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Kapitel 1

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Das brillierende Licht der frühmorgendlichen Sonne blendete Juliennes Augen, als sie sich schläfrig unter ihrer Satindecke rekelte.

Sie hatte am Vortag bis in den späten Abend gearbeitet und nach der umjubelten Aufführung von ‚Was ihr wollt‘ mit ihren Schauspielkollegen gefeiert, so dass sie keine Lust verspürte, aufzustehen.

Die Morgenstunden verstrichen, während die 33-Jährige unter ihrer Decke schlummerte. Gegen Mittag mühte sie sich aus dem Bett, legte sich in die Badewanne. Der Schaum hüllte sie in einen betörenden Rosenduft, während das warme Wasser ihren Körper verwöhnte.

Gedankenverloren stieg sie aus der Wanne, wickelte sich ein Badetuch um den Körper und lief barfuß ins Schlafzimmer, wo sie in ihre nachtblauen Dessous schlüpfte, sich hastig Jeans und T-Shirt anzog.

In der Küche bereitete sie sich Toast mit Preiselbeeren und Kaffee zu, bevor sie in ihr kuscheliges Nest zurückkehrte.

Einige Zeit später kaufte sie die Sonntagsausgabe der Lokalzeitung beim Händler um die Ecke, die sie bei sonnigem Wetter auf dem Balkon las.

Aufmerksam blickte sie auf die Annonce in der Zeitung, die ihr beim Überfliegen der Schlagzeilen ins Auge sprang.

‚Schlossherr sucht die Liebe seines Lebens‘, hieß es in der verschnörkelten Anzeige. ‚Wenn Sie auch noch nicht die große Liebe gefunden haben und selbstbewusst genug sind, sich den Aufgaben einer Schlossherrin zu widmen, melden Sie sich bei Alan Moreau unter der angegebenen Adresse.‘

Julienne fühlte sich innerlich aufgekratzt, der großen Liebe war sie bisher nie begegnet.

Sein Name klang ungewöhnlich, nicht alltäglich. Vielleicht hatte er eine romantische Ader so wie sie. Alan - dieser Name gefiel ihr mit jeder Sekunde besser. Was hatte er für einen Charakter? Wie sah er aus? Julienne sehnte sich danach, mit ihm brieflich in Kontakt zu treten.

Aber was wollte sie eigentlich als Schauspielerin von so einem Mann?

Auf die Verpflichtungen einer Schlossherrin hatte sie wenig Lust. Ihr stand nicht der Sinn nach einem Leben in einem altertümlichen Gemäuer und ermüdenden Partys mit versnobten Adligen.

Sie war mit ihrem Leben zufrieden, wie sie es sich arrangiert hatte. Sie liebte ihre kleine, schick eingerichtete Wohnung im Zentrum der Stadt und den Job auf der Bühne.

Also warum sollte sie einen Mann haben wollen, der in einem Schloss lebt wie Louis XIV, der Sonnenkönig?

Trotz allem suchte sie nach mehreren Enttäuschungen noch immer den Richtigen; und ihre biologische Uhr tickte, das wurde ihr jeden Morgen aufs Neue bewusst, wenn sie in den Spiegel schaute.

Verträumt legte Julienne die Lokalzeitung zur Seite und betrachtete den von Wolken überzogenen Himmel, der durch die Strahlen der Mittagssonne leuchtete.

Es war ihr freier Sonntag, und sie konnte sich den Luxus erlauben, einfach so dazusitzen und nichts zu tun.

Sie hatte also genügend Zeit, um dem geheimnisvollen Schlossherrn einige Zeilen zu schreiben. Das Textstudium für Shakespeares ‚Ein Sommernachtstraum‘ könnte sie auch in die frühen Abendstunden verschieben.

Alan antwortete Julienne nach wenigen Tagen und schrieb ihr offenherzige Briefe. Sie beinhalteten ausführliche Beschreibungen vom Schloss, das sich in Meeresnähe befand.

Er berichtete über seine Vorfahren, die reiche Fabrikanten gewesen seien und das Renaissance-Schlösschen erworben hätten.

Seine finanziellen Mittel wären sehr annehmlich, da er über ein Vermögen verfüge.

Für Julienne hörte sich das zweifelhaft an. Offenbar hielt er sie für naiv genug, ihm seine Lügengeschichte zu glauben.

Dennoch war dieser Mann anders, er machte sie neugierig, sie wollte ihn unbedingt kennenlernen.

Dann könnte sie sich selbst davon überzeugen, ob seine Geschichte der Realität entsprach oder hanebüchener Unsinn war.

Ende Mai verabredeten sie sich nachmittags an der Nordsee, an einem ihrer wenigen freien Tage.

Sie hatten sich gegenseitig ein Bild zugeschickt, damit sie sich nicht verpassen würden.

Nachdem Julienne ihre Tasche gepackt und im Kofferraum des Kleinwagens verstaut hatte, fuhr sie los. Alan erwartete sie.


Entfesselt - Gefährliche Leidenschaft

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