Читать книгу Suche nichts - finde alles! - Frank J. Kinslow - Страница 15

Was wollen oder wünschen Sie?

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Auf den ersten Blick kommt die Frage „Was wollen Sie?“ ganz arglos daher. Sich etwas zu wünschen, etwas zu wollen, das passiert automatisch. Es erscheint wirklich recht einfach. Ein Wunsch taucht auf und Sie wollen den Gegenstand dieses Verlangens, dieses Wunsches. Wenn Sie Hunger haben, wollen Sie etwas zu essen. Wenn Sie sich einsam fühlen, wünschen Sie sich Gesellschaft. Doch woher kommen diese Wünsche? Manche rühren von körperlichen oder psychischen Bedürfnissen her, etwa Durst oder Liebe. Andere scheinen an kein besonderes Bedürfnis geknüpft zu sein. Sie wünschen sich beispielsweise das rote Sportcabriolet statt der praktischeren Familienlimousine. Oder wie sieht es aus mit dem Wunsch nach einem knackigen Po, während Ihr derzeitiger doch völlig „funktionstüchtig“ ist? Was löst dieses Verlangen aus, sich etwas zu wünschen, ohne es zu brauchen, das einen so aus dem Gleichgewicht bringen kann und das letztlich so zerstörerisch ist?

Falls Sie sich die Zeit nehmen, diese einfache Frage mit mir zu beantworten, verspreche ich Ihnen: Ihr Leben wird sich nicht nur ein wenig verändern, sondern wahrhaftig tiefgreifend. Unmittelbar hinter Ihren Gedanken werden Sie eine verborgene Welt entdecken. Das ist keine Schattenwelt oder eine Widerspiegelung anderer Reiche, die Sie bereits kennen. Die Welt unter der Frage ist tief, umfassend und rein. Es ist die Welt, aus der Ihr derzeitiges Leben Atem holt, die letztendliche Antwort auf die Frage: „Was wollen Sie?“

Dieses Buch kann Ihnen viele faszinierende Türen öffnen, doch letzten Endes gibt es nur eine Tür, durch die Sie hindurchgehen müssen. Es ist nicht notwendig, über diese einzige Erkenntnis hinauszublicken. Vielleicht brauchen Sie eine gewisse Vorbereitung, bevor Sie diese Tür durchschreiten können, doch da lässt sich leicht Abhilfe schaffen. Hier wartet eine Menge Arbeit auf Sie und noch mehr Spaß. Sie sind dabei, eine Reise anzutreten, nicht von hier nach dort, sondern sozusagen „vom Hier zum Hören“ [engl.: from here to hear]. Sie werden erkennen, dass Sie nirgendwo hinzugehen brauchen, um vollkommen zu sein. Ebenso wenig brauchen Sie etwas dafür zu tun! Treffender stellt man sich diese Reise als ein Erweitern vor, als ein Öffnen der Wahrnehmung, das mit der Erkenntnis endet, dass das Leben bereits vollkommen ist.

Falls Ihnen diese Aussage abstrus oder unglaublich erscheint, dann bereiten Sie sich auf eine wilde Fahrt vor. Kommen Sie mit mir und Sie werden selbst das bemerkenswerte Leben kennenlernen, das Ihnen bisher entgangen ist. Sie entdecken die Wissenschaft des Sehens und die Kunst des Seins. In der Natur gibt es keine Probleme. Wenn ein Mensch seine wahre Natur, sein wahres Wesen erkennt, dann lösen Probleme sich auf, so, wie die Sonne in ein ruhiges Meer zu versinken scheint.

Zu Anfang lade ich Sie ein, genau so zu lernen, wie Sie schon Ihr ganzes Leben lang gelernt haben: linear und zielorientiert. Im Allgemeinen neigen wir dazu, die Dinge zu manipulieren; damit kontrollieren wir unsere Umgebung in gewissem Maß. Das ist normal, aber nicht natürlich – und es birgt Gefahren. Es gibt noch eine umfassendere Art und Weise zu leben, die das zielorientierte Verhalten mit einschließt, es aber in seinen Möglichkeiten weit übersteigt. Sie kommt nicht vom Verstand, sondern von jenseits davon und ist zwar schwer zu erklären, doch leicht zu erfahren, sobald man die richtigen Regeln anwendet. Die Kunst des „Seins“ wird automatisch aufblühen, während Sie in diesem Buch weiterlesen. Das werden Sie an der Leichtigkeit und der Freude merken, die nach und nach Ihren Alltag durchdringen. Die Zeit vergeht wie von selbst und die Probleme lockern ihren Griff. Sie werden sogar die alltäglichsten Erfahrungen bisweilen so sehr wertschätzen, dass Dankbarkeit und Freude Sie erfüllen, ja überwältigen. Wie ein Kind, das in die Welt verliebt ist, werden Sie die Welt mit den Augen der Unbefangenheit und Unschuld betrachten.

Ihre Erfahrung wird immer mit Ihrem Erkennen Schritt halten; dadurch wird Ihre Kenntnis vollständig. Ein Beispiel: Wenn ich Ihnen den Gedanken vorstelle, dass der innere Friede zwischen Ihren Gedanken zu finden ist, dann ist es nur recht und billig, dass ich Ihnen auch zeige, wie Sie diesen inneren Frieden selbst erleben können. Sie brauchen keine meiner Aussagen einfach zu glauben. Wenn Sie die Übungen durchführen, können Sie mir aufgrund Ihrer eigenen Erfahrung zustimmen oder widersprechen. Da wir schon bei dem Thema dieser vorgesehenen Übungen sind, die ich „Erfahrungen“ nenne [im Sinne von Selbsterfahrung, Anm. d.Verlags], mag es nützen, schon einmal im Voraus zu betrachten, was Sie da im Verlauf des Buches so erwartet.

In der ersten Erfahrung lernen Sie, Ihr Denken anzuhalten. Diese Erfahrung will veranschaulichen, dass Sie nicht Ihre Gedanken sind.Sie existieren auch dann, wenn Ihr Verstand ruhig ist. Diese Erfahrung soll zwar diesen einen Punkt demonstrieren, doch sie erfüllt auch noch einen anderen Zweck. Falls Sie nur diese erste Übung praktizieren (– machen Sie sich keine Sorgen, wenn Sie bereits versucht haben, Ihren Verstand von Gedanken zu befreien, und es nicht geschafft haben; diesmal wird es Ihnen keine Mühe bereiten …), dann werden Sie energievoller und gesünder sein und mehr Vertrautheit mit Ihrer Familie und Ihren Freunden genießen. Und das ist nur die erste Selbsterfahrungsübung. Es folgen sieben weitere, die Ihnen zeigen, wie Sie Ihr Immunsystem stärken, stressbedingte Beschwerden wie Verdauungsprobleme und Bluthochdruck verringern oder Ihr Energieniveau und Ihre geistige Klarheit steigern können. Noch wichtiger aber ist: Sie lernen, körperliche und emotionale Schmerzen sowie die Angst vor dem Tod zu überwinden; und Sie lernen, Probleme endlich auszuräumen.

Wenn diese Nachricht Sie begeistert, dann halten Sie Ihren Hut, Ihre Kappe gut fest. Schmerzen zu überwinden und Probleme auszuräumen ist nur Zeitvertreib. Täuschen Sie sich nicht: Diese Erfahrungen sind von unschätzbarem Wert, um spezifische Ergebnisse zu erzielen. Wenn Sie aber die Meisterschaft des Lebens anstreben, dann müssen Sie vom Tun Abstand nehmen und das Sein lernen. Und genau das will ich Ihnen sagen. Das ist der Grundtenor dieses Buches: Sein ist wirkungsvoller als Tun. Wenn Sie die höchste Freude und den tiefsten Frieden erlangen wollen, die dieses Leben zu bieten hat, dann können Sie nichts tun, um sie zu erlangen. Die Ganzheit des Lebens liegt jenseits seiner Teile. Ganz egal, wie viel Geld, Macht oder Freunde wir haben – wir können nie genug bekommen, um ganz und gar glücklich zu sein. Dafür brauchen wir inneren Frieden. Wenn wir neue Fertigkeiten erlernen oder neue Beziehungen eingehen, dann tun wir das in der Vorstellung, unsere Umgebung stärker zu kontrollieren. In unserem Denken setzen wir mehr Kontrolle mit einem größeren Glücksgefühl gleich. Irgendwo tief im Inneren hoffen wir, dauerhaft glücklich zu sein, wenn wir unsere Welt nur ausreichend kontrollieren können. Dieser Irrglaube ist gefährlich und in diesem Buch geht es großenteils darum, diese Illusion aufzulösen. Es hat noch nie funktioniert, einzelne Teile zu kontrollieren in dem Bemühen, das Ganze zu kontrollieren. Kennen Sie jemanden, der immer glücklich ist? – Nein? Damit ist wohl (fast) alles gesagt …

Was bedeutet das überhaupt, glücklich sein? Streben wir wirklich danach, glücklich zu sein, oder ist auch das eine Täuschung? Darauf gehe ich später noch genauer ein; für den Moment ist wichtig zu wissen, dass das Glücksgefühl nicht das ist, was wir letztendlich wollen. Es ist nicht unser tiefster Wunsch. Glücksempfinden ist Teil des Problems, nicht das Heilmittel. Glücksempfinden ist – wie jener rote Sportwagen – etwas, was Sie begehren, aber es ist nicht das, wessen Sie wirklich bedürfen. Sie werden noch sehen: Egal, wie gut es Ihnen gelingt, Glück zu finden – es wird Ihnen nicht das bescheren, was Sie wirklich brauchen. Glück hängt von äußeren Umständen ab. Wenn sich die Umstände an Ihrer Glücksdefinition orientieren, dann sind Sie glücklich. Wenn sie das nicht vollständig tun, sind Sie weniger glücklich. Und Sie sind unglücklich, wenn die Dinge so gar nicht nach Ihrem Kopf gehen. Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass Sie umso weniger glücklich sind, je mehr Sie sich am Glück festklammern? Warum ist das so? Warum sind Glücksgefühle so flüchtig?

Wir sind glücklich, wenn die Dinge gut laufen. Doch wie oft entsprechen die Ereignisse unseren Erwartungen? Wenn wir auf unser ganzes Leben zurückblicken, erkennen wir leicht, dass die Zeiten, in denen wir wirklich glücklich waren, nur kurzfristige Höhepunkte darstellten. Diese kurzen Glücksgipfel sind eingebettet in die monotonen Tiefebenen des gewöhnlichen Lebens. Freilich hegen wir das zarte Gefühl, etwas erreicht zu haben, wenn wir ein Glücksempfinden erhaschen können, wie kurz es auch sein mag. Es wird zu einer Art Zusicherung, dass mit uns im Grunde alles in Ordnung ist und dass die Dinge sogar noch besser werden. Doch über dieses unsichere Gefühl von Zufriedenheit blicken wir fast nie hinaus, weil wir uns vor den unbekannten Kräften fürchten, die sich tiefer in unserem Geist zusammenbrauen, gleich hinter dem Licht. Wenn wir das täten, würden wir diese fragile Illusion ins Wanken bringen, die wir so angestrengt aufrechterhalten. Glücklicherweise brauchen wir nicht immer in diesen trüben Gewässern zu schwimmen.

In seiner Unbeständigkeit ist das Glück ein hervorragender Lehrmeister. Ich fürchte jedoch, wir waren bisher schlechte Schüler. Wir sind im Unterricht eingeschlafen. Diese einzelne Stunde wird ständig wiederholt. Noch immer verschlafen wir selig unser Leben, während sich etwas Speichel in unseren Mundwinkeln sammelt. Wachen wir allerdings auf, dann erkennen wir, dass es nur folgende Lektion zu lernen gilt:

Sein bedeutet Freiheit. Tun, ohne zuerst zu sein, bedeutet Unfreiheit. Sein ist der einfache Akt des Nicht-Handelns. Nicht-Handeln bedeutet: Wir werden erst der reinen Bewusstheit gewahr und beobachten dann, wie unsere Welt durch das Selbst erschaffen wird. Das Selbst zu kennen löst ganz mühelos Probleme auf und das Leiden, das sie mit sich bringen. Die Ergebnisse sind ein innerer Friede und ein Wohlstand, die unsere Träume weit übersteigen.

Innerer Friede stellt sich immer dann ein, wenn wir der reinen Bewusstheit gewahr sind. Sie mögen einwenden: „Ich bin schon gewahr.“ Das stimmt auch. Sie sind gewahr, dass Sie dieses denken und jenes tun. Aber sind Sie der reinen Bewusstheit gewahr? Alles Erschaffene kommt aus dem reinen Gewahrsein. Das erste erschaffene Ding, das erste Schimmern der Individualität, das aus dem reinen Gewahrsein geboren wird, ist das Selbst. Sind Sie Ihres Selbst gewahr? „Natürlich“, antworten Sie entrüstet, „ich bin gewahr, dass ich dieses Buch lese. Ich bin auch meines Körpers gewahr und dass ich einen Job und eine Familie habe.“ Diese Dinge machen das aus, was ich das „Ich“ nenne. Es sind die Besonderheiten Ihres persönlichen Lebens. Aber Ihr Selbst ist keineswegs das Gleiche. Wie Sie sehen werden, ist Ihr Selbst unbeschreiblich und unzerstörbar. Ihres Selbst gewahr zu sein, das bringt ein Element der Unzerstörbarkeit in Ihre Existenz. Wenn Sie unzerstörbar sind, verschwindet jeglicher Anlass zur Sorge und innerer Friede breitet sich aus. So einfach ist das. Wenn Sie Ihres Selbst gewahr werden, muss das zu innerem Frieden führen. Innerer Friede ist eine Begleiterscheinung eines Lebens frei von Problemen – aber er ist noch viel, viel mehr.

Bei Ihrer weiteren Lektüre dieses Buches wird eine erstaunliche Veränderung in Ihnen stattfinden. Zunächst wollen Sie vielleicht lernen, wie Sie insbesondere störende Emotionen oder Ihre Angst vor dem Tod lindern können. Das unterstütze ich, zumindest anfangs. Diese Art des Lernens entspricht dem Führen eines Kampfes. Der Angriffsplan lautet: das Problem mit Wissen und einer Technik in den Griff bekommen. Es ist nichts verkehrt daran, eine bestimmte Methode anzuwenden, um eine Art von Herausforderung auszuräumen, doch glauben Sie nicht, Sie könnten je genug wissen oder tun, um frei von Problemen oder in Frieden frei zu sein. Vielleicht verstehen Sie inneren Frieden nicht umfassend genug oder er liegt Ihnen nicht am Herzen, falls Sie ihn verstehen. Wie dem auch sei, das spielt keine Rolle. Diese Reise ist sehr persönlich, nur Sie können sie unternehmen. Ich habe keine Pläne für Sie. Ich habe eine Art Lebensstil entdeckt, der das „normale“ Leben mit einschließt, es aber unglaublich bereichert. Meine Absicht ist es, mich mit Ihnen dort zu treffen, wo Sie sich wohlfühlen. Es gibt zwar nur eine Tür, doch zu ihr führen viele Wege. Ich nähere mich dieser einzigen Lektion aus verschiedenen Richtungen an; so können Sie entscheiden, welche Ihnen am meisten zusagt. Eine leichte Verlagerung der Wahrnehmung kann, wie ich Ihnen zeigen werde, Ihre „Kampfneigung“ reduzieren und durch eine Geschmeidigkeit ersetzen, die das Leben annimmt, statt mit ihm zu kollidieren. Nur Angst und Leiden bleiben dabei auf der Strecke. Es ist ein reines Leben, das alle führen können, sofern sie sich dafür entscheiden. Ja, Ihr tiefster Wunsch, aus dem alle anderen hervorgehen, ist der Wunsch: „Erkenne dein Selbst!“ Er ist Ausgangspunkt und letztendliches Ziel. Während Sie ein Kapitel nach dem anderen lesen, werde ich Sie immer wieder daran erinnern. Er ist nicht nur das bestimmende Motiv dieses Buches, sondern auch sozusagen die „Strömung“, die unser ganzes Leben durchzieht, die Unterströmung unseres Lebens.

Bisher habe ich viele Fragen gestellt und nur wenige Antworten angedeutet. Die Antworten folgen noch. Erst müssen wir auf einige Punkte näher eingehen, doch in Kürze werde ich Ihnen die erste „Erfahrung“ Ihres Selbst anbieten. Achten Sie darauf, diese Übungen gewissenhaft durchzuführen, damit Sie von den Erfahrungen profitieren. Ich wünsche mir, dass diese Worte für Sie lebendig werden, und das kann nur geschehen, wenn Sie auch die „Musik“ hören, für die dieser Text geschrieben wurde.

Suche nichts - finde alles!

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