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Aber wenden wir unsere Aufmerksamkeit ab von dem Jammer über die Kinder und lenken wir unsere Gedanken auf fröhlichere und dem Feste mehr entsprechende Dinge, wenn auch nach dem Propheten Rachel ihre Stimme erhebt und den Tod ihrer Kinder beweint.87 Denn am Festtage schickt es sich, wie der weise Salomo sagt,88 die Leiden zu vergessen. Was für ein Fest ist glänzender als dieses? An diesem hat die Sonne der Gerechtigkeit die verderbte Finsterniß des Teufels zerstreut und verbreitet über die Natur Licht durch unsere eigene Natur. An derselben ist das Gefallene aufgerichtet, wird, was in Feindschaft gerathen, ausgesöhnt, wird, was verbannt, zurückgerufen, kehrt, was aus dem Leben verstoßen war, wieder in’s Leben zurück, wird, was in Gefangenschaft und Knechtschaft gerathen, wieder zur Würde des Königthums aufgenommen, und was in den Banden des Todes gefesselt war, kehrt wieder frei zurück in’s Land der Lebendigen. Jetzt werden nach dem Propheten die ehernen Pforten des Todes zertrümmert, die eisernen Riegel zerbrechen,89 hinter denen früher das Menschengeschlecht im Gefängniß des Todes abgesperrt war. Jetzt öffnet sich, wie David sagt, das Thor der Gerechtigkeit,90 jetzt hört man auf der ganzen Erde den einstimmigen Laut der Festfeier: „Durch einen Menschen der Tod und durch einen Menschen die Erlösung.“91 Der erste fiel in Sünde, der zweite hob den Gefallenen auf. Das Weib ist vom Weibe in Schutz genommen worden, das erste gewährte der Sünde den Eingang, dieses war dem Eingang der Gerechtigkeit verhilflich. Jenes nahm den Rath der Schlange an, dieses brachte den Mörder der Schlange hervor und gebar den Urheber des Lichtes; jenes brachte durch das Holz die Sünde in die Welt, dieses dagegen durch das Holz die Tugend. Holz nenne ich das Kreuz, die Frucht dieses Holzes aber blüht beständig und wird Denen, die sie genießen, unverwelkliches Leben.

Und Niemand nehme an, daß dem Geheimniß des Osterfestes allein hiefür Dank gebühre. Denn man muß bedenken, daß das Osterfest das Ende der Heilsordnung ist. Wie aber könnte das Ende stattfinden, wenn nicht der Anfang vorherginge? Was ist an Alter dem Andern voraus? Offenbar ist die Geburt älter als das Eintreten des Leidens. Also sind auch die Güter des Osterfestes ein Theil der Segnungen des Geburtsfestes. Und wenn Jemand die Wohlthaten in Dem, was in den Evangelien berichtet ist, aufzählt und die wunderbaren Heilungen durchgeht, sowie die Ernährung in Noth und Mangel, die Rückkehr der Verstorbenen aus dem Grabe, die Erzeugung des Weines durch den bloßen Willen, die Austreibung der bösen Geister, die Umwandlung der mannigfaltigen Krankheiten in den Zustand der Gesundheit, das Gehen der Lahmen, die Erlangung des Gesichtes durch aufgelegte Erde, die göttlichen Lehren, die gegebenen Gesetze, die Einführung in hohe Wahrheiten durch Parabeln, so begreift Das alles die Gnade des gegenwärtigen Tages in sich. Denn mit diesem nahmen die darauffolgenden Güter ihren Anfang. Wollen wir also, wie der Prophet ermahnt, an demselben jubeln und uns freuen, ohne die Vorwürfe der Menschen zu fürchten oder durch ihre Geringschätzung uns abwendig machen zu lassen, wie auch der Prophet ermahnt, wenn sie die Heilsordnung verspotten, als ob es nicht geziemend sei, daß der Herr die leibliche Natur annehme und durch die Geburt ins Menschenleben eintrete. Sie kennen offenbar hierin das Geheimniß nicht, wie die Weisheit Gottes unser Heil wirkte. Wir waren durch unseren eigenen Willen unsern Sünden überantwortet und nach Art von Sklaven dem Feinde unseres Lebens unterworfen. Was wünschtest du vom Herrn am meisten zu erhalten? Nicht, vom Unglück befreit zu werden? Was kümmerst du dich um die Art und Weise? Was willst du dem Wohlthäter Gesetze vorschreiben und begnügst dich nicht mit der Wohlthat? Das nimmt sich gerade so aus, wie wenn Jemand auch den Arzt von sich stieße und die Wohlthat bemängelte, daß er nicht so, sondern anders die Heilung bewerkstelligte.

Wenn du aber aus übertriebener Neugierde die Größe der Anordnung erforschest, so genügt es dir, zu wissen, daß die Gottheit nicht bloß eines der Güter, sondern Alles ist, was zum Begriff eines Gutes gehört: Macht, Gerechtigkeit, Güte, Weisheit, und daß sie alle Namen und Begriffe des göttlichen Wesens in sich faßt. Erwäge nun, ob nicht Alles, was wir angeführt haben, in Dem sich vereinigt, was uns zu Theil geworden ist, die Güte, Weisheit, Kraft, Gerechtigkeit. In seiner Güte liebte er den Abtrünnigen; in seiner Weisheit faßte er den Plan, Die, welche in die Sklaverei gerathen waren, wieder zu gewinnen; in seiner Gerechtigkeit thut er Dem keine Gewalt an, welcher einen Sklaven in seiner Gewalt hat und durch Kauf in rechtlicher Weise in dessen Besitz gelangt ist, sondern er hat sich selbst als Lösegeld für die Unterworfenen hingegeben, um gleich einem Bürgen die Schuld auf sich zu nehmen und den Unterworfenen von seinen Zwingherren frei zu machen. Bei seiner Macht gewann die Unterwelt keine Gewalt über ihn und sah sein Fleisch keine Verwesung. Denn unmöglich konnte der Herr des Lebens der Verwesung unterliegen.

Aber es ist entehrend, ein Mensch zu werden und den menschlichen Zuständen sich zu unterwerfen? Du berufst dich auf das Übermaß der Wohlthat. Da nämlich die Menschheit von so vielen Übeln anders nicht befreit werden konnte, so übernahm es der ganz leidenslose König, seine Herrlichkeit für unser Leben einzusetzen. Und die Reinheit erscheint in unserm Schmutze, wie das Evangelium sagt: „Das Licht leuchtet in der Finsterniß, und die Finsterniß hat es nicht begriffen.“92 Denn durch das Erscheinen des Lichtes wird das Dunkel vernichtet, nicht wird die Sonne durch das Dunkel verdüstert. „Die Sterblichkeit wird vom Leben verschlungen,“93 wie der Apostel sagt, nicht wird das Leben vom Tode aufgezehrt. Was dem Verderben anheim gefallen war, wird zugleich mit dem Unverdorbenen gerettet, nicht dehnt das Verderben sich auf das Unverdorbene aus. Deßhalb entsteht eine gemeinsame Harmonie der ganzen Schöpfung, welche unter allen Denen eintritt, welche die Lobpreisung zum Herrn der Schöpfung emporschicken, indem im Himmel, auf Erden und unter der Erde alle Zungen ausrufen: Unser Herr ist Jesus Christus in der Herrlichkeit Gottes des Vaters, gepriesen von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.II. Rede auf den Festtag der Lichter, an dem unser Herr getauft wurde. (Epiphanie.)

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