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4.

Ah!

Entschuldigen Sie.

Shit.

Ich wollte Sie nicht erschrecken.

Das ist dir auch nicht gelungen.

Bitte?

Meine Schuld.

Was redest du denn?

Wir müssen nochmal von vorn.

Das macht doch überhaupt keinen SINN.

Ich hab mich einfach nicht erschrocken!

Aber dann ist es mir doch GELUNGEN!

Du meinst. Genau das war deine Absicht?

Ja! Hab ich doch gesagt! Ich wollte dich nicht erschrecken.

Was ist denn das für eine Absicht?! Heuchelei ist das! Denn natürlich erschrecke ich mich! Wenn es für mich keine Perspektive mehr gibt. Zumindest nicht hier. Weil meine Präsenz in Deutschland nicht mehr gefragt ist. Und wenn dann plötzlich die Gestapo vor der Tür steht und ich mich wie in einer billigen Boulevard-Komödie in meinem eigenen Kleiderschrank verstecken muss. Dann erschrecke ich mich doch! Wenn ich in diesem Schrank auf eine Dame treffe, die mir die Flucht in die Türkei nahelegt. Die mir die Einladung der türkischen Regierung überbringt, als deutscher Wissenschaftler das soziokulturelle Leben in ihrem Land den Fängen des rückständigen Islams zu entreißen und die Türkei somit in eine westliche Zukunft zu führen, in der eine Generation von Türkinnen und Türken heranwächst, die endlich in der Lage ist, eigenständig zu denken. Das Gute vom Bösen zu scheiden. Und die sich deshalb der Errichtung auto­kratischer Strukturen entgegenstellen werden. Aber die Türkei IST doch längst eine Diktatur! Und ich überhaupt kein Wissenschaftler!

Na und?

Ich bin Schauspieler!

Darf ich dich küssen?

Wir kennen uns doch überhaupt nicht.

Macht nicht gerade das den Reiz aus?

Angst?

Eine Leidenschaft, die sich selbst erkannt hat, scheut jedes Abenteuer.

Ortsgruppenleiter von Istanbul

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