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Fazit

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Wenn Religion Selbstauslegung von Selbstbewusstsein ist, die das Subjekt in der Absicht unternimmt, mitsamt seiner antagonistischen Grundverfassung zu einer Eindeutigkeit seiner Selbstverständigung zu kommen, im Wissen, dass das nur im Horizont eines unverfüglichen Grundes möglich sein wird, dann kann das selbstbewusste Subjekt in der christlichen Botschaft vom menschgewordenen Gott, also vom Einmaligen, das sich im Einzelnen kundgibt, die vollständige Realisierung der von ihm selbst gesuchten Eindeutigkeit an seinesgleichen wiedererkennen. Voraussetzung dafür ist, dass dieses einzigartige Subjekt von seinen Zeitgenossen so wahrgenommen und dass von ihm später so erzählt wird, dass sein Daseinsvollzug begründet als Ausdruck der absoluten Authentizität seines Menschseins verstanden werden muss – eine Authentizität, von der für jedes nach Selbstverständigung ausgreifende Ich ja notwendigerweise aus Selbstbewusstsein feststeht, dass sie nur über die vollständige Präsenz des Einmaligen in etwas Einzelnem zustande kommen kann.

Eine Gestalt nun, die ihre absolute Authentizität im Medium ihrer eigenen Subjekt-Personalität, also im Modus selbstbewussten Menschseins selbst glaubwürdig macht, muss für den bewussten Betrachter gemäß eigener bewusster Selbsterfahrung in singulärer Beziehung zu jenem die Subjekt-Personen tragenden Grund stehen, der „theologisch“ Gott genannt wird. Und gleichermaßen wird eine solche Gestalt per se jede mit wirklicher Selbstverständigung befasste, zumindest um sie bemühte Subjekt-Person motivieren, auf reale Weise mit ihr sich zu verbinden, in der Hoffnung, durch sie auch selbst an jener Authentizität zu partizipieren. Umgekehrt hat solche Kommunizierbarkeit der Authentizität als deren Wahrheitsbeweis zu gelten. So setzt Glaube ein, der sich auf Gründe stützt, weil das Ich die von der Gestalt Jesu ausgehende Botschaft kraft seiner eigenen Verfasstheit und ihrer unhintergehbaren Ansprüche als wahr zu identifizieren vermag. Anders gewendet: Das unterscheidend Christliche schlechthin besteht in der radikalen Konzentration alles von der menschlichen Selbstvergewisserung angetriebenen Suchens und Ahnens in der und auf die Subjektivität eines menschlichen Individuums: Jesus von Nazareth. An ihm, wie er qua Gestalt begegnet, und nur an ihm muss christlicher Glaube seinen Anhalt finden. Aber auch: An ihm kann der Glaubende diesen Anhalt mit Gründen finden, weil |102|der Anspruch dieser Gestalt im Medium des ihr Ureigensten, ihres Selbstbewusstseins, ergeht. Wenn wir den Anspruch des Wirklichen und Möglichen nur im Echo unserer Antwort vernehmen, so koinzidieren im Fall der Begegnung des Subjekts mit der Gestalt Jesu Gehalt der Antwort und Gehalt des Anspruchs.

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