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Mitte April 2016 - Dubai: Kanzlei von Taib Riad - Ein Treffer

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Kaum war Kasib an diesem Tag in seinem Büro, das er mit drei weiteren Gehilfen teilte, angekommen, schaltete er zunächst seinen Computer an. Wie immer war er der erste an diesem Arbeitsplatz. Er war es aus Zarifa gewöhnt, früh aufzustehen und trotz seines Trainings gelang es ihm spielend eine halbe Stunde vor seinen Kollegen anwesend zu sein. Kasib nutzte die Zeit bis der PC hochgefahren war, um sich einen Kaffee aus der angrenzenden Mitarbeiterküche zu holen.

Er freute sich, dass es ihm mittlerweile gelungen war, sich gut in den Büroalltag zu integrieren. Ehe er den Umgang mit dem Computer gelernt hatte, hatte er Akten kopiert, die Post sortiert, einfache Botengänge erledigt oder sich um die Ablage gekümmert. Schritt für Schritt jedoch arbeitete er sich ein und wurde immer besser. Obwohl er von der eigentlichen Tätigkeit eines Anwalts keine Ahnung hatte, weil ihm das Wissen über die Gesetze fehlte, konnte er einfachere Telefonate mittlerweile eigenständig erledigen. Auch wenn er seine Heimat, seine Freunde und vor allem seinen Vater vermisste, er musste sich eingestehen, dass ihm sein neues Leben inzwischen sogar Spaß machte.

Mit der Tasse in der Hand stellte er sich einige Minuten lang an die große Panoramascheibe und sah auf die Stadt herunter. Nachdem sich die Anwaltskanzlei im obersten Stockwerk des Bürogebäudes befand, hatte man eine herrliche Aussicht von hier oben. Die hervorragend schallisolierten Fensterscheiben ließen nichts vom Verkehr bis ins Innere dringen. Er ließ seinen Blick über das Meer gleiten. Die noch nicht sehr hoch stehende Sonne spiegelte sich auf dem Wasser und tauchte es in allerlei Farben, die Kasib nie für möglich gehalten hatte. Der Tarmane liebte den Ozean, aber als Kind der Wüste hatte er auch gehörigen Respekt vor ihm. So viel Wasser auf einmal beeindruckte ihn mehr als alle von Menschen geschaffenen Gebäude dieser Stadt zusammen. Das Bild der sanft heranbrandenden Wellen beruhigte ihn und schien ihm Kraft zu geben, sein neues Leben immer besser zu meistern. Diese ruhigen Minuten am Morgen halfen dem Tarmanen zudem, sich für den Tag zu wappnen. Er, der die absolute Ruhe der Wüste und den Frieden des großen Tals gewöhnt war, suchte sich bewusst Ruhepunkte, um nicht im Irrsinn des Lebens in Dubai unterzugehen. Wenn er abends nach Büroschluss durch die Straßen schlenderte, konnte er sich nicht satt sehen an all den aufgemotzten, luxuriösen Fahrzeugen. Oft genug beobachtete er achtlose Raser, die sich in teuren Schlitten Rennen lieferten, die mehr kosteten als er wohl jemals verdienen würde. Überhaupt schien diese Art des Wetteiferns hier eine Art Sport zu sein.

Seine Gedanken wanderten zu der attraktiven Engländerin am Empfang, die er soeben begrüßt hatte. Sollte er sich doch einmal einen Grund einfallen lassen, um mit Claudia zu reden? Aber über welches Thema könnte er mit ihr sprechen? In Zarifa hatte er keine Probleme gehabt, mit den Frauen zu reden. Da war es in Grunde egal gewesen, wie er ein Gespräch begann, denn sie waren sofort fasziniert auf ihn eingegangen. Einige seiner Stammesbrüder wiesen ihn lachend auf die Tatsache hin, dass das daran läge, dass sie ihn gutaussehend fänden. Kasib hatte sich nie die Mühe gemacht, näher darauf einzugehen. Auch wenn man dem ehemaligen Krieger seine Überheblichkeit bezüglich seiner Leistung vorwerfen konnte, eitel war er nie gewesen. Da das Kampftraining stets sein Lebensinhalt gewesen war, galten seine Bemühungen seinem Training und nicht Frauen oder Sex. Erst in München waren ihm die oft bewundernden Blicke zum ersten Mal so richtig bewusst geworden. Was daran lag, dass die europäischen Frauen relativ unverblümt mit ihm geflirtet hatten. Er war froh gewesen, dass er aufgrund seiner Tätigkeit als Leibwächter der Scheicha gar keine Zeit gehabt hatte, sich um amouröse Abenteuer zu bemühen. Doch was hielt ihn nun davon ab? Vermutlich wäre es an der Zeit, dass er sich auch in diesem Bereich weiterentwickelte? Kasib nahm sich vor, heute Abend beim Gehen einen Versuch zu wagen – er würde ja sehen, wie Claudia reagierte. Zufrieden über diesen Vorsatz riss er sich lächelnd von der Aussicht am Fenster los. Er musste sich beeilen, wenn er seine morgendlichen Kontrollen durchgeführt haben wollte, bevor seine Kollegen hier eintrudelten.

Also setzte er sich an seinen Arbeitsplatz, öffnete die Programme an dem inzwischen vollständig betriebsbereiten Terminal und tippte die üblichen Suchroutinen ein. Zu seiner großen Überraschung geschah etwas, das ihm in den sechs Monaten seit er hier für Taib Riad arbeitete noch nie passiert war: Das Programm warf einen Treffer aus!

Rayan - Im Licht der Rache

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