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Kapitel 5

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Todmüde quälte sich Julienne aus dem Bett, nachdem der Wecker sie aus dem bizarren Traum gerissen hatte. Von den seltsamen Bildern völlig ausgelaugt, begab sie sich ins Bad.

Unter der Dusche perlten die lauwarmen Wassertropfen über ihr Gesicht, rannen über ihre nackte Haut. Der aromatische Schaum bedeckte das lange Haar. Verträumt seifte sie ihren Körper ein. Damit der Schaum nicht in den Augen brannte, schloss sie die Lider.

Unmittelbar kam ihr der Traum wieder in Erinnerung. Alan und sie laufen über eine Wiese. Die gleißenden Strahlen der Sonne tauchen die wilden Rosen in ein Meer aus Licht. Alan legt seine Arme um sie, indes er sie anlächelt. Verknallt schaut sie in sein Gesicht. Mit einem Mal wechselt die Perspektive. Sie befindet sich in einem düsteren Raum, durch dessen Fenster nur wenig Licht hineinfällt. Das verwitterte Mauerwerk zeichnet sich von den schmuddeligen Wänden ab. An der von den Fenstern gegenüberliegenden Wand erblickt sie ein Kreuz mit diagonal verlaufenden Leisten. Der Raum scheint für irgendwelche Riten zu sein. Sie will ihn verlassen, rüttelt an der robusten Holztür, fühlt ihre Angst.

Julienne spürte, wie ihre Hände zitterten, als die rätselhaften Bilder in ihrem Gedächtnis vorüberzogen. Symbolisierten diese ihre Furcht vor dem uralten Gemäuer? Oder fühlte sie intuitiv, dass Alan vor ihr ein Geheimnis verbarg?

Nach der belebenden Dusche huschte sie, nur mit Badetuch bekleidet, ins Schlafzimmer und suchte sich für die Proben das passende Outfit heraus.

Es sollte wieder ein heißer Tag werden, und da sie die Elfenkönigin spielte, entschied sie sich für ein Kleid, auf dessen nachtblauem Stoff Blüten in verschiedenen Tönen an ihren filigranen Stilen leuchteten wie eine Wiese in einer mondbeleuchteten Sommernacht.

Farblich darauf abgestimmt legte sie sich ein funkelndes Saphirkettchen um das Dekolleté.

Hastig trocknete sie sich das Haar, blickte dabei flüchtig in den Spiegel. Urplötzlich glaubte sie, Giuliettas Gesicht zu sehen, während sie ihr Spiegelbild betrachtete.

Erschrocken wandte sie sich ab. War sie verrückt? Zur Beruhigung setzte sie sich im Wohnzimmer auf die Couch.

Nachdenklich strich sie über den violetten Samt. Vielleicht war die ganze Aufregung um Alan und sein Schloss zu viel für ihre Nerven. Sie musste sich zusammenreißen, um nicht durchzudrehen.

Bevor sie zu den Proben aufbrach, schminkte sie sich, hastete in die Küche, um sich einen Milchkaffee zu brühen. Damit sie sich nicht den Mund verbrannte, schlürfte sie den heißen Kaffee. Nebenher stopfte sie sich das Play Skript in die Tasche.

Am Theater herrschte eine geschäftige Atmosphäre.

„Hi, Julienne!“, begrüßte sie Henrike, mit der sie seit ihrem Studium an der Schauspielschule befreundet war. In der Komödie spielte sie die Rolle der Hermia.

„Und hast du fleißig gelernt?“, fragte ihre Freundin. „Oder hat dich ein neuer Lover davon abgehalten?“

„Irgendwie beides“, antwortete Julienne vielsagend. „Aber ich hoffe, dass ich den Text so halbwegs draufhabe!“

Die Bühnenbildner vollendeten die Kulisse für den ersten Akt, der im Palast des Theseus spielt, dem Herrscher von Athen.

Abgesehen von Theseus treten weitere Hauptcharaktere auf, das sind Hippolyta, seine Verlobte; Hermia, eine junge Athenerin, der ihr versprochene Demetrius, ein junger Athener, den sie nicht liebt, der sie aber liebt; Lysander, der Hermia liebt und sie ihn, jedoch von ihren Eltern nicht anerkannt wird; und Helena, die in Demetrius verliebt ist.

„Schade, ich habe gleich meinen Auftritt. In der Pause verrätst du mir aber, wer der Glückliche ist!“, rief Henrike, bevor sie zur Bühne eilte.

Der Regisseur gab den Akteuren das Zeichen für den Beginn der Komödie.

„Ein Sommernachtstraum, Erster Akt, erste Szene!“

Während die Schauspieler probten, lehnte sich Julienne zufrieden auf ihrem Stuhl zurück. Alan und sein seltsames Schloss waren weit weg von ihr. Jetzt zählte nur noch die Bühne und ihre Rolle als Titania. Bis sie ihren Auftritt im zweiten Akt hatte, konnte sie sich entspannen, innerlich sammeln.

„Nun rückt, Hippolyta, die Hochzeitsstunde mit Eil‘ heran; vier frohe Tage bringen den neuen Mond: doch o wie langsam nimmt der alte ab! Er hält mein Sehnen hin …“ Vergnügt hörte Julienne ihrem Kollegen zu, der Theseus sprach.

Im vergangenen Jahr waren sie noch miteinander liiert, aber irgendwann bemerkte sie, dass sie Ben eher wie einen guten Freund mochte, mit dem sie sich nächtelang unterhalten konnte.

Dann trat Hippolyta auf.

„Vier Tage tauchen sich ja schnell in Nächte: Vier Nächte träumen schnell die Zeit hinweg: Dann soll der Mond gleich einem Silberbogen am Himmel neu gespannt, die Nacht beschaun von unserm Fest.“

Julienne liebte Shakespeare. Er ist wundervoll, seine Poesie und sein Scharfsinn einzigartig! Genial wie er die Verirrungen menschlicher Leidenschaft in seinen Dramen verewigte.

Unversehens kam Julienne die Idee. Sollte sie sich Henrike anvertrauen, ihr nach den Proben die merkwürdige Geschichte von Alan erzählen?


Entfesselt - Gefährliche Leidenschaft

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