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Corona – ein Virus verändert die Welt

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Als ich im Sommer 2019 nach China reisen durfte, war ich überwältigt. Geschichte und Kultur dieses Landes berührten mich zutiefst. Für einen Arzt, der mit der Traditionellen Chinesischen Medizin vertraut ist und seit einem Vierteljahrhundert Akupunktur einsetzt, ist China ein Ort der Sehnsucht. Am eindrücklichsten war es jedoch für mich als »Westler« zu erleben, wie durchorganisiert die Gesellschaft dort ist. Staunend und nicht ohne eine gewisse Beklemmung nahm ich zur Kenntnis, wie weit die Möglichkeiten der digitalen Überwachung und der mithilfe von Künstlicher Intelligenz gesteuerten Kontrolle mittels Überwachungskameras, Smartphone-Apps und anderer technischer Mittel schon gediehen sind. »Das ist die Zukunft Europas«, war mein erster Gedanke, als ich realisierte, was hier auf höchstem technologischem Niveau umgesetzt wurde. Denn es erschien mir nur als eine Frage der Zeit, bis es bei uns so weit ist, dass jeder Restaurant- und Museumsbesuch erfasst würde und der Umgang mit QR-Codes und Überwachungs-Apps genauso selbstverständlich werden würde, wie früher das Vorzeigen eines Fahrscheins oder einer Kinokarte. Ich dachte an etwa zehn bis fünfzehn Jahre Verzögerung, bis dieser Digitalisierungsschub unsere Gesellschaft erreichen würde.

Es sollte alles viel schneller kommen. Ende Januar 2020 wurden in Europa die ersten Fälle einer Lungenerkrankung beobachtet, die durch ein neuartiges Coronavirus ausgelöst wird und zunächst in Wuhan, China aufgetreten war. Ich bin Hausarzt in einer Großstadt mit einem internationalen Flughafen, und so hielt ich mich von den ersten Meldungen aus China an auf dem Laufenden. Als ein Freund mich fragte, was ich von dem Ganzen hielte, antwortete ich sinngemäß, die Krankheit als solche bereite mir viel Kopfzerbrechen, zugleich beunruhige mich aber auch, was die Menschen daraus machen. Ich meinte die Auswirkungen auf die Gesellschaft, auf Rechte und Freiheiten, auf unsere Art zu leben. Was wird sich als stärker erweisen: der Freiheitssinn oder das Sicherheitsbedürfnis der Menschen? Dann kam es Schlag auf Schlag, von der Schließung der Spielplätze über den Lockdown, Reisebeschränkungen, Milliardeninvestitionen in die Impfstoffentwicklung bis hin zur Einführung der Corona-Warn-App.

Von Anfang an habe ich die Krankheit, die Covid-19 getauft wurde, respektiert und insbesondere die gehäuften tödlichen Verläufe bei alten, vorerkrankten Menschen als Problem erkannt. Als ich die ersten CT-Aufnahmen aus Wuhan sah, bin ich regelrecht erschrocken über das Ausmaß der Zerstörung, das auf den Darstellungen der Lunge zu erkennen war. Und so war ich in meinem Umkreis der erste Arzt, der bei Besuchen im Alten- und Pflegeheim einen Mundschutz aufsetzte, noch bevor Italien zur Sperrzone erklärt wurde, die Leute wie verrückt Klopapier kauften, der Aktienmarkt zusammenbrach, die Weltgesundheitsorganisation WHO die Pandemie ausrief, Virologen für traumhafte Einschaltquoten in den Medien sorgten und Kanzlerin Merkel vor einer Überlastung des Gesundheitssystems warnte. Zunächst hatte ich Sorgen, dass die OP-Maske in meinem Gesicht die Patienten erschrecken würde, aber das Gegenteil war der Fall: Sie fühlten sich sicherer und waren dankbar, einen so »fortschrittlichen« Hausarzt zu haben. Denn die Angst vor Ansteckung breitete sich dank digitaler und klassischer Medien schneller aus als die Krankheit und die Hygienemaßnahmen, die wegen Engpasssituationen und anderen Widrigkeiten nur verzögert umgesetzt werden konnten.

Inzwischen ist auch der Mundschutz, der in asiatischen Metropolen seit vielen Jahren zum Alltagsbild gehört, längst bei uns »angekommen« und wird so schnell nicht wieder verschwinden. Denn in einem Land mit einer Altersstruktur wie Deutschland steht Sicherheit an oberster Stelle der gesellschaftlichen Werthierarchie. Corona verändert die Welt auf ungeahnte Weise, und es ist noch völlig offen, in welche Richtung die Entwicklung geht. So futurisch viele Auswirkungen auf unseren Lebensstil, auf die Arbeitswelt, auf nahezu alle Bereiche des Alltags auch erscheinen mögen, die treibenden Kräfte sind vielfach Urbedürfnisse, Urängste und konservative Werte. Wird Corona der Menschheit zu einem Neuanfang verhelfen? Oder entwickeln wir uns zurück in Richtung eines dumpfen Kollektivismus, in dem individuelle Freiheiten einem diffusen Wir-Gefühl geopfert werden und der einzelne Mensch nicht mehr wichtig ist?

Die meisten Corona-Infizierten, die ich in unserer hausärztlichen Gemeinschaftspraxis behandeln und begleiten durfte, haben ihre Krankheit gut überstanden. Darunter sind auch ältere Menschen gewesen und auch solche mit Vorerkrankungen, die als Risikofaktoren für schwere Verläufe von Covid-19 gelten. Die guten Verläufe sind meiner Ansicht nach vielfach der durch die Isolation erzwungenen Ruhepause zu verdanken, den in Eigeninitiative gewählten Hausmitteln, aber auch den Naturheilmitteln, homöopathischen und anthroposophischen Arzneien, die ich empfohlen und verordnet habe.

Als mein Freund Johannes Wilkens mich im September 2020 fragte, ob ich zu seinem Buch über die natürliche Behandlung von Covid-19 etwas beitragen möchte, habe ich zunächst gezögert. In Deutschland gab es zwar immer noch viele positiv auf das neuartige Coronavirus getestete Menschen, aber aktuell nur vergleichsweise wenige Kranke. In den chinesischen Großstädten war allmählich wieder Normalität eingekehrt, und in Ländern wie Russland und China waren inzwischen bereits unzählige Menschen gegen Covid-19 geimpft (mit welchen Folgen, bleibt abzuwarten). Auf der anderen Seite wurde mir jedoch klar, dass die psychosozialen Dimensionen dieser Erkrankung mindestens genauso wichtig sind wie ihre physische Manifestation, vielleicht sogar noch wichtiger, denn mit ihnen werden wir uns noch lange auseinandersetzen müssen, egal wie viele Infektionswellen noch kommen und welche Auswirkungen die Massenimpfungen auf der ganzen Welt letztlich auf das Infektionsgeschehen haben würden.

Dabei bin ich vor allem auf ein Phänomen aufmerksam geworden: Dass die potenzierten Arzneimittel wie Arsen, Bryonia und Zinn, die spezifisch für die körperlichen Symptome von Corona sind, zugleich auch die pathologischen Reaktionen im Seelischen und im sozialen Organismus abdecken und aufzeigen, in welche Richtung eine Transformation ins Gesunde stattfinden könnte. Daher kann eine Beschäftigung mit diesen Substanzen auch wegweisend sein, wenn man sie gar nicht physisch erkrankten Menschen verordnen will, sondern in dieser Krise nach Richtkräften für die Zukunft sucht. Denn Corona ist mehr als ein Virus. Corona ist die Zeit, in der wir leben, eine Herausforderung ohnegleichen, voller Widersprüche, Abgründe und Verheißungen.

Frank Meyer, Oktober 2020

Corona natürlich behandeln

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