Читать книгу Die Stufen des Autogenen Trainings - Dr. med. Oscar Hammer - Страница 8

Оглавление

III. Unterstufe (Grundstufe) des Autogenen Trainings (AT)

1. Entspannungshaltungen

Sie können das Autogene Training in drei verschiedenen Entspannungshaltungen durchführen.

a) Autogenes Training im Liegen

b) Autogenes Training in einem bequemen Sessel

c) Autogenes Training in der Droschkenkutscher-Haltung

a) Autogenes Training im Liegen

Das Autogene Training im Liegen empfiehlt sich besonders bei Einschlaf- und Durchschlafstörungen. Wir legen uns dabei bequem auf den Rücken, wobei der Kopf durch ein Kissen etwas erhöht liegt. Wenn Sie ein Spannungsgefühl im Brustkorb oder im Rücken verspüren, so legen Sie unter den Rücken beziehungsweise unter beide Schultern ein Kissen oder eine Decke. Die Ellenbogen sind etwas angewinkelt und die Hände liegen zwanglos mit den Handflächen auf. Die Füße liegen ebenfalls ganz bequem und sollen nicht gekreuzt werden. Mit den Fersen sollen Sie die Unterlage spüren, auf der Sie liegen. Die Füße selbst können bequem nach außen fallen. Sie können aber auch das Autogene Training in Ihrer gewohnten Einschlafhaltung durchführen, da Ihnen möglicherweise als „Baucheinschläfer“ oder „Rechts-“ bzw. „Linkseinschläfer“ die Rückenlage ungewohnt und unbequem ist.

b) Autogenes Training bequem im Sessel

Sie setzen sich in einen bequemen Polsterstuhl und nehmen eine ganz bequeme angelehnte Sitzhaltung ein.

Der Sessel oder Lehnstuhl soll so bequem sein, dass bei natürlich aufgelegten Oberschenkeln das Kreuz bequem anliegen kann. Ist es ein breiter Sessel, so können Sie die Arme bequem auf die Armlehnen legen, so dass das Ellenbogengelenk einen stumpfen Winkel von ungefähr 120 bis 130 Grad bildet. Ist das nicht der Fall, so legen Sie die Arme bequem auf beide Oberschenkel. Sie müssen ausprobieren, was für Sie bequemer ist. Entweder liegen die Handflächen oder die Handrücken auf den Oberschenkeln. Wichtig ist, dass sich die Hände beim Autogenen Training nicht berühren, sonst kommt dann wieder ein sogenanntes Fremdkörpergefühl auf, das stört. Die Füße sollen bequem mit den Fußsohlen und Fersen auf dem Boden ruhen, so dass man die Bodenfläche in Ferse, Fußsohle oder Ballen spürt (Fußgefühl).

c) Autogenes Training in der Droschkenkutscher-Haltung

Die Droschkenkutscher-Haltung (Droschkenkutscher-Sitz) hat den Vorteil, dass sie fast überall durchführbar ist. Wir setzen uns breitbeinig auf einen Hocker, einen Stuhl oder eine Bank. Die Füße stehen fest auf dem Boden und haben Berührung mit ihm. Ober- und Unterschenkel stehen in einem rechten Winkel zueinander. Die Wirbelsäule soll in sich zusammensacken, so wie man einen leichten Katzenbuckel macht. Die Schultern hängen locker und die Füße bleiben ebenfalls ganz locker im Gelenk. Wichtig ist, dass keine Spannung im Nacken zurückbleibt. Der ganze Oberkörper ruht in sich, und wir sitzen mit dem Gesäß breit auf. Der größte Teil der Unterarme ruht auf beiden Oberschenkeln. Entweder liegen die Handrücken oder die Handflächen auf den Oberschenkeln, wie es Ihnen am bequemsten ist. Die Hände sollen sich nicht berühren. Bei dem Katzenbuckel hängt der Oberkörper in den Bändern der Wirbelsäule.

Beengende Kleidung sollten Sie lösen. Wichtig ist bei allen Haltungen, dass wir - soweit es geht - locker sitzen oder liegen und das Gefühl einer schönen Entspannung haben. Wir freuen uns auf das Autogene Training, sind guter Laune, schließen ganz langsam, ohne zu pressen, die Augen, lassen den Mund etwas offen, damit auch das Gesicht schön entspannt ist, und beginnen mit der ersten Übung des Autogenen Trainings.

Wenn sich beim Droschkenkutscher-Sitz ein Spannungsgefühl in der Rücken- und Wirbelsäulenmuskulatur oder Schmerzen auftreten, so lehnen Sie sich mit dem Rücken an die Stuhllehne bequem an. Orthopäden haben errechnet, dass beim Droschkenkutscher-Sitz ein Druck von bis zu 65 kg auf der Bandscheibe als Puffereinrichtung lasten kann.

Erleichterung der Entspannung

Unter den Kursteilnehmern befinden sich immer wieder solche, deren Muskulatur ganz allgemein sehr verspannt ist, da sie sich - ohne sich dessen bewusst zu sein - oft in einer körperlichen und geistigen Daueranspannungshaltung befinden. In solchen Fällen beginne ich mit einigen gezielten Übungen aus der Progressiven Muskelrelaxation nach Jacobsen, um

a) den Kursteilnehmern ein besseres Körperbewusstsein zu vermitteln und sie den Unterschied zwischen An- und Entspannung bei diesen Übungen intensiv spüren zu lassen

b) um sie besser auf die spätere Entspannungshaltung des Autogenen Trainings einzustimmen. Es hat sich gezeigt, dass die körperliche Entspannung oft leichter fällt, wenn zuvor die Anspannung intensiv und bewusst erlebt wurde. Auch die geistig/seelische Entspannung kann auf diese Weise erleichtert werden, da die Entspannung als Belohnung für die zuvor geleistete Anspannung empfunden wird, die man sich bewusst gönnt.

Sollte also ein Patient bzw. Kursteilnehmer nicht entspannen können, so kann er Elemente der „Progressiven Muskelrelaxation“ nach Jacobsen wie folgt einarbeiten:

Ich balle beide Hände zu Fäusten und spanne sie ganz stark an.

Ich spüre die Spannung in den Fäusten, Unterarmen, Oberarmen.

Ich lasse nicht nach und halte die Spannung.....

Nun lasse ich die ganze Spannung los.

Ich entspanne meine Fäuste wieder,

meine Unterarme, meine Oberarme.

Ich lasse die Hände ganz locker,

lasse die Unterarme, die Oberarme ganz locker werden.

Ich spüre, wie die Entspannung sich ausbreitet

in den Armen.....in den Händen.....Unterarmen.....Oberarmen.....

Die Muskeln der Hände und Arme sind nun ganz entspannt,

und ich registriere genau den Unterschied

zwischen Anspannung und Entspannung.

Ich lasse die Entspannung auf mich wirken.

Nun wiederhole ich das ganze noch einmal.

Ich balle wieder beide Hände zu Fäusten,

gebe nicht nach und halte die Spannung.

Ich halte die Fäuste, die Unterarme, die Oberarme weiterhin

fest angespannt und fühle genau das Spannungsgefühl.

2. Ruheübung

Sagen Sie sich:

Ich bin ruhig. Ich bin ganz ruhig.

Ich bin ganz ruhig, ganz ruhig.

Erinnern Sie sich an einen Urlaubsort in Ihrem Leben, an dem es nicht nur ganz ruhig war, sondern an dem auch Sie ganz ruhig waren. Stellen Sie sich dies mit der Formel „ich bin ganz ruhig“ ca. dreimal in aller Ruhe vor.

3. Schwereübung der Arme

Beide Arme schwer. Beide Arme schwer.

Vorstellung: Schwer wie Blei.

Beide Arme ganz schwer.

Entwickeln Sie das Gefühl, dass beide Arme schwer wie Blei sind und schwer auf der Unterlage aufliegen.

Beide Arme ganz schwer.

Entwickeln Sie das Gefühl, dass beide Arme noch schwerer werden.

Beide Arme ganz schwer.

Entwickeln Sie die Vorstellung, dass Sie beide Arme nicht mehr hochheben können.

4. Wärmeübung der Arme

Beide Arme warm.

Stellen Sie sich den Daumen vor, wie er warm wird.

Beide Arme ganz warm.

Stellen Sie sich vor, wie die Fingerspitzen warm werden.

Beide Arme ganz warm.

Stellen Sie sich vor, wie die Finger warm werden.

Beide Arme ganz warm.

Stellen Sie sich vor, wie die Hände warm werden, strömend warm werden, und die Wärme über Unterarme, Ellenbogen und Oberarme bis in die Schultern aufsteigt.

Beide Arme ganz warm. Beide Arme strömend warm,

beide Arme strömend warm.

5. Wärmeübung der Beine (zur besseren Durchblutung der Beine).

Beide Beine warm.

Sie spüren die Zehenballen:

Zehenballen ganz warm.

Sie spüren die Zehen:

Zehen ganz warm.

Beide Beine ganz warm.

Sie spüren die Fußsohlen, sie sind ganz warm.

Sie spüren die Fersen, sie sind ganz warm.

Sie spüren, wie beide Füße ganz warm werden.

Beide Beine ganz warm.

Sie spüren, wie die Wärme von den Füßen über die Knöchel, über die Unterschenkel, über die Knie in die Oberschenkel aufsteigt.

Beide Beine ganz warm.

Beide Beine sind nun ganz warm, strömend warm.

6. Verstärkte Ruheübung durch die Atmung

Sie atmen ganz ruhig in Ihrem eigenen Atemrhythmus.

Sie spüren und merken ohne Anstrengung:

Es atmet.

Sie atmen ruhig weiter und merken und spüren:

Es atmet ein.

Sie atmen ruhig in Ihrem eigenen Atemrhythmus weiter und spüren und merken:

Es atmet aus.

Sie atmen ruhig weiter und beim Einatmen denken Sie das Wörtchen „ganz“ und beim Ausatmen das Wörtchen „ruhig“.

Das gibt mit der Ein- und Ausatmung die Formel:

„Ganz ruhig“.

Im folgenden durchbluten wir nun - am besten von den Armen aus - die Organe besser und regulieren deren Funktion:

7. Herzübung (Herzberuhigung und verbesserte Durchblutung)

Beide Arme ganz warm.

Sie nehmen die Wärme mit in Richtung Herz, denken die Formel:

Herz ganz ruhig und warm.

(Vorstellung: warm ums Herz, Herz so warm wie meine Hände).

Durchdenken Sie die Herzübung ca. dreimal.

8. Leib- und Unterleibsübung (Sonnengeflechtsübung)

Beide Arme ganz warm.

Die Wärme nehmen wir mit in Richtung Leib und Unterleib.

Leib ganz warm.

(Vorstellung des Sonnenscheins auf den Leib oder die eines Cognacs, der Wärme im Leib erzeugt. Oder die Vorstellung, dass eine Hand, die wir mögen, auf dem Leib ruht, oder dass der Leib so warm ist wie meine Hände).

Unterleib ganz warm.

(Vorstellung: Sie liegen in der Sonne, und die Sonnenstrahlen wärmen Leib und Unterleib).

9. Kopfübung mit verbesserter Durchblutung des Gehirns

Beide Arme ganz warm.

Mit der Wärme gehen wir im Geiste in Richtung Rücken hoch

und stellen uns den Nacken (Genick) vor.

Nacken (Genick) ganz warm.

(Vorstellung: Sonnenschein im Genick, Wollschal wärmt das Genick, Genick so warm wie die Hände oder eine Hand, die wir mögen, ruht im Genick).

Jetzt gehen wir mit dem Gefühl der Wärme vom Genick aus hoch:

Kinn warm ....Wangen ganz warm .... Schläfen ganz warm ....

Ohren ganz warm.

Stirn angenehm kühl.

(Stellen Sie sich vor, wie ein kühles Lüftchen Ihre Stirn umfächelt, oder denken Sie an ein Erfrischungstuch, das Ihre Stirn kühlt).

10. Übungsabschluss

Nun genießen Sie die Wärme, die Sie aufgrund der besseren Durchblutung in den Organen spüren.

11. Zurücknahme

Wenn Sie aus dem hypnoseähnlichen Zustand wieder herauskommen wollen, dann sprechen Sie die Zurücknahmeformel:

Arme fest!

(Arme mit einem Ruck nach vorne strecken - Fäuste ballen und die geballten Fäuste zur Brust hin anziehen - sich recken und strecken)

Augen auf!

Mit dem Ende des Autogenen Trainings sind Sie entspannt. Ihr Kopf sieht den Ereignissen des Alltags gelassen entgegen, und die fehlgesteuerten Organe regulieren sich ein und sind gut durchblutet.

12. Zusammenfassung der Übungsfolgen

Das Autogene Training ist medizinisch gesehen eine abgewandelte Selbsthypnose mit psychosomatischen Umschaltungsvorgängen und die Einübung von neuem, erworbenem Reflexverhalten und autoanalytischen Vorgängen. Autogen heißt von selbst kommend, erzeugend und von selbst steuernd, aus eigener Arbeit und eigenem Training heraus. Die innere Steuerung wird von dem eigenen Zentralnervensystem (ZNS) erzeugt.

Die Vorstellungen beim Autogenen Training (Vorsatzformeln) wirken auf Afferenzen, die Erregungen aus der Peripherie (Rezeptoren) zum ZNS leiten und somit Informationen aus der Umwelt und dem Organismus dem ZNS vermitteln in Form von somatischen Afferenzen für Gelenke, Skelettmuskulatur und viszeralen Afferenzen für die Eingeweide sowie auf Efferenzen, welche die Informationen aus dem ZNS in die Peripherie leiten in Form von motorischen Efferenzen für die Skelettmuskulatur und vegetative Efferenzen für die Drüsen, die glatte Muskulatur und den Herzmuskel.

Die durch das Autogene Training bewirkte Tiefenentspannung wird durch verringerten Pulsschlag und durch eine Umstellung der Hirnstromkurven auf den Alphawellenbereich erkennbar. Der Umschaltungsprozess ist gekennzeichnet durch

1) Reduzierung der Aktivität der Hirnrinde (Cortex) und des Subcortex sowie des Limbischen Systems, des Thalamus und des Hypothalamus als Sitz von Gemüt, Affekten und Emotionen.

2) Ausschaltung von Sensorik (Sinneswahrnehmung) und Motorik (Bewegungsvorgänge) des willkürlichen Systems

3) Entspannung (Alphawellen von 8 - 10 Hz im EG)

4) Umschaltung von der Außenwelt zur Innenwelt (Innere Schau)

5) Gesamtumschaltung mit Bilderwelt (als Sprache des Unterbewusstseins)

6) Thetawellen von 4 - 8 Hz im EG

13. Störfaktoren beim Autogenen Training

Beim Autogenen Training versetzen Sie sich in einen hypnoseähnlichen Zustand, wobei Sie sich in einer Erlebnisschicht des abgesenkten Bewusstseins befinden. Hier entsteht eine besondere Aufmerksamkeit für körperliche Vorgänge und Gefühlsinhalte. Dabei sind der Muskeltonus herabgesetzt, Gefäße entspannt, die Durchblutung optimal, Atem- und Herzfunktion auf Erholung eingependelt und die Gefühlswelt intensiviert. Der Kopf ist klar, kühl und „steht über den Dingen“, und der Gesamtzustand wird als angenehm, beruhigend und erholsam empfunden.

Bei 6,8 % der Teilnehmer am Bad Nauheimer Autogenen Training treten Störmomente auf, die Sie kennen sollten. Es sind dies:

Schwitzen, unangenehmes Spüren des Herzens, Muskelzucken und Muskelzittern, Husten, Gähnen und Niesen, leichte Schwindel-, Schwebe- und Müdigkeitsgefühle.

Auftreten einer Flut von Gedanken und Ideen als Tagesreste, Unruhe, Ängstlichkeit als Initialsymptom zu Beginn des Autogenen Trainings (Lampenfieber).

Spannendes Wollen, Erwartungsspannung, das heißt man erwartet fast mit Gewalt Ruhe, Schwere und Wärme.

Sogenannte Entladungen des zentralen Nervensystems. Diese sind überschießende Reaktionen im motorischen und sensiblen Bereich, wenn bestimmte Hirnbereiche zu hoch „aufgeladen“ sind und paradoxe Fehlregulationen erfolgen, wie z.B. Wärmeerlebnisse in Körperregionen, in denen wir ein Wärmeerlebnis überhaupt nicht haben wollen.

14. Ratschläge für die Praxis des Autogenen Trainings

Psychotherapie ist eine Behandlungsmethode für psychische und psychosomatische Störungen, welche die Gesundheit verändern; sie gehört in das Gebiet der Medizin (Schneider).

Zum Autogenen Training gehören ein Grundmaß an Intelligenz (Alter ab 10 Jahren, mein ältester Patient war 86 Jahre alt), Freude, Bereitwilligkeit, Stetigkeit, Sympathie und Motivation (Krapf).

Die Teilnehmerzahl sollte zwischen 10 und 20 liegen, wenngleich Schultz das Autogene Training bei über 100 Ärzten durchführte. Wir führen das Autogene Training in Bad Nauheim in 6 Übungsnachmittagen (Dienstag und Donnerstag) durch.

Das Autogene Training kann auch in Kindergruppen durchgeführt werden zwischen 4 und 10 Jahren (Spielgruppen). Über 10 Jahre alte Kinder können in die Erwachsenengruppe aufgenommen werden.

Die Teilnehmer sollen in Kreisform sitzen, weil der Kreis Geborgenheit bedeutet, einen Zusammenschluss markiert und keiner dem anderen den Rücken zukehrt.

Der Therapeut soll bei den Übungsfolgen langsam und deutlich sprechen und auch selbst mit dem Herzen bei den Übungen sein. Er soll den Patienten ein klares Gerüst geben, das anschaulich, überschaubar und praktikabel ist.

Das Autogene Training soll 3 mal täglich 6 Wochen lang eingeübt werden und dann einmal täglich das ganze Leben lang durchgeführt werden.

Der Therapeut sollte jeweils nach Beendigung der Übungsstunde jeden einzelnen Teilnehmer fragen(Dogs): „Wie war‘s? Was haben Sie gefühlt, haben Sie negative Gefühle empfunden?“

15. Autogenes Training und Organsprache

Durch die Sensibilisierung über das Autogene Training für leiblich/seelische Vorgänge und Wechselwirkungen werden wir in die Lage versetzt, die Hinweise der Organsprache zu verstehen, zu beachten und für erforderliche Verhaltensänderungen zu nutzen.

Rund 50% - 60% der Patienten leiden heute an psychosomatischen Krankheiten, die prinzipiell durch Autogenes Training positiv beeinflussbar sind.

Als Beginn der Psychosomatik, die den Menschen als psychosomatische (psychophysische) Einheit betrachtet, gilt I.C.A. Heinroths Arbeit (1812).

Unsere moderne Medizin ist seit dem französischen Philosophen, Mathematiker und Naturwissenschaftler René Descartes (1596 - 1650), durch eine Zweiteilung (Dualismus) in Leib und Seele gekennzeichnet. Dadurch ging die Einheit des Menschen verloren. Die Krise in der modernen Medizin entstand auch durch das Fehlen einer ganzheitlichen Betrachtung (Synopsis) von Körper, Geist und Seele.

Psychosomatik umfasst das Wissen der alten Ärzte, insbesondere des „guten, alten Hausarztes“, von seelischen Faktoren bei der Diagnose von Krankheiten und der Therapie von kranken Menschen. Sie umfasst die Einheit der Persönlichkeit in ihren körperlichen und seelischen Dimensionen und sie untersucht die seelisch mitbedingten Einflüsse bei körperlichen Krankheiten und bringt die seelischen Faktoren in die Therapie mit ein.

Das Autogene Training beeinflusst Körper, Geist und Seele und kann durch Prävention psychosomatische Krankheiten verhindern und im Sinne einer Therapie regulierend, harmonisierend, und ausgleichend eingreifen.

Unser volksmedizinisches und sprichwörtliches Wissensgut weist noch auf die Einheit von Psyche und Soma hin. Mit dem Autogenen Training soll man die Organsprache verstehen lernen, denn die Organsprache gibt jeweils einen Hinweis auf ein psychosomatisches Geschehen. Aus der großen Fülle geläufiger Ausdrücke aus der Organsprache seien nachstehend einige ausgewählt:

da stockt einem der Atem

da bleibt einem die Luft weg

da wagt man kaum zu atmen

eine atemberaubende Spannung

eine atemlose Stille

eine erstickende Atmosphäre

da muss man erst einmal Luft holen

jemandem etwas husten

jemanden anblasen oder anpfeifen

Dampf ablassen

seiner Wut Luft machen

eine Mordswut im Bauch haben

etwas satt haben

das macht böses Blut

vor Angst Blut schwitzen

immer ruhig Blut bewahren

kalte Füße kriegen

auf gespanntem Fuß mit jemandem leben

auf vertrautem Fuß leben

auf großem Fuß leben

die Haare stehen einem zu Berge

Haare lassen

der Bissen bleibt im Halse stecken

das Wasser steht ihm bis zum Hals

sich etwas aufhalsen

den Hals nicht voll bekommen

halsstarrig sein

das hängt mir zum Halse heraus

das geht mir unter die Haut

ich könnte aus der Haut fahren

er fühlt sich in seiner Haut nicht wohl

gegen Frau Schmidt bin ich allergisch

er hat einen breiten Buckel

kein Rückgrat haben

vor jemandem katzbuckeln

das Schicksal hat ihn gebrochen

ein aufrechter Mensch sein

Haltung zeigen

sich auf etwas versteifen

sich etwas zu Herzen nehmen

sein Herz verlieren

Herzeleid haben

an gebrochenem Herzen sterben

das Herz springt vor Freude

das Herz rutscht in die Hosen

das Herz bleibt vor Schreck stehen

kaltherzig, hartherzig, warmherzig, halbherzig, hochherzig

den Kopf oben behalten

kühlen Kopf bewahren

den Kopf hoch tragen

den Kopf hängen lassen

das bereitet Kopfschmerzen

das liegt mir im Magen

alles in sich hineinfressen

das schlägt mir auf den Magen

das dreht mir den Magen um

etwas nur schwer verdauen

das liegt wie ein Stein im Magen

auf jemanden sauer sein

einen Nackenschlag erleiden

das sitzt mir im Nacken

die Faust im Nacken haben

jemandem etwas unter die Nase reiben

die Nase voll haben

in alles seine Nase stecken

eine feine Nase haben

Nase und Mund aufsperren

die Nase hoch tragen

die Nase rümpfen

jemanden nicht riechen können

das geht mir an die Nieren

auf Herz und Nieren prüfen

die Ohren steif halten

die Ohren spitzen

für etwas taub sein

auf jemanden hören

in den Ohren liegen

mir klingen die Ohren

ein offenes Ohr finden

ich bin ganz Ohr

vor etwas Schiss haben

er ist ein Korinthenkacker

vor Angst in die Hose machen

es hat ihm die Stimme verschlagen

daran habe ich noch lange zu kauen

zähneknirschend zustimmen

die Zähne zusammenbeißen

sich im Leben durchbeißen

Wir alle wissen:

Herzeleid macht krank („Er ist an gebrochenem Herzen gestorben.“)

Herzeleid

>>Krampf der Herzkranzgefäße (Koronarspasmus)

>>Verklebung von Blutplättchen >> Koronarthrombose

>> Herzinfarkt

Ärger macht krank („Er hat sich totgeärgert.“)

>> Magengeschwüre

Angst macht Enge des Herzens

und aus solcher Enge entsteht eine Angina pectoris (Brust- und Herzenge).

Er ist ein Angstschisser und macht sich bei jedem Scheißdreck in die Hosen.

>> übererregbar >> Durchfall (Diarrhoe)

Gier macht krank

(„Er kann den Rachen, das Maul, den Wanst nicht voll genug kriegen.“)

>> Freß- und Fettsucht >> Risikofaktor für den Herzinfarkt

Neid macht krank („Er ist gelb vor Neid.“)

>> Gelbsucht (Icterus)

Kummer/Gram machen krank („Er geht gramgebeugt.“)

>> Rückgratprobleme

Gefühlskälte macht krank („Er hat ein Herz aus Stein.“)

>> Herzprobleme

Druck macht krank (Jemanden unter Druck setzen)

>> Bluthochdruck (Hypertonie)

Wut macht krank („Er läuft mit geballten Fäusten in der Tasche herum.“)

>> psychischer Rheumatismus

Antriebsarmut macht krank („Er ist ein Schlappschwanz.“)

>> Störungen der Erektion

Liebesentzug macht krank („Der arme Hund wird von niemandem geliebt.“)

>> Depressionen („mich liebt niemand mehr“) oder

>> sexuelle Kälte (Frigidität)

>> Drosselung der Durchblutung

Viele psychosomatische Krankheiten, funktionelle Betriebsstörungen durch pathogene innere Motivkonstellationen und Erlebnisverarbeitung mit psychovegetativen Symptomen, können weitgehend durch das Autogene Training der Mittelstufe mit seiner autosuggestiven Komponente in positiver Weise beeinflusst werden. Wobei die Anwendung der Autosuggestion - wie Emile Coué formuliert hat - kein Ersatz für ärztliche Behandlung aber für Kranke wie für Ärzte eine wertvolle Hilfskraft ist.

Die Stufen des Autogenen Trainings

Подняться наверх