Читать книгу Die Verschwörung - Franz Niemand - Страница 3

Оглавление

Die Verschwörung

Es war ein kalter sonniger Tag Ende November 1997. Der fünfzigjährige Schriftsteller Heinrich Strandler horchte auf die Stimmen auf der Straße. Er wohnte alleine in einer kleinen Wohnung im Bezirk Reinickendorf von Berlin. Die Wohnung befand sich im ersten Obergeschoß. Direkt unter seinem Wohnzimmerfenster standen wieder Leute herum und redeten über ihn. Er war sich ganz sicher, dass sie über ihn redeten, obwohl das Fenster geschlossen war und er die Stimmen nur undeutlich hören konnte. „Der Verrückte da oben, wovon lebt der überhaupt?“ „Der Kerl ist höchst suspekt! Bis in die Morgenstunden brennt bei dem Licht!“ „Wer weiß, was der da treibt! Man sollte die Polizei verständigen.“ „Nein, nein, das ist so ein Künstler.“ „Was für ein Künstler?“ „Der schreibt.“ „Schweinereien schreibt der wahrscheinlich! Solche Leute müsste man in ein Arbeitslager stecken!“ „Wir sollten ihn beobachten.“ „Wozu die Mühe? Lieber gleich einen Denkzettel verpassen!“ Die Stimmen verstummten wieder und die Leute entfernten sich. Strandler standen die Haare zu Berge. Er versperrte die Wohnungstür mehrfach von innen. Es häufte sich in der letzten Zeit, dass Leute absichtlich unter seinem Fenster stehen blieben und über ihn redeten. Er ging nur noch selten raus, um einzukaufen oder einen Arzt oder ein Amt aufzusuchen. Auf der Straße schienen ihn die Leute argwöhnisch anzugucken. Schnell verkroch er sich wieder in seiner Wohnung und dachte über geeignete Vorsichtsmaßnahmen nach. Er kaufte sich einen Baseballschläger, um gewappnet zu sein, falls sie nachts gewaltsam in seine Wohnung eindringen sollten. Die wollten ihn überfallen und fertig machen! Das wurde ihm immer gewisser. Wenn er bloß gewusst hätte, wer von den Leuten auf der Straße, die ihn so merkwürdig taxierten, zu jenen gehörte, die offensichtlich ein Komplott gegen ihn schmiedeten, dann hätte er abschätzen können, mit welchen Übergriffen er zu rechnen hatte und ob seine Vorsichtsmaßnahmen ausreichend waren. Ja, es stimmte, dass bei ihm bis in die Morgenstunden Licht brannte. Er schrieb überwiegend in der Nacht. Nachts konnte er sowieso kaum schlafen, weil er befürchtete, man könnte bei ihm einbrechen, ihn im Schlaf überraschen und er käme dann nicht mehr dazu, sich zu wehren. Er wollte sich lieber nicht ausmalen, was die Eindringlinge mit ihm anstellen würden. Er ging erst in den frühen Morgenstunden zu Bett. Oft wurde er im Schlaf von einem seit seiner Kindheit wiederkehrenden Albtraum heimgesucht. Er war im Traum ein kleiner Junge und lag nachts im dunklen Kinderzimmer mit offenen Augen im Bett. Ein riesiger schwarzer Schatten beugte sich über ihn, - ein Mann, der ein großes spitzes Messer in der Hand hielt und drauf und dran war, auf ihn einzustechen. Bevor der Schattenmann zustechen konnte, wachte er immer auf, rang mühsam nach Luft und konnte sich nicht mehr bewegen. Panische Angst befiel ihn, aus der Starre nicht mehr herauszukommen und bis an sein Lebensende bei wachem Bewusstsein gelähmt zu bleiben. Mit verzweifelter Konzentration bemühte er sich dann, wenigstens einen Finger zu bewegen. Wenn er das geschafft hatte, konnte er langsam wieder seinen ganzen Körper bewegen und die Panik flaute ab.

Nachts horchte er immer, ob Schritte auf der Straße näher kamen oder ob unten die Haustür geöffnet wurde und Leute die Treppe hochstiegen. Wenn er Schritte vor seiner Wohnungstür hörte, steigerte sich seine Erregung bis ins Unerträgliche. Er befürchtete, dass die Leute ihm Übelgesinnte waren oder dass es die Polizei war, die irgendjemand auf ihn gehetzt hat. Doch schienen es bisher nur Hausbewohner gewesen zu sein, die in der Nacht nach Hause kamen. Bis jetzt jedenfalls, doch es könnte einmal auch anders kommen! Er durfte auf keinen Fall in seiner Wachsamkeit nachlassen. Außerdem traute er den Hausbewohnern immer weniger. Wer sollte denn die Gerüchte über ihn verstreut haben? Das konnten nur seine Nachbarn gewesen sein, die am ehesten mitbekamen, wie er lebte. Dem Nachbarn, der über ihm wohnte, einem gewissen Schlüter, von Beruf Versicherungsvertreter, hatte er einmal erzählt, seit Jahren an einem Roman über ein Theater zu schreiben, über dem ein Fluch zu hängen schien. Hintereinander verschwanden spurlos vier Schauspieler des Theaters. Doch ging es in Wirklichkeit nicht um einen Fluch, sondern um eine finstere Verschwörung, an der Politiker, Geheimdienste, Militärs, Wirtschaftsbosse, die Mafia, alte Nazis und selbst Leute vom Vatikan beteiligt waren. Die Verschwörung wurde immer verwickelter und undurchsichtiger. Ein Zeitpunkt der Fertigstellung des Romans war nicht abzusehen. Schlüter fragte ihn, wie er denn auf so eine Idee gekommen wäre, und musterte ihn dabei, als würde er es mit einem höchst verdächtigen Subjekt zu tun haben. Doch weswegen sollte er verdächtig sein? Noch war es in diesem Land erlaubt, ein freischaffender Autor zu sein und als solcher zu verhungern. Nach diesem Gespräch hatte Schlüter es immer eilig, wenn sie sich zufällig im Treppenhaus oder auf der Straße trafen. Ja, vermutlich war es dieser Schlüter, der mit den Kassiererinnen vom Lebensmittelladen oder mit Leuten beim Bäcker oder im Frisiersalon über ihn getratscht hatte, und jetzt schien die ganze Straße über ihn Bescheid zu wissen.

Dann kam der Abend, an dem sich sein Misstrauen gegen die Hausbewohner bestätigen sollte. Aus Schlüters Wohnung drangen verdächtige Geräusche an sein Ohr. Zuerst hörte er Stimmen von Frauen und Männern, Musik, Geklapper, viele Schritte, doch um Mitternacht hörte die Musik abrupt auf und die Leute wurden leiser. Er spürte in allen Fasern, dass da oben etwas gegen ihn im Gange war. Vorsichtig stellte er eine Leiter auf und stieg leise auf ihr hoch, um besser hören zu können, was da oben gesprochen wurde. Als er angestrengt zur Decke horchte, konnte er zuerst nur ein unverständliches Gemurmel hören, doch dann vermeinte er, einzelne Worte wie „Gift“, „vergraben“, „Müllhalde“, „heute Nacht“ und ähnlich Bedrohliches herauszuhören. Schaudernd wurde ihm klar, dass die da oben seine Ermordung planten! Noch in dieser Nacht wollten sie ihn überwältigen, vergiften und seine Leiche auf einer Müllhalde vergraben! Schnell stieg er wieder von der Leiter runter und schob eine schwere Holztruhe, die in der Diele stand, vor die Wohnungstür. Dann rief er Lena, seine Ehefrau an, von der er zwar seit einigen Jahren getrennt lebte, mit der aber noch gut befreundet war. Sie war der einzige Mensch, dem er noch traute. Die Polizei verständigte er nicht, da er vermutete, dass Schlüter gute Beziehungen zu ihr hatte und sie nur einen Vorwand bekäme, bei ihm herumzuschnüffeln und ihn wegen irgendeines erfundenen Delikts zu verhaften. Die steckten doch alle unter einer Decke! Alle, die Hausbewohner und die ganze Straße bis hin zum Polizeirevier schienen nichts anderes im Sinn zu haben, als ihn verschwinden zu lassen, so wie es den vier Schauspielern in seinem Roman geschehen war. Seine letzte Hoffnung beruhte auf Lena. Er bat sie am Telefon, genau das zu tun, was er ihr auftrug. „Lena, es geht um Leben und Tod! Ich erkläre dir das später. Fahr bitte sofort mit deinem Auto zu mir und warte vor dem Haus! Klingle aber nicht bei mir, denn das könnte man im Haus hören! Ich gucke beim Fenster raus, und wenn ich dich sehe, komm ich zu dir. Du musst mich dann schnell aus der Stadt bringen. Ich will in einer einsamen, wenig besiedelten Gegend untertauchen, am besten irgendwo in der Uckermark nahe an der Grenze zu Polen.“ Lena war besorgt und versprach, so schnell als möglich zu kommen.

Es war allerhöchste Zeit. Von oben drang ein grausiges Gelächter zu ihm. „Jetzt lachen sie schon! Die sind eiskalt!“, dachte er fröstelnd. „Verdammt, wo bleibt denn Lena? Sie müsste längst da sein! So spät kann es doch keine Staus mehr auf den Straßen geben! Aber vielleicht muss sie Baustellen umfahren.“ Er war zutiefst beunruhigt. Es war ihm so, als lege sich ein eiserner Ring um seinen Brustkorb und drücke ihn zusammen. Er konnte kaum noch atmen und Schweißperlen traten ihm auf die Stirn. In der Wohnung über ihm wurde es lauter, so als würden die da oben jetzt aufbrechen, um ihren teuflischen Plan in die Tat umzusetzen. Da hörte er ein Auto vor dem Haus halten. Vorsichtig zog er den Vorhang des Wohnzimmerfensters zur Seite und lugte hinaus. Erleichtert erkannte er den alten, schwarzen Mercedes von Lena. Er schob die Truhe von der Eingangstür weg und rannte auf Socken, die Schuhe in den Händen, zu Lenas Wagen, öffnete die hintere Seitentür und legte sich zusammengekrümmt auf die Rückbank, damit man ihn von draußen nicht sehen konnte. Lena fuhr sofort los, die Scheinwerfer erst nach hundert Metern einschaltend. „Fahr schneller!“, forderte er nervös. Sie erhöhte die Geschwindigkeit. Als sie Berlin in Richtung Uckermark verließen und dabei von niemandem verfolgt wurden, beruhigte er sich langsam und schlief schließlich erschöpft ein. Er träumte zwar wieder von einer Bedrohung, doch diesmal entkam er ihr. Als ihn die Typen im Traum, die wie Geheimdienstagenten aussahen, schon umzingelt hatten, schwang er sich wie ein Vogel in die Lüfte und flog über Dächer und Gärten bis zu einem Hafen am Meer, wo er landete und eine Überseefähre bestieg, die kurz vor dem Auslaufen war.

Als er am nächsten Vormittag erwachte, lag er mit einem gestreiften Schlafanzug bekleidet in einem Krankenbett. Vor dem Bett standen zwei Männer und eine Frau in weißen Kitteln. Der ältere der beiden Männer sprach ihn an: „Herr Strandler, Sie sind hier in einer psychiatrischen Klinik. Ihre Ehefrau hat Sie zu uns gebracht. Sie befanden sich in einem Zustand von akutem Verfolgungswahn. Selbst- und Fremdgefährdung sind da nicht auszuschließen. Wir haben Ihnen nach Ihrer Ankunft eine Beruhigungsspritze gegeben. Wir werden Sie eine Zeit lang hier behalten, bis es Ihnen wieder besser geht. Sie brauchen keine Angst haben, wir kümmern uns um Sie.“ Strandler merkte sofort, dass da etwas faul war. Diese Leute waren keine echten Ärzte! Sich einen weißen Kittel anziehen und behaupten, ein Arzt zu sein, konnte ja jeder. Am meisten schockierte ihn aber, dass offensichtlich auch Lena an dem Komplott gegen ihn beteiligt war. Er beschloss, sich zu verstellen, den pflegeleichten Patienten zu mimen und so zu tun, als würde er die Weißkittel für echte Ärzte halten. Bei der nächstbesten Gelegenheit würde er die Flucht ergreifen. Zum Mittagessen durfte er aus seinem Krankenzimmer raus, das ansonsten zugesperrt war. Er musste aber vorher ein stimmungsdämpfendes Medikament einnehmen. Ein angeblicher Pfleger führte ihn in einen Speisesaal, in dem mehrere Patienten an Tischen saßen, ihren Gemüseeintopf, den es zum Mittagessen gab, in sich reinlöffelten oder von Pflegern gefüttert wurden. Strandler traute kaum seinen Augen, als er in vier der Patienten die aus dem Theater seines Romans spurlos verschwundenen Schauspieler erkannte! Sofort dachte er: „Man hat sie so wie mich hierher verschleppt!“ An einem der vergitterten Fenster des Saals unterhielten sich die beiden Männer und die Frau, die bei seinem Aufwachen vor seinem Krankenbett gestanden waren. Sie waren noch immer mit weißen Arztkitteln verkleidet. Einmal blickten sie kurz zu ihm hin. Obwohl er sich mehrere Meter entfernt von ihnen befand und der Saal voll von Stimmengewirr war, glaubte er ganz genau hören zu können, was sie redeten, ja, es dröhnte geradezu in seinen Ohren, so laut konnte er sie hören. Die Frau: „Er scheint etwas gemerkt zu haben.“ Der ältere Mann: „Das glaube ich nicht. Sein Geisteszustand ist viel zu zerrüttet, um zu durchschauen, was hier gespielt wird.“ Der jüngere Mann mischte sich ein. „Ich habe bereits die Chefs über seine Einlieferung bei uns informiert. Auf ihrem nächsten Treffen in einer Woche wollen sie entscheiden, was mit ihm und den vier Schauspielern geschehen soll. Es ist zu riskant, sie auf Dauer hier zu behalten. Nur der Mann vom Opus Dei hat noch gewisse Bedenken gegen ihre endgültige Entsorgung. Doch wie ich den Mann kenne, werden die sich legen, wenn man ihn davon überzeugen kann, dass dieses nihilistische Künstlerpack ein Werkzeug Satans ist.“

Strandler erschrak und gleichzeitig überkam ihn eine wahnsinnige Wut auf diese skrupellosen Typen, die den Namen Mensch nicht verdienten. Doch er durfte sich nichts anmerken lassen. Sofort begann er zu planen, mit den vier Schauspielern in Kontakt zu treten und mit ihnen noch rechtzeitig vor dem Treffen der Chefs der Verschwörung aus diesem als Klinik getarnten Gefängnis auszubrechen. Er malte sich aus, welche Augen die Verschwörer machen würden, wenn bei der nächsten Aufführung im Theater seines Romans ihre üblen Machenschaften aufgedeckt und wieder a l l e Schauspieler auf der Bühne stehen würden. Nach dem Schluss würde er zu den Schauspielern auf die Bühne steigen und sich in ihre Mitte stellen. Das Publikum würde begeistert applaudieren, „Bravo! Bravissimo!“ rufen und Blumen auf die Bühne werfen. Ja, das würde sein großer Triumph und gleichzeitig das Happyend seines Romans werden! Dieses Fantasiebild begeisterte ihn so sehr, dass es ihn auf einmal dazu drängte, jetzt sofort in Aktion zu treten und eine Revolte anzuzetteln. Hurtig kletterte er auf einen Tisch und rief in den Saal: „Bürgerinnen und Bürger, die ihr hier eingesperrt seid so wie ich! Wir werden von Wahnsinnigen gefangen gehalten, die behaupten, w i r seien die Wahnsinnigen! Wenn wir uns nicht wehren, kommen wir hier nie wieder raus! Lasst uns jetzt sofort ausbrechen! Es lebe die Freiheit!“ Zwei Pfleger versuchten ihn vom Tisch zu zerren, was ihnen aber nicht gelang. Er trat und schlug wild um sich und rief immer wieder: „Freiheit! Freiheit!“ Die Patienten dachten zuerst, er hätte einen psychotischen Schub bekommen, was hier öfters vorkam. Oder die Ärzte hätten ihm ein falsches oder zu hoch dosiertes Medikament gegeben, wie es erst vor kurzem bei einem Patienten geschehen war, der danach geglaubt hatte, der Chefarzt höchstpersönlich und gleichzeitig ein Vampir zu sein. Er wollte nur noch als „Doktor Vampirius Oberpsychopathologikus Maximus der Gevierzehntelte“ angesprochen werden, was sich kein Mensch merken konnte. Außerdem biss er die Ärzte und Pfleger, um sie von ihrer „überglucksten Blindbeutelpest“ zu heilen, die er bei ihnen diagnostiziert hatte. Doch als die Patienten Strandler so heroisch mit den zwei Pflegern kämpfen sahen, die ohnehin wegen ihrer Grobheiten unbeliebt waren, sprang der Funke der Revolte auf sie über. Einige begannen nun ebenfalls „Freiheit! Freiheit!“ zu rufen, und ein Patient, der von den anderen „Dreier“ genannt wurde, da in jedem seiner Sätze mindestens einmal die Drei vorkam, rief mit hoher Stimme: „Dreimal zerschlagt die Wegsperriatrie!“, womit er die Wegsperr-Psychiatrie meinte. Anschließend stimmte er die Marseillaise an, wobei er schrill die Melodie ohne Text sang: “Tiri tititi titiri titi...“ Aufgerüttelt von diesen kämpferischen Klängen, wurden die Patienten immer unruhiger und lauter. Ein antipsychiatrischer Aufstand drohte auszubrechen.

Doch da begann das stimmungsdämpfende Medikament, das man Strandler vor dem Gang zum Mittagessen verabreicht hatte, seine volle Wirkung zu entfalten. Strandlers Erregung ebbte ab und ein Gefühl von Gleichgültigkeit breitete sich in ihm aus. Gleichzeitig überkam ihn eine träge Schwere. Er stieg freiwillig vom Tisch runter und setzte sich auf einen Stuhl. Einer der Pfleger setzte sich neben ihn, um sofort eingreifen zu können, falls er nochmals randalieren sollte. Nach Strandlers Verstummen und Erlahmen beruhigten sich langsam auch die anderen Patienten. Es kehrten wieder Ruhe und Ordnung im Speisesaal ein. Strandler nahm jetzt alles um sich herum ganz anders wahr als vorher, wie in Watte gepackt. Die Geräusche waren gedämpft und die Menschen und Dinge so seltsam hell verschwommen. Jede Angst und Wut waren von ihm gewichen. Er musste nun sogar über sich und die Verschwörung lächeln. Ob es sie wirklich oder nur in seiner Einbildung gab? Eine winzige Irritation blinkte in ihm auf, die jedoch gleich wieder erlosch, da ihm diese Frage sinnlos vorkam, denn alles schien ihm nur noch Einbildung zu sein. Die vier Schauspieler fielen ihm ein, aber auch sie interessierten ihn jetzt nicht mehr. Er dachte: „Sind wir nicht ohnehin alle Schauspieler, die das Theater ihrer Hirngespinste spielen? Alle hier Anwesenden sind Schauspieler, ob sie nun Ärzte, Pfleger oder Patienten spielen. Und diese Klinik ist nichts anderes als Theater, so wie die Welt draußen auch nichts anderes als Theater ist, ja, der ganze Kosmos ist Theater.“ Er saß regungslos da, die Augen halb geschlossen. Der Pfleger neben ihm fragte, ob er schon etwas gegessen hätte. Strandler antwortete nicht. Er nahm den Pfleger zwar wahr, aber nur als verschwommenes Gebilde in einem Geschehen, das hin und her waberte und vollkommen unwichtig war. Der Pfleger begann ihn mit dem Gemüseeintopf zu füttern. Strandler öffnete brav den Mund und ließ sich das Essen reinlöffeln. Es amüsierte ihn, von dem verschwommenen Gebilde gefüttert zu werden. Doch hatte das alles überhaupt keine Bedeutung mehr für ihn. Er fühlte sich frei vom Treiben dieser Welt. Er hatte nichts mehr damit zu tun.

Die Verschwörung

Подняться наверх