Читать книгу Tante Daffis Haus - Hannah Opitz - Страница 7

Beziehungskrach

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Luna und Elias waren sich am nächsten Morgen noch immer nicht so ganz sicher, was sie denn nun von all dem halten sollten. Neugierig beobachtete Luna Elias, wie er seufzend vom Bett aufstand und sich seine Sachen zusammensuchte, um sich wieder anzuziehen.

Als er wieder komplett angezogen vor ihr stand und sie ihn mit großen Augen anschaute, meinte er: „Es – es tut mir wirklich schrecklich leid, aber ich fürchte, ich muss jetzt gehen!“

„Ach, aber wieso denn?“, wollte Luna schmollend wissen, „So spät ist es doch noch gar nicht!“

Er lachte erbittert auf. „Ja, aber stell dir mal vor, was los ist, wenn die Erwachsenen das rausfinden! Auch, wenn dein Vater mich scheinbar mag, musst du bedenken, dass mein Vater – auch, wenn er sich inzwischen etwas geändert hat – noch immer eher gegen deinen Vater als König ist. Wie sieht das denn aus, wenn ich jetzt plötzlich als dein Freund dastehe? Da wird doch jeder gleich misstrauisch werden! Am Ende denken alle noch, ich hätte mich nur an dich rangemacht, um – um – ach, um König zu werden!“, erklärte er traurig.

„War es denn so?“, erwiderte sie und baute sich im Bett vor ihm auf.

„Nein!“, sagte er kopfschüttelnd und betrachtete sie dahinschmelzend.

„Also warum sollten sie dann denken, dass es so war?“, fragte sie.

Er zuckte mit den Achseln. „Keine Ahnung. Du weißt ja, das Gerede. Mal ganz davon abgesehen – es gehört sich nicht, dass eine Prinzessin einen so gewöhnlichen Werwolf wie mich – jetzt mal ehrlich – Luna, Liebste, du verdienst doch etwas Besseres als mich!“, behauptete er.

„Und? Ich will aber niemand Anderes! Ich will dich! Jetzt – komm wieder ins Bett, ja?“, bat sie ihn mit großen Augen.

Er seufzte. „Ich will ja auch nichts Anderes!“, erklärte er, als er wieder auf das Bett krabbelte, „Was denkst du, warum ich unbedingt Bodyguard werden wollte?“

Sie lachte leicht. „Damit du jeden Tag bei mir sein kannst? Damit wir uns mal wieder ordentlich fetzen können?“, fragte sie und begann, seinen Kopf zu kraulen.

Er nickte. „Ja, genau deshalb. Ich würde niemals zulassen, dass dir einer wehtut. Ich liebe dich!“, erklärte er und sog gierig ihren Duft ein, den er noch durch die Decke hindurch riechen konnte.

„Ich liebe dich auch! Aber – was sollen wir denn tun? Verheimlichen ist doch doof!“, erwiderte sie.

„Ja, ich weiß. Aber bedenke, was dein Vater meinte“, erinnerte er sie.

Sie seufzte. „Stimmt. Die Genugtuung würde ich ihm niemals gönnen. Also – machen wir weiter, wie bisher?“, wollte sie wissen.

„Wieso nicht? Wir erzählen einfach niemandem so richtig davon, es sei denn, jemand fragt uns direkt danach. Dann kann uns niemand sagen, wir wollten etwas verheimlichen. Mmmh“, genüsslich verwandelte er sich in seine Wolfsgestalt und sie kraulte ihn nun auch zwischen den Schulterblättern.

Sein Fell war rau, aber irgendwie hatte es etwas Beruhigendes. Sie gab ihm einen Schmatzer auf die Stirn. In diesem Moment ging die Tür zu ihrer Wohnung auf. Erschrocken zog sie ihre Bettdecke hoch.

„Hallo Darling!“, wurde sie begrüßt.

„Ed?“, fragte sie verwirrt, „Was – was machst du denn hier?“

Elias blickte hoch. Er knurrte leicht.

„Ganz ruhig, das mach ich schon, kein Problem, ich muss nur eben mit ihm Schluss machen!“, flüsterte sie ihm kaum hörbar ins Ohr.

„Hast du was gesagt, Liebes?“, wollte ihr Noch-Freund wissen.

„Ja, ich habe mit ihm hier geredet!“, erklärte sie matt lächelnd.

„Überhaupt – seit wann hast du einen Hund?“, hakte Edmund irritiert nach.

„Oh, das ist kein“, Luna wurde von einem vorwurfsvollen Blick seitens Elias unterbrochen. „Ach so! Ja, seit gestern Abend“, antwortete sie stattdessen.

Edmund sah sie zweifelnd an. „Und wo hast du ihn her?“, wollte er wissen.

„Aus einer Bar“, antwortete Luna brav.

„Aha“, machte ihr Freund. „Und wem gehört der Hund?“, wollte er wissen.

Sie zögerte. „Was machst du überhaupt hier?“, lenkte sie dann vom Thema ab.

„Ich? Was für eine Frage! Ich kann dich doch unser Einjähriges schlecht alleine feiern lassen! Also komme ich her und ich sehe – deinem Outfit nach zu urteilen, scheinst du mich wohl erwartet zu haben!“, stellte er erstaunt fest und betrachtete sie.

Luna schluckte. Elias knurrte leicht, doch sie streichelte ihm beruhigend den Kopf.

„Was ist das eigentlich für ein Hund? Ein Irischer Wolfshund, oder warum ist der so groß?“, fragte Edmund weiter nach und kam langsam auf sie zu.

„Edmund, ich muss mit dir reden!“, stellte Luna klar, noch bevor er das Bett erreicht hatte.

„Oh. Aha, das hört sich nicht gut an“, stellte er fest.

Sie nickte. „Ich denke nicht, dass das mit uns so weitergehen kann“, erklärte sie ernst.

„Und woran liegt es? Weil ich so selten da bin?“, wollte er wissen und sah sie wehleidig an.

Sie schüttelte den Kopf. „Nein.“

„Weil ich deinen Geburtstag vergessen habe?“, war seine nächste Vermutung.

Sie überlegte. Doch dann schüttelte sie wieder den Kopf.

„Was ist es dann?“, wollte er wissen.

„Ich – liebe einen Anderen“, erklärte sie bestimmt.

„Einen – Anderen? Wen? Kenne ich ihn?“, tobte er sofort los.

Luna schüttelte ruhig den Kopf.

„Dann – bitte – noch ein letzter Kuss!“, bat er sie.

„Ach, na gut, komm her!“, meinte sie seufzend und ließ zu, dass er gefährlich nah an sie herankam und begann, sie zu küssen.

Erst auf den Mund, dann glitten seine Küsse langsam zu ihrem Hals hinunter. „Wo ist dieser Kerl jetzt eigentlich?“, wollte er wissen.

Elias knurrte, doch Edmund ließ sich davon nicht beeindrucken.

„Och, ganz in der Nähe“, erwiderte sie nur und ließ es geduldsam über sich ergehen.

Doch dann spürte sie, wie sich etwas in ihren Hals bohrte – jetzt versuchte er also, ihr das Blut auszusaugen. Luna spürte, wie ihr Blut ihr in die Augen schoss. Elias sah sie ängstlich an, wollte Edmund an die Kehle springen, doch Luna drückte ihn sanft in ihren Schoß.

Ihre Augen verfärbten sich blutrot und ihre Eckzähne schossen in die Länge. Sie merkte, wie Elias unruhig wurde.

Als Edmund fertig war, meinte er triumphierend: „Jetzt gehörst du mir!“

„Wieso? Bist du ein Urvampir, oder was?“, erwiderte Luna ruhig und sah ihn mit ihren roten Augen an.

„Hä? Was? Nein, aber – ich meine – was?“, er war sichtlich irritiert.

Sie dachte kurz nach, dann fragte sie: „Sag mal, wieso hast du eigentlich so lange damit gewartet?“

„Was – meinst du? … Ach so! Naja – eigentlich wollte ich so lange damit warten, bis du eine ausgewachsene Hexe bist – aber unter diesen Umständen – Moment mal! Woher weißt du diese Sache mit dem Urvampir? Hat dir deine Mutter das beigebracht?“, wollte er wissen.

„Hm, ja, so in etwa. Nein, ich glaube, es war meine Großmutter. Sie meinte damals zu mir: Kind, pass auf, dass du niemals von einem Urvampir gebissen wirst! Wenn es ein Vampir ist, der von einem Urvampir gebissen wurde, dann ist das nicht so schlimm, dem kannst du untreu und ungehorsam sein, so viel du willst. Ist es aber ein Urvampir, dann kannst du dich seinem Willen nur beugen. Bist du jetzt also ein Urvampir oder nicht?“, erzählte sie.

„Nun – mein Vater war einer. Meine Mutter – keine Ahnung!“, antwortete er, noch immer irritiert, „Aber du müsstest doch trotzdem jetzt unter meinem Bann sein, oder?“

„Nun – nein. Weißt du, meine Mutter, die war mal mit einem Urvampir zusammen. Henry sowienoch. Mann, hatte der Schiss vor mir! Ha, ich konnte den Kerl nicht ausstehen! Würde mich nicht wundern, wenn das dein Vater wäre!“, erzählte Luna kopfschüttelnd.

„Henry McKellen. Und ja, er ist mein Vater!“, bestätigte Edmund erstaunt.

„Ja... Uh! Wenn ich mir vorstelle, dass du mindestens doppelt so alt bist, wie ich! Igitt! Ich frage mich ja immer wieder, wie meine Mutter das verkraften kann, dass all ihre Geschwister mindestens zehn – oder waren's zwanzig? – Jahre älter sind, als sie. Das muss doch schrecklich sein, so alt zu sein!“, meinte sie angewidert.

„Moment mal, Moment mal – stopp! Heißt das – deine Tanten und Onkel sind alle Vampire?“, schlussfolgerte Edmund korrekt.

Luna nickte. „Ja. Nur meine Mama ist eine Lebendgeborene. Und mein Großvater ist Gregor Friedjofsen, den solltest du ja kennen. Im Übrigen auch ein Urvampir. Und da ich gewissermaßen noch etwas unter seinem Bann stehe, kannst du mir nichts anhaben!“, behauptete sie.

„Tja, das werden wir noch sehen!“, erwiderte er und stand auf. Während er im Zimmer auf und ab ging, hielt Luna kurz die Zeit an, schob sich ganz vorsichtig unter Elias weg, sammelte ihre Anziehsachen auf und zog sich an. Dann ließ sie die Zeit wieder weitergehen.

„Ah!“, schrie Edmund entsetzt, als sie auf einmal komplett angezogen hinter ihm stand.

„Ist was?“, fragte sie ruhig.

„Wie – wie hast du das gemacht?“, fragte er verwirrt.

Auch Elias blickte verwirrt auf.

„Ach, Zauberei!“, erwiderte sie gelassen und betrachtete ruhig ihre Fingernägel.

Edmund ging etwas auf Abstand. Dann meinte er: „Pass mal auf! Und ob ich dir noch etwas antun kann!“ Schon raste er auf sie zu.

„Was soll ich tun, was soll ich tun?“, fragte Luna sich verzweifelt.

Elias konnte scheinbar ihre Gedanken lesen, da er keine Sekunde später direkt vor ihr stand und rief: „Deo protegente!“ Schon flog Edmund durch die Luft.

„Merke“, wandte Elias sich wieder an Luna: „Der Spruch funktioniert auch bei Untoten!“

Luna nickte. „Das wollte ich doch gerade eben sagen!“, erklärte sie eisern.

„Und warum hast du es nicht gesagt?“, wollte Elias vorwurfsvoll wissen.

„Na, wozu habe ich denn einen Bodyguard?“, erwiderte sie.

Er stöhnte auf. „Wenn du nicht anfängst, dich selbst zu verteidigen, wirst du auch immer einen haben oder sogar brauchen!“, erklärte er ernst.

„Wer sagt denn, dass ich dich so schnell loswerden will? Außerdem – ich steh drauf, wenn du mich verteidigst!“, behauptete sie und schaute ihn ganz kokett mit ihren roten Augen an.

„Verdammt, bist du heiß mit diesen Fangzähnen!“, stellte er fest und küsste sie sofort.

Schon ging die Tür auf. „Luna? Wir wollten nur mal – oh, was ist denn hier los?“, fragte Dellis verwirrt, als er und Clema durch die Tür traten.

Elias hatte schon längst von Luna abgelassen, als wäre nie etwas zwischen ihnen passiert. Die Aufmerksamkeit ihrer Eltern richtete sich aber auch eher gegen Edmund.

„McKellen!“, stellte Clema sofort fest und schon verfärbten sich ihre Augen rot. Sie fauchte. „Lass meine Tochter in Ruhe!“, zischte sie bedrohlich.

Auch Edmund fauchte. Dann beruhigte er sich etwas und drehte sich zu Luna um.

„Überhaupt – wo kommt der Typ schon wieder her?“, wollte er verwirrt wissen.

Luna grinste. „Der? Ach, das ist mein Leibwächter, den hat mein Vater mir rund um die Uhr zur Verfügung gestellt!“, erklärte sie.

„Wieso brauchst du einen Bodyguard?“, hakte Edmund nach.

„Ich bin eine Prinzessin, wusstest du das nicht?“, erwiderte sie gespielt vorwurfsvoll.

Er starrte sie an. „Was für eine Prinzessin?“, hakte er verwirrt nach.

Sie grinste nur.

Elias knurrte.

Edmund verstand. „Oh, oh, das tut mir aber leid!“, meinte er dann mit verzogenem Gesicht, „Ich meine – Moment mal – ich dachte immer, Werwölfe könnten sich nur einmal im Leben verlieben! Und – wäre dann nicht ich deine Wahl gewesen?“

„Äh – nein, wie kommst du darauf? Du warst nur ein Lückenbüßer! Mal davon abgesehen – in wen ich verliebt bin, das geht dich nach der Nummer vorhin nun überhaupt nichts mehr an!“, behauptete Luna.

„Elias, bring ihm fliegen bei!“, befahl ihr Vater, nachdem er bemerkt hatte, dass seine Frau Edmund liebend gerne zu einem Vampirkampf aufgefordert hätte – aber diese Kämpfe dauerten sehr lange und diese Zeit war er nicht bereit, aufzubringen.

Sofort verwandelte Elias sich grinsend zurück in seine Wolfsgestalt.

„Ach, deshalb meintest du, er sei kein Hund!“, stellte Edmund erstarrend fest und machte einige Schritte zurück.

Elias setzte zum Sprung an und schon war Edmund in seiner Fledermausgestalt hinaus geflattert.

„Uh! Verbrennt er nicht in der Sonne?“, wollte Luna mitleidig wissen.

„Ach, wo denkst du hin? Vampire haben zwar eine sehr empfindliche Haut, aber sterben tun sie von bloßem Sonnenlicht doch nicht!“, erwiderte ihre Mutter vorwurfsvoll.

„So – hast du deine Sachen schon gepackt? Hier bleiben würde ich an deiner Stelle nämlich nicht! Immerhin war hier dieser Vampir schon drin – und du weißt ja – sie können ein Haus oder eine Wohnung nur betreten, wenn sie hineingebeten wurden!“, erklärte ihr Vater.

„Ja, Papa, ich weiß. Gib mir 'ne Sekunde, ja?“, fragte sie. Für alle Anderen stand sie im nächsten Augenblick auch schon mit gepackten Koffern da.

„Schön, dass du diese Fähigkeit wenigstens effektiv einsetzt!“, bemerkte ihr Vater. Man konnte nicht heraushören, ob es Ironie war. Dann fuhr er fort: „Ich schlage vor, du wohnst die nächsten Tage erst einmal bei uns, bis dein Zimmer im Studentenwohnhaus fertig ist. Deine Freundin werden wir auch dort einquartieren, ich nehme an, das wird dich nicht stören. Oh, ich habe dich übrigens bei den Präfekten eingetragen, du solltest dich ja noch bestens auskennen.“

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