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WAS IST DIE ERZEUGUNGSSTUFE?

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Erzeugungsstufe wird als eine Verwirklichung eines kreativen Yoga definiert, die die drei Basiskörper reinigt und die drei Pfadkörper zur Reife bringt. Sie wird «kreativer Yoga» genannt, da ihr Objekt von einem Geist reiner Konzentration erzeugt, oder erschaffen, wird. In der Selbsterzeugung als Heruka zum Beispiel erscheint unserem Geist eine Form Herukas mit einem blaufarbigen Körper, vier Gesichtern und zwölf Armen, und dieses Objekt wird durch die Kraft richtiger Vorstellung von unserem Geist erschaffen. Doch obwohl es vom Geist erzeugt wurde, existiert es. Fahren wir mit dieser Meditation fort, wird unser Geist immer vertrauter mit dem Objekt und schließlich werden wir den eigentlichen Körper Herukas erlangen. Doch wenn wir ihn nicht zuerst mit unserem Geist erschaffen, werden wir den eigentlichen Körper Herukas in der Zukunft nie vollenden. So wie ein Künstler mit der groben Kontur eines Bildes beginnt und dann weiter malt, bis das Bild vollendet ist, so kann auch unsere Erzeugungsstufenmeditation mit einem Künstler verglichen werden, der die grobe Kontur eines Bildes zeichnet, und unsere Vollendungsstufenmeditation mit einem Künstler, der das Bild vollendet.

Wenn durch die Kraft der Erzeugungsstufenmeditation unserem Geist die Form Herukas erscheint, ist dies eine tatsächliche Form. Es ist eine Form, die eine Phänomenenquelle ist, eine Form, die nur dem geistigen Gewahrsein erscheint. Später, wenn unsere Konzentrationen der Erzeugungs- und Vollendungsstufe vervollkommnet sind, werden wir die eigentliche Form Herukas erlangen, die wir mit unserem Augengewahrsein sehen können. Was zuvor eine Form war, die eine Phänomenenquelle ist, ist dann zu einer Form geworden, die eine Formquelle ist, ein tatsächliches Objekt des Augengewahrseins.

Buddha hat nicht nur im Tantra gelehrt, wie wir Objekte mit unserem Geist erzeugen, die später Sinnesobjekte werden. In den Vinaya Sutras sagte er, dass Mönche, die begehrende Anhaftung überwinden möchten, den Boden bedeckt von Skeletten visualisieren und alle Dinge als unrein sehen sollten. Einige Mönche, die diese Meditation aufrichtig übten, sahen, wohin sie auch schauten, Skelette und unreine Dinge direkt mit ihren Augen und entwickelten infolgedessen den starken Wunsch, Samsara zu entfliehen. Wir können nicht sagen, dass ihre Geistesarten falsche Gewahrseinsarten waren, da die Skelette, die sie sahen, durch reine Konzentration erschaffen wurden. Zu Beginn waren die Skelette Formen, die Phänomenenquellen sind, doch für die Mönche wurden sie später zu tatsächlichen Formquellen. In ähnlicher Weise erscheinen uns Menschen, die wir nicht mögen, als abstoßend, doch wenn wir später unsere Meinung über sie ändern und sie dann mögen, wird sich ihre Erscheinung ebenfalls ändern und sie werden uns nun als anziehend erscheinen. Einzig unser Geist hat sich geändert, doch da unser Geist sich geändert hat, haben sich die Formen, die ihm erscheinen, auch geändert. Dies zeigt, wie alles vom Geist abhängt. Indem wir über diese Punkte nachdenken, können wir verstehen, warum die Erzeugungsstufe ein «kreativer Yoga» genannt wird, und wir können sehen, wie es möglich ist, uns durch die Kraft reiner Konzentration als Heruka zu erzeugen.

Die Definition zeigt auch, dass die Erzeugungsstufe die drei Basiskörper reinigt und dazu führt, dass die drei Pfadkörper reifen. Die drei Basiskörper sind gewöhnlicher Tod, gewöhnlicher Zwischenzustand (tib. Bardo) und gewöhnliche Wiedergeburt. Der gewöhnliche Tod ist als «Basiswahrheitskörper» bekannt. Er ist nicht der eigentliche Wahrheitskörper, sondern die Basis, um den eigentlichen Wahrheitskörper zu erlangen, da er die Basis für die Übung ist, den Tod in den Pfad zum Wahrheitskörper zu bringen. In gleicher Weise wird der gewöhnliche Zwischenzustand der «Basisfreudenkörper» genannt, da er die Basis ist, um durch die Übung, den Zwischenzustand in den Pfad zu bringen, den eigentlichen Freudenkörper zu erlangen. Und gewöhnliche Wiedergeburt wird der «Basisemanationskörper» genannt, da er die Basis ist, um durch die Übung, die Wiedergeburt in den Pfad zu bringen, den eigentlichen Emanationskörper zu erlangen. Diese drei Basiskörper sind die Basis, die zu reinigen ist. Indirekt werden sie durch die Yogas der Erzeugungsstufe gereinigt und direkt durch die Yogas der Vollendungsstufe.

Solange wir unseren gewöhnlichen Tod, Zwischenzustand und Wiedergeburt nicht reinigen, werden wir in Samsara bleiben und keine Möglichkeit haben, Buddhaschaft zu erlangen. Bis jetzt haben wir diese drei Zustände nacheinander, ohne Unterbrechung erlebt, so wie sich ein Rad dreht. Deshalb sind wir in Samsara gefangen und erleben fortwährend Leiden und Probleme. Reinigen wir jedoch gewöhnlichen Tod, Zwischenzustand und Wiedergeburt, so wird es für uns keine Basis mehr geben, um Leiden zu erfahren – wir werden Befreiung erlangt haben.

Selbst in den Sutras heißt es, dass wir das Kontinuum von Geburt, Tod und Zwischenzustand durchtrennen müssen. Was wird geschehen, wenn wir das Kontinuum der gewöhnlichen Geburt durchtrennen? Werden wir verschwinden und wie leerer Raum sein? Das ist unmöglich. Selbst wenn wir das Kontinuum gewöhnlicher Wiedergeburt durchschneiden, bleibt das Kontinuum unseres Geistes bestehen. Anstatt jedoch durch die Kraft des Karmas und der Verblendungen in eine samsarische Wiedergeburt geworfen zu werden, können wir uns entscheiden, ob wir in einem Reinen Land wiedergeboren werden oder aus Mitgefühl im menschlichen Bereich. Was aufhören wird, ist das Leiden der unkontrollierten Geburt und des unkontrollierten Todes.

Wie reinigen wir gewöhnlichen Tod, Zwischenzustand und Wiedergeburt? Gewöhnlicher Tod wird durch die Vollendungsstufenverwirklichung des endgültigen beispielklaren Lichts direkt gereinigt, gewöhnlicher Zwischenzustand wird durch die Vollendungsstufenverwirklichung des illusorischen Körpers direkt gereinigt und gewöhnliche Wiedergeburt wird durch den Yoga der Vollendungsstufe des groben Gottheitskörpers, der nach der Verwirklichung des illusorischen Körpers erlangt wird, direkt gereinigt.

Das klare Licht der Vollendungsstufe ist als der «Pfadwahrheitskörper» bekannt, der illusorische Körper der Vollendungsstufe als der «Pfadfreudenkörper» und der Yoga der Vollendungsstufe des groben Gottheitskörpers als der «Pfademanationskörper». Diese drei Pfadkörper bringen wir zum Reifen, indem wir die drei Bringungen der Erzeugungsstufe üben. Der Yoga der Erzeugungsstufe, den gewöhnlichen Tod in den Pfad zum Wahrheitskörper zu bringen, führt zum Reifen der Vollendungsstufenverwirklichung des klaren Lichts. Der Yoga der Erzeugungsstufe, den gewöhnlichen Zwischenzustand in den Pfad zum Freudenkörper zu bringen, führt zum Reifen der Vollendungsstufenverwirklichung des illusorischen Körpers. Und der Yoga der Erzeugungsstufe, die gewöhnliche Wiedergeburt in den Pfad zum Emanationskörper zu bringen, führt zum Reifen der Vollendungsstufenverwirklichung des groben Gottheitskörpers. Das endgültige Ergebnis der Reinigung der drei Basiskörper durch die drei Pfadkörper ist die Erlangung der drei resultierenden Körper: des tatsächlichen Wahrheitskörpers, Freudenkörpers und Emanationskörpers eines Buddha.

Der Emanationskörper ist der grobe Körper eines Buddha, der Freudenkörper ist der subtile Körper eines Buddha und der Wahrheitskörper ist der sehr subtile Körper eines Buddha. Der Heruka, der auf seinen groben Körper zugeschrieben ist, heißt «Emanationskörper-Heruka». Der Heruka, der auf seinen subtilen Körper zugeschrieben ist, heißt «Freudenkörper-Heruka». Und der Heruka, der auf seinen sehr subtilen Körper zugeschrieben ist, heißt «Wahrheitskörper-Heruka». Der sehr subtile Körper eines Buddha, Wahrheitskörper und Dharmakaya sind Synonyme.

Essenz des Vajrayana

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