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Im Einflussbereich der Großmächte

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Die ältere Metallzeit endete etwa 300 u. Z., also nach eisenzeitlicher Datierung zum Zeitpunkt der jüngeren, römischen Eisenzeit (200–400). Die Bezeichnung rührt vom Römischen Reich her, das sich bis über den Rhein ausgedehnt hatte und dessen kultureller Einfluss sogar bis nach Skandinavien reichte. Dank dem Handel Roms und seiner Provinzen herrschte ein großer Bedarf an Pelzen und so kamen im Gegenzug bis heute erhaltene eiserne Waffen und Werkzeuge, bronzene Schmuckstücke und die verschiedensten sonstigen Luxusartikel wie Tuch und Wein nach Finnland.

Die eisenzeitliche Besiedlung des Binnenlandes zu skizzieren wird im Vergleich zu früheren Zeitabschnitten dadurch erschwert, dass die Verwendung von Keramik abnahm oder sogar ganz aufhörte. Anstelle von Tongefäßen benutzte man nämlich langlebige, leicht transportable und feuerfeste Kupfertöpfe, die durch den Handel ins Land kamen.

Um 400 u. Z. setzte im südlichen Europa die sogenannte Völkerwanderungszeit ein, der die nach einem fränkischen Herrschergeschlecht benannte Merowingerzeit folgte (600–800). Die Slawen erweiterten zu dieser Zeit ihren Einflussbereich im Osten und der Verkehr auf den Flusswegen von der Ostsee bis nach Byzanz wurde zunehmend lebhafter. Die Verstärkung des Handels förderte auch immer mehr das Städtewesen. Die Merowingerzeit endete 800 mit dem Beginn der Wikingerzeit, die bis 1025 andauerte. Diese Bezeichnung rekurriert auf die Handels- und Beutereisen, die die Skandinavier mit ihren seefesten Schiffen bis weit in den Westen, Süden und Osten führten; die gewaltsamsten dieser Fahrten begründeten den kriegerischen Ruf der Wikinger. Die Schließung der östlichen Schifffahrtswege in unruhigen Zeiten ließ den Handel sich weitgehend in den Westen verlagern. Der letzte Abschnitt der eisenzeitlichen Vorhistorie, die Kreuzzugszeit, beginnt 1025 und währt bis 1300. In diesen Jahrhunderten stieg die Bedeutung des zur Ostkirche gehörenden Novgorod. Ihren Namen hat die Epoche von den drei von Schweden aus nach Finnland geführten Bekehrungs- oder Kreuzzügen erhalten, mittels derer die gemeinsamen Bestrebungen der schwedischen Krone und der römisch-katholischen Kirche verwirklicht werden sollten.

Das finnische Binnenland war über Jahrtausende Kreuzungsbereich östlicher und westlicher Kultureinflüsse. Die Kontakte der Jagdgemeinschaften erstreckten sich während der Steinzeit und bis in die frühe Metallzeit hinein hauptsächlich nach Osten, aber zur Wikingerzeit trat hier eine Änderung ein, als sich die Bedeutung Westfinnlands und der Provinz Häme festigte. Die Zahl der eisenzeitlichen Einzelfunde verdreifachte sich und die Gräberfelder wurden in der Wikinger- und Kreuzzugszeit allgemein üblicher. Diese Erscheinung ist vor dem Hintergrund des Übergangs von einer vor allem auf die Sicherung der eigenen Ernährung ausgerichteten zur kommerziellen Nutzung der Wildmark zu sehen, der durch den internationalen Pelzhandel verursacht wurde. Soll man anhand von Altertumsfunden eine Aussage zu der Zeit treffen, wann die für das 16. Jahrhundert dokumentierten Besitzrechte an Einödbesitz im binnenländischen Häme geschaffen wurden, kommt eben die Wikingerzeit in Frage, als der Handel im Ostseegebiet lebhafter wurde und die ersten Städte in Skandinavien gegründet wurden.

Die handelsorientierte Nutzung der Wildmark bedingte ein Ineinandergreifen von Produktbeschaffung und Weitervermittlung. Auch die Produktionsmittel, mithin die Fanggeräte wie auch die Fortbewegungs- und Transportmittel, entwickelten sich und durch den Handel kamen die verschiedensten neuen Waren und Luxusgüter ins Land. Die Jäger brauchten leichte, schmale und flache Fahrtenboote, die eine Beplankung in Klinkerbauweise erhielten und deren Verbindungen ohne Nägel und Nieten durch Wurzelstricke gewährleistet wurden. Die Winterfahrzeuge wurden gleichfalls effektiver, so verwendete man statt der zweikufigen Schlitten nun nach dem Bootsprinzip gefertigte Ackjas, also einrumpfige Rentierschlitten. Als Jagdgeräte dienten verschiedene Fallen und Speere sowie als effektive Neuheit die aus dem Osten übernommenen, aus mehreren Holzstücken verleimten Bogen und Pfeile. Die Jagdbeute tauschte man bei Händlern in Waffen und Schmuck, dessen Bedeutung und Botschaft die Geschäftspartnerschaft besiegelte.

Die kommerzielle Fangtätigkeit des Jägervolkes war in erster Linie auf Pelztiere gerichtet. Welche Rolle andere Handelswaren spielten, ist schwer zu beurteilen. Neben dem als Medizin verwendeten Bibergeil werden in alten Volksdichtungen etwa Jagdfalken erwähnt, die ein wertvolles Exportgut gewesen sein könnten. Dafür zahlte man nämlich an der Wende von der Merowinger- zur Wikingerzeit in Europa 12 Solidi, was viel war, weil zum Beispiel eine Kuh 1–3, ein Pferd 7 und ein Schwert mit Scheide ebenfalls 7 Solidi kostete! Die wertvollen Pelze und anderen Jagdprodukte tauschte man in den größeren Dörfern bei Bauernhändlern ein, die sie weiter in ferne Länder brachten. Anfangs trafen sich Produzenten und Kommissionäre nur von ferne, später führte der verstärkte Handel zur Gründung von Handelsplätzen, die von Knechten der Handel treibenden Bauern betreut wurden und sich allmählich zu Dörfern auswuchsen, deren Einwohner wiederum zu neuen Händlern mit eigener Kundschaft wurden. Die zahlreichen Naturwiesen der Einödgegenden und die durch Schwenden entstandenen Weideländer ermöglichten die Haltung relativ großer Viehherden. So verschob sich der Schwerpunkt des Erwerbs mit der Zeit langsam von der Jagd- zur Landwirtschaft. Im nördlichen Finnland fand eine solche Verschiebung der Erwerbsmöglichkeiten stufenweise erst in historischer Zeit statt.

Für die Kreuzzugszeit lassen sich in Finnland drei Großräume ausmachen: Westfinnland, Häme und Ostfinnland oder Savo-Karelien. In der Provinz Häme bildeten die Landstriche im Bereich des Sees Päijänne eine Grenzscheide zwischen Ost und West, denn sie wurden sowohl von den Bewohnern von Häme als auch von den Savo-Kareliern genutzt. Die Entstehung der Schwendkultur in Savo beruhte auf der Aneignung einer neuen Brandtechnik aus dem Osten, die auch das Schwenden dichter Nadelwälder ermöglichte. Der weiter verbesserte Feldanbau trug maßgeblich zum Anwachsen der Bevölkerung und zur Neubesiedlung bei.

Mit der steigenden wirtschaftlichen Bedeutung ging auch eine Stärkung der politischen Position des Landes einher. Gegen die gewaltsamen Expansionsbestrebungen der Großmächte der Zeit, Schweden, Dänemark und Nowgorod, sowie der Kirchen von Rom und Konstantinopel versuchten sich die Dörfer zu schützen, indem sie an günstigen Stellen auf schroffen Hügeln und Bergen vorzeitliche Befestigungen anlegten. Hier konnten wie bei den Burgen in der Nähe besiedelter Städte auch kaufmännische Aktivitäten ausgeübt werden und die umliegenden Dörfer mit ihren Handel treibenden Bauern hielten hier Märkte ab. Obwohl die frühen Festungsanlagen schon am Ende der Eisenzeit errichtet wurden, blieben sie zur Sicherheit der Dörfer und ihrer Bewohner bis lange ins Mittelalter erhalten.

Durch Vermittlung des Handels ergab sich schon vor den Kreuzzügen nach Finnland eine Berührung mit dem Christentum, und alte wie neue Gottheiten existierten im Denken der Gläubigen lange Zeit in friedlichem Einvernehmen. Die Kreuzzüge gelten allgemein als das Ende der vorhistorischen Epoche, es beginnt die erste Periode der historischen Zeit, das Mittelalter. Es bleibt aber festzuhalten, dass diese Phase im mittleren, östlichen und nördlichen Finnland keineswegs gleichzeitig eingesetzt hat, obwohl man in den Kerngebieten im Westen und Süden neue heilige Plätze anzulegen begann und neue Festtage hier bald die alten ersetzten, während zugleich die Verwaltung und die Besteuerung erneuert wurden. Mithin muss die Historie der einzelnen Gebiete bis in die Neuzeit hinein mit archäologischen Methoden weiter untersucht werden.

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