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NOx ist kein Problem

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Eine kurze Faktensammlung in fünf winzigen Schrittchen und einem Resultat, sprich: Conclusion.

1. Die Technicians

Zwei Monate hatte Mike Maier mit seinen Kollegen den neuen Dieselmotor auf dem Prüfstand in allen Betriebsvarianten durchgeprüft. Kaltstart, Halblast, Volllast, mittlere Drehzahl, hohe Drehzahl, rasche Lastwechsel, die Intensität der Abgasrückführung, alle halbwegs sinnvolle Betriebsvarianten waren durchgespielt. Das Ziel: Maximale Abgasreinigung in Bezug auf Russ und NOx. Die Belastung von Katalysatoren in unterschiedlicher Größe war durchgetestet. Jetzt wussten er und seine Kollegen was für blitzsaubere Dieselabgase notwendig war. Wie sich der Verbrauch entwickelte, bei Treibstoff und Harnstoff, der die Stickoxide, das NOx zerstörte, wie die Temperaturkurve des Katalysators verlief, wann Grenzen erreicht waren, die eine Motordrosselung erforderte, um nicht Motor und Katalysator zu überfordern. Wann der Russfilter zu verstopfen drohte und wie dessen Reinigung zu organisieren war. Die dazugehörige Powerpoint-Präsentation war fertig.

Sein Chef, von Gerwitz, wartete auf die Zusammenfassung. Er war schon länger im Geschäft, Mike kam dagegen frisch von der Uni Aachen, der renommierten Uni für Maschinenbau. Mike war zum Präsentationstermin mit Laptop und seinem reich gefüllten Leitz-Ordner erschienen und begann zu erklären. Von Gerwitz war beeindruckt von der Zahl der Daten und der potentiell möglichen Sauberkeit des Abgases.

"Wenn wir das in die Praxis umgesetzt haben, wird das der sauberste Diesel der Welt, da werden unsere Konkurrenten ganz schön blass aussehen", meinte er.

Mike wies auf einige Randparameter hin, die zu beachten waren: "Also bei einem Kaltstart müsste der Katalysator elektrisch vorgeheizt werden, um sehr rasch eine gute Stickoxidentfernung zu garantieren."

"Mm, das wird ein Problem", erklärte von Gerwitz, "upper management, also die höheren Chargen, sind nicht bereit eine Wiedereinführung der Rudolf-Diesel-Gedenkminute zu akzeptieren. Ich denke noch gern daran, wie stolz die waren, als das Vorglühen wegfiel!"

"Kann ich mir vorstellen", sagte Mike. "Da ist auch noch das Problem bei schnellen Autobahnfahrten im Sommer. Da wird der Katalysator so stark strapaziert, dass im Grunde die Leistung runtergeregelt werden muss. Sonst geht er kaputt. "

"Und was ist die Alternative?" fragte von Gerwitz, "die Motorleistung abregeln, das geht nun gar nicht! Allein die Vorstellung wegen eines heissen Kats langsamer fahren zu müssen, ist ja schrecklich. Das wird sales oder customer service nie akzeptieren! Die Kunden werden motzen!"

"Meine Idee ist einfach. Wir installieren parallel einen zweiten NOx-Kat, der wird zugeschaltet, wenn die Temperatur zu stark ansteigt. Das könnte über den Verteiler der Abgasrückführung gemacht werden."

"Das könnte gehen", stimmte von Gerwitz zu. Er zögerte etwas, und sagte dann: "Also die Präsentation vor dem großen Planungsgremium werde ich übernehmen, das ist so Usus im Konzern. Der Abteilungsleiter erläutert die Ergebnisse der Entwicklungsarbeiten."

Offensichtlich war ihm diese Aussage unangenehm, denn er erklärte: "Ich bin ja sicher, Sie könnten das, aber im Konzern ist es ein ungeschriebenes Gesetz, dass der Chef das übernimmt!"

Mike nahm es hin. Wenn in dieser grossen Firma etwas üblich war, dann war es schwer zu ändern, das hatte er schon verstanden. Konzerne sind nicht beweglich, da sind zu viele Menschen ängstlich besorgt, ihre Position nicht zu gefährden und Innovation birgt stets das Potential in sich, Positionen sogar überflüssig zu machen!

Report to the board: Die Testreihen auf dem Prüfstand haben hervorragende Resultate in Bezug auf die Abgasreinigung ergeben. Das Abgas verlässt den Auspuff in Bezug auf Feinstaub und Russ deutlich sauberer im Vergleich zu üblicher Strassenluft. Der Motor reinigt die Luft! Die gültigen NOx-Grenzwerte werden deutlich unterboten.

Skandal? Nee, normal!

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