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Aber schauen wir auf die himmlischen Wunder! Denn sieh, nicht nur die Propheten und Engel bringen uns diese Freudenbotschaft, sondern auch die Himmel verkünden durch ihre Wunder den Ruhm des Evangeliums. „Aus Juda ist uns der Herr aufgegangen,“85 wie der Apostel sagt; aber der Jude wird von Dem nicht beschienen, der aufgegangen ist. Fremd ist den Magiern die Verheissung der Testamente, ferne liegt ihnen die Segnung der Väter; aber sie kommen mit ihrer Erkenntniß dem israelitischen Volke zuvor, erkennen den Himmelsstern, und auch der König in der Höhle bleibt ihren Augen nicht verborgen. Jene bringen Geschenke, Diese bereiten Nachstellungen. Jene beten an, Diese verfolgen. Jene freuen sich, als sie den Gesuchten finden. Diese gerathen über die Geburt des Angekündigten in Bestürzung. „Denn“, heißt es, „als die Magier den Stern über der Stelle sahen, wo das Kind war, hatten sie eine große Freude.“86 Als aber Herodes die Rede vernahm, erschrack er und ganz Jerusalem mit ihm. Diese bringen ihm Weihrauch als einem Gotte und verehren die königliche Würde im Golde, und das bevorstehende Leiden zeigen sie mit einer gewissen Prophetengabe durch die Myrrhe an. Jene aber beschließen die gänzliche Vernichtung jeder Neugeburt. Dadurch, glaube ich, verdienen sie nicht nur den Vorwurf der Härte, sondern auch des äussersten Unverstandes. Denn was bezwecken sie mit dem Kindermord? Und zu welchem Zwecke haben die Mörder eine solche Blutschuld auf sich geladen? Weil, sagt man, ein neues himmlisches Wunderzeichen den Magiern das Erscheinen des Königs gezeigt hat. Wie nun? Glaubst du, daß das verkündende Zeichen Wahrheit melde, oder hältst du es für ein leeres Gerücht? Denn wenn er so beschaffen ist, daß er sich die Himmel unterworfen hat, ist er nicht ganz über deine Macht erhaben?

Wenn er aber Leben und Tod in deine Hände gibt, so bist du vor einem Solchen vergeblich in Furcht. Denn warum leidet Der Nachstellungen, welcher in solcher Lage ist, daß er deiner Macht sie unterwerfen muß? Warum wird jener furchtbare Befehl erlassen, der verruchte Urtheilsspruch gegen die Unmündigen, daß die unglücklichen Kinder sollen beseitigt werden? Was haben sie verbrochen? Welche Schuld der Todesstrafe haben sie auf sich geladen? Nur* eines* Vergehens sind sie schuldig, daß sie geboren sind und das Licht der Welt erblickt haben, und deßhalb mußte die Stadt sich mit Henkern füllen und sich eine Schaar von Müttern und Unmündigen sammeln, während zugleich viel Volk sich eingestellt hatte und sowohl die Väter als auch Alle, welche blutsverwandt waren, natürlicher Weise auf die Trauerbotschaft hin zusammen kamen. Wer könnte das Unglück durch die Rede schildern? Wer vermöchte durch die Erzählung den Schmerz vor Augen zu stellen, jene vereinigten Thränenströme, jene vereinigten Schmerzensrufe der Kinder, Mütter, Verwandten, Väter, die bei der Drohung der Henker ihren Jammerruf erhoben? Wie möchte Jemand den Henker schildern, der mit bloßem Schwerte vor dem unmündigen Kinde steht, mit grimmigem und mörderischem Blicke und entsprechender Rede, wie er mit der einen Hand das Kind an sich zieht und mit der andern das Schwert erhebt, und die Mutter, die von der andern Seite das Kind an sich zieht und ihren eigenen Hals der Schärfe des Schwertes darbietet, um nicht ihr unglückliches Kind mit eigenen Augen von den Händen des Scharfrichters hingemordet zu sehen? Wie möchte Jemand das Verhalten der Väter schildern, die Ausrufungen, die Seufzer, die letzten Umarmungen der Kinder und zugleich vieles ähnliche, was in gleicher Weise geschah? Wer möchte wohl das vielgestaltige und mannigfaltige Unglück gebührend schildern, die doppelten Wehen der Frauen, die vor Kurzem geboren, die bitter brennenden Schmerzen der Natur, wie das unglückliche Kind zugleich an der Mutterbrust hing und die tödtliche Wunde in das Herz aufnahm, wie die unglückliche Mutter dem Säugling die Brust reichte und das Blut des Kindes ihren Busen bespritzte? Mit* einem* Schlage und* einem* Schwerthiebe traf wohl manchmal der Scharfrichter das Kind und die Mutter, und* ein* Blutstrom bildete sich durch Vermischung aus der Verletzung der Mutter und der tödtlichen Wunde des Kindes.

Da aber der verruchte Befehl des Herodes auch Dieß in sich faßt, daß das Todesurtheil nicht bloß gegen die Neugebornen ausgesprochen wird, sondern auch die Kinder, die im 2. Jahre standen, hingeschlachtet werden sollten, ― denn es heißt in der Schrift: „von zwei Jahren und darunter,“ ― so sieht das Wort hierin natürlich ein zweites Leiden, indem dieser Zeitraum die nämliche Frau oft zur Mutter zweier Kinder gemacht hatte. Was bot sich also bei Diesen wieder für ein Schauspiel dar, da zwei Henker bei einer Mutter beschäftigt waren, indem der eine das neben der Mutter herlaufende Kind an sich riß, der andere den Säugling mit Gewalt ihr abnahm? Was mag hiebei die unglückliche Mutter gelitten haben? Da ihre Natur sich auf zwei Kinder spaltete, da beide in gleicher Weise in den Eingeweiden der Mutter das Feuer entzündeten, war sie unschlüssig, an welchen der bösen Henker sie sich halten sollte, da der eine von dieser, der andere von jener Seite den Unmündigen an sich zog, um ihn zu morden. Soll sie zu dem jüngsten eilen, das ein noch undeutliches und unartikulirtes Jammergeschrei ausstößt? Aber sie hört bereits das andere schreien und mit lallender Stimme unter Thränen den Namen der Mutter rufen. Was soll sie anfangen? Was soll aus ihr werden? Auf welche Stimme soll sie antworten? In welchen Jammer soll sie einstimmen, welchen Tod beweinen, da die Natur den Schmerz über den Tod beider Kinder in ihr aufregt?

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