Читать книгу Auf die Bühne, fertig los ... - Detlef Gerhard Weiland - Страница 13

Die sieben Gebote des Spassmachers

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Greife niemals das Publikum an.

Mache vorwiegend Witze über dich selbst.

Keine Diskriminierungen über Randgruppen.

Sexistische Witze unbedingt verniedlichen.

Aktuelle Themen sollten Sie bevorzugen.

Werden Sie niemals beleidigend.

Zoten unbedingt vermeiden.

Greife niemals das Publikum an

Vor etlichen Jahren ist es mal passiert, dass ein Redner bei einer Großveranstaltung vollkommen ausgerastet war. Er kam nicht sonderlich gut an und legte sich, allein aus diesem Grund, mit der Presse, einigen Zuhörern und mit der Saalbedienung an. Die Kellnerin hat er angegriffen und beschimpfte sie und den Schreiberling von der Express-Zeitung hat er auch niedergemacht. Und er fand kein Ende mehr und quasselte, ohne die Folgen zu bedenken. Das Publikum begann ein Pfeifkonzert, pfiff ihn von der Bühne. Die Folge war, dass ihn keiner mehr gebucht hat. Auch im Folgejahr war sein Pseudonym kein Garant für gute Unterhaltung mehr. So schnell kann eine Karriere enden. Der Wahn ist kurz, die Reue lang. Wenn ich nicht ankomme, sage ich einfach: »Es tut mir sehr leid, dass ich Ihren Geschmack nicht getroffen habe.«

Und tschüss – wenn es keine Gage ist, ist es eben Schmerzensgeld. Warum soll man sich da noch abquälen, wenn man einmal einen schlechten Lauf hat, ist es auf jeden Fall besser aufzuhören oder abzubrechen. Der Veranstalter wird Sie mit Sicherheit nicht mehr buchen. Zum Glück passiert so etwas nur sehr selten bis gar nicht.

Das Leben ist ne seltene Bürde,

wäre man so schnell gestiegen,

wie man vergessen würde.

(Heinz Schenk)

Mache vorwiegend Witze über dich selbst

Wenn Sie sich über sich selbst lustig machen können, ist es der richtige Weg. Das Publikum braucht einen Trottel, wenn auch nur gespielt, der ihnen den Spiegel vorhält und sie somit zum Lachen bringt. Hier nun zwei Paradebeispiele aus meiner Zeit als vertrottelter Student, die die Zuhörerschaft zu frenetischem Beifall hinrissen. Es handelt sich hierbei um Einstiegspointen, das heißt, Witze, die zu Beginn der Rede das Publikum neugierig machen sollen, die einfach verständlich sind und die nicht unter die Rubrik – Zote – fallen. Man kann auch versaut sein, ohne es auszusprechen.

Zuerst habe ich ja in München studiert. Da war ja kein Zimmer zu kriegen, ich habe kein Zimmer bekommen. Na, Gott sei Dank, bin ich noch auf so einem Bauernhof untergekommen. Ich frag: »Haben Sie noch Zimmer?« Da meint der Bauer: »Nee, Zimmer haben wir nicht, aber wenn Sie wollen, können Sie ja auf dem Heuboden schlafen.«

Ich sag: »Ich, mitten im Winter auf dem Heuboden, nachher hol ich mir da noch was weg.« Meint der Bauer: »Da schläft seit Jahren unsere Magd, die hat noch nie was gehabt.«

Ich sag: »Ist in Ordnung.«

Ich nachts auf den Heuboden, das war ja so kalt und so dunkel. Ich leg mich ins Heu, ich hatte alles gefunden, auch die Magd. Es war ja so dunkel, ich konnte doch nix sehen. Und dann hat sie sich an mich gekuschelt und dann hat sie mich geküsst. Danach hat sie mich nochmal geküsst und dann jagte ein Ereignis das andere.

Ich sag: »Na Mädel, bei dir bin ich aber auch nicht der Erste?« Antwortet sie: »Nee, der Letzte, morgen komm ich nämlich ins Altersheim.«

In der Uni hatten wir schriftliche Abschlussprüfung. Da fragt mich noch mein Kumpel: »Hör mal, wie wird eigentlich Gewehr geschrieben mit oder ohne H?« Ich sag: »So bekloppt kann man doch nicht sein, weiß der nicht wie Gewehr geschrieben wird. Wenn du nicht weißt, wie Gewehr geschrieben wird, dann schreib doch im Zweifelsfall Flinte mit V wie Vingsten!«

Ich glaube, diese beiden Beispiele haben deutlich gemacht, dass Witze über einen selber viele Vorteile besitzen: Sie verletzen niemanden, sie diskriminieren niemanden und sie werden vom Publikum akzeptiert. Ich brauche manchmal Monate bis ich mal so einen Witz gefunden oder erdacht habe.

Keine Diskriminierungen über Randgruppen

Werden Sie nicht beleidigend, kränkend oder beschimpfend. Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu. Machen Sie sich hingegen nur über einen Akzent, Slang oder eine Mundart lustig, kann es passieren, dass sich die angesprochene Randgruppe geehrt fühlt und sich herzlich über sich selbst mitamüsiert. Ich halte euch den Spiegel vor, ihr lacht darüber, aber ihr erkennt euch nicht. Aus der Sicht des Spaßvogels ist der Sachse und der Bayer eine sehr große Minderheit, über die man im Rheinland sehr gerne lacht, so wie der Düsseldorfer gerne über die Kölner herzieht und umgekehrt.

Der Kölner macht Witze über die Düsseldorfer, dafür der Düsseldorfer aber auch Gags über die Kölner. Gut, er kann es nicht, aber er bemüht sich.

Eine sächsische Reisegruppe besucht eine Theateraufführung in bayerischer Mundart. Nach der Vorstellung meint Therese zu ihrem Mann: »Echendlisch schade, dass mir geen Dialeggd hamm.«

(Buch: 666 Witze)

Sexistische Witze unbedingt verniedlichen

Sagen Sie nicht das böse Wort mit F, sondern so etwas Ähnliches. Pimpern fällt mir da spontan ein, vernaschen oder wenn Vater auf die Mutter will und fragt: »Hat die Börse heut geöffnet? Oder gleich eine der kürzesten lustigen Bemerkungen: Am Straßenrand steht eine Prostitätowierte.

Klaus Rupprecht hat es wie folgt ausgesprochen:

Was sagt ein Sachse, wenn er mit seiner Frau schlafen will? »Hast du Lust auf Wiedervereinigung?«

Was ist die Steigerung von flüssig? Die Eier vom Papst, die sind nämlich überflüssig.«

Dieser Joke könnte gefährlich werden. ich habe ihn als mahnendes Beispiel hier niedergeschrieben. Auf Herrensitzungen sowie auch auf Damensitzungen könnte man den Gag einschleusen. Sie können auch Hoden oder Klicker sagen. Aber trotzdem bleibt der Witz, auf einer öffentlichen Sitzung, gefährlich. Man weiß ja nie, wo die Moralapostel und strengen Katholiken sitzen. In der Kneipe und beim Gartenfest kann man den Joke getrost bringen. Wenn Sie merken, dass das Publikum auf scharfe Witze steht, können Sie die Pointe etwas abschwächen und nehmen für den Papst einen namentlich nicht erwähnten Bischof.

In »Das Boot« sagte einer der Schauspieler: »Ein schöner langsamer Nachmittagsfick« und einer seiner Kumpane konterte: »Rammeln bis dass die Fetzen fliegen.« Suchen Sie sich auf jeden Fall harmlose Umschreibungen aus, das Publikum wird es Ihnen danken.

Für Titten sagen Sie einfach: Die hatte vielleicht Holz vor der Hütte, aber bestimmt für vier strenge Winter. Gefolgt von Möpsen, die Jürgen von der Lippe bewitzelt hat:

Hier vorne in der ersten Reihe sehe ich mindestens 10 schöne Frauen, das macht rein rechnerisch 20 Möpse.

Der Exkurs in Sachen Sex dürfte reichen. Auf jeden Fall wissen Sie, wovon Sie lieber die Finger lassen sollten. Gutes Gelingen. Sie können ja die versauten Gags am Telefon oder in der Kneipe ausprobieren, so bekommen Sie schon mal das Gespür, die richtigen Pointen für Ihren ersten Soloauftritt auszusuchen. Außerdem, wenn man beim Witzerzählen scheitert, kann man ja einfach ein anderes Thema anschneiden oder Sie spielen den Beleidigten und weinen, weil keiner gelacht hat. Die Schadenfreude der anderen bringt Ihnen sicherlich ein Lächeln ein. Sie kennen doch die Maske des lachenden und weinenden Clowns?

Aktuelle Themen sollten Sie bevorzugen

Was für aktuelle Themen soll ich denn nehmen? Fußballweltmeisterschaften, Europameisterschaften, Olympiaden, Handball, Schwimmen, Basketball, Tour de France, Wintersportarten wie Ski-Weitsprung, Langlauf und Biathlon. Die Bundesliga ist mit jedem Samstag immer auf dem aktuellsten Stand. Gesammelte Sportler-Witze, die ich hier in diesem Band niedergeschrieben habe, können Sie somit getrost in Ihre Rede einbauen oder, origineller ausgedrückt, einflechten. Da brauchen Sie nur die Namen auszutauschen und schon passt es. Wer hat Doping gemacht? Eigentlich alle Sportarten und Skandale, die leicht verständlich sind und die das Publikum gerne mitverfolgt. Ich gebe Ihnen mal ein Beispiel über den Fußball, die die Zuhörerschaft begeistert hat, an die Hand.

Fußball ist ja wunderbar. Sie kennen doch bestimmt den Trainer von der holländischen Fußballnationalmannschaft den Bert van Marwijk? Das hat ja mit dem bei der letzten Fußballeuropameisterschaft überhaupt nicht hingehauen. Der war vollkommen mit den Nerven runter. Hat der den Trainer von den Deutschen angerufen, den Joachim Löw. Da sagt der Bert van Marwijk: »Hör mal Joachim, du musst mir helfen. Du weißt ja, dass ich Trainer der Holländer bin, aber die Jungs spielen sowas von beschissen. Du hast mit deinen Jungs den dritten Platz gemacht und Ihr wart schon dreimal Weltmeister. Was kann ich denn mit meinen Jungs machen?« Da sagt der Löw: »Pass auf Bert, du machst Folgendes: Wenn du heute Nachmittag Training hast, fährst du vorher zum Kaufhof. Holst du elf Schaufensterpuppen. Dann stellst du die einfach so als Gegner auf den Platz. Und dann lässt du deine Jungs spielen, Doppelpässe, Drumherum spielen. Was glaubst du, was für ein Selbstbewusstsein die wiederkriegen, wenn die diese Puppen umspielen.« Da sagt der Bert van Marwijk: »Mensch Joachim, danke, das war ein toller Tipp.«

Um 16:00 Uhr nachmittags geht beim Löw wieder das Telefon: »Hallo Joachim, hier ist nochmal Bert. Was soll ich denn jetzt machen? Die Schaufensterpuppen führen 3:0!«

Ein Beispiel übers Schwimmen:

Ein frisch vermähltes junges Ehepaar fährt in die Flitterwochen. Sie legen sich im Schwimmbad auf ihre Matten und sonnen sich. Plötzlich steht er auf, er hat eine Traumfigur. Wie soll ich ihn jetzt beschreiben? So ein Typ: Wo steht das Klavier, ich trag die Noten. Rauf auf den zehn Meter Turm, springt runter, doppelter Rittberger, weiche Landung. Kommt aus dem Wasser, trocknet sich ab, schüttelt sich ab. Fragt sie: »Toll war das, wo hast du das denn gelernt?«

»Ach«, sagt er, »wir haben aus Liebe geheiratet. Ich war mal Olympiasieger im Turmspringen.« Plötzlich steht sie auf. Sie stellt sich auf den Startblock, springt hinein und macht 400 Meter Kraulen, schneller als Toni Seiler, kommt aus dem Wasser, schüttelt sich ab, trocknet sich ab. Sagt er: »Das war aber auch ganz toll. Sag, wo hast du das denn gelernt?«

»Ach«, sagt sie, »wir haben aus Liebe geheiratet. Ich war mal Nutte in Venedig!«

Für Schnelldenker, die gehirnmäßig voll fit sind, Stegreifgeschichten zu formulieren, ist es am einfachsten, sich auf ein Publikum einzulassen. Politik und die damit verbundene Aktualität ist immer hoch interessant. Dafür sollte man eine Reim-Rede ins Auge fassen, so ungefähr wie der Hoppeditz, der ja den Bürgermeister einer Stadt rednerisch angreift und seine Fehlentscheidungen und Missgeschicke aufdeckt. Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Humor ist eine verdammt ernste Sache.

Ich sitze heute Morgen im Zug nach Bonn, meint einer: »Können Sie mir vielleicht einmal den Unterschied erklären zwischen Forschung, Religion und Politik?« Ich sage: »Lieber Jung, das ist doch so einfach, pass einmal auf: Wenn zwei Männer in einem riesengroßen, stockdüsteren Saal, ohne Licht, ne schwarze Katze suchen, das ist Forschung.«

Ich sage: »Wenn zwei Männer in einem riesengroßen, stockdüsteren Saal, ohne Licht, eine schwarze Katze suchen, die gar nicht da ist, das ist Religion!«

»Und was ist Politik?«

»Politik ist, wenn zwei Männer in einem riesengroßen, stockdüsteren Saal, ohne Licht, ne schwarze Katze suchen, die gar nicht da ist und einer brüllt: »Ich han se!«

(WDR 2011, Ne Weltenbummler Gerd Rück)

Der FC Köln spielt zweite Liga,

treibt mich zum Wahnsinn immer wieder,

dass der Verein mal deutscher Meister war,

ist doch heut genauso schwer vorstellbar,

als würd’st du vor nem Sexshop steh’n,

und es Angela Merkel im Schaufenster seh’n.

(TV: Jörg Runge – Dä Tuppes vum Land 2013)

Werden Sie niemals beleidigend

Es kann schon mal vorkommen, dass man nicht den gewünschten Erfolg hat. Das Publikum akzeptiert einen nicht, warum auch immer? »Früher soll es im Karneval nicht nur bessere Witze gegeben haben. Es gab hundsmiserable Büttenreden eigens zu dem Zweck, dass das Publikum sie »litschen«, das heißt geräuschvoll niedermachen konnte. Darin bestand der ganze Witz. Die besten Kräfte waren sich für einen solchen Auftritt nicht zu schade. Und damit er beim Publikum richtig ankam, bedurfte es ihrer auch. Sie wurden ausgebuht, ausgepfiffen und aus der Bütt und von der Bühne gejagt. Die Parodie war beabsichtigt, die Pleite geplant, die Aufhören- und Buhrufe von Anfang an gewollt. Auch jeder große Clown wurde ja seit jeher nicht nur belacht, sondern auch umjubelt, weil er den dummen August mimte und alles verkehrt machte, was ein Mensch nur verkehrt machen kann.

Irgendwann kamen klassische Litsch-Nummern beim Publikum nicht mehr an.« (Quelle unbekannt)

Sollten Sie einmal nicht ankommen, rasten Sie nicht aus. Bleiben Sie ruhig und entschuldigen Sie sich für Ihren Auftritt. Nehmen Sie somit den Zuhörern den Wind aus den Segeln und verschaffen Sie sich damit wieder Respekt. Lieber ein Abgang mit Schrecken und wer weiß, vielleicht zeigen Sie ja damit Rückgrat und die Buhrufe des Publikums werden verstummen.

Zoten unbedingt vermeiden

Werden Sie nicht zotig, das heißt anstößig. Unflätige Ausdrücke vermeiden, wo es nur geht. Ich bin mal auf einer Herrensitzung aufgetreten und die wollten gar keine versauten Sachen hören. Man durfte die bösen Worte nur antitschen. Zu meiner Haushaltshilfe hab ich mal gesagt: »Halten Sie die Ohren steif und ich was anderes.« Das war der Dame schon zu viel, sie hat mich für immer verlassen. Auch wenn ich sie sehe, geht sie mir aus dem Weg. Und dabei weiß jeder, dass ich ein Büttenredner bin.

Hier nun zwei Beispiele, astreine Zoten sozusagen, die man nur mit größter Vorsicht erzählen sollte. Na ja, so nach 20 Bierchen sind sie spruchreif. Wer schwache Nerven hat, sollte die folgenden zwei Witze nicht lesen.

Kommt ein Blinder in ein Fischgeschäft und ruft: »Hallo Mädels!«

Unterhalten sich drei Frauen über Schmerzen. Sagt die 15-Jährige: »Ich wurde vorige Woche entjungfert, das waren Schmerzen.« Sagt die 20-Jährige: »Ich habe letzte Woche mein erstes Kind bekommen, das waren echte Schmerzen.« Sagt die 65-Jährige: »Ich hatte gestern beim Fahrradfahren fast die Klingel abgebissen, weil sich meine Schamlippen in der Kette verfangen haben.«

Wenn Sie solche Pointen vermeiden oder richtig dosieren können, wird Ihr Auftritt bestimmt ein Erfolg. Die überscharfen Zoten bringe ich in Kneipen oder auf Gartenfesten und wenn diese ankommen, versuche ich sie bühnentauglich zu machen. Eine kleine Anregung gebe ich Ihnen in diesem Kapitel mit auf den Weg. Der Joke, der jetzt kommt, ist zwar versaut, aber wieder hat man nichts Konkretes ausgesprochen.

Kennst du den Unterschied zwischen Lutschen und Blasen?

Schon mal Lutschen an den Füßen gehabt?

Wenn es Ihnen gelingt, den Salzstreuer wieder zuzuschrauben, das heißt, dass nicht zu viel Salz in die Suppe kommt, dürfte ein, sage ich mal, würziger Vortrag dabei herauskommen. Ordentlich Pfeffer (Zweideutigkeit) und nur eine Prise Salz (obszön) in der Suppe machen den Zuschauer, ich sage mal, ein zufriedener Gast, ist niemals Last.

In diesem Sinne …

Auf die Bühne, fertig los ...

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