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Gewiß aber, o Brüder, erkennen wir das Geheimniß in diesen Worten. Die ganze Schöpfung nämlich ist eine Residenz des Herrn der Schöpfung. Aber da, als die Sünde Eingang fand, der Mund Derer, die in der Sünde befangen waren, verschlossen wurde und die Stimme des Jubels schwieg und der Einklang der Gäste des Festes in Trümmer ging, da das Menschengeschöpf nicht Theil nahm an dem Feste der überirdischen Natur, so kamen deßwegen die Trompeten der Propheten und Apostel, von denen das Gesetz sagt, daß sie von Horn seien, weil sie vom wahren Einhorn verfertigt sind, und welche in der Kraft des Geistes beständig das Wort der Wahrheit ertönen ließen, damit, wenn das Gehör bei Denen sich öffnete, bei welchen es durch die Sünde verschlossen war, es ein einziges zusammenstimmendes Fest würde, das durch den Schmuck der Laubhütten der irdischen Schöpfung mit den hervorragenden und höheren Kräften am himmlischen Altare mit ertönt. Denn die Hörner des geistigen Altars sind die höheren und hervorragenden Kräfte der geistigen Natur, Herrschaften, Kräfte, Mächte, Throne, Oberherrschaften, mit denen in gemeinsamer Festfeier durch das Laubhüttenfest der Auferstehung die Menschennatur sich verbindet und durch die Erneuerung der Körper geschmückt wird. Denn* (πυκάζεσθαι)* [pykazesthai] ist soviel als geschmückt und umhüllt werden, wie die Sprachkenner es erklären.

Wohlan denn, laßt uns unsere Seelen zum geistigen Reigen erheben, und laßt uns David zum Anordner, Leiter und Führer des Reigens machen! Wollen wir mit ihm jene süßen Worte sprechen, die wir vorhin gesungen; und wollen wir sie wieder anstimmen: „Das ist der Tag, den der Herr gemacht hat, wollen wir jubeln und an ihm uns freuen,“60 an dem die Finsterniß zu schwinden beginnt und die Länge der Nacht durch das Übergewicht des Sonnenstrahls zum Abnehmen gebracht wird. Nicht zufällig, Brüder, hat sich eine solche Anordnung des Festes etwa von selbst ergeben, daß jetzt das göttliche Leben dem menschlichen Leben erschienen ist, sondern ein Geheimniß stellt durch die äussere Erscheinung die Schöpfung den Einsichtsvolleren dar, indem sie beinahe eine Stimme vernehmen läßt und Den, der hören will, belehrt, was vor dem Angesicht des Herrn ein zunehmender Tag und eine abnehmende Nacht bedeutet. Denn mir kommt es vor, als ob ich ungefähr so die Schöpfung sprechen hörte: „O Mensch, erwäge, welches Geheimniß dir durch die äusseren Erscheinungen geoffenbart wird. Siehst du, daß die Nacht das äusserste Maß der Länge erreicht hat und nicht mehr vorwärts sich ausdehnt, sondern rückwärts zusammenschrumpft? Bedenke, daß die böse Nacht der Sünde, nachdem sie so lange als möglich zugenommen und durch alle Arten des Bösen hindurch den äussersten Gipfel der Bosheit erreicht hatte, heute in ihrer weiteren Ausbreitung gehemmt wurde und von nun an der Abnahme und Vernichtung entgegengeführt wird. Siehst du nicht den Lichtstrahl ergiebiger und die Sonne höher als gewöhnlich? Denke an die Gegenwart des wahren Lichtes, das mit den evangelischen Lichtstrahlen die ganze Erde beleuchtet.“

Vielleicht aber könnte Einer* dafür,* daß der Herr nicht Anfangs erschienen ist, sondern am Ende der Zeiten dem menschlichen Leben die Erscheinung seiner Gottheit als Gnade gewährt hat, Dieß mit Recht als Grund annehmen, daß Der, welcher mit der menschlichen Natur sich vereinigen wollte, um die Sünde auszurotten, nothwendig abwartete, bis alle Sünde, die vom Feinde in die Erde gesäet worden, emporgewachsen war, ― denn dann, wie das Evangelium sagt, legte er die Axt an die Wurzel.61 Denn auch die in ihrer Kunst hervorragenden Ärzte geben, wenn noch das Fieber den Körper im Innern durchglüht und allmählig durch die Ursachen der Krankheit sich entzündet, dem Krankheitszustande nach, bis das Leiden den höchsten Punkt erreicht, und kommen dem Kranken durch Arzneimittel nicht zu Hilfe. Wenn aber das Übel Halt macht, dann wenden sie ihre Kunst an, da die ganze Krankheit zum Ausbruch gekommen ist. So wartete auch der Arzt der Seelenkranken ab, bis die Krankheit der Bosheit, von welcher die Menschennatur überwältigt wurde, sich ganz enthüllt hatte, damit nicht etwas Verborgenes ohne Heilung bliebe, indem der Arzt nur Das heilen kann, was zum Vorschein gekommen ist. Daher bringt er weder in den Zeiten des Noe, da alles Fleisch in Ungerechtigkeit verdorben war, durch sein Erscheinen die Heilung, weil noch nicht der Keim der sodomitischen Bosheit sich entwickelt hatte, noch auch erscheint der Herr zur Zeit des Untergangs der Sodomiter, weil noch viele andere Übel in der Menschennatur verborgen waren. Denn wo ist der gegen Gott kämpfende Pharao? Wo ist die unbezwingbare Bosheit der Ägyptier? Auch nicht einmal damals, nämlich zur Zeit der Bosheit der Ägyptier, hielt der Verbesserer der Welt es für den geeigneten Zeitpunkt, in’s Leben einzutreten, sondern es mußten noch die Gesetzesübertretungen der Israeliten an’s Licht kommen. Es mußte auch die Herrschaft er Assyrier und der Übermut des Nabuchodonosor, der noch unter der Asche glimmte, im Leben offenbar werden. Es mußte die Blutschuld an den Heiligen wie eine böse und dornige Pflanze aus der bösen Wurzel des Teufels emporsprossen. Es mußte die Wuth der Juden gegen die Heiligen Gottes an den Tag treten, indem sie die Propheten tödteten und Die steinigten, welche zu ihnen gesandt wurden, und zuletzt zwischen dem Tempel und Altar die Blutschuld des Zacharias auf sich luden.62 Füge zur Reihe der bösartigen Gewächse noch hinzu den Kindermord des Herodes!

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