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1. Die Betten-Frage

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Tag auch.

Heute muss ich hier mal ein Thema ansprechen, das Dreh- und Angelpunkt im Mops-Universum ist und für jeden Vierbeiner ultimatives Zünglein an der Waage, wenn es darum geht, ob er seine Menschen nun im Griff hat oder nicht: die Betten-Frage.

Landauf, landab nämlich ist die Hunde-Nation in zwei Lager gespalten. Auf der einen Seite haben wir da jene glücklichen, frohlockenden Vierbeiner, denen es gelungen ist, ihre Dosenöffner von der völligen Überflüssigkeit jedweder Körbchen und Hundebetten zu überzeugen und ihnen klarzumachen, dass ein Rudel zusammengehört – und zwar selbstverständlich unabhängig von der Tageszeit, sprich: natürlich auch nachts, im Bett.

Auf der anderen Seite der Rest – unglückliche, frustrierte Fellnasen, die man damit demütigt, dass sie nachts irgendwo neben dem Schlaflager ihrer Zweibeiner zu nächtigen haben oder (noch schlimmer): außerhalb des Schlafzimmers, in der Küche, dem Wohnzimmer oder an anderen Plätzen, die jedenfalls nicht das Bett und überhaupt rundum eine komplette Zumutung sind.

Nun kennt man mich ja als einen Mops, der seine Zweibeiner für gewöhnlich halbwegs unter Kontrolle hat. Gut, von der Einrichtung eines Drinnen-Gartens für kalte Wintertage hab ich sie bislang noch nicht überzeugen können, und auch an anderen Fronten herrscht noch Nachholbedarf in Sachen mopsiger Machtübernahme. Insgesamt allerdings kann man sagen, dass meine Menschen zumindest nicht völlig unerzogen sind – also jedenfalls nicht so, dass ich erwägen müsste, sie in ein Mops-Internat zu stecken.

Allerdings, ich muss es einräumen: In der Betten-Frage biss auch ich bei Frauchen und Herrchen zwischenzeitlich auf Granit. Als sie mich damals mit einem halben Jahr aus dem Tierheim holten, dachte ich ja erst mal, ich hätte es hier quasi paradiesisch angetroffen: Da durfte ich nämlich ins Bett, und zwar von Anfang an.

Die ersten Tage schlief ich noch irgendwo am Bettende, bei Frauchens Füßen, robbte mich aber im Lauf der Wochen langsam weiter nach oben. Zuerst ungefähr bis auf Kniehöhe, dann vorwärts, bis zu ihrer gemütlichen Bauchkuhle, und schließlich bis in ihren Arm. Auch das fand ich allerdings noch nicht völlig befriedigend, weshalb ich mich weiter vorarbeitete – und ich fürchte, das war mein Fehler.

Nachdem Frauchen nämlich mehrfach nach Luft ringend aufgewacht war, weil ich mal wieder auf ihrem Hals genächtigt hatte, und sich die Gelegenheiten häuften, bei denen ihr morgens der Schreck in die Glieder fuhr, weil sie glaubte, ihr sei plötzlich ein Bart gewachsen (obwohl das nur zwei, höchstens drei Mopshaare waren, die ich beim Liegen auf ihrem Gesicht hinterlassen hatte), reagierte sie mehr und mehr mit Widerwillen. Die Tatsache, dass ich, auch als ich größer und (minimal!) schwerer wurde, nicht von dieser Angewohnheit ablassen wollte, verschärfte die Lage noch. Und schließlich behauptete sie doch glatt, ich würde ihr nachts in einer Lautstärke ins Ohr schnarchen, wie sie sonst höchstens ein industrieller Hochleistungs-Staubsauger erzeugen könne. Hat sie natürlich komplett frei erfunden – ich schnarche nicht die Spur. Dennoch: Das Ende vom Lied war, dass ich aus dem Bett flog und dazu verdonnert wurde, fortan im Körbchen zu nächtigen.

Nun wird ja jeder Vierbeiner und halbwegs vernünftige Zweibeiner – nicht dass ich viele davon kennen würde – verstehen, dass ich das nicht auf mir sitzen lassen konnte. Hallo?! Ich, als erklärter Chef des gesamten Rudels, als Herdenschutzhund und Bewacher der Familie, sollte neben dem Bett schlafen? In Bodenhöhe? Ging gar nicht.

Fortan also tat ich alles, um den paradiesischen Ursprungszustand der ersten Monate wieder herzustellen. Zuerst versuchte ich es auf die nette Tour – mit herzerweichenden Blicken. Die funktionieren sonst eigentlich immer, nicht aber diesmal. Ich starrte und starrte, bis mir die Augen zufielen, doch Frauchen blieb hart. Es tue ihr ehrlich leid, meinte sie – aber so hin und wieder bräuchte sie auch mal eine Mütze Schlaf. – Pfff, Zweibeiner. Immer diese Neigung zu Übertreibungen…

Jedenfalls ließ ich mich auch davon nicht abschrecken. In den kommenden Wochen unternahm ich Hunderte Versuche, das Bett zurückzuerobern. Ich starrte. Ich hypnotisierte. Ich kläffte. Ich knurrte sogar mal versuchsweise, obwohl ich das sonst nicht mache. Ich meine: Probieren kann man’s ja mal, oder? Brachte aber auch nix.

Irgendwann reichte es mir. Ich fand, dass genug der Höflichkeiten ausgetauscht waren, und hopste einfach aufs Bett. War aber auch ein Schuss in den Ofen: Eh ich mich versah, hatte Frauchen mich gekascht und wieder neben dem Bett abgesetzt – das hat man davon, wenn man ein kleiner Hund ist und keine Deutsche Dogge. Ich meine: Versuchen Sie mal, die aus dem Bett zu hieven…

Wie auch immer: Auch die nächsten rund 200 Versuche endeten mit dem gleichen Ergebnis, und schließlich hatte ich die Nase gestrichen voll. Und, ob Sie’s glauben oder nicht: Fand mich damit ab, dass ich ein Weilchen im Körbchen schlafen würde – natürlich nur vorläufig, bis mir neue Überzeugungsmethoden einfielen.

Monate und Monate zogen ins Land, ohne dass sich meine Misere änderte. So sehr ich auch darüber grübelte und so viele Erfolge ich auch in anderen Fragen der Zweibeiner-Erziehung erzielte: In Sachen Bett wollte keine Bewegung in die Dinge kommen.

Und dann, wie von Zauberhand, geschah es: Vor einigen Wochen nämlich wurde ich krank. Nein, keine Sorge, nicht eine von den Krankheiten, wo man sich vor Angst die Haare raufen muss oder so. Aber: Mein Magen machte mächtig Ärger – so sehr, dass ich üble Bauchschmerzen hatte und mir sogar der Spaß am Essen verging.

Als ich am Abend lust- und appetitlos in mein Körbchen schlurfen wollte, vernahm ich ein mir wohlbekanntes Geräusch, das ich allerdings viele, viele Monate nicht mehr gehört hatte: das von Frauchens Hand, die einladend auf das Laken klopfte.

Und falls Sie irgendwelche Zweifel daran haben sollten, dass Möpse schnell sein können wie der Blitz, dann hätten Sie mich aber mal sehen sollen. In einem Tempo, das vom menschlichen Auge gar nicht mehr zu erfassen war, hopste ich aufs Bett und meinem Frauchen in die Arme, wo ich mich gleich gemütlich einkuschelte und mir anschließend von ihr meinen rumorenden Bauch streicheln ließ.

Seither ist die Betten-Frage kein Thema mehr. Herrchen hat zwar irgendwann vor ein paar Tagen mal vorsichtig angefragt, ob es nicht vielleicht langsam an der Zeit sei, dass ich zurück in mein Körbchen ziehe. Nach den Blicken, die Frauchen und ich ihm daraufhin zugeworfen haben, hat er aber wohl eingesehen, dass er in der Angelegenheit kein Mitspracherecht hat. Und somit ist – nach einer nahezu unendlich anmutenden Zeitspanne, in der ich allein in meinem Körbchen darben musste, – alles wieder in Butter.

Die letzten Tage nun habe ich darüber nachgegrübelt, was mir – und der restlichen Hundewelt – diese Erfahrung wohl sagen will. Und schließlich fiel es mir ein. Wer meine Kolumne schon länger verfolgt, wird wissen, dass ich auch im vorletzten Sommerurlaub auf ganz ähnliche Weise meinen Willen bekam: Nachdem ich mehrere Tage zu stundenlangen Gewaltmärschen und anderen Freizeitaktivitäten genötigt worden war, wegen denen man eigentlich die Mops-Gewerkschaft alarmieren müsste, veranlasste mich nämlich mein Unterbewusstsein dazu, mir eine meiner Krallen im Sisalteppich einzureißen – was auf der Stelle dazu führte, dass der Urlaub fortan genau so gechillt ablief, wie ich mir das vorgestellt hatte.

Was wir daraus lernen? Tja – aus naheliegenden Gründen (schließlich lesen Zweibeiner mit) kann ich natürlich meine finale These hier so konkret nicht formulieren. Deshalb nur so viel, liebe Hundekumpel und -kumpelinen: Ein bisschen Improvisation hat noch niemandem geschadet, falls ihr versteht, was ich meine. Und eins steht jedenfalls fest: Meine Magenprobleme werden sich noch lange, lange hinziehen – ehrlich, ich fürchte fast schon, die werden chronisch…

Mehr nächste Woche.

Mit mopsigen Grüßen,

Ihr Eddie

Die Mops Monologe 3

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