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Das Enthauptungstuch Johannes des Täufers

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Das als Enthauptungstuch Johannes des Täufers verehrte Tuch ist ein von allen vier Seiten umsäumtes, rechteckiges Tuch. Es besteht aus feinem Leinendamast. Von der Größe her ist es eher als das Grabtuch des enthaupteten Täufers anzusehen; denn es misst 282,2 mal 131,5 cm. Es ist auch erst seit dem 15. oder gar 16. Jh. als große Tuchreliquie belegt. Sein Aufbewahrungsort ist der Aachener Dom. Die Enthauptung Johannes des Täufers, der in der christlichen Tradition als Vorläufer Jesu gilt, und sein Begräbnis werden in Mk 6,17–29 berichtet. Von einem Begräbnis- oder Enthauptungstuch ist da jedoch nichts zu lesen.

Was wäre, wenn es das, worauf das Enthauptungstuch Johannes des Täufers hinweist oder hinweisen soll, nicht gäbe, nämlich den Menschen im Widerstand gegen die Zügellosigkeit, gegen die Lüge oder gegen die Willkür der Macht? – Der Mensch wäre ohne das ein ganzes Leben einfordernde, existenzielle Bekenntnis zur Wahrheit und zur Gerechtigkeit. Da riskiert mit Johannes einer Kopf und Kragen für seine religiöse und ethische Überzeugung und wird quasi als gruseliger Partygag zum Schweigen und zur Strecke gebracht. Dazu ist ein Mensch fähig, gottlob nicht nur wie die Selbstmordattentäter zum Unheil anderer, sondern gerade auch zur Wahrung der Wahrheit und zum Heil der Heillosen sein ganzes Leben, seine ganze Existenz in die Waagschale zu werfen und einzusetzen. „Und setztet ihr nicht das Leben ein, nie wird euch das Leben gewonnen sein.“ So dichtete Friedrich Schiller in seiner Wallenstein-Trilogie. Oder anders formuliert: Dem Menschen ist sein Leben nichts mehr wert, wenn ihm nicht irgendetwas oder irgendwer mehr wert ist als sein Leben.

Geist und Leben 2/2015

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