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Jägerlatein

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Einmal gingen meine Brüder und ich in einer Reihe im Abstand von etwa 30 Metern über eine Brachfläche. Da bemerkten wir knapp zehn Meter vor uns einen Hasen in der Sasse. In flottem Galopp erschien meine Kleine Münsterländerin, näherte sich mit dem Wind dem Krummen und preschte einen knappen Meter an ihm vorüber, ohne Notiz von ihm zu nehmen. Meister Lampe rührte sich nicht.

Wenig später erschien ein zweiter Hund, übersprang die Sasse und raste weiter. Mümmelmann zuckte kurz, drückte sich aber weiter.

Nun kam meine Hündin zurück. Sie hatte links von mir gesucht und war auf die Spur des Hasen gestoßen. Bevor sie ihn erreichte, trillerte ich sie in die Down-Lage. Sie lag nun zwei Meter von dem sich drückenden Mümmelmann entfernt auf dem Boden. Als ich zu ihr ging und sie anleinte, hielt der Hase auch das aus. Darauf beschlossen wir, ihn zu pardonieren, entfernten uns langsam und setzten unsere Suche fort.

An ein weiteres Erlebnis aus dieser Zeit mit einem sich drückenden und von uns pardonierten Hasen erinnere ich mich ebenfalls noch gut:

Während unserer gemeinsamen Streife stand ein Pointer meines Bruders neben einer kleinen Fichte vor. Als wir uns ihm näherten, stach er einen Hasen aus der Sasse, ich schoss vorbei.

Eine Woche später jagten wir wieder in diesem Gebiet. Der Hund stand an derselben Fichte erneut vor. Wieder rutschte ein Hase aus der Sasse. Dieses Mal wurde er von meinem Bruder gefehlt.

Unser Plan für den nächsten Sonnabend, es am selben Ort noch einmal zu versuchen, war gefasst. Gesagt, getan, tatsächlich, der Hund stand an der gleichen Stelle vor. Der Hase sprang das dritte Mal unter der Fichte heraus, flüchtete aber so geschickt, dass wir nicht schießen konnten.

14 Tage später zum vierten Mal die gleiche Situation an derselben Fichte. Dieses Mal pardonierten wir den standorttreuen Mümmelmann, ein Gebot der Fairness.

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»Pointer steht vor!« – und das bereits im zarten Alter von sieben Wochen.

Gerne denke ich auch an eine Episode zurück, die sich auf ebendieser Fläche abspielte, als uns ein Freund meines Bruders begleitete.

Als wir in einer Front aufmerksam dahinzogen, unsere beiden Hunde gehorsam unter der Flinte suchten, ging vor meinem Bruder ein Kanin hoch. Bevor einer von uns reagieren konnte, sprang sein Weimaraner Caesar ein, erwischte das Hinterteil des Karnickels, doch der Lapuz konnte sich aus dem Fang des Hundes befreien und weiterflüchten. Da schoss mein Bruder. Das Kanin zuckte im Schuss zusammen und ging schwer krank ab. Caesar folgte ihm.

Unser Gast hatte gesehen, dass der Lapin angeschossen flüchtete, aber nicht beobachtet, was vorher geschehen war. Daher winkte mein Bruder ihn heran, und gemeinsam gingen wir zu der Sasse, wo Caesar das Kanin gegriffen hatte.

»Ich dachte es mir fast«, murmelte mein Bruder leise, »es ist das dritte Mal, dass ich so etwas erlebe.« Verständnislos schaute der Gast ihn an.

»Hier, die Blume«, meinte mein Bruder, hob die am Boden liegenden Überreste auf und zeigte sie unserem Freund. »Sie ist dem Rammler vor Schreck abgebrochen. Man liest darüber öfter in den Jagdzeitschriften, aber wie gesagt, ich erlebe es erst das dritte Mal, obwohl ich schon verdammt viele Kaninchen geschossen habe.«

Unser Gast wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Da kam der Hund mit dem verendeten Kanin im Fang zurück. Den grauen Flitzer zierte aber nur der Torso einer Blume, der Hauptteil war ja vorher Opfer von Caesars Fängen geworden. Mein Bruder nahm seinem Hund die Beute ab und besah sie sich kopfschüttelnd. Als er das Karnickel ohne Blume betrachtete, verlängerte sich die Physiognomie unseres Gastes um das Doppelte ihrer vorschriftsmäßigen Länge, und es platzte aus ihm heraus: »Also, wenn ich nicht dabei gewesen wäre und es mit eigenen Augen gesehen hätte, ich würde es für Jägerlatein halten!«

Ein Leben für die Jagd

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