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Infektiosität und ihre Infektionsdauer

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Die Infektiosität beschreibt die Fähigkeit eines Erregers, einen Wirt zu infizieren. Sie ist daher abhängig von der Fähigkeit eines Erregers, in einen Wirt einzudringen und sich zu Vermehren89: Die Infektiosität wird unter anderem bestimmt anhand der im Labor ermittelten Anzahl neugebildeter Erreger pro Zelle, der minimalen Infektionsdosis und dem sogenannten epidemiologischen R0-Wert, Basisreproduktionszahl oder Grundvermehrungsrate, des Pathogen. Diese Zahl gibt an, wie viele Menschen eine infektiöse Person im Durchschnitt ansteckt. Der Begriff Kontamination hingegen beschreibt, wie leicht oder schwer ein Erreger auf den verschiedenen für den Erreger typischen Infektionswegen übertragen werden kann. Die Kenntnis der Infektiosität der für eine Krankheit verantwortlichen Krankheitserreger ist wichtig, um abschätzen zu können, wie sich eine Krankheit im Falle eines Ausbruchs verhalten kann und ob hygienische oder krankheitshygienische Maßnahmen (z. B. Quarantäne) erforderlich sein könnten.

In der Epidemiologie, die Lehre der Epidemien, ist die Infektiosität die Fähigkeit eines Erregers, eine Infektion auszulösen. Genauer gesagt ist die Infektiosität die Fähigkeit eines Erregers zur horizontalen Übertragung, d. h. wie häufig er sich unter Wirten ausbreitet, die sich nicht in einer Eltern-Kind-Beziehung befinden. Das Maß der Infektiosität in einer Population wird Inzidenz genannt. Es hat sich gezeigt, dass die Infektiosität positiv mit Virulenz, also der Fähigkeit von Krankheitserregern, eine Erkrankung im befallenen Organismus hervorzurufen, korreliert. Dies bedeutet, dass mit der Fähigkeit eines Erregers, eine größere Anzahl von Wirten zu infizieren, auch das Ausmaß des Schadens, den er dem Wirt verursacht, zunimmt.

Die grundlegende Reproduktionszahl ergab eine Reproduktionsrate von 2,2, was bedeutet, dass jede infizierte Person durchschnittlich 2,2 weitere Personen infiziert hatte.90 Eine Modellrechnung mit chinesischen und ausländischen Patientendaten vom 31. Dezember 2019 bis zum 28. Januar 2020 ergab einen Wert von 2,68.91 Im Vergleich dazu wurde für SARS eine Basisreproduktionsrate von 2,3 bis 2,6 berechnet.92 Eine vergleichende Analyse von 12 bis zum 7. Februar 2020 veröffentlichten Studien kommt zu dem Schluss, dass die Reproduktionsrate höher ist als bisher von der WHO angenommen, deren Schätzung zwischen 1,4 und 2,5 liegt.93 Wissenschaftler aus Schweden, China und Deutschland schätzten die durchschnittliche Reproduktionsrate auf 3,28, der Median 2,79, der über dem SARS-Niveau liegt. Aufgrund unzureichender Daten können die aktuellen Schätzungen der mittleren Basisreproduktionszahlen verzerrt sein.94 Verschiedene Studien zeigten die Anzahl der Sekundärinfektionen, die aus einem Fall stammen (Basisreproduktionszahl R0) zwischen 2,4 und 3,3. Dieser Wert kann so interpretiert werden, dass etwa zwei Drittel aller Übertragungen in einem R0 von etwa 3 verhindert werden müssen, um die Epidemie unter Kontrolle zu bringen.95 In einer Studie mit neun Patienten wurde die Ausscheidungsdynamik von vermehrungsfähigen Viren aus Hirnproben und Sputum untersucht.96 Abstrichproben aus dem Hals enthielten Viren bis zum vierten Tag nach auftretenden Symptomen, vom Sputum bis zum achten Tag. Ab dem sechsten Tag nach Auftreten der Symptome konnten weder an verfügbaren Proben (Stuhl, Urin oder Serum) vermehrungsfährige Viren noch im Urin und Serum SARS-CoV-2-RNA, die Virus-Erbinformation, nachgewiesen werden.

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