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Im Kern: Inkarnation

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Im Kern zielen alle diese textilen Erinnerungsstücke auf das christliche Proprium, auf das Alleinstellungsmerkmal des Christlichen, auf die Inkarnation, die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus, auf seinen Dienst der Menschlichkeit, auf sein grausames Leiden und Sterben, auf seine Auferstehung. Die textilen Erinnerungsstücke erinnern an den Kernbestand der christlichen Botschaft und der ist konkret, geschichtlich, menschlich und darin zugleich göttlich, der ist ganz und gar irdisch und darin himmlisch.

Sich für aufgeklärt haltende Menschen neigen dazu, die angeblich noch immer unaufgeklärten, einem Reliquienkult anhängenden Menschen zu belächeln. Karl Rahner, einer der ganz Großen in der Theologie des 20. Jhs., einer, der so abstrakt denken konnte, dass er damit viele junge Theolog(inn)en abhängte, hat aber schon vor vielen Jahrzehnten hellsichtig bemerkt: Auch die großen abstrakten Philosophien, die scheinbar so ganz auf Konkretionen und Handgreifliches oder Augenfälliges verzichten können, sind doch nur abgeblasste Mythologeme. Wir alle brauchen die Anschaulichkeit und den inhaltlichen Mehrwert, den Bedeutungsüberschuss, der in allen Narrationen steckt. Wir alle brauchen das Pack-Ende und das Packende des Konkreten, um zum Abstrakten vorzudringen. Wir alle brauchen die Handreichung des Anschaulichen, um eine Ahnung vom Unanschaulichen zu erhalten. Wir alle brauchen das Sich-Zeigen im Endlichen, um einen Schimmer vom Unendlichen, eine Ahnung von Gott zu erhaschen.

Jetzt sind diese konkreten, geschichtlichen, menschlichen und menschlich allzu menschlichen Erinnerungsstücke für sieben Jahre wieder eingepackt. Wenn wir aber mit der christlichen Botschaft vom geerdeten Himmel, mit unserem Glauben an den Mensch gewordenen Gott an unseren Arbeits- und Ausbildungsplätzen, in unseren Beziehungen, Ehen und Familien nicht auspacken, dann können wir nicht nur diese textilen Heiligtümer ein für alle Mal einpacken und eingepackt lassen, dann können wir auch als Christ(inn)en einpacken. Also nach dem Einpacken bitte auspacken und anpacken, d.h. Zeugnis geben, und zwar mit Wort und Tat.

Geist und Leben 2/2015

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