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KAPITEL 04 Der Dieb

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Marvins Zeichnungen entstanden allesamt, bevor der Alarm ausgelöst wurde. Zu dieser Zeit war der Mann mit Hut und Gehstock noch im Besitz einer gepunkteten Tasche. Betrachteten wir den älteren Herrn jetzt, so fiel auf, dass diese Tasche nicht mehr zu sehen war. Vielmehr lag sie nun im Ablagefach des Kinderwagens, den eine junge Mutter hin und her schaukelte.

Wir vermuteten also, dieser Mann mit Hut und Gehstock müsse der Übeltäter sein. Er bekam den Codenamen „Hut“. Nach unserer Theorie musste Herr Hut die Flagge gestohlen und in seine gepunktete Tasche gesteckt haben. Danach platzierte er eben diesen Beutel im Kinderwagen. Er wollte die Mutter das Diebesgut aus dem Museum schmuggeln lassen. Denn würde der Kinderwagen durchsucht, fiele der Verdacht so unmöglich auf ihn. Später wollte er der nichtsahnenden Frau die Tasche bestimmt wieder abluchsen.

Wir nahmen uns vor, Herrn Hut zu verfolgen. Sobald er die Tasche wieder an sich genommen hatte, wollten wir die Polizei einschalten. Sie würde ihn dann mitsamt dem Diebesgut verhaften.

Als die Polizisten im Museum eintrafen, verrieten wir folglich noch nichts von unserem Verdacht. Die Mutter mit ihrem Baby durfte das Museum kurz darauf verlassen, nachdem sie befragt worden und ihre Personalien notiert waren.

„Wir dürfen sie nicht verlieren“, flüsterte Lilli.

Nervös warteten wir auf unsere Befragung und brachten sie schnell hinter uns, indem wir sämtliche Fragen wie aus der Pistole geschossen beantworteten. Kurze Zeit später wurden wir von einem Polizisten in Richtung Ausgang geleitet. Doch zeitgleich mit uns durfte auch Herr Hut gehen.

Als er zu uns aufschloss, bemerkte ich ein Tattoo auf seinem Handrücken.

„Ihr versucht, die Mutter mit dem Kinderwagen zu finden. Ich bleibe an Herrn Hut dran“, sagte ich im Flüsterton, damit meine Zielperson davon nichts hörte. „Schaltet eure Walkie-Talkies an.“

Unauffällig holten wir unsere Walkie-Talkies hervor und stellten sie an.

Als sich die Türen des Museums öffneten, schlug uns eine gleißende Mittagshitze entgegen. Wir blickten auf ein vollkommen unübersichtliches Gewirr von Menschen: Der weitläufige Marktplatz durchlebte gerade die mittägliche Stoßzeit.

Wie von der Tarantel gestochen flitzte Herr Hut, der seinen Gehstock offenkundig gar nicht nötig hatte, plötzlich die Treppe hinunter und stürzte sich ins Marktgetümmel. Das traf mich völlig unerwartet. Erst nach einer Schrecksekunde setzte ich zur Verfolgung an und hatte da bereits den direkten Blickkontakt verloren. Ich durfte Herrn Hut nicht entkommen lassen. Für Lilli und Marvin galt es, die Mutter, das Baby und vor allem die im Kinderwagen versteckte Tasche mit der Flagge zu entdecken. Wir hetzten die Stufen hinab.

Der Polizist, der uns zum Ausgang geleitet hatte, blickte uns nach und schüttelte verwundert seinen Kopf.

Schon nach wenigen Metern im Gedränge des Marktes sank meine Hoffnung. Von Herrn Hut fehlte jede Spur. Hektisch sah ich mich um.

„Ich sehe ihn nicht mehr“, sprach ich in mein Walkie-Talkie.

Marvin meldete sich: „Da ist ein Turm am Ende des Platzes. Oben ist ein Café mit Balkon.“

„Von da hat man sicher einen guten Ausblick“, antwortete ich.

„Okay, bis gleich“, sagte Lilli. „Ich habe mein Fernglas dabei.“

Das Café war ein piekfeines Etablissement. Als wir in den Eingangsbereich traten, verlangsamten wir automatisch unsere Schritte. Die klassische Musik, die Kellner mit Fliege und die an einen alten Königspalast erinnernde Innenausstattung bremsten uns irgendwie aus. Aber nicht lange.

Lilli erblickte die mit einem roten Teppichläufer ausgekleidete Wendeltreppe und stürzte empor. Kurz darauf fanden wir uns auf dem engen Balkon wieder und sahen uns vielen skeptischen Blicken ausgesetzt. Lilli schien das wenig zu interessieren, denn sie suchte bereits den Marktplatz mit ihrem Fernglas ab.

„Da ist sie! Ich habe sie!“, rief Lilli freudig.

„Die Mutter mit dem Kinderwagen? Wo?“, fragte ich.

„Wartet. Sie hat die Tasche nicht mehr!“

„Das kann nicht wahr sein“, murmelte ich.

„Doch. Sie ist weg“, sagte Lilli und hielt uns das Fernglas hin.

Marvin packte es und sah hindurch.

„Gehören Sie zu einem der Tische?“, fragte uns nun ein Kellner.

Lilli und ich tauschten einen kurzen, aber vielsagenden Blick aus.

„Falls nicht, muss ich Sie bitten zu gehen.“

„Ich glaube, ich sehe die Tasche!“, schrie Marvin aufgeregt, woraufhin sich sämtliche Gäste nach uns umsahen.

„Wo?“, rief Lilli.

„Bitte geht nun“, sagte der Kellner und legte seine Hand auf Marvins Oberarm.

„Ein Stück Erdbeerkuchen“, rief Marvin laut und schüttelte die Hand ab.

„Das macht 12 Euro“, mahnte der Kellner.

„Er hat sich umgezogen!“, rief Marvin. „Aber das ist Herr Hut. Eindeutig. Er hat die Tasche!“


Kannst du den Mann mit dem Codenamen „Hut“ entdecken?

Brauchst du einen Tipp?

Das Vermächtnis des Erfinders

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