bzw. Zierpflanzen eingeführten Goldruten-Arten (Solidago) stammen aus diesen Gebieten (Abb. 1.7). Sie sind unterdessen in Mitteleuropa an vielen Stellen eingebürgert und gelten sogar als invasive Neophyten. Die im 19. Jahrhundert durch die weißen Siedler nahezu ausgerotteten Bisons werden in Teilbereichen des Präriegürtels seit wenigen Jahren erneut angesiedelt.


1.7 Viele Pflanzenarten aus den nordamerikanischen Prärien haben den Weg in unsere Gärten gefunden, darunter auch die Kanadische Goldrute. Als invasiver Neophyt wird sie allerdings eher kritisch wahrgenommen.

Das Projekt erscheint nach den derzeitigen Erfolgen aussichtsreich.

Auch die südamerikanische Pampa, im Westen von den Anden und im Osten vom Atlantik begrenzt, ist vegetationstypologisch eine Steppe. Sie stellt mit ihrer hier umfangreich stattfindenden Rinderzucht die landwirtschaftlichen Kerngebiete von Argentinien und Uruguay dar. Schließlich wären in diesem Zusammenhang Teile des australischen Outback, das südafrikanische High Veld sowie die High Country Neuseelands zu erwähnen. Das Erscheinungsbild dieser |15|Vegetation ist auf den ersten Blick immer recht ähnlich, aber die genaue Artenzusammensetzung unterscheidet sie erheblich.


1.8 Die weiten Savannen Zentralafrikas sind zum Teil natürlich, aber in vielen Gebieten auch nutzungsbedingt entstanden.


1.9 Die aromatisch duftende Indianernessel ist eine Leihgabe der nordamerikanischen Hochgrasprärie.


1.10 Das Mädchenauge ist eine beliebte Zierpflanze unserer Sommergärten und ebenfalls ursprünglich eine nordamerikanische Prärieschönheit.

Die für die großen umherziehenden Tierherden so bedeutsamen tropischen Savannengebiete in Afrika etwa in der Serengeti oder Massai Mara versteht man, obwohl sie sich ebenfalls weithin als hochwüchsiges Grasland – in der Hochgrassavanne sogar mit bis zu 4 m hohen Gräsern – zeigen, in der neueren Pflanzengeografie überwiegend als anthropogen entstandene Waldersatzgesellschaft, wenngleich es auch gebietsweise vom Menschen unabhängig entstandene Brand- sowie Brand-Wildfraß-Savannenbereiche gibt. Vielfach sind die Savannen von lockerem und oft sehr dornigem Buschwerk durchsetzt.

Obwohl die Dünen an der Küste zumindest in ihren Initialstadien der Weiß- und in Teilen auch noch der anschließenden Graudüne ausschließlich von Gräsern wie Dünen-Quecke, Strandhafer und Strandroggen dominiert werden, zählt man sie in der Vegetationskunde konventionell nicht zum natürlichen Grasland. Die Dünengräser legen mit ihrem ausgedehnten Wurzelsystem die immer als äolische Sedimente herangewehten Sandmassen fest, ehe sich in späteren Entwicklungsstadien flächendeckend Zwergsträucher ansiedeln und der Standort zur verheideten Braundüne wird. Zum natürlichen Grasland im weitesten Sinne rechnen manche Vegetationskundler allerdings die aus Schilf und verschiedenen Grasartigen bestehenden ausgedehnten Röhrichtgürtel an Stillgewässern. Sie bleiben in der nachfolgenden Darstellung unberücksichtigt.

Bevor wir nun in die besonderen Profildaten, Entstehungsweisen und Erlebnisangebote von Weiden und Wiesen einsteigen, wäre ihr besonderes Bedingungsgefüge zu betrachten, und dazu müssen wir ein wenig Umschau halten in der mitteleuropäischen Vegetationsgeschichte seit den letzten Eis- bzw. Kaltzeiten.


1.11 Dünen – obwohl in ihren frühen Entwicklungsstadien klar von Gräsern dominiert – gehören vegetationskundlich nicht zum Grasland.

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