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Anfang März 2016 - Alessia: Tahsin - Zu zweit allein

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Während der Professor und die anderen beiden Archäologen im Haus des Scheichs verschwanden, folgte Megan ihrem Begleiter Mehmet, der sie ums Haus herum zu einem Pavillon brachte, neben dem das klare Wasser eines Swimmingpools in der Sonne glitzerte.

„Also ich hatte ja einen Palast erwartet, da hat mich das Haus ehrlich gesagt etwas enttäuscht - aber das hier ist einfach fantastisch!“, rief sie kess und trat an den Rand des Schwimmbeckens. Sie zog ihre Sandalette aus und steckte ihre Zehe in das trotz der Nachmittagshitze kühle Wasser hinein. „Herrlich!“, entzückte sie sich.

„Es freut mich, dass es dir gefällt“, sagte Tahsin und erhob sich von einem Tisch, der zum Verweilen im Schatten des Pavillons einlud. Megan schrak ein wenig zusammen, denn sie hatte ihn vor lauter Begeisterung über das erfrischende Nass nicht gesehen. Als der junge Scheich Megan erreicht hatte, entließ er Mehmet mit einem Blick. Der Mann aus Alessia verneigte sich respektvoll und zog sich wortlos zurück. Erleichtert stellte Megan fest, dass ihr Gastgeber erneut in schlichte Gewänder gehüllt war, diesmal eine schwarze Hose und ein weißes Oberhemd ohne jegliche Verzierungen. So sah er wie ein normaler Junge ihres Alters aus. Das half ihr, weniger befangen zu sein – was genau Tahsins Absicht gewesen war, als er dieses Outfit gewählt hatte.

„Er braucht auch gar keine schnieke Kleidung – er ist so sexy genug“, fuhr es Megan zu ihrer eigenen Überraschung durch den Kopf. Sie dachte an das prächtig verzierte Obergewand und den protzigen Gürtel, den er gestern getragen hatte. Ohne dass sie es verhindern konnte, stellte sie sich vor, wie er wohl unter den Kleidungsstücken aussah – nackt. Sie war sich sicher, dass er alle Jungs aus ihrer Klasse weit in den Schatten stellte. Die Überlegung trieb ihr das Blut ins Gesicht. Sie hoffte inständig, dass man ihr ihre Gedanken nicht ansah.

„Eure Hoheit“, brachte sie mit hochrotem Kopf hervor. Ein wenig stotterte sie dabei, obwohl es doch nur zwei Worte waren.

Tahsin lachte und zeigte seine strahlend weißen Zähne. „Du kannst mich ruhig weiterhin Tahsin nennen“, sagte er und nahm ihre Hand. Er deutete mit einer eleganten Verbeugung einen Handkuss an. „Möchtest du etwas trinken? Einen Tee? Oder etwas Erfrischendes?“, fragte er zuvorkommend. Schnell lehnte die Britin verlegen ab. Zwar hatte sie tatsächlich Durst – doch die Idee mit ihm einfach nur dazusitzen, erschien ihr furchtbar. Über was sollte sie reden?

„Darf ich dich ein wenig herumführen?“, überging er ihre Unsicherheit galant mit einem charmanten Lächeln, das Megan einen angenehmen Schauer über den Rücken jagte. Er hielt dabei ihre Hand ein wenig länger als notwendig fest. „Ähm, ja, gerne …“, stammelte Megan diesmal, während Tahsin fasziniert das helle Blau ihrer Augen bewunderte. „Deine Augen sind wie der Himmel“, entfuhr es ihm, dann biss er sich auf die Lippe.

„Geniale Bemerkung“, schimpfte er sich prompt im Geiste, „sowas von kitschig!“

Doch das schien Megan zum Glück nicht weiter zu stören. Im Gegenteil, sie fühlte sich geschmeichelt. Dann blinzelte sie, um das Gefühl des Surrealen loszuwerden. Wo war der Rebell in ihr hin? Seit wann ließ sie sich von einem Fremden derart einlullen? Und dann ein Handkuss? Wirklich?! Wie abgefahren war das denn bitte? Das würden ihr ihre Freundinnen auf keinen Fall glauben!

Dunkel erinnerte sie sich an einen Kurs mit Benimm-Regeln, den sie widerstrebend im vergangenen Jahr hatte in der Schule absolvieren müssen. Die besagten, dass bei einem korrekt ausgeführten Handkuss niemals die Lippen des Herrn wirklich die Dame berührten. Diese Herausforderung hatte Tahsin perfekt gemeistert. „Wow!“, dachte sie beeindruckt. Aber warum imponierte ihr eine derartige Geste auf einmal? Sie kannte sich selbst nicht wieder! „Du hast dich verknallt“, wurde ihr auf einmal klar. „Aber er ist doch bestimmt jünger als ich?“, fragte sie sich.

„Wie alt bist du?“, platzte sie heraus.

„Ich werde in zwei Monaten sechzehn - dann bin ich offiziell ein Mann!“, war die stolze Antwort.

„Also fünfzehn“, dachte Megan nüchtern. Sie war im Oktober siebzehn geworden, war damit anderthalb Jahre älter. Sie fühlte Enttäuschung - ein jüngerer Freund war in ihrem Alter total uncool. Dann betrachtete sie ihn genauer und kam zu dem Schluss, dass hier wohl kaum die gleichen Regeln galten als daheim. Dieser Junge hier sah umwerfend gut aus. Sein Körper war wohlproportioniert und durchtrainiert - somit wirkte er älter als er tatsächlich war. Zudem war Tahsin ein ganzes Stück größer als sie, obwohl sie mit einem Meter siebzig die Größte ihrer Klasse war –zumindest von den Mädchen. Es käme wohl keine ihrer Freundinnen darauf, dass er noch „so jung“ war.

„Du darfst nicht vergessen, dass er der Sohn eines echten Scheichs ist!“, ging es ihr durch den Kopf.

„Na, zu welchem Schluss bist du denn jetzt gekommen?“, unterbrach Tahsin sie grinsend.

„Wieso?“, fragte sie verwirrt.

„Weil du mich gerade gemustert hast, als wägst du ab, was du von mir halten sollst“, lachte der junge Scheich.

Seine Offenheit trieb Megan erneut die Röte ins Gesicht. „Ich glaube, ich kann dir so weit vertrauen, dass du mich nicht überfällst, während du mich herumführst“, lenkte sie frech von ihren Überlegungen ab.

„Und was würdest du tun, wenn du zu einem anderen Ergebnis gekommen wärst?“, fragte Tahsin mit blitzenden Augen. Mit großen Augen sah Megan ihn an. Beide wussten, dass es eine rhetorische Frage gewesen war, denn im Grunde könnte sie gar nichts tun. Sie erinnerte sich an die Szene bei den Geländewagen, die sie gestern beobachtet hatte. All diese Menschen hatten ohne mit der Wimper zu zucken getan, was ER ihnen befohlen hatte. Dafür hatte er meist noch nicht einmal Worte benötigt. Seine Blicke hatten ausgereicht. Unbewusst sah sie sich um und konnte lediglich Zach entdecken, der sich jedoch in dezentem Abstand hielt. Und ihr wohl kaum zur Hilfe eilen würde. Sicher würde er geflissentlich über jedes Fehlverhalten seines Herrn hinwegsehen.

Erst dieser Gedanke machte ihr bewusst, dass sie quasi mit Tahsin alleine war.

„Er könnte wohl hier mitten am helllichten Tag über mich herfallen, und keiner würde wagen, das in Frage stellen“, fuhr es ihr durch den Kopf. Trotz der Nachmittagssonne bekam sie eine Gänsehaut.


Rayan - Im Licht der Rache

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