Читать книгу Zehn Frauen - Hubertus Meyer-Burckhardt - Страница 14

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Welche Gefühle haben Sie, wenn Sie das hören?

Ja, schon sehr sentimentale Gefühle, vor allem auch, weil die Texte so schön sind, die Elke geschrieben hat. Wenn ich es jetzt höre, denke ich wirklich, ich hätte nicht so streng sein müssen mit mir. Es ist doch eigentlich berührend.

Ich habe es gern gehört, liebe Senta Berger. Sie haben vorhin erwähnt, dass Sie auch in Hollywood Opfer sexueller Nötigung wurden beziehungsweise haben Sie es knapp verhindern können, weil Sie schlagkräftig in jeder Hinsicht waren.

Stimmt, und das, was wir jetzt erleben, diese Situation, die durch die Me-too-Debatte erfreulicherweise angestoßen wurde, das könnte eine wirklich wichtige gesellschaftspolitische Diskussion werden. Vielleicht die wichtigste seit den 68ern. Leider spielt sehr viel Voyeurismus mit rein, sehr viel Boulevardisierung, was aber überhaupt nicht das Thema ist. Das Thema ist Macht und Machtmissbrauch, Autorität und Autoritätsgläubigkeit. Und das passiert natürlich gerade in den freien Berufen, in denen Frauen besonders abhängig davon sind, zu arbeiten. Ohne Arbeitsvertrag und ohne Arbeitsschutzverordnung ist dieses Phänomen eben besonders stark zu beobachten.

Nur 5 % der Oscargewinner in der Kategorie Drehbuch sind Frauen. Bei den Filmkomponisten nur 2 %. Bei den Kameraleuten hat bislang keine einzige Frau gewonnen. Haben Sie das Gefühl, dass sich da im Moment wirklich was ändert im Bewusstsein?

Natürlich. Ich glaube nur nicht, dass man es mit einer Quote verordnen kann. Ich habe zwar die Quote unterschrieben, weil ich finde, irgendwann muss man ja mal anfangen und sagen, wir wollen, dass im Vorstand soundsoviele Frauen beteiligt sind, und wir werden dafür auch genügend fähige Frauen finden. In den künstlerischen Berufen ist es schwierig, das zu verordnen. Ich bin auch davon überzeugt, dass sehr viele talentierte Frauen nicht jede Regiearbeit annehmen können, weil ihre zwei Kinder gerade krank sind. Zum Beispiel die wunderbare und von mir sehr verehrte Anke Engelke, die jedes Jahr die Berlinale auf eine geradezu genial komödiantische Art eröffnet. Ich habe sie mal gefragt: „Von wie vielen amerikanischen Produzenten hast du bereits Angebote bekommen?“ Und sie hat gesagt: „Du meinst berufliche?“ „Ja“, sage ich, „berufliche. Wie viele hast du angenommen?“ Sie sagt: „Du, ich konnte leider keine annehmen, weil eines von meinen drei Kindern war immer krank.“ So sieht es aus.

Sie beobachten diese Entwicklung und unstrittig ist, dass Frauen ihren Platz, der ihnen zusteht, mittlerweile in großer Breite einklagen. Wären Sie jetzt gern, ich meine die Frage nicht uncharmant, ein bisschen jünger, um den Erfolg der Frauen begleiten und erleben zu können?

Lieber Hubertus, ich war in den 70ern jung und da waren wir doch schon mal weiter als jetzt. Das ist ja das Verrückte, dass man meint, man hat zwei Schritte nach vorne getan, und dann muss man einen wieder zurückgehen. Aber einer bleibt immerhin. Ich habe die Emanzipation der Frau immer so verstanden, dass man sich nicht gegen den Mann emanzipieren kann, sondern nur mit dem Mann. Darum konnte ich mich in den 70ern emanzipieren, weil ich einen sehr souveränen Mann habe. Du brauchst immer einen emanzipierten Mann, um eine emanzipierte Frau zu sein. Natürlich wäre ich immer gerne jünger. Ich habe eine wahnsinnig schöne Jugend gehabt, war ständig verliebt, hatte ständig dieses Aufbruchsgefühl und die Erwartung ans Leben ist etwas Wunderbares. Das fehlt mir heute ein bisschen.

» Du brauchst immer einen emanzipierten Mann, um eine emanzipierte Frau zu sein. «

Liebe Senta Berger, meine letzte Frage: Sie haben mal in einer Abwandlung des Hermann-Hesses-Zitat gesagt: „Mit der Reife wird man immer jünger.“ Wie jung sind Sie?

Tja, in mir ist sicherlich immer noch das kleine Kind, die Senta aus Wien. Ganz und gar kann man das natürlich nie ablegen. Aber ich bin schon ganz schön alt und ich habe schon ganz schön viel gesehen und erlebt. Man soll nicht undankbar sein und sich nicht jünger wünschen, als man wirklich ist.

Es hat mich sehr gefreut, dass Sie heute mein Gast waren.

Vielen Dank.

Zehn Frauen

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