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Phasenreiches Geschehen

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Die Rückwanderung von Gehölzarten in die zuvor baumlosen Steppen bzw. Tundren des glazialen Mitteleuropas setzt mit dem Beginn des Holozäns spätestens |28|vor etwa 12.000 Jahren ein. Nach Franz Firbas bzw. der grundlegenden Untersuchung von Blytt-Sernander teilt man die zuletzt erfolgte postglaziale Rückwanderung der wichtigsten Waldgehölze nach den charakteristischen Pollenspektren in ungefähr ein Dutzend Phasen ein. Das oft in entsprechenden Übersichten dargestellte Generalschema (vgl. tabellarische Übersicht in Abb. 3.8) liefert dazu zugegebenermaßen lediglich ein Grobraster und erfasst natürlich nicht die jeweiligen lokalen bzw. regionalen Gegebenheiten und Abläufe. Diese sind Gegenstand vieler unterdessen vorliegender Spezialmonografien, die hier nicht einzeln betrachtet werden müssen.


3.8 Vereinfachtes Pollendiagramm für ein westdeutsches Torfprofil


3.9 Die Blätter der arktisch-alpin verbreiteten Silberwurz sind für die Quartärgeologie ein wichtiges Leitfossil.

Dennoch ergibt sich in etwa das folgende allgemeine Szenario: Die späte arktische Periode, nach archäologischen Befunden von einem dörflichen dänischen Fundort nördlich von Kopenhagen auch Allered bzw. paläobotanisch Jüngere Dryas benannt (nach der heute alpin verbreiteten Silberwurz Dryas octopetala), umfasst die Firbas-Pollenzonen I – III (ca. 12.400 – 9500 v. Chr., vgl. Abb. 3.8), in denen verschiedene Weiden-Arten, aber auch Birke und Wald-Kiefer das Bild der Pflanzendecke bestimmen. Kulturanthropologisch gehört diese Phase noch der Altsteinzeit (Paläolithikum) an. Dem bemerkenswert frühen Auftreten gerade der Wald-Kiefer kam vermutlich vor allem der Umstand entgegen, dass sie mit mehr als zwei Dutzend Arten von Bodenpilzen eine funktionierende Pilz-Wurzel-Symbiose (= Mykorrhiza) begründen kann, die für eine erfolgreiche Ansiedlung auf einem Pionierstandort unerlässlich ist. Bei der Birke sind es nicht ganz so viele Pilzarten (darunter beispielsweise Birkenmilchling und Fliegenpilz), aber auch sie kann etliche funktionierende Mykorrhiza-Partnerschaften etablieren.

Mit dem Beginn der Vorwärmezeit (Präboreal) und der Frühen Wärmezeit (Boreal), mit dem man auch den Beginn der Mittelsteinzeit (Mesolithikum) ansetzt (vgl. Abb. 2.1), waren vor allem Birken und Wald-Kiefern neben der häufigen Hasel die dominierenden Gehölzarten. Gegen Ende dieser Phase stiegen die Durchschnittstemperaturen noch weiter an und leiteten damit die Mittlere Wärmezeit (Atlantikum) ein. Vor allem die jetzt mit unterschiedlichen regionalen Verteilungsmustern aus Refugialräumen zuwandernden Eichen und Ulmen drängten die bislang dominierenden Baum-Arten deutlich zurück. Die nur wenig überschattungsverträgliche Wald-Kiefer zog sich nun konsequenterweise auf nährstoffarme Sandböden oder gar auf Moor-Randstandorte zurück. Vorherrschende Vegetationsform waren die – in ihrem floristischen Gefüge regional dennoch recht unterschiedlichen – Eichenmischwälder. Exakt in diese Phase fällt der folgenreiche Übergang der neolithischen Menschen (Linienbandkeramiker, etwa ab 5300 v. Chr.) zur sesshaften Lebensweise, die wir weiter unten genauer beleuchten werden.

Gerade die Jungsteinzeit (Neolithikum) ist in vielerlei Hinsicht eine Phase bedeutender Umbrüche. Jetzt wanderten nämlich auch in gewissem Maße wärmeliebende Gehölze wie die Ahorn-Arten und die Gewöhnliche Esche wieder nach Mitteleuropa ein. Selbst die heute nur noch auf wenige Standorte in Süddeutschland (beispielsweise das Kaiserstuhl-Gebiet im südlichen Oberrhein-Graben) beschränkte Flaum-Eiche erreichte in diesem Zeitraum Mitteleuropa. Im Harz sind jetzt erstmals Fichten nachweisbar.

In der Späten Wärmezeit (Subboreal, vgl. Abb. 2.1) gingen die Temperaturen wieder etwas zurück. Außerdem stiegen nun die Niederschläge an. Erstmals sind jetzt anhand der Pollenspektren Rotbuche, Hainbuche und Weißtanne nachweisbar. Archäologisch |29|ist dieser Zeitraum als Bronzezeit markiert (vgl. Abb. 2.1), womit sich der folgenreiche Übergang der aus heutiger Sicht archaisch anmutenden Stein- in die ab jetzt deutlich moderneren und fortan beherrschenden Metallzeiten abzeichnet. Rotbuchen dringen nun – durch die inzwischen stattgefundene Klimaentwicklung zu eher humidozeanischen Verhältnissen klar begünstigt – in die bislang von Eichen dominierten Standorte ein und verdrängen diese ab etwa 1000 v. Chr. weitgehend von fast allen ihren Standorten. Auf etwas niederschlagsärmeren Standorten (mit etwa < 500 mm/Jahr) übernimmt die Hainbuche diese Rolle.

In der als Nachwärmezeit (Subatlantikum) bezeichneten Phase macht sich der nachhaltige Einfluss der unterdessen sesshaften und zu einer gänzlich anderen Wirtschaftsweise übergegangenen Menschen bemerkbar. Andererseits streiften in Mitteleuropa immer noch Herden großer pflanzenfressender Säugetierarten (= Megaherbivoren) umher, deren Einflüsse auf die potenzielle natürliche Vegetation ebenfalls zu diskutieren bleiben.

Insgesamt ist also die nacheiszeitliche Geschichte des Waldes in Mitteleuropa zweigeteilt: Einerseits ist die rein botanische Naturgeschichte zu betrachten, mit der sich vor allem die Archäobotanik, Quartärgeologie bzw. Paläontologie befassen. Mit der Jüngeren Steinzeit (Neolithikum) wechseln in gewissem Maße die fachlichen Zuständigkeiten: Jetzt treten auch die Geschichts- resp. Kulturwissenschaften (insbesondere Archäologie) sowie die Ökologie auf den Plan, weil, im Unterschied zu den viel früher vorangegangenen Glazialen und nacheiszeitlichen Erholungsphasen der Vegetation, nunmehr erstmals auch der Mensch mit neuen technischen Möglichkeiten mitmischt.


3.10 Lichte Eichenwälder waren ein wichtiges Stadium der nacheiszeitlichen Waldentwicklung.

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