Читать книгу Näher beim Vater - Henk Bruggeman - Страница 10

Das Gebet

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Obwohl viele dieses Gebet auswendig können, schreibe ich es hier trotzdem nochmal für dich auf.

Darum sollt ihr ihnen nicht gleichen. Denn euer Vater weiß, was ihr bedürft, bevor ihr ihn bittet.

Darum sollt ihr so beten:

Unser Vater im Himmel! Dein Name werde geheiligt.Dein Reich komme. Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. [Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.] Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben. Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, so wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben (Mt 6,8-15 LUT).

Nun drängt sich die Frage auf, was eigentlich der wirkliche Sinn dieses Gebets ist. Warum hat Jesus es uns gelehrt? Und warum sind dies Worte, die direkt aus dem Herzen des Vaters kommen?

Nachdem ich es selbst auch noch ein paar Mal gelesen hatte, überlegte ich, ob es etwas gab, das mir wirklich auffiel. Und meine Aufmerksamkeit wurde auf das Wort „unser“ gelenkt. Unser Vater … Ich hatte es schon so oft gelesen, so oft ausgesprochen, doch plötzlich berührte es mein Herz. Jesus spricht hier von seinem Vater, doch ganz von Anfang an macht er deutlich, dass wir daran teilhaben dürfen. Sein Vater will auch unser Vater sein! Überrascht von der Emotion, die in meinem Herzen entstand, hielt ich etwas inne, um diese Wahrheit auszukosten. Aber dann fiel mir gleich danach noch etwas auf. In dem kompletten Gebet wird von uns gesprochen. Es geht also nicht nur um die Beziehung zu Jesus, sondern auch um die Beziehung zu uns als Menschen, als Gläubige. Genauso verhält es sich mit unserem Vater. Er möchte auch unser Vater sein.

Und dann heißt es weiter: „Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.“ In nur fünf Versen wird das Wort „uns“ hier wohlgemerkt achtmal genannt! In unserer individualistischen Welt wäre es passender, wenn wir stattdessen die Wörter „mir“ und „mich“ benutzen würden. „Gib mir, führe mich, vergib mir, wie auch ich …“ Aber das steht da nicht. Da steht „uns“. Und plötzlich sah ich etwas, das mir so noch nie aufgefallen war. Jesus stellt uns unserem Vater vor. Und gleich danach verdeutlicht er, wie wichtig es ist, dass wir zusammen die Familie dieses Vaters sind. Jesus lehrt uns kein auf uns bezogenes Gebet (mein Vater … mein tägliches Brot gib mir heute), sondern legt die Betonung darauf, zusammen der Leib zu sein.

Warum ist das so wichtig?

Hier wird die Basis dafür gelegt, zusammen „Gemeinde zu sein“. In diesem Gebet liegt das Bild von Gemeinde und ihrer gemeinsamen Beziehung mit dem Vater verborgen.

Schauen wir uns dieses wohlbekannte Gebet noch näher an. Ich überspringe für den Moment einen Teil, auf den ich später noch zurückkomme. Das Nächste, worüber ich nachdachte, war: „Unser tägliches Brot gib uns heute …“ Warum ist es Jesus so wichtig, dass wir in diesem Gebet um unser tägliches Brot bitten? Warum Brot? Die Hälfte der Weltbevölkerung isst kein Brot, sondern Reis! Warum nicht zwei unterschiedliche „Vaterunser“, eins für Brot und eins für unsere tägliche Portion Reis?

Wenn ich in meinen Seminaren über das Vaterunser spreche, frage ich, ob es Leute gibt, die dieses Gebet an einem Tag nicht gebetet haben. Es gehen dann immer viele Hände hoch. Aber wenn ich danach frage, ob sie an diesem Tag trotzdem Brot gegessen haben, erhalte ich auch immer eine bestätigende Antwort. Also gibt es Menschen, die um Brot bitten, aber Reis bekommen, und es gibt Menschen, die nicht beten und trotzdem Brot bekommen …

Was für einen Grund hatte Jesus, diesen Abschnitt in sein Gebet für uns aufzunehmen?

Zuallererst denke ich, dass Jesu Ziel nicht war, dass wir nach dem Motto beten: „Sorge bitte für Brot, damit wir leben können.“ Ich glaube auch nicht, dass er sagte: „Bitte ja für Brot, sonst bekommst du nichts …!“ Tatsächlich geht es nicht in erster Linie ums Essen …

Näher beim Vater

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