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Silbernes Blut

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G E N E V I È V E

Schneidend kalte Luft, versetzt mit kleinen Eisblizzards, die wie feine Glassplitter meine Haut durchbohren, weht uns nun schon seit einer gefühlten Ewigkeit entgegen. Der dünne Mantel von Jared, in den ich mich gewickelt habe, ist nun mehr kein Schutz. Ich zittere am ganzen Leib und kneife die Augen zusammen, um durch den Sturm hinweg wenigstens in etwa sehen zu können, wo ich hin reite. Wir haben das Gebirge erreicht und grobes Gestein bricht aus dem Boden zu hohen Bergen mit weißen Spitzen hinauf.

„Empfindet Ihr denn gar keine Kälte?“, frage ich den Krieger schlotternd, der ganz gelassen gegen den Schneesturm reitet.

„Nein, Geneviève. Ich bin ein Wesen, das vermutlich selbst aus Eis besteht. Mir macht der Schnee nichts aus.“

„Das freut mich a- aber“, ich gebe mir mühe, in ganzen Sätzen zu sprechen und muss meine Stimme gegen den Sturm erheben, „ich fürchte, ich werde demnächst zu einer Eisfigur erstarren. Dann könnt Ihr mich im Palast der Königin zur Dekoration verkaufen.“

Der Krieger grinst schief. „Ihr wärt eine prächtige Eisskulptur.“ Dann runzelt er die Stirn und fügt schnell hinzu: „Wir erreichen bald das Haus eines Freundes. Dort könnt Ihr Euch aufwärmen und ich werde dafür sorgen, dass Ihr etwas warme Kleidung zum Anziehen bekommt.“

Ich kann meinen Blick nicht von ihm wenden. Dieser kalte Ausdruck in seinen eisblauen Augen und diese beißenden Blizzards, die funkelnd um sein Gesicht geweht werden. Als würde er über den Naturgewalten stehen. Oder mindestens auf einer Stufe mit ihnen. „Wo reiten wir hin Jared?“, meine Stimme ist schwach, leise. Eigentlich hätte er mich nicht verstehen dürfen, doch anscheinend ist auch sein Gehör um Längen besser als meines. Er presst die Lippen zusammen, schaut unentwegt nach vorn. „Zum Haus eines Freundes, der uns Obdach gewähren wird.“

„Nein“, erwidere ich, „ich meine, was ist unser Ziel? Euer Freund wird bloß ein Zwischenstopp sein, habe ich recht?“

„Wenn es danach geht: Wir haben kein Ziel.“

„Wie bitte?“

„Es ist vorbei, Geneviève. Wir werden nie wieder ein endliches Ziel haben. Es sei denn die Herzogin fällt auf der Stelle tot um.“

„Ihr sagt wirklich oft meinen Namen. Gefällt er Euch?“

Er verdreht die Augen. Schon wieder eine einfache, menschliche Geste. Es ist herzerwärmend, wenn ein so düsteres, kaltes Wesen dennoch hin und wieder so menschliche Eigenarten aufweist. „Genoveva“, murmelt er.

„Was?“

Er schaut mich endlich nach einiger Zeit direkt an und wieder durchbohrt mich das Blau seiner unglaublichen Augen. „Genoveva. Der Name stammt von euch Erdbewohnern. Er ist uralt. Wusstest du das?“

„Älter als du?“, scherze ich und zucke zusammen als ein kleiner Eiskristall in mein linkes Auge geweht wird.

Er schüttelt lächelnd mit dem Kopf. „Die aufgesetzten Förmlichkeiten haben mich ohnehin gestört.“ Zögernd überlege ich, was er damit meint und dann fällt mir auf, dass wir uns ohne weiter darüber nach gedacht zu haben, gegenseitig mit „du“ angesprochen hatten. „Wenn dein Freund nicht so verklemmt ist wie du, wird er sicher etwas im Haus haben, womit wir offiziell auf Bruderschaft trinken können“, sage ich trocken.

„Da ist sie wieder“, stöhnt Jared, „das Mädel mit der großen Klappe.“

Ohne es verhindern zu können entfährt mir ein Lachen und Jared sieht mich in diesem Moment auf eine Weise an, wie mich noch nie jemand angesehen hat. Bis er wieder ernst wird, die dichten Augenbrauen zusammenzieht und den Blick abwendet.

„Du bist gar nicht so böse, wie du tust.“

„Böse?“, fragt er und schnaubt verächtlich. „Böse ist gar kein Ausdruck für das, was ich bin.“

„Du bist so erfüllt von Selbsthass, da kann man ja nur verbittern“, ich versuche so sanft zu sprechen, wie es geht. Ich möchte auf keinen Fall, dass er sich angegriffen fühlt. Das einzige was ich möchte ist, dieses Wesen zu verstehen. „Du hast mir das Leben gerettet, Jared.“

Er sieht mich aus zusammen gekniffenen Augen an, die Hände um seine Zügel zu Fäusten geballt. „Du hast da etwas ganz falsch verstanden, Genoveva.“ Die Art, wie er die Ursprungsform meines Namens ausspricht, lässt mein Herz schneller schlagen. Es klingt so fremd und doch so vertraut. Als habe ich schon immer so geheißen, es nur nicht gewusst. Als habe er mir ein Bild von alten Erinnerungen in den Kopf gesetzt, die jetzt wieder immer klarer und greifbarer werden. „Nein. Ich glaube, ich habe alles so verstanden, wie es auch ist“, erwidere ich fest.

„Ich habe dir nicht das Leben gerettet, ich wollte es dir nehmen. Ich bin ein Mörder. Ich töte für meine Herzogin und das mit Freude. Menschen abzuschlachten hat mir Spaß gemacht.“

Ich blinzele ein paarmal, unsicher, was ich als nächstes sagen könnte. Seine Worte sind hart, doch ich blicke dahinter. „Aber … wie dein letzter Satz, solltest du auch den ersten Teil in die Vergangenheit setzen. Du warst ein Mörder und hast für die Herzogin getötet, ja. Aber das war ... vielleicht früher. Ich weiß, dass du mich nicht umbringen konntest. Ich habe es in deinen Augen gesehen. Du wolltest und du konntest nicht.“

„Und du hast mich dafür verspottet.“

Jetzt bin ich es, die die Augen verdreht. „Das habe ich. Doch muss ich meine Aussage revidieren“, ich atme zitternd aus, drehe mich im Sattel so weit in seine Richtung, wie es mir möglich ist und fahre fort: „Dies zeugte nicht von Schwäche, Jared. Es zeugte von der größten Stärke, die ich je an irgendjemandem erlebt habe. Wenn der erste Krieger der Herzogin einen solch schwerwiegenden Befehl missachtet, um das Leben einer Unschuldigen zu retten, dann ist das – bei den Monden – das stärkste, was ein Krieger je machen könnte. Du hast dich gegen die Herzogin, die eine absolutistische und tyrannische Närrin ist“, er zieht scharf die Luft ein, doch ich lasse mich nicht beirren weiter zu reden, „du hast dich gegen diese Herzogin aufgelehnt, die es nicht im Ansatz mehr verdient einen so loyalen Krieger wie dich an ihrer Seite zu haben. Das war ein Machtwort, Jared. Eine Rebellion, die nötig war. Das könnte der erste Schritt in die richtige Richtung gewesen sein.“

Der Krieger sieht mich an, schweratmend und gespannt wie ein Bogen. „Das überleben wir nicht“, keucht er. „Das überleben wir beide nicht.“

„Beruhige dich ...“

„Nein!“ Er hält ruckartig seinen Rappen an, der ein Quietschen von sich gibt. „Was tun wir hier eigentlich? Die Herzogin hat ihre Spionen überall! Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir draufgehen!“

„Wow, so viel zum Thema.“

„Was?“, verständnislos und mit Panik in den Augen sieht er mich an. Er passt so perfekt in diese Umgebung. Diese weiße, marmorgleiche Haut. Die tiefschwarzen Haare, als kompletter Kontrast und natürlich das kühle Blau seiner Augen inmitten der Eiseskälte des Berglandes.

Was, sollte ich wohl eher dich fragen! Du hast mir Sicherheit versprochen. Du sagtest, wir können fliehen. Jetzt betone ich sogar noch deine Stärke und möchte dein Selbstvertrauen erhöhen und dann rastest du aus?“ Der Wind hat nachgelassen und wir befinden uns zwischen den zwei großen östlichen und westlichen Bergen. Im Schutz dieser beiden Giganten fallen nur noch übergroße Flocken gemächlich vom stahlgrauen Himmel und Hüllen uns in ein wunderschönes Wunderland bestehend aus weichem Schnee. Die Bäume und Pflanzen sind ebenfalls mit Weiß überzogen und die Pferde sinken fast bis zum Bauch ein in dem pudernen Schnee.

Er schweigt, sieht in die Ferne und entspannt sich allmählich wieder. „Du hast recht. Es tut mir leid. Reiten wir weiter.“

„Nein!“, sage ich empört. „Warte!“

„Was ist?“

„Willst du das gar nicht vertiefen?“

Er sieht mich verständnislos an. „Was denn vertiefen?“

„Offensichtlich, ist dir gerade etwas in den Sinn gekommen, weshalb du diesen Anflug von Negativität zum Ausdruck gebracht hast. Willst du mir nicht davon erzählen, bevor wir einfach so tun, als wäre nichts gewesen?“

„Warum sollte ich das tun?“ Ja, warum sollte er? Er ist schließlich nicht dazu verpflichtet, über seine Gefühle zu sprechen. Er muss mir nicht erzählen, was ihn bedrückt und wovor er sich fürchtet. Und es sollte mich auch nicht weiter interessieren. Wir sind nur gemeinsam unterwegs, weil wir dazu gezwungen sind und uns nichts anderes übrig bleibt. Aus welchem Grund also, sollte er mir einen Einblick in seine Psyche geben? „Ist schon gut. Lass uns weiter reiten.“ Und genau das tun wir, wir reiten immer tiefer ins Gebirge hinein und der Schnee wird immer höher, die Umgebung immer düsterer und die Stille immer unheimlicher.

Wenn es irgendwo spukt, da hatte meine Großmutter wohl recht gehabt, dann hier.

***

Die Nacht bricht schneller ein, als ich es je irgendwo erlebt habe. Zuhause kündigt sie sich leise an, mit einem atemberaubenden Untergang des Feuerballs und der Erde, die die Landschaft in wunderschöne Farben tauchen und das blasse Erscheinen der Monde hinter dem Horizont. Manchmal hört man die Elfen langsam und vorsichtig ihre Lieder anstimmen und die Wölfe, wie sie sich aus ihren Verstecken trauen und zu jaulen beginnen.

Hier wird es einfach dunkel. Schlagartig. Die Umgebung wird von einer Schwärze umhüllt und dichter Nebel löst die Flocken ab, die bis eben noch ununterbrochen vom Himmel gefallen sind. Es ist so bewölkt, dass man nicht einen einzigen Mond sehen kann, geschweige denn einen Stern. Ich fühle mich, als wäre ich unter einer Kuppel gefangen. Erdrückt, wie eingesperrt. Ich hasse es, den offenen Himmel nicht sehen zu können. In die Weiten des Universums blicken zu können, mit dem Gefühl von Freiheit.

„Jared, ich kann nicht mehr“, stöhne ich. Mir tut alles weh und meine Füße und Hände sind dermaßen eingefroren, dass ich sie kaum mehr spüre.

„Wusstest du“, setzt er an, „dass man, wenn man lange und weit genug reitet bemerkt, dass Mirabili eine Kugel ist?“

„Wie meinst du das?“

„Ich habe mir sagen lassen, dass man nach einer Weile spürt, im Kreis zu laufen. Mirabili ist so klein, dass es dir vorkommt, als würdest du ewig im Kreis gehen. Um die eigene Achse des Planeten herum. Ohne anzukommen. Eine nicht endende Reise.“

„Dann bleiben uns ja nicht viele Möglichkeiten, uns zu verstecken.“

„Das ist es, Genoveva.“ Er schließt die Augen und runzelt die Stirn. Der Nebel wird immer dichter, ich kann ihn schon kaum noch sehen, obwohl er direkt neben mir reitet und eine Fackel in der Hand hält. „Wir können ewig im Kreis reiten. Und doch werden sie uns irgendwann finden. Es ist ein Wunder, dass wir überhaupt noch leben.“

„Denkst du, das ist Absicht?“

„Dass wir noch nicht ermordet wurden?“

„Ja … schon. Ich meine, sie hätte uns doch längst finden müssen. Jedenfalls wenn es stimmt, was du sagst.“

„Das kommt mir auch ungewöhnlich vor.“

„Jedenfalls, dass wir erst einmal angegriffen wurden.“

„Du hast recht.“

„Vielleicht … lässt sie uns gehen?“ Kaum habe ich es ausgesprochen, wird mir die Absurdität meiner Worte bewusst.

„Wir reden hier von Jade“, entgegnet Jared.

„Stimmt es denn, was man so munkelt?“, frage ich vorsichtig. „Plant sie einen Komplott gegen das Königshaus?“

Jared seufzt tief, setzt sich aufrecht hin und zuckt mit den Schultern. „Ich weiß es nicht.“

„Das kannst du mir nicht erzählen.“

„Doch. Ich habe nicht die geringste Ahnung. Das ist die Wahrheit. Die Herzogin hat nichts politisches mit mir besprochen. Ich habe sie beschützt, war in der Garde, habe gekämpft. Doch von ihren geheimsten Plänen hat sie nie vor mir gesprochen. Manchmal habe ich das Gefühl, sie wusste, ich würde sie verraten.“

„Wieso?“

„Ist das nicht sogar für dich offensichtlich? Ich soll dich observieren und mich lässt sie von einem weiteren Spion verfolgen. Zeugt nicht gerade von großem Vertrauen.“

„Ich kann mir immer noch keinen Reim daraus machen, was an mir so wichtig ist, dass sie gleich zwei ihrer Krieger drauf ansetzt.“

„Ein weiterer Punkt, der mich beunruhigt. Sie sagte nur, du darfst nie, das hat sie ausdrücklich betont, an den Hof der Königin gelangen. Eher solltest du sterben.“

„Wieso darf ich dem Königshof nicht zu nahe kommen? Das ergibt keinen Sinn. Da stimmt irgendetwas gewaltig nicht.“ Ich starre ihn an. Er starrt mich an. Und uns beiden geht ein Licht auf.

J A R E D

Eigentlich ist es das offensichtlichste auf der Welt. Vielleicht zu einfach, als dass ich sofort darauf gekommen wäre. „Genau das Gegenteil von dem zu tun, was dir die Herzogin befohlen hat. Das ist die Lösung“, ruft sie aus und streicht sich eine feuchte Haarsträhne aus dem Gesicht. Ihr entfährt ein Lachen, das so viel Wärme und Hoffnung gibt, wie nichts anderes. Sie ist blass und ihre Lippen werden blau von der Kälte. Ich muss sie so schnell es möglich ist zu Sid bringen, dem kleinen Mann aus den Bergen, der mir schon das ein oder andere Mal geholfen hat. Trotzdem schuldet er mir noch einen Gefallen und er interessiert sich so wenig für die Herzogin und ihre Spielchen, dass er der letzte wäre, der uns an sie verraten würde.

„Wir sind gleich bei Sids Haus, da wirst du dich aufwärmen.“

„Mir ist so kalt, dass ich schon gar nicht mehr spüre, wie kalt mir ist.“

„Das ist kein gutes Zeichen. Genau genommen der erste Schritt zum Erfrieren. Wirst du schon müde?“

„Ja. Aber das könnte auch einfach daran liegen, dass wir den ganzen Tag ohne Pause geritten sind und ich seit Ewigkeiten nichts mehr gegessen habe.“

Essen. Die Kleine muss essen, richtig! Ich bin die ganzen menschlichen Grundbedürfnisse nicht gewohnt. „Wir sind nur noch ein paar Riesenlängen weit weg“, will ich sagen, doch meine Stimme verliert sich im Nichts. Jedes Hintergrundgeräusch, was es noch gegeben hat wird heruntergeschraubt, als wären wir plötzlich unter Wasser. Das leise Knarren der Hufe im Schnee und Genevièves stetiger Herzschlag neben mir. Jegliche Laute versiegen. Ich höre nicht einmal mehr meinen eigenen Atem. Panik kommt in Genevièves Augen auf. Sie hat es auch bemerkt. Mit dem Unterschied, dass ich ganz genau weiß, was hier passiert und sie völlig ahnungslos ist. Ich halte beide Pferde an und versuche meine Jagdinstinkte zu schärfen, was unglaublich schwer ist ohne Gehör. Mein Blick schweift schnell um uns herum, meine Hand liegt auf dem Griff meines Schwertes. Geneviève sagt etwas, ihre Augen sind aufgerissen und sie drückt sich beide Hände an die Ohren.

Die tödliche Stille. Was passiert, wenn alle Geräusche versiegen? Was passiert, wenn du dich komplett isoliert fühlst, als wärst du in einem Kokon eingesperrt? Völlig wehrlos, da du nichts hören kannst. Was passiert hier, wer hat das verursacht?

„Die Wesen sind selten, sie leben in den Bergen. Sie verbreiten einen Nebel, der dir deine Sinne raubt, angefangen mit dem Gehör. Wenn du nichts mehr hören kannst, die Orientierung verlierst, dann nehmen sie dir dein Augenlicht, um dich gänzlich wehrlos zu machen. Nicht die besten Krieger des Planeten überleben so einen Angriff, denn was sind sie schon ohne ihre Sinne?“, erinnere ich mich an Jades Worte, wie sie mir Geschichten über sie erzählt. „Am Rande der Verzweiflung, am Abgrund, seinen Verstand zu verlieren ... wenn du rein gar nichts mehr wahrnehmen kannst … saugen sie dir das Leben aus dem Leibe und du spürst jede einzelne Sekunde davon, wie jede Faser deines Körpers stirbt, wie du immer weiter dem Tode entgegen driftest. Du beginnst zu verwesen, obwohl dein Verstand noch arbeitet. Als würde dir die Seele entrissen.“ Ich erzittere. Das kann unmöglich sein, sie sind so selten. Warum tauchen sie gerade jetzt und hier auf? „Während du also dort liegst, dem Tode geweiht, fressen sie nicht nur das Leben aus dir, sondern auch all deine Innereien, trinken dein Blut und all das während du noch lebst.“

Meine Sicht wird schwächer, verschwommen. Der Nebel scheint immer dichter zu werden. Und dann sehe ich sie. Es sind drei Stück. In Weiß gehüllte Kreaturen, groß und dürr. Sie gieren nach dem Leben, sie gieren nach ihrer Menschlichkeit, das kann ich sofort sehen. Vermutlich haben sie noch nie eine solch schmackhafte Beute wie Geneviève ausfindig machen können, denn hier in den Bergen treibt sich eigentlich niemand herum. Erst recht keine Menschen.

Ich rutsche vom Sattel meines Rappen, lasse die Fackel im Schnee stecken und ziehe mein Schwert. Mir fehlt das gewohnte Geräusch, was die Reibung von Metall und Leder verursacht. Mir fehlt das Rauschen meines eigenen Blutes, während immer mehr Adrenalin durch die Venen gepumpt wird, wegen eines bevorstehenden Kampfes.

Die Wesen stehen eng nebeneinander. Gesichter ohne Augen, ohne Nasen, ohne Münder. Groß, wie zwei Mann aber dünn und knochig. Schwarze Schatten tanzen in meinen Augenwinkeln und machen meine Sicht immer unklarer. Ich weiß, wenn ich die Dinger nicht gleich umbringe, bin ich blind. Die Pferde scheuen und das Mädchen krallt sich in der Mähne des Maultiers fest. Die perfekte Ablenkung. Mit zwei großen Schritten habe ich das rechts stehende Wesen erreicht und deute den ersten Hieb mit dem Schwert an. Das Wesen will nach der Klinge greifen, doch ich trete zurück und schlage ihm den rechten Arm ab, kurz unter der Schulter. Silbernes Blut strömt aus dem Stumpf und das Ding gibt einen Schrei von sich, den ich trotz meiner Taubheit hören kann. Ich verkrampfe mich und will mir die Ohren zuhalten und diesen Moment nutzt das in der Mitte stehende Vieh und langt nach mir. Ich kann gerade rechtzeitig ausweichen, rutsche jedoch auf einem Stück vereistem Boden aus und lande rückwärts im Schnee. Das Ding will seinen knochigen Fuß in mich bohren, doch ich rolle mich nach zur Seite und komme schnell auf die Beine. Ich hole erneut mit dem Schwert aus und treffe es mit der Spitze an der Kehle. Noch mehr silbernes Blut, noch mehr Schreie. Das Vieh sinkt zu Boden und presst beide Hände auf die Wunde am Hals. Bleibt noch das dritte, unverletzte, welches ich komplett aus den Augen verloren habe. Ich drehe mich um mich selbst und als ich eine Bewegung von der Seite ausmache, ist es bereits zu spät. Kalte Finger bohren sich in meine Seite und ich spüre, wie sie an meiner Lunge kratzen. Mir fällt das Schwert aus der Hand und das letzte bisschen Sehvermögen verschwindet, sodass ich nichts als Schwärze und das brennende Ziehen in meiner Brust wahrnehme.

Das war es. Das ist das Ende. Nicht einmal zwei Tage habe ich überlebt. Nicht einmal zwei Tage habe ich es geschafft das Mädchen zu beschützen. Ich bin ein Versager. Die Herzogin hatte recht. Meine Schwächen überwiegen meinen Stärken. Langsam wird mir auch bewusst, warum sie einen zweiten Spion auf mich angesetzt hat. Mir ist nicht zu vertrauen, weil ich schwach bin.

Gerade als ich die Augen schließen und den Tod begrüßen will, reißt das Vieh seine Hand aus meinem Brustkorb heraus und ich werde ein weiteres Mal zu Boden geworfen. Ein Luftzug rechts neben mir, ich weiche aus und spüre einen Körper neben mir in den Schnee fallen. Ist sie das? Ist das Genevièves Leiche? Nun bin ich fast froh blind zu sein, denn wenn das letzte, was ich vor meinem Tod sehe, ihr blutverschmierter, toter Körper wäre, würde meine Seele nie in Frieden ruhen können.

Doch was dann passiert, gleicht einem Wunder. Die Dunkelheit verschwindet und helles Licht blendet mich. Meine Augen sind voller Schnee und ich blinzele ein paarmal, bis ich wieder scharf sehen kann und das was ich sehe, lässt mich daran zweifeln, tatsächlich noch am Leben zu sein.

G E N E V I È V E

Tote Körper, überall. Ist Jared auch tot?

Ihr Blut ist nicht rot, irgendwie weiß. Silbrig. Sie liegen im Kreis um ihn herum, sein Blut ist so dunkel im Schnee. Ein abstraktes Bild, beklemmend und niederschmetternd.

Die Fackel, die er gehalten hatte, steckt im Boden als habe man sie mit Absicht dort platziert. Die einzige Lichtquelle in der dunklen Nacht. Die Pferde haben sich wieder beruhigt, ich kann wieder hören. Allein dieser Gedanke wäre tröstlich gewesen, wäre da nicht Jared, der bewusstlos oder tot vor mir liegt. Ich kann mich nicht von der Stelle rühren, meine Hände zittern und verkrampfen sich um die Griffe meiner Messer. Meine Arme sind bis zu den Beugen getränkt in die silberfarbene Lebensessenz dieser grauenvollen Wesen, welche warm und dickflüssig an meiner Haut haftet. Ich kann mich nicht bewegen. Ist das ein Schock?

Jared öffnet die Augen und ich könnte vor Freude schreien. Er blinzelt einmal, zweimal. Stöhnt leise und zieht scharf die Luft ein, als er mich erblickt. „Geneviève“, flüstert er mit rauer Stimme. Ich wische die Klingen an meinem Kleid ab, stecke die Messer wieder in Jareds Satteltaschen und knie mich neben ihm nieder. „Bin ich tot?“, stöhnt er. Wirres Zeug. Er ist schwer verletzt. „Du lebst. Du lebst, es ist alles wieder gut. Sie sind tot“, hauche ich und lege meine Hände um sein Gesicht.

„Was hast du … Hast du ...“

„Ich habe sie getötet.“

„Was? Wie …?“

„Die Messer. Du hast sie mitgenommen. Größter aller Götter, ich bin so froh, dass du sie mitgenommen hast.“ Ich streiche ihm die nassen Haarsträhnen aus der Stirn. Er ist noch bleicher als sonst, wenn das denn überhaupt möglich ist. Vielleicht täuscht auch das Licht der Fackel. Dunkle Schatten unter seinen Augen.

Ich muss ihn hier weg bringen. „Wo wohnt dieser Sid?“, frage ich und versuche so gut es geht, seinen Kopf zu halten.

„Hier bin ich“, ertönt eine kratzige Stimme vor mir, aus dem Nebel. Ein wirklich kleiner Mann, gedrungen und mit langem weißem Haar taucht aus den Schwaden empor, eine Öllampe in der linken und eine Stachelkeule in der rechten Hand. „Zum Henker, was hat sich der Junge nur dabei gedacht.“

„H- hallo?“, stottere ich und versuche nicht auf seine übergroße Narbe zu starren, die sich von links oben nach rechts unten quer über sein Gesicht zieht. Er beachtet mich nicht, schaut nur zu Jared auf den Boden und sagt: „Eine Riesenlänge weiter wäre mein Haus gewesen. Der Schwachkopf hätte einfach seine Beine in die Hände nehmen und rennen können. Aber nein, das hätte sein Stolz natürlich nicht zugelassen.“ Er grunzt, schüttelt den Kopf, sagt: „Sich mit Monstern der Berge anlegen, so kopflos kann nur Jared handeln.“

„Äh ...“, melde ich mich zu Wort, denn immer mehr und mehr Blut strömt aus seiner Wunde.

„Nun gut, folgt mir“, erwidert er beschwichtigend, wendet sich ab und verschwindet im Weiß. Ich wollte gerade rufen, wie ich Jared hier wegschaffen soll, da erhebt sich sein Körper eine halbe Manneslänge in die Luft und schwebt neben mir her. Magie. Wie wunderbar und fantastisch! Entzückt nehme ich die Fackel, Jareds Schwert, sowie beide Zügel der Tiere und folge seinem schwebenden Körper zu einem kleinen, heruntergekommenem Häuschen. Ich binde die Pferde draußen an einer Tränke mit überraschenderweise nicht zugefrorenem Wasser an und folge Sid durch die Tür. Im Kamin brennt ein Feuer und es ist angenehm warm.

„Legt ihn hier hin.“ Sid macht eine Handbewegung und Jared schwebt auf einen Holztisch, der mitten im Raum steht.

„Entschuldigung, ich will nicht unhöflich sein, aber habt Ihr kein Bett?“, frage ich schüchtern. Der Mann sieht mich aus kleinen, trüben Augen an und auf seinem narbigen Gesicht spielen Licht und Schatten, die die Flammen im Kamin werfen.

„Seid Ihr die Genoveva?“ Belustigt zieht er einen Mundwinkel hoch und geht nicht auf meine Frage ein.

„Mein Name ist Geneviève.“

„Geneviève und weiter?“

Fragend lege ich den Kopf schräg. „Einfach Geneviève.“

„Na, das ist aber ein Ding.“ Er scheint mich nicht sonderlich ernst zu nehmen, was mich einerseits kränkt und andererseits aufregt. Doch ich reiße mich zusammen, denn er ist im Moment der einzige, der uns helfen kann.

„Ihr habt sicher Hunger. Suppe steht in der Küche. Schmeckt ein bisschen fad, aber besser als nichts.“

„Ich danke Euch, aber was ist mit Jared?“

Der kleine Mann grinst. „Der wird schon wieder. Wartet nur ab. Morgen ist er wieder wie neu.“

Ich schaue den Krieger an, der mit geschlossenen Augen daliegt und gleichmäßig atmet. Seine Kleidung ist mit Blut getränkt und sein Haar nass und strähnig. „Ich möchte ihn waschen. Wäre das möglich?“

„Bist du etwa sein Dienstmädchen?“

„Nein“, antworte ich mit einem Schnauben. „Aber seht ihn Euch an.“

„Das tue ich.“

„So kann die Wunde nicht heilen. Ich muss sie waschen.“

„Tut, was Ihr nicht lassen könnt. Aber ich sage Euch, Wesen wie er heilen von ganz alleine.“ Er lacht grunzend und fügt hinzu: „Wie dem auch sei, Wasser könnt Ihr Euch am Kamin aufheizen und Schwämme findet Ihr ...“, er zögert und zeigt auf eine kleine Tür am Ende des Raumes, „in der Abstellkammer. Genauso wie Kissen und Decken. Ich gehe zu Bett. Wenn Ihr morgen früh aufbrecht richtet Jared von mir aus, dass wir nun wieder quitt sind.“

Ich möchte fragen, wieso er ihm das morgen nicht selbst sagen kann, will aber nicht dreist wirken und sage stattdessen nur: „Ich danke Euch, Sid. Es war mir eine Freude, Euch kennen zu lernen.“ Nun ja, das vielleicht nicht. Aber Höflichkeit muss sein.

„Die Freude liegt ganz meinerseits, Genoveva“, ein verstohlenes Lächeln huscht über seine Lippen und als er sich zum Gehen abwendet meine ich ihn noch etwas vor sich hin murmeln zu hören wie: „Eine ganz besondere Freude.“

***

Das Wasser wird schnell warm und ich muss aufpassen, dass es nicht zu kochen anfängt. Ich stelle den dampfenden Kessel neben dem Tisch ab, auf dem er liegt und stütze beide Hände in die Hüften. „Jared?“, frage ich zaghaft. Er gibt ein leises „Hm“, von sich, rührt sich aber nicht. „Ich muss dich waschen, du bist voller Blut. Ich ...“, zitternd atme ich aus, „ich werde dich jetzt deiner Kleidung erleichtern.“

Seine Mundwinkel zucken. „Was gibt es da zu grinsen?“, zische ich und beginne unsanfter als eigentlich beabsichtigt ihm die Lederweste aufzuknoten.

„Ah, nicht so stürmisch“, knurrt er, öffnet die Augen und ich spüre, wie mein Gesicht heiß wird. Es war mir angenehmer, als er mich noch nicht dabei beobachtet hat, wie ich ihn ausziehe … „Du hättest sterben können. Was hast du dir dabei gedacht?“, sage ich schnell um meine Verlegenheit zu überspielen.

„Das fragst du mich?“, antwortet er entgeistert. Seine Weste ist ausgezogen und die dünne Jacke ebenfalls. Beide sind seitlich durchlöchert von den Klauen dieser furchtbaren Kreaturen und verkrustet mit Blut. Ich lege sie zur Seite und drücke Jared vorsichtig zurück in Liegeposition, da er Anstalten macht sich aufzusetzen. Sein Oberkörper ist nun vollkommen nackt und ich komme nicht darum herum diese glatte, helle Haut über den harten Muskeln zu bewundern. Ein Streifen dunkler Haare beginnt abseits seines Bauchnabels und verschwindet unter seinem Hosenbund. Blinzelnd versuche ich, nicht zu starren.

„Es tut weniger weh, wenn ich nicht auf der Wunde liege“, protestiert er und setzt sich nun doch auf.

„Gut, aber halt still.“ Ich tauche den zerfransten Schwamm ins heiße Wasser und beginne, seinen Rücken von dem inzwischen getrockneten Blut zu befreien. Die fünf kleinen Einstiche sind zu meiner Überraschung schon verschorft, doch er zuckt trotzdem zusammen, als ich sie vorsichtig mit dem Schwamm abtupfe. „Tut mir leid, tut mir leid.“

„Ist schon in Ordnung … Ich werde es überleben“, presst er aus zusammen gebissenen Zähnen hervor.

„Jared“, setze ich an.

„Was denn?“

„Was waren das für Dinger?“ Ich säubere den Schwamm im Eimer, wringe ihn aus und beginne, seine Brust von den letzten Spuren des Kampfes zu reinigen. Der Moment ist auf eine merkwürdige Weise intim und gerade, weil ich ihm nun direkt gegenüber stehe, unsere Gesichter nur von wenigen Zentimetern getrennt sind, fühle ich mich auf eine gewisse Weise mit ihm verbunden. Wir haben heute zusammen gekämpft und wir haben gesiegt.

Ich spüre, wie er mich beim Waschen aufmerksam beobachtet, als er sagt: „Sie haben keinen Namen. Sie sind unbenannte, gottlose Wesen. Sie leben tief in den Bergen und jagen alles, was eine Seele besitzt. Ich vermute, sie sind durch deine ausgeprägte, menschliche Aura auf uns aufmerksam geworden.“

Ich schweige, tauche den Schwamm ein weiteres mal ins frische Wasser und tupfe die Stelle unter seinen Rippen ab, wo sich ein letzter Blutfleck befindet.

„Manche nennen sie Sinnestöter, andere sagen Kreaturen ohne Gesicht - Gesichtslose.“

„Sie sahen furchtbar gruselig aus.“ Mich schaudert es bei dem Gedanken an ihr Erscheinungsbild.

„Geneviève“, setzt er an und greift nach meinem Handgelenk, sodass ich innehalte und aufhöre, seine Haut mit dem Schwamm zu bearbeiten. „Sieh mich an“, fordert er. Ich tue, was er sagt. „Was du heute gesehen hast, sollte niemand in seinem ganzen Leben sehen.“

„Es geht mir gut.“

„Wenn du sie nicht mit deinen Messern umgebracht hättest ...“

„Es ist gut, Jared.“

„Nein, nichts ist gut. Ich versage. Ständig. Ich habe versprochen dich zu beschützen und dieses Versprechen hätte ich heute schon gebrochen, wenn du nicht so unglaublich mutig gewesen wärst.“

Ich lasse den Arm mit dem Schwamm sinken und schaue ihm tief in die Augen. Ich bin ihm so nahe wie noch nie und sein Atem riecht holzig, angenehm herb, fast wie sein Umhang geduftet hat. „Ich kann kämpfen. Auch wenn ich nicht danach aussehe. Das war keine große Sache. Außerdem war der eine schon tot und dem anderen hast du den rechten Arm abgeschlagen. Ich hatte praktisch nur noch den, der dich angegriffen hat im Hinterhalt zu töten, es war ...“

„Spiel das nicht herunter. Du hast heute Großartiges geleistet. Es war dumm. Aber auch großartig und es tut mir aufrichtig leid, dass ich deine Fähigkeiten dermaßen unterschätzt habe.“ Er nimmt eine meiner Haarsträhnen und streicht sie mir hinters Ohr. Die Geste ist … angenehm. Vertraut. Es kommt mir nicht so vor, als würde ich diesen Mann erst ein paar Stunden kennen. Obwohl … Tue ich das denn überhaupt?

„Ich muss dich etwas fragen.“ Ich lasse den Schwamm in den Eimer fallen und lege beide Hände auf seinen Knien ab. Er spannt sich leicht unter der Berührung an, doch sein Blick bleibt standhaft auf mich gerichtet. „Alles, was du willst.“

„Du … du hast mich schon länger observiert, oder?“

Er seufzt tief. „Ja.“

„Wie lange?“

Jared schließt die Augen und zieht die Brauen zusammen. Eine typische Geste der Verunsicherung, die ich jetzt schon des Öfteren bei ihm beobachtet habe. „Länger“, antwortet er.

„Wie viel länger?“

„Zwei, drei Jahre“, sagt er schnell, packt meine Hände und löst sie von seinen Knien. „Du brauchst Schlaf. Davon abgesehen, hast du schon gegessen?“

„Lenk nicht vom Thema ab.“

„Das ist kein Thema, Geneviève“, sagt er schroff. „Das war der Befehl der Herzogin und ich habe ihn ausgeführt. Mehr nicht. Das hat keine Bedeutung für dich.“

„Vielleicht ja doch“, hauche ich, eingeschüchtert von seiner plötzlichen Stimmungsschwankung. Und vielleicht auch für dich, will ich sagen. Er steht auf und will nach seiner Kleidung greifen. „Die möchte ich noch sauber machen. Außerdem solltest du nicht gehen, leg dich wieder hin.“

Wieder stiehlt sich ein freches Grinsen auf seine schönen Lippen. „Ach Geneviève, es ist beinahe süß, wie naiv du bist.“

„Was hat denn Besorgnis mit Naivität zu tun?“ Ich nehme die beiden Kleidungsstücke an mich und gehe in die Küche, warte keine Antwort ab.

„Iss etwas und dann geh schlafen.“

„Ich soll dir von Sid ausrichten, dass ihr jetzt Quitt seid.“

„Habe ich mitbekommen“, murmelt er in der Tür stehend und ich schenke mir eine große Schüssel Suppe ein. Sie riecht nach Pilzen und Kräutern, mir läuft das Wasser im Mund zusammen. „Isst du denn gar nichts?“ Im stehen schaufele ich mir die tatsächlich etwas fad schmeckende Suppe in den Mund, Jareds Kleidung unter den Arm geklemmt.

„Nein.“

„Nie?“

„Nie.“

„Aber wie … Das kann doch nicht sein“, sage ich mit vollem Mund.

„Ich trinke des Öfteren Blut von schönen Jungfrauen.“

Entgeistert verschlucke ich mich an dem Essen und Jared lacht. Das erste mal, dass ich ihn wirklich und ehrlich lachen höre. Es ist schön und irgendwie macht es mich glücklich. Auf eine Weise, die ich noch nicht kenne. Lächelnd betrachte ich ihn, wie er da halbnackt vor mir steht, dieses diabolische Grinsen auf dem Gesicht. Wir schäkern, als wären wir ganz normale Menschen, in einem ganz normalen Haus. Ganz normale Freunde, auf einer ganz normalen Reise. Vielleicht besuchen wir Verwandte, stelle ich mir vor. Vielleicht sind wir aber auch einfach nur auf der Suche nach uns selbst.

Ganz egal, was es ist. In dieser Sekunde habe ich den Gedanken an all die düsteren Geheimnisse, Viecher ohne Gesichter und eine mordlustige Herzogin beinahe verloren.



















Mirabili

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