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2. Fallbeispiel

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Die meisten Menschen, vor allem wenn man noch jung ist, sind nicht darauf vorbereitet, dass sie plötzlich und unerwartet aus dem Leben gerissen werden. Das sieht man mal wieder an der nachfolgenden medialen Durchgabe, nur dass dieser Mensch mehr mit Gott verbunden war, und durch sein schnelles Ableben in ein geistiges Sanatorium zur Genesung geführt wurde.

Geist Gottes: Im folgenden Fallbeispiel kommt ein Heimgekehrter zu Wort:

Ich bin Günter, ich will nur kurz über mein zurückgelegtes Leben erzählen. Ich lebte mit Frau und Kindern samt den Eltern zusammen, denn ich musste auch für meine Eltern sorgen. Ich tat es gerne, denn ich liebte meine Eltern über alles. Wir lebten in einem schönen, harmonischen Verhältnis zusammen. Ich habe jeweils die Fremden auf die Berge geführt, und einmal war ich ganz allein auf den Mont Blanc gestiegen, und von diesem zu Tode gestürzt.

Nun möchte ich von meinem Leben im Reiche Gottes erzählen. Das erste, was ich nach meinem Sturze hörte waren die Worte:

"Er ist tot, wir müssen uns seiner annehmen."

Das waren die Worte, die ich zuerst aufgenommen habe:

"Er ist tot!"

Ich überlegte: Bin ich denn wirklich tot? Wieso kann ich denn solches hören? Es war mir noch nicht klar, in welcher Weise das Leben nach dem Tode weitergehen sollte. Auch fühlte ich mich noch benommen. Auf einmal strich jemand mit einer Hand über meine Stirn und Augen, und sagte:

"Günter, kennst du mich denn nicht wieder? Ich bin doch der Detlef!"

Es war mir, als würde ich aus einem tiefen Schlaf erwachen. Ja, jetzt sah ich ihn, diesen Detlef. Aber ich war einfach zu müde, um zu denken und zu reden. Dann aber sprach Detlef weiter:

"Ich bleibe jetzt bei dir, und werde dich führen und begleiten, denn du weißt, dass du jetzt Abschied vom irdischen Reich genommen hast, und das Leben geht nun im Reiche Gottes weiter. Schau mich an, Günter, du erkennst mich doch?"

Während er sprach, strich er mit der Hand über meine Stirn, und dann war es mir plötzlich klar, wahrhaftig, Detlef stand neben mir, und so rief ich aus:

"Was! Du bist auch da!" Ach ja, ich entsann mich wieder, er war ja vor mir gestorben. Da schüttelte er mich und sagte erfreut:

" Natürlich, und auch die anderen sind da, sowie dein Großvater, du wirst ihn bald sehen und noch viele, die du auch kennst. Warte nur, du wirst ihnen begegnen. Stütze dich indes auf meinen Arm, ich führe dich."

Zuerst betrachtete ich mich und dachte:

"Habe ich denn nicht Arme, Beine und Rückgrat gebrochen?

Ich bin doch ausgerutscht und abgestürzt, das war mir klar, aber kann ich denn noch wahrhaftig gerade stehen?"

Dies dachte ich mir nur, aber Detlef sah meine Gedanken und sagte:

"Ach, dein geistiger Leib ist doch ganz gesund! Du hast weder deine Beine, noch die Hände oder den Rücken gebrochen. Ohne deinen irdischen Leib bist du ganz gesund!"

Dann schaute ich mich um, und es kam mir vor, als würde ich weggetragen. Ich schaute auf meine Füße, und ich fühlte, als würde sich der Boden unter meinen Füßen bewegen. Daraufhin machte ich Gehbewegungen, aber die waren ja nicht so schnell, wie der Boden unter meinen Füßen entfloh. So führte der Detlef mich in die neue Welt hinein, wobei er sagte:

"Schau einmal nach rechts!"

Da sah ich drei schön gekleidete, vornehm ausschauende Gestalten. Ich kannte sie nicht, und so fragte ich ihn:

"Wer sind die? Ich kenne sie nicht."

"Ja natürlich, es sind viele hier, die du nicht kennst", antwortete er, "weißt du, diese kommen noch mit dir ins Gespräch!"

Ich fragte ihn:

"Muss ich Angst haben vor ihnen?"

"Du brauchst sie nicht zu fürchten", gab er zurück, "aber sie werden noch Gericht über dich halten, wie alle hier von ihnen gerichtet wurden, denn es sind Richterengel.

Komm, begrüße sie!"

Ja, auf seine Veranlassung hin, getraute ich mich, sie zu begrüßen. Ich hielt ihnen auch meine Hand zum Gruß hin, und sie nahmen sie entgegen. Aber ihr Antlitz blieb unbeweglich. Sie standen da wie Säulen und sprachen kein Wort, diese schönen Wesen.

Ich schaute nach allen Seiten, denn ich vernahm verschiedene Stimmen, und eine rief:

"Führt ihn doch gleich in die Klinik! Ich kenne das, es ist nicht gut, wenn man Seelen, die eines gewaltsamen Todes gestorben sind nicht unverzüglich dort hin bringt."

Nun fragte ich Detlef:

"Was soll ich denn nur in einer Klinik, wo es mir doch gut geht? Ich habe mir ja keine Gliedmaßen gebrochen."

"Oh doch!", sagte auch Detlef, "es ist wohl besser für dich."

Detlef wandte sich inzwischen etwas von mir ab und wechselte einige Worte mit einem dieser drei Richterengel. Aber ich konnte seine Worte nicht verstehen. Er aber wollte sich bei ihnen nur vergewissern, ob ich in die Klinik gehöre oder nicht. Darauf gaben auch die drei ihre Zustimmung. So ließ ich alles mit mir geschehen. Ich war ja fremd, und eine völlig neue Welt hatte sich plötzlich für mich aufgetan. Man führte mich weiter, und sehr schnell waren wir bei diesem Hospital angelangt. Dieses hatte ich mir aber anders vorgestellt, es sah gar nicht da nach aus. Ich dachte, es müsse so aussehen wie auf Erden. Sondern es war ein prachtvolles, längliches Gebäude mit vielen Säulen. Ich erblickte einen schönen, langen Gang, zu dessen beiden Seiten herrliche Blumenbeete waren. Ich dachte, das kann doch keine Klinik sein. Seine Fenster leuchteten ja in den herrlichsten Farben.

"Na", dachte ich, "wenn die zu dem hier Hospital sagen, habe ich eben das Verständnis nicht dafür."

Aber ich war ja bereit zu sehen und zu erleben, was es da alles für Überraschungen gab. Nun kamen auch diese drei Richterengel herbei, vor denen ich mich im Stillen doch gefürchtet hatte. Jetzt richteten sie zum ersten Mal ein Wort an mich, als sie das große Tor des Hauses öffneten:

"Tritt ein in dieses Haus und erhole dich!"

Kaum hatte ich einige Schritte in den prachtvollen Garten gemacht, kamen eilends andere Wesen auf mich zu und erkundigten sich, ob sie mir etwas abnehmen könnten, irgendwelches Gepäck oder überflüssige Kleider. Erstaunt dachte ich mir, was ich denn für Gepäck haben sollte?

Denn wenn man ins Jenseits kommt, hätte man doch sicher kein Gepäck bei sich! Ich wusste noch nicht, was sie damit meinten. Ich hatte ja gerade nur das, was an meinem geistigen Leibe hing, und weiter nichts. Was wollten denn die von mir? Darauf sagte Detlef:

"Du wirst später schon die Aufklärung finden, kümmere dich jetzt nicht darum."

Allein, als er diese Worte sagte, kam wieder jemand auf mich zu. Ich hatte noch gar nicht die Möglichkeit gehabt, ins Haus einzutreten. Ich wurde sozusagen dauernd bestürmt, und schon brachte man mir zu meiner Verwunderung gar etwas zu trinken mit den Worten:

"Bruder, du wirst bestimmt hungrig oder durstig sein. Komm, wir bringen dir eine Erfrischung."

Detlef nickte mir zu:

"Nimm nur davon, es tut dir gut!"

"Was", dachte ich mir, "hier im Reiche Gottes wird auch gegessen und getrunken?"

Das hatte ich mir doch anders vorgestellt. Aber ich nahm das Getränk dankbar entgegen. Es war etwas herb, aber ich fand es gut und hatte das Gefühl, es würde mich stärken und aufmuntern. Denn nach und nach hatte ich mir doch noch andere Gedanken gemacht:

"So schnell bin ich jetzt ins Reich Gottes eingegangen, und wie wird man wohl über mich urteilen? Ich hatte immer noch eine heimliche Furcht vor diesen drei vornehmen Gestalten hinter mir. Denn ich war überzeugt, die wissen ja alles aus meinem Leben, ich kann ihnen nichts vormachen, sie wissen über alle meine Fehler Bescheid. So wurde ich etwas von Angst geplagt, aber Detlef munterte mich auf:

"Sei doch unbesorgt, es geht alles gut, es geht alles gut! Du warst ja schließlich ein guter Mensch, sorge dich doch nicht!"

"Ja, das sagst du, Detlef, aber wie geht es meinen Angehörigen, die auf Erden zurückgeblieben sind? Wo nehmen sie jetzt ihr Brot her? Und was wird aus meinen alten Eltern?"

Ja, ich machte mir plötzlich große Sorgen um sie. Aber Detlef sprach:

"Komm jetzt, komm! Geh weiter!" und man führte mich im Hause herum, durch schöne Hallen. Noch wusste ich nicht, wie diese benutzt wurden. Aber dann gelangten wir in eine Kammer, die ganz von Licht durchflutet war. Hier befanden sich mehrere Liegestätten, worauf bereits drei Wesen schliefen, und neben ihnen wachte jemand. Detlef sagte:

"Siehst du die vierte, noch unbesetzte Liegestätte? Da kannst du dich hinlegen."

Ich sah wieder hinter mich, ob etwa die drei vornehmen Gestalten mir auch hierher nachgefolgt waren, und sie waren wahrhaftig auch hinter mir her. Das wurde für mich immer unheimlicher, weil sie nie mit mir sprachen. Es wäre mir lieber gewesen, sie hätten mir gleich gesagt:

"Günter, das und das hast du falsch gemacht, und Gott wird dich dafür bestrafen."

Aber dieses ewige Schweigen machte mich unsicher und ließ mich nichts Gutes ahnen. Doch Detlef tröstete mich:

"Ich bleibe jetzt bei dir, und so wie man bei diesen dreien Wache hält, werde ich bei dir wachen."

Du kennst mich doch!"

"Ach ja", sagte ich, "du warst ja auch immer ein guter Kerl." Ich legte mich dann hin, worauf einer nach dem anderen, dieser drei Richterengel, herzu trat. Jeder für sich nahm meine Hände, faltete sie und betete mit mir. Ich lauschte ihren wunderschönen Worten. Es entströmte ihrem Gebet, ihrer Fürbitte für mich eine solch angenehme Wärme, dass ich mich später nur danach sehnte, wieder von diesen Engeln im Gebet begleitet zu werden. Schon hatte der letzte mit mir gebetet, und es wurde mir so wonnig zumute. Alle Angst ging von mir weg. Keine Sorgen drückten mich mehr. Wohl dachte ich an meine Lieben, die ich auf Erden zurücklassen musste, und ich wusste, dass sie um mich weinten. Aber die Engel versprachen mir, für sie zu sorgen. Sie würden sie besuchen, sagten sie mir bei ihrem Abschiedsgruß, sie würden dafür besorgt sein, dass sie ihr tägliches Brot hätten, ich aber sollte mich jetzt ausruhen. So war ich bereit, mich ganz der Ruhe hinzugeben. Es wurde mir klar: das waren Geister Gottes, Engel Gottes. Sie hatten mit mir gebetet. So konnte es mir nicht mehr schlecht gehen. Ich hatte Vertrauen zu ihnen gefasst; denn ihr Gesicht sah nicht mehr streng aus, ihr Antlitz war nun voller Liebe und Güte. Ich hatte das sichere Gefühl, ich könnte ganz unbesorgt sein, und da sagte Detlef zu mir:

"Jetzt versuchst du zu schlafen, aber zuvor bedarfst du noch eines Getränks."

Darauf brachte man mir noch einmal etwas zu trinken, aber es war etwas ganz anderes als vorher.

Jetzt schmeckte es eher bitter, aber Detlef sagte:

"Es ist gut, wenn du davon trinkst, so wirst du wunderbar schlafen. Und wenn dieses Getränk nicht genügen sollte, wird dir noch etwas anderes gegeben. Aber du musst jetzt schlafen, Günter, du musst! So kannst du dich erholen. Ich wache bei dir, und die Engel werden auch wieder nach dir schauen."

Oh, ich hatte bereits das Gefühl, dass ich gut schlafen könnte, denn nach diesem etwas bitteren Getränk überkam mich eine wohlige Müdigkeit. Wie lange ich dann geschlafen hatte, wusste ich nicht. Detlef hatte mich wieder aufgeweckt und mir gesagt:

"Nun ist es genug, du hast gut und lange geschlafen."

Als ich mich umblickte, war ich ganz allein mit Detlef, die drei anderen, die bei meinem Eintritt schliefen, waren weg, ihre Liegestätten leer. Detlef erklärte mir: "Bald werden wieder andere kommen und diese Plätze einnehmen, weil auch sie vorerst der Ruhe bedürfen."

Und als ich wissen wollte, warum ich denn zuerst schlafen musste, sagte er: "Weißt du, solch ein plötzlicher Abgang vom Erdenleben hinterlässt meisten immer etwas in der Seele.

Plötzlich macht man sich Gewissensbisse, man macht sich Sorgen um die Hinterbliebenen. Man kann aus lauter Sorgen und Ängsten hier die Aufgaben nicht erfüllen, die einem auferlegt werden, und man wird zu oft und zu stark von den Tränen der Hinterbliebenen zurückgezogen. Nach dem Seelenschlaf aber ist diese Zeit verstrichen. Sie haben um dich geweint, und allmählich haben sie sich gefangen und ihren Weg wieder gefunden. Wenn es dann soweit ist, wird man nicht mehr so von den Tränen und der Trauer der Zurückgebliebenen zu ihnen hingezogen, und dann kann man in unserer Welt besser seinen neuen Aufgaben nachgehen und sie erfüllen."

"Aber ich darf doch bestimmt erfahren, wie es den Meinen ergeht?" fragte ich. "Sie haben die Ruhe und ihren Weg wieder gefunden", suchte mich Detlef zu beruhigen, "man hat es dir versprochen, und die drei Engel haben dafür gesorgt, dass all die Deinen auch weiterhin ihr Brot bekamen, und dass auch wieder etwas Sonnenschein in ihr Haus kam. Bei Gelegenheit werden wir dich einmal zu ihnen führen, doch jetzt sei unbekümmert und versuche deine Aufgabe im geistigen Reiche zu erfüllen."

Nun wollte ich wissen, welche Aufgaben denn auf mich warteten, und ich wollte auch wissen, ob man dieses Gebäude nur deshalb als Hospital bezeichnete, weil man darin als Neuankommender eine Schlafenszeit zu verbringen hat?

"Ja", antwortete mein Freund, "aber weißt du, bei dir genügte nur das eine Getränk. Das ist aber nicht bei allen so. Viele trinken davon und können trotzdem nicht schlafen. Noch sind sie voller Ängste und Besorgnis um ihre Hinterbliebenen. Noch können sie sich nicht damit abfinden, im Reiche Gottes und ohne sie zu sein. Dann sind diese Helfer notwendig, die in dieser Klinik dienen; es sind ja auch Ärzte hier. "

"Ärzte? ", wiederholte ich verwundert, "wofür braucht man denn Ärzte im Reiche Gottes?"

"Gerade für jene", belehrte mich mein Freund, "die eines plötzlichen Todes gestorben sind. Sie müssen helfen, dass sich solche Seelen zurechtfinden, und das ist keine Selbstverständlichkeit. Es kommt darauf an, in welchem Verhältnis man zu Lebzeiten mit Gott und seiner Welt gestanden ist. Ob es ein Vertrauensverhältnis war, oder ob man von Gott nichts wissen wollte."

"Was geschieht dann mit einem, der aus lauter Sorgen und Ängsten nicht schlafen kann?", wollte ich wissen.

Und mein Detlef erklärte es mir:

"Diese Ärzte sind dafür ausgebildet. Das, was sie an dir tun können, könnte ich dir nicht erweisen. Ein geistiger Arzt ist ein Engel Gottes, der wieder seine Helfer hat. Sie würden dich mit sanfter Gewalt in einen Schlaf versetzen. "

"Mit sanfter Gewalt ? Wie geht das?", wollte ich wissen, und Detlef sprach:

"Es gibt noch ganz andere Dinge bei uns, die zur Verfügung jener stehen, die nicht zu beruhigen sind, aber die es wert sind, dass man diesen Dienst an ihnen leistet. Wir verfügen auch über Mittel wie die Menschen, um ein Wesen in Narkose zu versetzen. Man hat Ähnliches im geistigen Reiche, um, wo es Not tut, diesen geistigen Schlaf hervorzubringen, wo einer unbedingt zu ruhen hat. Engel Gottes werden überdies, wo es notwendig ist, die Stirn des Schlafenden mit feinstem geistigem Öl bestreichen, oder sie werden seine Hände mit geistigem Balsam einreiben.

Weißt du, hier im Himmelreich steht jeder für den anderen ein. Man muss einander dienen und gemeinsam aufwärts schreiten, Gott entgegen, Stufe für Stufe. Aber das kann nur derjenige, der in seinem Innersten harmonisch ist. Wenn man diese Ausgeglichenheit hat, diesen inneren Frieden, dieses einzige Verlangen nach Gott und nach Christus, um ihnen zu dienen, für sie zu wirken und im vollsten Vertrauen zu ihnen zu sein. In dieser Verfassung muss man sein können, dann geht es immer schneller den Höhen zu.

Und weiter erklärte er mir:

"Je erdgebundener man noch ist, desto weiter entfernt ist man von Gott, und je geringer hat man die Möglichkeit, in seinen Dienst treten zu können und steht im Dienste des Niederen, und man hilft sich nicht. Man muss in den Dienst Gottes treten, in seine große Familie, und in die Gemeinschaft mit Jesus Christus."

Ja, ich hörte staunend zu und hatte das Gefühl, als müsste man mir noch unendlich viel erklären, bis ich das alles begreifen könnte. Dann hatte sich einer der drei Engel an mich gewandt mit den Worten:

"Günter, steh auf und verlasse nun dieses Haus, dein Freund wird dich führen."

Da bedankte ich mich bei allen und hatte das Gefühl, allen zu Dank verpflichtet zu sein, die ich sah. Und indem ich meine Kammer verließ, kamen schon wieder andere hinein, und ich konnte noch sehen, wie meine Liegestätte wieder besetzt wurde. Doch derjenige, der sich da niederließ, war voller Trauer und weinte. Er konnte es nicht fassen, nun fern von seiner Familie zu sein, alles zurückgelassen zu haben, was ihm lieb und teuer war. Ich durfte aber auch noch erkennen, wie ein liebevolles Wesen sich seiner annahm, ihn tröstete, bis auch über diesen jäh Verstorbenen der erlösende Schlaf kam.

Nun war es mir ja klar geworden, diese Ruhe, diese herrliche Atmosphäre konnte wohl nur in diesem Hause gefunden werden, denn ich erinnerte mich noch an den Weg, den ich gegangen war. Da war doch schon eine ordentliche Betriebsamkeit auf meinem Wege zum Hospital, denn von allen Seiten vernahm ich Zurufe, auch war da sonst ein emsiges Treiben zu sehen. Doch nun sollte ich ja einer Aufgabe zugeführt werden, doch Detlef lud mich zuerst in sein Haus ein. Da wollte ich wissen, was er denn überhaupt hier tue. Ich hatte doch gar keine Vorstellung vom Leben in dieser Geisteswelt. Da klärte er mich auf, das Leben hier sei genau so vielseitig, wie dasjenige der Menschen auf Erden. Aber ich wollte ja wissen, was seine Betätigung war. Er sagte:

"Ja siehe, ich möchte dir erklären, dass man mich von meiner eigentlichen Arbeit zu deinem Empfang weggeholt hat. Du weißt, zu Lebzeiten habe ich als Nebenverdienst viel geschnitzt. Hier im geistigen Reiche habe ich auch Gelegenheit dazu, aber hier schnitze ich nicht Holz, sondern mir stehen dafür geistige Steine zur Verfügung. Ich kann diese behauen und formen. Ich habe dafür meine Lehrer. Diese Tätigkeit liegt mir, du weißt es ja."

Ich konnte nur staunen, dann fragte ich:

"Was wird man wohl für mich ausgedacht haben?"

"Du hast wohl die Wahl " sagte Detlef, "wie du dich beschäftigen möchtest. Vielleicht in ähnlicher Art? Oder vielleicht möchtest du dich ganz in den Dienst des Nächsten stellen?

Dann zeigte er mir ein großes Steingebilde, woraus ich noch nicht erkennen konnte, was daraus entstehen sollte. Dann sind diese drei Wesen, vor denen du solche Angst hattest, zu mir gekommen und haben mir gesagt:

"Bereite dich vor, es kommt ein Freund von dir."

Ich wusste aber noch nicht wer. Da habe ich meine Arbeit gleich unterbrochen und hielt mich bereit, dass man mich jederzeit holen konnte. Wann es sein würde, hat man mir nicht genau erklären können. Endlich hatten mich die drei Engel weggeholt, und sie führten mich dir entgegen in die Berge bis zu deinem Hause, das du dort bewohntest. Dann hatten wir dich in die Berge begleitet, den ganzen steilen Weg hinauf, und wir waren schon bereit, dich zu empfangen, dich nach deinem Absturz vom irdischen Leibe zu lösen und mit uns zu nehmen in unsere geistige Welt hinein."

Da wollte ich wissen, ob sie meinen Todessturz denn nicht hätten verhindern können?

"Nein", sprach er, "es war Bestimmung, wir durften es nicht verhindern. Wir wussten, dass du diesen Weg zu gehen beabsichtigtest und ihn auch gehen würdest. So waren wir einfach gekommen und bereit, dich aufzunehmen und ins geistige Leben hineinzuführen."

Also war es so für mich bestimmt, dass ich die Erde schon verlassen musste. Nun, ich hatte mich eigentlich darüber nicht mehr zu beklagen. Der Trennungsschmerz war in mir ausgeheilt und ich wusste meine Hinterbliebenen in guter Obhut. Mich hatte man behutsam empfangen und man hatte mir eine liebevolle Aufnahme bereitet. So hatte ich mich nun entschlossen, auch so zu wirken wie mein Freund Detlef. Ich wollte Dienst an Anderen in der geistigen Welt vollbringen, oder vielleicht auch Dienst an einen Menschen, wenn ich die Zustimmung der höheren Engel bekäme. Ich kam deshalb ins Gespräch mit den Dreien; denn sie waren sozusagen für mich führende Geister Gottes. Diese hatten mir dann vorgeschlagen, ich könnte jeweils zu jenen Menschen hingehen, die krank und bettlägerig wären, oder mich jener annehmen, die ihre letzten Stunden auf Erden verbrächten. Da könnte ich mich neben sie setzen und mit ihrem Geist um Gottes Gnade und Barmherzigkeit beten. Ich sollte mit diesen beten, wie sie mit mir gebetet hatten, als ich in der geistigen Welt auf dem Ruhebett lag. Ja, das war für mich eine Wonne und Wohltat gewesen. So hatte ich mich dazu entschlossen, mit sterbenden Menschen zu beten, wenn es ans sterben ging. Ich wollte allein aus eigener Kraft für sie beten. Ich wollte die Verbindung mit dem Geist von Sterbenden aufnehmen, so wie es sich ergab. Ich wollte auch, wenn es mir erlaubt würde, bereitstehen, wenn jemand eines plötzlichen Todes sterben sollte wie ich. Dann wollte ich ihn führen. Ich hatte auch den Wunsch, Menschen in ihrem Alltag begleiten zu dürfen, sie auf den rechten Weg führen und auf das höhere Leben hinzuweisen. Ich wollte versuchen, den Kontakt mit dem sich noch im irdischen Leibe befindlichen Geist aufzunehmen und es ihm beibringen:

"Bald stehen wir Hand in Hand miteinander im Reiche Gottes."

Man hatte mir die Erlaubnis zu diesem Dienst am Nächsten gegeben. Und so erfülle ich seither meine Aufgabe in dieser Weise. Sie ist ja so vielseitig. Das eine Mal finde ich meinen Platz bei einem einsamen Menschen. Ich bete im Namen des Erlösers zu Gott um Gnade für ihn, er möge ihn aufnehmen und ihm vergeben. Je nachdem versuche ich auch mit dem Geist des Menschen ins Gespräch zu kommen, ihn auf die letzten Stunden seines Lebens hinzuweisen und mit ihm zu beten. So fand und finde ich immer viele Möglichkeiten, meinen Dienst zu erfüllen. Es macht mich glücklich. Und so stehe ich in der Ordnung Gottes und erfülle meinen Dienst am Nächsten. So wie man mich geführt hat, wie man mir gnädig und barmherzig war, will auch ich für die anderen bitten und sie führen.

Doch eines möchte ich noch verraten, manchmal ist meine Aufgabe doch etwas hart. Denn manchmal hat ein Mensch kein gottgefälliges Leben hinter sich. Dann werde ich auf seine Läuterung aufmerksam gemacht, auf die Bedrängnis, die auf ihn wartet. Aber durch mein Gebet, durch meine Aufopferung, ist es mir möglich, ihn zu führen, ihm Tröster zu sein an seinem Ort der Bedrängnis, ihn immer wieder auf die Liebe, Barmherzigkeit und Gnade Gottes aufmerksam zu machen, die auch ihn dereinst erfassen wird. So erfülle ich meine Aufgabe, und es ist eben so, die Menschen auf Erden hängen an ihrem Leben, an ihrer Umwelt, an all dem, was sie vielleicht selbst geschaffen haben. Sie wollen sich nicht trennen von dieser irdischen Welt. Sie möchten immer nur Mensch sein. Erst wenn sie alt geworden und der Körper ihnen beschwerlich wird, werden sie anders gestimmt. Dann sind sie bereit, die Erde zu verlassen. Aber es geht lange, bis es soweit ist. Jene, die in der Blüte ihres Lebens stehen, denen es gut geht, sie wollen nicht sterben, sie wollen nicht. Und wenn sie doch in die Jenseitswelt kommen, wollen sie sich auch in der Anfangszeit nicht zufrieden geben. Darum bedürfen sie dieser Betreuung.

Die Menschen wollen im Allgemeinen nicht sterben. Und die, die sich im Jenseits eingelebt haben und nach einem guten Leben in die göttliche Welt eingegliedert sind, fühlen sich so glücklich in dieser großen, schönen, harmonischen Familie, dass sie nicht mehr zurückkehren möchten. Und wenn ihnen dann gesagt werden muss:

"Nun ist es bald Zeit für dich, du musst noch mehr erreichen, deine jetzige Stellung genügt noch nicht, du musst bald wieder in ein neues Erdenleben hineingeboren werden", dann antworten sie:

"Nein, nein, noch nicht! Noch nicht! Lasst mich hier! Lasst mich nicht in ein neues Erdenleben gehen, ich will nicht mehr dahin zurück!"

Da muss mancher auch wieder zuerst mit sanfter Gewalt in einen beruhigenden Schlaf versetzt werden, dass die Umwandlung stattfinden kann, um wieder als Kind auf Erden geboren zu werden. Nicht jeder sieht es ein, dass es für ihn gut ist, weil ihm die himmlische Welt so gut gefällt und er sich hier wie zu Hause fühlt, weil ihm die Zukunft, die ein neues Erdenleben mit sich bringt, zu unsicher vorkommt. Denn während man als Mensch so wenig weiß, weiß man im Jenseits um die Versuchungen und Gefahren, die einem im Erdenleben erwarten. Man weiß, dass der Mensch so schnell der Versuchung anheim fällt. Wie schön kann man es dagegen im geistigen Reiche haben. Und so ängstigt sich mancher, er könnte das, was er bisher hier erworben hat, wieder verlieren, wenn er sich in einem künftigen Erdenleben nicht bewährt. Weil er versagen könnte, weil nichts von dem Wissen ins Menschenleben hindurch gedrungen ist, was man in seiner Familie in der Gotteswelt noch wusste. Die Erinnerung wird ihm genommen, weil jeder im neuen Erdenleben wieder neu beginnen muss. Es geht darum, aufs Neue zu zeigen, was das Verlangen seiner Seele ist. Ob er wahrhaftig in der Tiefe der Seele gefestigt ist, ob ihn die Sehnsucht nach Gott wahrhaftig hinzieht und nach Christus, dem König der Geisterwelt. Weder hüben noch drüben wollen sie ihre Welt verlassen, wenn sie sich darin glücklich fühlen. Und so kommt oft eine Situation, sie zu verlassen, um in ein höheres Leben einzutreten, eine höhere geistige Stufe einzunehmen, um schneller aufwärts zukommen. Es mag die Menschen schmerzen, wenn in ihrem Kreise in der Weise etwas geschieht, wie es heute geschehen ist.

Im Reiche Gottes ist es oft nicht so schmerzlich, denn sie werden in die geistigen Kliniken geführt und dort in einen wohltuenden Schlaf versetzt. Dann, wenn Ruhe über die auf Erden Zurückgebliebenen gekommen ist und ihre Tränen ihnen nicht mehr über die Wangen fließen, dann wird es Zeit zum Erwachen für jene in den geistigen Krankenhäusern, und dann werden diese alles aus ihrer geistigen Sicht beurteilen und sich in das neue Leben einfügen. So durfte ich diese Worte zu eurer Belehrung sprechen.

Verstorbene melden sich zu Wort

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