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Entdeckungsreise auf dem Schiff

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An der Wand vom Außendeck marschierten sie vorsichtig Richtung Bug.

Über ihnen hing ein Feuerlöscher. Da sie nicht wussten, wozu dieses große rote Metallding gut war, nahmen sie sich vor, bei Gelegenheit jemanden zu fragen.

Hinter aufgestellten Liegestühlen huschten sie an vielen Menschen vorbei. Ein kleines Mädchen sah die Zwei aber doch: „Mama, Mama, da schau mal ein Frosch und ein Maulwurf!“

„Ach Kind, Du und Deine Fantasie. Auf so einem Schiff wie diesem hier, gibt es weder Frösche und schon gar keine Maulwürfe. Frösche brauchen Süßwasser und Maulwürfe leben unter der Erde.“

„Aber Mama, so sieh doch hin!“

Sie tat es, zum Glück für unsere Abenteurer, nicht. Sie glaubte ihrer Tochter einfach nicht. Sie meinte, sie hätte eine blühende Fantasie. Damit war für sie das Thema erledigt.


Zwischenzeitlich hatten sich der Frosch und der Maulwurf hinter einem Liegestuhl versteckt und hielten die Luft an. Als das Mädchen mit ihrer Mutter wieder im Inneren des Schiffes verschwunden war, atmeten sie tief durch.

Das war ja gerade noch mal gut gegangen. Hoffentlich mussten sie sich nicht immer so ängstigen, dass sie entdeckt würden.


Als sie sich etwas beruhigt hatten, spazierten sie weiter. Bis zum Abend hatten sie gerade eine Hälfte des Hauptdecks abgelaufen.

Müde suchten sie sich ein sicheres Schlafplätzchen, kuschelten sich wieder zusammen und schliefen rasch ein.


Nachdem sie am nächsten Tag den Rest des Hauptdecks gesehen hatten, entschieden sie sich, mal in das Innere des Schiffes zu gehen.

Dort verbrachten sie ein paar Tage mit Erkundungen in den unterschiedlichsten Etagen und Räumen.

Es blieben ihnen einige in besonderer Erinnerung.

An einem Tag landeten sie im Maschinenraum. Uih, war das laut!

Es roch unangenehm, aber solchen Gestank hatten sie schon erlebt. Autos! So hießen die Monster wohl, die so rochen.

„Frosch, hier werden wir wohl kaum viel Freude haben und schon gar keine Freunde finden.“

Doch da irrte sich der Maulwurf. Denn zu jedem guten Märchen gehört mindestens ein Kobold oder Ähnliches.


Eine freche spitze Stimme rief: „Was macht Ihr hier? Ihr habt hier nichts zu suchen!“

Maulwurf und Frosch drehten sich erschrocken um und erblickten ein kleines blaugrün schimmerndes Wesen. Einen Augenblick starrten beide wie gebannt auf die Gestalt, dann fand der Frosch zuerst die Sprache wieder.

„Wer oder was bist Du? Und warum haben wir hier nichts zu suchen?“

„Ich bin der gute Geist des Schiffes und lebe hier im Maschinenraum. Dieser Raum heißt so, weil hier die Motoren sind, die das Schiff in Fahrt bringen und für jeden, der sich hier nicht auskennt, ist es gefährlich. Darum habt Ihr hier nichts zu suchen. Was machen ein Frosch und ein - lass mich kurz überlegen - ach ja, Du bist ein Maulwurf stimmt‘s? - hier auf einem Schiff?“

Der Maulwurf antwortete bereitwillig: „Ja, ich bin ein Maulwurf und wir wollen uns die Welt ansehen. Unser Ziel ist Honolulu.“

Der kleine Geist sah die Zwei bewundernd und nun doch sehr freundlich an.

„Da habt Ihr Euch ja was vorgenommen.“

„Sag, kleiner Geist, kannst Du uns sagen, was diese roten Metalldinger da an den Wänden zu bedeuten haben? Die haben wir hier überall auf dem Schiff entdeckt.“

Der Geist schaute ein wenig empört: „Das sind Feuerlöscher. Falls auf dem Schiff mal ein Feuer ausbricht, was sehr selten ist, dann kann man damit notdürftig die Flammen löschen. Was Flammen sind, das wißt Ihr, oder?“

„Ja, es hat bei uns mal einen Waldbrand gegeben, daher wissen wir, was ein Feuer ist.“

„Dann wisst Ihr ja auch, was Ihr dann tun müßt. Hier ist aber, solange ich denken kann, noch kein Feuer ausgebrochen. Also hoffen wir, dass es so bleibt.“

Dann erklärte der kleine Geist noch, wie die Maschinen funktionierten und was sie bewirkten.

Der Frosch verstand nur wenig davon, und der Maulwurf gar nichts. Aber sie wollten nicht unhöflich sein und hörten sich an, was der Geist zu erzählen hatte.

Da sie sich mit ihm recht gut verstanden haben, trafen sie sich während der gesamten Überfahrt nach New York noch öfter mit ihm. Er erklärte ihnen auch, wo sie immer Wasser und etwas zu essen finden würden. Obwohl sie sonst andere Dinge aßen, waren sie froh, nicht immer aufs Neue suchen zu müssen.

„Wenn Ihr mich besuchen kommt, bringt mir doch bitte ein paar von den Pralinen mit“, grinste der kleine Geist, „die mag ich besonders gern.“

„Klar, machen wir. Willst Du nicht mitkommen und uns das Schiff zeigen?“

„Wisst Ihr, das würde ich gern tun, aber ich habe hier eine Aufgabe und kann nur weg, wenn das Schiff im Hafen liegt. Und wenn es im Hafen liegt, wollt Ihr Euch sicher auf dem Festland die Füße vertreten.“

„Machen wir denn noch mal irgendwo Halt, bevor wir in New York sind?“

„Klar, an der französischen Küste.“

„Damit können wir leider nicht viel anfangen, aber das wirst Du uns sicher erklären, wenn es soweit ist. Also gut, dann versuchen wir nach Deinen Erzählungen das Schiff zu erforschen.“

„Klar. Geht mal als nächstes in eine der vielen Bars. Ihr habt zwar nicht viel davon, aber so was Gigantisches muß man gesehen haben.“

So machten sie sich auf den Weg, eine dieser Bars zu finden. Der kleine Geist hatte gesagt, dass sie dort besonders vorsichtig sein mußten, weil es oft vorkommt, dass dort Menschen so betrunken sind, dass sie nicht einmal mehr stehen konnten. Es sind wohl auch schon Tische und Stühle umgefallen, wenn so etwas passierte.

Voller Erwartung und Vorsicht suchten sie eine Bar. Dort staunten sie tatsächlich nicht schlecht.

„Mann, ist das hier alles groß. Und schau mal, Frosch, weißt Du, was das da ist. Es sieht interessant aus.“

„Meinst Du dieses große klobige Ding da, auf Rollen, mit den weißen und schwarzen Quadern?“

„Ja, weißt Du, was das ist?“

Der Frosch wusste es nicht. Aber sie konnten ja den kleinen Geist bei ihrem nächsten Besuch fragen.

Er schien sich hier bestens auszukennen und alles über das Schiff zu wissen.

Während sie sich noch umsahen, setzte sich eine junge Frau an das ‚Ding‘ und drückte schnell nacheinander die Quader herunter.

„Frosch, das klingt aber schön, macht diese Geräusche die Frau da an dem Ding?“

„Es sieht fast so aus. Bevor sie dort saß, haben wir ja nichts gehört.“

Es standen ein paar Menschen auf und tanzten zur Musik. Das wirkte so harmonisch, dass es dem Maulwurf ganz warm ums Herz wurde.

Verstohlen blickte er zum Frosch. Ob es ihm genauso ging?


Aus was für Gründen auch immer wagte der Maulwurf nicht, seinen Freund zu fragen. Schnell schob er diese Gedanken fort und fragte: „Schau, Frosch, die Menschen, die dort auf den hohen Stühlen sitzen, das müssen solche sein, von denen der kleine Geist erzählt hat, oder?“

„Schon möglich, keine Ahnung.“

Er war etwas einsilbig. Das irritierte den Maulwurf, er sagte aber nichts.

„Sollen wir wieder in unsere Nische zurückgehen, Frosch?“

„Nein, lass uns noch mal zum Geist gehen, ich will wissen, was das für ein Ding ist, an dem die Frau sitzt.“

„Also gut, aber dann sollten wir uns mal wieder ausruhen.“

„Wozu denn, ich denke wir wollten hier was erleben?“

„Schon Frosch, aber doch nicht bis zum Umfallen.“

Schweigend suchten sie den kleinen Geist auf. Dort angekommen wurde seit einer ganzen Weile das erste Wort wieder gesprochen. „Na Ihr Zwei, wie war es in der Bar?“

Doch der Frosch wollte nicht so recht darüber reden, so fragte er ausweichend: „Da war ein klobiger Kasten. Als sich eine Frau daransetzte, hörten wir melodische Töne, was war das?“

„Ach das“, antwortete der kleine Geist fröhlich, „das war ein Klavier. Es ist ein Musikinstrument. Wenn die Menschen darauf spielen, klingt es meistens wunderschön. Und andere Menschen tanzen gern dazu. Ihr könntet, wenn Ihr wolltet, auch dazu tanzen, es macht Spaß.“

Der Maulwurf blickte zum Frosch und merkte, irgendetwas war ihm unangenehm.

Darum sprach er zum Geist: „Vielleicht ein anderes Mal. Was empfiehlst Du uns denn sonst noch so?“

Der kleine Geist schlug vor, sie sollten sich auch unbedingt mal die Kabinen der Menschen anschauen oder die Kommandobrücke. Wieder blickte der Maulwurf zum Frosch und dankte dem Geist.

„Wir kommen wieder zu Dir, wenn wir alles das gesehen haben. Wie kommen wir dahin?“

Nachdem der kleine Geist es ihnen erklärt hatte, verabschiedeten sie sich für heute und gingen.

Als sie alleine waren, konnte der Maulwurf eine Frage nicht mehr zurückhalten: „Was ist los? Magst Du ein bisschen allein sein? Du bist komisch, seit wir in dieser Bar waren?“

„Ich weiß nicht“, der Frosch war sehr in Gedanken versunken. Was war mit dem Frosch los?


Der Frosch hatte Angst. Er hatte in seinem Leben bisher so viel Pech mit Freunden und Freundinnen gehabt, dass er nicht so ohne weiteres das Gefühl der Geborgenheit und Wärme zulassen konnte. Das wusste natürlich niemand. Wie sollte also der Maulwurf sein Verhalten verstehen. Als ihm das klar wurde, nahm er den Maulwurf in den Arm, entschuldigte sich bei ihm und bot ihm an, jetzt mit ihm die Kabinen der ‚Passagiere‘ zu suchen.

„Frosch? Ich nehme Deine Entschuldigung an, aber irgendwann erzählst Du mir bitte, was mit Dir los war, OK?“

„Ja, Maulwurf, ich verspreche Dir, wenn der Zeitpunkt gekommen ist, an dem ich mit Dir darüber reden kann, dann werde ich Dir alles erzählen. Bis dahin verzeih mir bitte, wenn ich zwischendurch nicht ganz bei der Sache bin.“

„Ich vertraue Dir Frosch.“

Das Märchen vom Maulwurf und vom Frosch

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