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2. Vom Mops im Porzellanladen und anderen Missverständnissen

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Tag auch.

Neulich war ich ganz schön sauer auf mein Frauchen. Sagt die doch glatt zu mir, ich sei ein „Elefant im Porzellanladen“. Ehrlich mal: Fand ich nicht nett. Bitteschön, mag sein, dass ich – natürlich nur als Vorbereitung auf den Winter – drei oder vier Gramm zugelegt habe. Allerhöchstens. Aber mich deshalb gleich mit einem tonnenschweren Dickhäuter vergleichen? Echt mal, da hörte sich doch alles auf.

Und überhaupt: Was sollte denn das mit dem „Porzellanladen“ heißen? Ich meine: Einen Bücherladen, okay, den könnten wir in unserem Wohnzimmer sofort aufmachen, bei all den vollgestopften Regalen, die Frauchen da rumstehen hat. Aber wieso Porzellan? Sollte sie nun plötzlich ein neues Faible für winzige Milchkännchen und filigrane Teetassen entdeckt haben? Also, ich verstand nur Bahnhof – und war natürlich eingeschnappt, wegen der Sache mit dem Elefant.

Frauchen hat mir das dann aber erklärt. War wohl wieder nur eine dieser komischen Redewendungen, die die Zweibeiner immer benutzen und von denen sowieso kein Mops weiß, wofür die eigentlich gut sein sollen. Mein Taillen-Umfang habe damit gar nix zu tun, sagte Frauchen – was mich erst mal halbwegs mit ihr versöhnte. Aber auch nur kurz. Dann nämlich erläuterte sie mir, der Spruch ziele mehr auf meine Ungeschicklichkeit ab.

Pfff – ungeschickt? Ich? Ehrlich mal: Das fand ich ja fast noch unverschämter als den Vergleich mit dem Rüsseltier. Aber bitte, ich bin ja ein für alles offener und kritikfähiger Mops. Weshalb ich, nach einer kurzen Schmoll-Phase von fünf bis sieben Stunden mal bei Frauchen nachhakte, was das denn überhaupt heißen solle.

Inzwischen war es Abend, weshalb ich Frauchen auf dem Sofa fand. Um die Diskussion einzuläuten, hüpfte ich also erst aufs Kissen, dann auf ihren Bauch und baute mich schließlich auf ihrem Brustkorb auf – schließlich will man wichtige Gespräche mit Rudelmitgliedern auf Augenhöhe führen.

Mit gerunzelter Stirn fragte ich also nach, was mir denn nun dieser ganze doofe Elefanten-Spruch sagen solle. Seltsamerweise antwortete Frauchen nicht. Stattdessen zeigte sie nur stumm mit dem Zeigefinger auf mich – wiederum sehr unhöflich, wenn Sie mich fragen. Lernt schließlich schon jeder Welpe, dass man nicht mit nackten Fingern auf, ehm, genauso wenig angezogene Hunde zeigt. Schließlich blickte ich dann doch mal an mir runter – wobei ich feststellte, dass ich meine Vorderpfote auf ihrem Hals abgestellt hatte. Okay, so was kann das Sprechen schon mal erschweren. Ich verlagerte meine Position also um einige Millimeter, woraufhin Frauchen zunächst tief Luft holte und schließlich mit leicht gepresster Stimme hervorbrachte, genau so was meine sie – meine Angewohnheit, zum Beispiel, mit Karacho auf sie drauf zu springen und dabei kurzzeitig das Gewicht einer ausgewachsenen Dogge zu entwickeln. Oder mein Faible dafür, mich beim Fernsehen mit dem Rücken zu ihr auf ihren Bauch zu setzen, so dass sie zwar meine entzückende Rückansicht, nicht aber den Spielfilm im Blick habe. Ganz zu schweigen von meinem Hobby, kurz mal den Wohnzimmertisch abzuräumen, in der Hoffnung, dass ich da was zu essen fände.

Ehrlich: Ich war baff. Mir ist schleierhaft, wie Zweibeiner uns Möpse immer wieder so missverstehen können. Gerade von meinem Frauchen, das immerhin jede Woche meine Kolumne vom Mopsischen ins Deutsche übersetzt, dürfte man ja erwarten, dass sie mich ein bisschen besser versteht, oder? Aber nein, da werden sogar die selbstlosesten Mops-Aktionen als „ungeschickt“ abgestempelt!

Also, um das hier mal klarzustellen: Es hat natürlich einen tieferen Sinn, dass wir Möpse gern auf unseren Zweibeinern sitzen. Schließlich sind wir nicht ganz so groß wie die meisten anderen Hunde und müssen uns insofern ein bisschen mehr anstrengen, um mit unseren Menschen auf Tuchfühlung zu gehen. Wenn ich auf Frauchen sitze oder liege, dann selbstverständlich nicht aus egoistischen Gründen, sondern entweder um ihr ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln – dass ich nämlich als Herdenschutzhund in ihrer Nähe bin und sie bewache – oder aber um die Beziehungen im Rudel zu pflegen, die bekanntermaßen durch Körpernähe erheblich gestärkt werden.

Und auch wenn ich auf ihr sitze und ihr mein Hinterteil zuwende, hat das selbstverständlich einen guten Grund: Ich bin nämlich sehr darauf bedacht, dass Frauchen im Fernsehen nicht zu viel Schund zu sehen bekommt. Wenn ich also feststelle, dass da mal wieder nur Blödsinn läuft, verdecke ich ihr mit meinem schnittigen Mops-Körper die Sicht, um sie vor den schädlichen Einflüssen minderwertiger Spielfilme zu bewahren. Mal unter uns: Was da so im TV läuft, ist doch meistens völlig für den Mops-Po, und da ist es allemal besser, selbigen zu betrachten, als das, was da im Flimmerkasten läuft.

Gut, ich muss zugeben, dass meine Abräum-Aktionen des Wohnzimmertischs einen etwas anderen Hintergrund haben. Aber, hallo?! Ist es vielleicht meine Schuld, dass das dusselige Ding so hoch ist, dass ich im Stehen nicht mal überblicken kann, ob da nun Pizza oder Pommes drauf stehen? – Wohl kaum. Insofern ist es quasi unumgänglich, dass ich zum Sondieren der Lage mit meinen Vorderpfoten an die Tischkante hüpfe. Und gut, mag vorkommen, dass da ein Brötchen vom Tisch segelt oder der Kaffee überschwappt. Aber, hey: Daraus kann man mir keinen Strick drehen. Ich habe mehr als einmal darauf hingewiesen, dass die Möbel bei uns unzureichend an mopsige Größenverhältnisse angepasst sind. Und wenn niemand auf mich hört, wasche ich meine Pfoten in Unschuld.

Ein Gutes immerhin hatte die Sache mit dem Elefanten-Spruch von Frauchen: dass ich wieder einige große Missverständnisse aufklären konnte. Aber, jetzt mal im Ernst: Ich kann das auch nicht rund um die Uhr machen. Mal ehrlich, bei Zweibeinern hat man ja manchmal das Gefühl, dass die absolut nix von dem kapieren, was in uns Hunden so vorgeht, und ich kann schließlich nicht jede Minute meines Mops-Lebens damit zubringen, Menschen zu erklären, dass sie mal wieder alles komplett falsch verstehen.

Zur Harmonisierung der Beziehungen zwischen Zwei- und Vierbeinern möchte ich den Hundehaltern unter meinen Lesern deshalb folgende simple Regel ans Herz legen. Falls Sie wieder einmal der unsinnigen Ansicht sein sollten, Ihr Hund habe gerade völligen Mist gebaut, gehen Sie bitte künftig einfach von Folgendem aus: Sie irren sich. Jedenfalls in 99 Prozent der Fälle. Allermindestens. Wenn Ihr Hund beispielsweise Essen klaut, hat er dabei mit höchster Wahrscheinlichkeit nur Ihre schlanke Linie im Kopf. Und wenn er mal einen Schuh zerlegt, dann ist das vielleicht seine diskrete und hochsensible Art, Sie darauf hinzuweisen, dass Ihre Treter die besten Tage hinter sich haben und Sie sich schnellstens neue anschaffen sollten.

Und was das restliche eine Prozent angeht, bei dem Sie als Zweibeiner vielleicht tatsächlich und wirklich mal richtig liegen mit der Annahme, dass wir Hunde irgendwas falsch gemacht haben könnten: Im Ernst, möchten Sie vielleicht als kleinlich dastehen? Nicht? – Na, bitte. Also können wir das doch wohl auch unter den Tisch fallen lassen, oder?

Mehr nächste Woche.

Mit mopsigen Grüßen,

Ihr Eddie

Die Mops Monologe 3

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